Superzoom
Digitalkameras faszinieren mich immer wieder. Sie bieten einen enormen Zoombereich und sind trotzdem relativ klein und
handlich im Vergleich zu Spiegelreflexkameras mit ähnlichen Brennweiten, denn aufgrund des deutlich kleineren
Aufnahmesensors fallen auch die
Objektive dementsprechend kleiner aus. So auch bei der Kodak Pixpro AZ421, welche ich
für ein paar Tage testen konnte.
Die Kodak Pixpro AZ421 bietet einen
enormen Zoombereich mit bis zu 1008mm Brennweite (umgerechnet auf Kleinbild) und ermöglicht so unter anderem die Fotografie scheuer Tiere
aus großer Entfernung.
Die Kodak Pixpro AZ412 ist mit einem 42-fach Zoom ausgestattet, welcher mit einer Anfangsbrennweite von 24mm im moderaten Weitwinkelbereich
beginnt und mit 1008mm im wirklich extremen Telebereich endet. Zudem besitzt sie einen Bildstabilisator, der selbst bei hohen Brennweiten
Freihandaufnahmen ermöglichen soll. Die Kamera bietet eine Auflösung von 16MP, so dass selbst großformatige Bildabzüge möglich sein sollten. Auf dem
Papier hört sich die Kamera also schon einmal grandios an. Aber kann sie mit anderen Kameras mit ähnlichen Spezifikationen mithalten?
Bisher hatte ich nur eine Superzoom-Kamera getestet, die sehr ähnliche Spezifikationen aufweist, die
Nikon Coolpix P510. Da sie ebenfalls mit einem 42x Zoom
ausgestattet ist, werde ich die beiden Kameras hier also immer wieder mal vergleichen.
Der Autofokus der Kodak Pixpro AZ421
Die Kodak Pixpro AZ421 arbeitet wie fast alle digitalen
Kompaktkameras mit einem Kontrasterkennungsautofokus. Für den AF gibt es
drei verschiedene Modi. Standardmäßig ist die
Automatische Messfeldwahl aktiviert. Hier sucht die Kamera das
aus ihrer Sicht passende Fokusmessfeld aus. Meist ist dies ein Bereich mit besonders viel Kontrast oder eine Fokusebene, welche
einen besonders großen Bereich des Bildes abdeckt. In diesem Modus kam es bei mir leider häufig zu Fehlfokussierungen. Die Kamera fokussierte
oft auf den Hintergrund anstatt auf das gewünschte Motiv.
Weiterhin bietet der AF einen Objektverfolgungsmodus an. Hierbei fokussiert die Kamera zunächst mit dem mittleren Autofokusmessfeld. Sobald
sich das fokussierte Motiv dann aus diesem Bereich herausbewegt, wandert das
AF Messfeld dem Motiv hinterher. Dies ist beispielsweise
bewegten Motiven sinnvoll, oder aber wenn das Motiv durch einen Schwenk weiter am Bildrand positioniert werden soll. In
der Praxis ist aber auch diese Funktion an der Kodak Pixpro AZ421 nicht sehr überzeugend. Sobald sich das fokussierte Motiv etwas zu zügig
aus dem Messfeld herausbewegt, verliert die Kamera das Motiv und stellt auf gänzlich andere Bereiche scharf. Ist das Motiv erst einmal verloren,
wird es von der Kamera in der Regel auch nicht mehr wiedererkannt.
Zu guter Letzt gibt es noch die Möglichkeit, nur ein mittleres
AF Messfeld auszuwählen. Für meine Art der Fotografie
ist dies die sinnvollste Einstellung, denn nur so habe ich bei der Kodak Pixpro AZ421 die Kontrolle, worauf die
Kamera wirklich scharfstellt. Nämlich auf das Motiv in der Bildmitte. Tja, schön wär's jedenfalls. Nur leider verfing sich der Autofokus auch hier
sehr oft im Hintergrund. Insbesondere bei Teleaufnahmen von kleinen
Vögeln. Und dies obwohl das gewählte Autofokusmessfeld komplett
vom
Vogel ausgefüllt wurde, ja sogar häufig dann, wenn der
Vogel fast bildfüllend fotografiert werden sollte. Wie die Kameraelektronik dann
darauf kommt, auf den Hintergrund zu fokussieren, ist mir ein Rätsel. In der Praxis
war dies jedenfalls sehr frustrierend und verhinderte viele Aufnahmen.
