Einsteigerkameras aus dem Spiegelreflexsegmet von
Canon oder
Nikon sind sehr beliebt. Aber sind diese Kameras auch
für den anspruchsvolleren Naturfotografen zu gebrauchen. Ich habe mir die
Canon EOS 1200D mal etwas näher angeschaut und
in der Praxis getestet.
Die
Canon EOS 1200D bietet 18 MP, genauso viel wie auch die
Canon EOS 7D und nur geringfügig weniger als die immer noch aktuelle (Stand 2016)
Canon EOS 7D Mark II mit ihren 20 MP. 18 MP sollten leicht auch für großformatige und qualitativ hochwertige Ausdrucke reichen.
Die Canon 1200D mit dem EF-S 18 bis 55mm DC III, welches für ein Kitobjektiv eine relativ
geringe Naheinstellgrenze von 25cm aufweist. Dennoch handelt es sich hierbei um kein richtiges Makroobjektiv, wie der Schriftzug
auf dem Objektiv vermuten lassen könnte.
ISO Empfindlichkeiten können von
ISO 100 bis
ISO 12800 eingestellt werden, so dass in vielen Fällen auch bei schlechtem Licht
noch verwacklungsfreie Aufnahmen möglich sein sollten. Als Bildprozessor wird der DIGIC 4 eingesetzt, welcher in leicht verbesserter
Form als DIGIC 4+ auch noch im brandaktuellen Nachfolgemodell, der
Canon EOS 1300D, zu finden ist.
Die
Canon EOS 1200D besitzt einen 3 Zoll großen Monitor, welcher mit nur 460.000 Pixeln recht niedrig auflöst. Hier hat
Canon bei
dem Nachfolgemodell mit 900.000 Pixeln deutlich nachgebessert.
Mit einem Gewicht von 480g ist sie im Vergleich zu den etwas größeren Modellen ein richtiges Leichtgewicht, wird
aber von der Einsteigerklasse bei
Nikon, der
Nikon D3400, mit nur 395g deutlich unterboten.
Weitere technischen Daten findet Ihr auf der Herstellerwebsite :
Canon EOS 1200D
Autofokus
Gerade im Einsteigersegment sollte der Autofokus einfach zu bedienen und zielsicher sein, denn Einsteiger werden
sich in der Regel auf den Autofokus verlassen und wohl nur selten manuell fokussieren. Die
Canon EOS 1200D ist die erste Einsteigerkamera, welche
ich von
Canon in Händen hatte, und ehrlich gesagt, der Autofokus hat mich nicht überzeugt.
Die
Canon EOS 1200D stellt dem Fotografen frei auswählbare AF-Felder zur Verfügung, im Auslieferungszustand ist die Kamera
allerdings so eingestellt, dass die automatische
Messfeldvorwahl aktiviert ist. Die Kamera wählt also selbst das AF-Feld bzw. die AF-Felder aus, mit welchen
sie fokussiert. Woher aber soll die Kamera wissen, auf was im Bild fokussiert werden soll? Sie kann es nicht wissen, und somit sind bei einem
Fotoeinsteiger alleine durch diese Grundeinstellung schon massenhaft fehlfokussierte Bilder vorprogrammiert. Das erste was nach
dem Kauf dieser Kamera zu tun ist, ist also die Deaktivierung der
automatischen Messfeldvorwahl. Hierzu muss im Fotografiermodus die Lupen+ Taste gedrückt werden. Mit der
Set Taste kann jetzt zwischen
automatischer Messfeldwahl und
manueller Messfeldwahl ausgewählt werden. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, warum
bei den meisten Kameras im Auslieferungszustand die
automatische Messfeldwahl aktiviert ist.
Aber auch nach Aktivieren der
manuellen Messfeldwahl waren die Ergebnisse enttäuschend. Fast alle Motive waren nicht
korrekt fokussiert. Die Schärfe lag ausnahmslos zu weit vorne.
Bei fast allen Aufnahmen saß der Fokus der Canon EOS 1200D zu weit vor dem Motiv. Bei diesem Bild
wurde auf die 4 fokussiert, scharf ist aber der Pfeil im Vordergrund.
Die mir zum Testen zu Verfügung gestellte
Canon EOS 1200D hatte also eindeutig einen Frontfokus und ist in der Praxis so nicht zu
gebrauchen. Da die Kamera keine Fokus-Feinjustage im Menü anbietet, müsste der
Fotograf die Kamera zur Justage an eine
Canon Servicewerkstatt schicken - ärgerlich.
Wie treffsicher der Autofokus bei einer korrekt justierten Kamera arbeiten würde, kann ich aufgrund der Dejustierung der
mir zur Verfügung stehenden Kamera leider nicht beurteilen.
