Fast alle Nikon-Spiegelreflexkameras im Einsteiger-, Mittelklasse und unteren Profisegment haben Probleme mit
der Blendensteuerung im LiveView. Das Livebild wird grundsätzlich mit der zuletzt verwendeten
Blende angezeigt, und ein Verstellen der
Blende im LiveView bewirkt keine Änderungen am Livebild. Was
Nikon sich dabei gedacht hat, ist mir ein Rätsel. Eine Behebung
des Problems über die Firmware müsste theoretisch möglich sein,
Nikon macht es aber nicht. Das Problem betrifft fast
alle
Nikon Kameras, bis auf die Oberklassemodelle. Selbst die Profimodelle
D7100 und D7200 sind von dem Bug betroffen. Erst bei dem
neuesten Modell, der
Nikon D7500, hat sich die Blendensteuerung etwas verbessert, ist aber immer noch nicht
auf dem Niveau von
Canon.
Wurde zuvor eine Aufnahme mit
Blende 9 gemacht, so wird bei nächsten aktivieren des LiveViews das Livebild mit
Blende 9 angezeigt. Dies führt
leider zu mehreren Problemen. Da bei einer geschlossenen
Blende weniger Licht auf den Sensor gelangt, muss das Signal des
Sensors für das Livebild verstärkt werden, um ein genügend helles Livebild zu erzeugen. Die Kamera verwendet für das Livebild
also eine andere ISO-Einstellung als für die spätere Aufnahme. Das Livebild wirkt verrauscht. Dies gilt insbesondere für Aufnahmen, welche
unter schlechten Lichtverhältnissen gemacht werden sollen.
Bei Makroaufnahmen ist ein exaktes Fokussieren bei Offenblende nötig, um den Schärfepunkt
perfekt setzen zu können. Bei den meisten Nikon-Kameras ist dies im LiveView nur über Umwegen möglich.
Besonders bei
Makroaufnahmen, wo manuell fokussiert werden soll, kann dies
sehr störend sein. Durch das Bildrauschen wird das Livebild besonders unter Zuhilfenahme der Lupenfunktion sehr rauschig und
detailarm. Der
Fotograf ist kaum noch in der Lage über das Livebild die perfekte Schärfe zu finden. Ein Verstellen der
Blende während
des aktivierten LiveViews bringt leider keine Besserung, da die Kamera zwar einen anderen Blendenwert anzeigt, das Livebild
aber weiterhin mit der zuvor verwendeten
Blende angezeigt wird. Aber auch unter guten Lichtbedingungen gestaltet sich das
manuelle Fokussieren kompliziert. Es ist bei geschlossener
Blende kaum möglich, den Punkt der größten Schärfe bspw. auf das Auge
eines
Insekts zu setzen. Es erscheint bei geschlossener
Blende im LiveView ein viel zu großer Bereich scharf. Die exakte Schärfebene
ist so für den Fotografen nicht mehr auszumachen. Wer von
Canon auf
Nikon umsteigt, wird mit Sicherheit frustriert vom
Nikon LiveView sein, denn bei
Canon
wird das Livebild grundsätzich mit offener
Blende angezeigt. Die
Schärfentiefe kann dann ganz einfach mit Hilfe der Abblendtaste
kontrolliert werden.
Die Lösung des LiveView Problems bei Nikon
Um den LiveView trotzdem für Makroufnahmen und manuelles Fokussieren verwenden zu können, gibt es einen Trick. Bevor in den LiveView
gewechselt wird, einfach die
Blende so weit wie möglich öffnen. Bei meinem
Sigma 150mm Makro ist die Offenbelnde 2,8. Ich stelle
also die
Blende, bevor ich in den Liveview wechsle, auf 2,8. Wird jetzt der Liveview aktiviert, wird das Livebild bei
Blende 2,8 angezeigt. Nun ist ein manuelles Fokussieren problemlos und exakt möglich.
Wer sich bereits im LiveView befindet, sollte die
Blende öffnen, den Liveview verlassen und danach wieder in den
LiveView wechseln. Auch dann wird das Livebild mit
Offenblende angezeigt.
Hat man sein Motiv fokussiert, so schliesst man einfach die
Blende auf den gewünschten Wert und das Bild wird bei der
gewünschten
Blende aufgenommen. Nach der Aufnahme allerdings wird das Livebild dann leider wieder mit der bei der Aufnahme verwendeten
Blende angezeigt. Möchte man weitere Aufnahmen machen, bei denen erneut manuell fokussiert werden soll, so muss man das
Prozedere ärgerlicherweise wiederholen.
Blende öffnen, LiveView verlassen, und danach wieder in den LiveView wechseln. Erst dann wird
das Livebild wieder bei
Offenblende angezeigt.
Artikel erschienen am 15.07.2017