Bildqualität der Kodak Pixpro AZ421
Dass Superzoom-Objektive zumindest in der Spiegelreflexfotografie nicht unbedingt den besten Ruf haben, da sie häufig nicht
die gewünschte Schärfe und Auflösung liefern und deshalb immer nur ein Kompromiss sind, dürfte den meisten geläufig sein.
Etwas anders scheint es bei Kompakt- und Bridgekameras zu sein. Hier hat die
Nikon Coolpix P510 bewiesen, dass ein 42x Zoomobjektiv
tatsächlich in der Lage ist, gut aufgelöste Bilder zu liefern. Um nun auch die Kodak Pixpro AZ421 zu testen,
habe ich
Singvögel angefüttert und aus einem Tarnzelt heraus fotografiert. Jeweils mit und ohne Stativ, um auch die
Leistung des internen Bildstabilisators beurteilen zu können. Und tatsächlich, auch die Kodak Pixpro AZ421 lieferte brauchbare Bilder, zumindest dann, wenn
der Autofokus auch auf das gewünschte Motiv fokussiert hat, und die Kamera auf einem Stativ montiert war. Im Vergleich zu
Nikon Coolpix P510 waren die
Bilder allerdings bei weitem nicht so
gut aufgelöst.
Mit 1000mm Brennweite lassen sich kleine Vögel wie diese
Blaumeise aus mehreren Metern Entfernung formatfüllend fotografieren.
Ob die schlechtere Auflösung nun an der Güte des Zoomobjektives oder aber an der internen Bildverarbeitung liegt, ist schwer zu sagen. Denn leider
lassen sich mit der Kamera keine Bilder im Rohdatenformat (RAW-Format) aufnehmen, an welchen man feststellen könnte, ob eventuell die interne Rauschunterdrückung
zu stark eingreift, und die Aufnahmen deshalb relativ detailarm sind. Da diese schwache Auflösung über den gesamten Brennweitenbereich
vorhanden ist, vermute ich das Problem eher in der Kamera am Sensor und in der internen Bildaufbereitung. Denn bei genauerer Ansicht scheinen
bereits bei einer Empfindlichkeit von ISO100 fotografierte Bilder schon kameraintern stark entrauscht zu werden.
Zwei 100% Crops aus dem Blaumeisenbild. Die
Aufnahme wurde bei ISO100 aufgenommen. Deutlich ist zu erkennen, dass das Bild von der Kamera stark entrauscht wurde. Die Bereiche
im Hintergrund wirken grob fleckig, feinste Gefiederdetails fehlen
Noch deutlicher wird das Problem bei ISO200. Verglichen mit der
Coolpix P510 sind die Unterschiede der beiden Kameras dann schon
enorm. Bei den zwei folgenden Bildern habe ich ein Blatt im Moos bei gleichen Einstellungen (ISO200) fotografiert. Das
Bild der Kodak Pixpro AZ421 weist dabei kaum noch feinere Details auf, während sich die
Nikon noch "verhältnismäßig" gut schlägt.
Die Nikon Coolpix P510 liefert bei ISO200 deutlich mehr feine Details als die Kodak Pixpro
AZ421.
Die interne Rauschunterdrückung der
Kodak scheint also sehr aggressiv zu arbeiten und ich denke auch, dass der Sensor von Haus aus
schon etwas mehr Bildrauschen abliefert, als der Sensor der
Nikon. Das ist schade, denn gerade bei solch hohen Brennweiten ist
man häufiger gezwungen, höhere ISO-Empfindlichkeiten zu verwenden, um auf die nötigen
Verschlusszeiten für verwacklungsfreie Aufnahmen
zu kommen. Ab ISO400 wird durch die interne Rauschunterdrückung die Bildqualität derart schlecht, dass selbst schon kleine DIN A5 Abzüge
unansehnlich wirken. Hier liegen Welten zwischen der Bildqualität der
Coolpix P510 und der Kodak.
Der Bildstabilisator
Die Kodak Pixpro A421 besitzt einen Bildstabilisator, der selbst bei großen Brennweiten Freihandaufnahmen ermöglichen soll. Leider arbeitet
der Bildstabilisator nur halbwegs überzeugend. Mit der
Nikon Coolpix P510 bekomme ich bei gleicher Brennweite und
Verschlusszeit
knackigere Bilder hin. Wer ein Stativ hat, der sollte dies bei Verwendung der Kamera im äußeren Telebereich auf jeden Fall einsetzen. Die Qualität
der Bilder wird dadurch deutlich verbessert.
Handling
In den Menüs der Kamera habe ich mich schnell zurecht gefunden, wohl auch deshalb, weil die Kamera in Bezug auf Einstellmöglichkeiten
recht zurückhaltend ausgerüstet ist. Sie liegt gut in der Hand, fühlt sich aber nicht so hochwertig an wie die
Nikon Coolpix P510.
Sehr negativ aufgefallen ist mir, dass die Kamera beim Betrachten der Bilder nach einigen Sekunden das
Objektiv einfährt. Dumm
gelaufen, wenn man kurz mal die eben gemachten Bilder kontrollieren möchte, die Kamera das
Objektiv einfährt und in genau diesem
Moment ein Motiv vor der Kamera erscheint. Denn durch Drücken des Auslösers wird zwar der Wiedergabemodus beendet und die Kamera in den Aufnahmemodus versetzt,
das
Objektiv bleibt jedoch im eingefahrenen Zustand, also im Weitwinkelbereich. Hierdurch sind mir so einige Motive
durch die Lappen gegangen. Zusammen mit dem AF, welcher gerne mal auf den Hintergrund fokussiert, werden richtige Treffer somit häufig zum Glücksspiel.
Diese Sumpfmeise wurde freihand bei ISO100
und knapp 1000mm Brennweite mit der Kodak Pixpro AZ421 fotografiert. Wenn der AF trifft und niedrige ISO-Empfindlichkeiten verwendet werden, dann ist die Bildqualität
absolut brauchbar.
Fazit
Die Kodak Pixpro AZ421 ist eine Superzoomkamera mit einem 42-fach Zoom. Sie erreicht im Telebereich über 1000mm Brennweite.
Tierfotografen können so aus
großer Entfernung kleine Tiere fotografieren, ohne diese zu stören. In der Praxis neigt der Autofokus im Telebereich allerdings dazu, auf den
Hintergrund scharfzustellen. Unter Umständen muss also wiederholt fokussiert werden, bis der Autofokus letztendlich trifft.
Für Schnappschüsse ist die Kamera aus diesem Grund leider nicht geeignet.
Die Bildqualität ist sehr durchwachsen. Bei ISO80 und ISO100
ist diese noch brauchbar. Andere Kameras mit ähnlicher Auflösung (beispielsweise die
Nikon Coolpix P510) bieten aber meist eine bessere Bildqualität.
Bei höheren ISO-Empfindlichkeiten wird der Unterschied noch größer. Größere Abzüge von den Bildern wirken dann verwaschen und unscharf.
Dafür ist die Kodak Pixpro AZ421 mit nur
149,- EUR allerdings unschlagbar günstig. Es gibt meines Wissens
keine andere Kamera, die für so wenig Geld so viel Brennweite liefert. Für Einsteiger mit kleinem Budget und nicht allzu hohen Ansprüchen
an die Bildqualität bei höheren ISO-Werten ist die Kamera durchaus empfehlenswert.
Artikel erschienen am 22.03.2016