Bildqualität und Auflösung
Die
Canon EOS 1200D liefert Bilder mit einer Auflösung von 18MP. Dies ist ausreichend für fast alle Verwendungszwecke, insbesondere
im privaten Bereich. Zwar liefern die Einsteigerkameras von
Nikon schon seit langem Bilder mit
24MP, in der Praxis ist dies für den Hobbyfotografen aber kaum relevant. Nur wenn später größere Ausschnitte aus dem
Bild entnommen werden sollen, sind die 24MP der
Nikon Kameras im Vorteil.
Die
Canon EOS 1200D bringt authentische Farben und die Bilder wirken selbst mit den Kitobjektiv
Canon EF-S 18-55 1:3,5-5,6 III knackig
und brillant.
Ein Grasfrosch im Wald. Fotografiert mit der Canon EOS 1200D in Verbindung mit dem Canon EF 180mm f3,5 L USM. Die Kombination
lieferte knackige Bilder mit sehr natürlichen Farben.
Wie bei den meisten
Canon DSLRs mit einer Auflösung von 18MP tritt auch bei der
Canon EOS 1200D schon bei
ISO 100 ein
merkliches Grundrauschen auf. Nicht das dies in der Praxis sehr störend wäre, aber Hersteller wie
Nikon mit Ihren Sony-Sensoren
haben dies etwas besser im Griff. Insbesonders dann, wenn RAW-Bilder der
Canon EOS 1200D nachträglich
bspw. in Adobe Lightroom aufgehellt werden sollen. In diesen Fällen wird das Grundrauschen dann nochmals stärker sichtbar.
Ein Ausschnitt aus dem Grasfroschbild. Selbst bei ISO100 und keinerlei nachträglicher
Schärfung ist ein Grundrauschen erkennbar.
Bei höheren Empfindlichkeiten ab ISO800 wirkt das Rauschen schon leicht störend, bis
ISO 1600 kann man aber relativ problemlos fotografieren und
die Bilder sind selbst für größere Ausdrucke noch zu gebrauchen. Höhere Empfindklichkeiten sollten nur in absoluten Notfällen verwendet
werden.
Ausstattung
Eine Einsteigerkamera kann und soll natürlich nicht die Ausstattung von Profikameras bieten, dennoch frage ich mich, warum Fotografen in solch
hochauflösenden Kameras nicht grundsätzlich auch die nMöglichkeit gegeben wird, den Fokus zu justieren. Vor allem dann, wenn die Hersteller nicht
in der Lage zu sein scheinen, korrekt justierte
Objektive und Kamera in den Handel zu geben.
Als begeisterter Makrofotograf fehlt mir bei der
Canon EOS 1200D auch die Möglichkeit mit einer
Spiegelvorauslösung zu
arbeiten.
Makroaufnahmen unter schlechten Lichtbedingungen sind dadurch häufig verwackelt oder es fehlt einfach das letzte Quäntchen
an Schärfe. Auch der Liveview ist, wie irrtümlich oft behauptet wird, in diesem Fall keine wirklich Lösung, da auch hier der Spiegel kurz hochklappt und zu
Schwingungen führt, welche unnötige Unschärfen ins Bild bringen.
Ansonsten ist die Ausstattung für eine Einsteigerspiegelreflexkamera durchaus ausreichend.
Handling und Haptik
Die
Canon EOS 1200D ist mit 480g ein Leichtgewicht. Von Ihren Abmessungen her ist sie recht klein, liegt aber dennoch sehr gut in der
Hand. Die Fingermulde auf der Vorderseite ist perfekt geschnitten und auch der Daumen findet genügend Platz in der
Daumenmulde auf der Rückseite.
Die Menüs sind wie von
Canon gewohnt sehr übersichtlich gestaltet und nicht überladen. Nach regelmäßiger Benutzung
sollte auch ein Anfänger schnell die Funktionen finden, welche er benötigt.
Fazit
Fast alle DSLR-Hersteller haben gute Einsteigerkameras im Sortiment. Die
Canon EOS 1200D ist eine davon. Die
mir zur Verfügung gestellte Kamera hatte allerdings Fokusprobleme aufgrund eines nicht korrekt justierten
AF-Moduls, was sicherlich nicht die Regel ist.
Die
Canon EOS 1200D liefert brilliante Fotos mit einer sehr guten Auflösung und authentischen Farben. Vermisst habe
ich eine
Spiegelvorauslösung und die Möglichkeit den Fokus selbst zu justieren (AF-Feinabstimmung). Diese Möglichkeiten werden
in der Einsteigerklasse aber auch von den anderen Herstellern nicht geboten. Ansonsten ist die
Canon EOS 1200D eine sehr gute
Einstiegsmöglichkeit in die Spiegelreflexfotografie. Mit einen Preis von
359,90 €
mit Kitobjektiv ist sie zudem recht günstig.
Wer WLAN und NFC benötigt sollte sich auch mal die
Canon EOS 1300D anschauen. Diese gibt es derzeit ebenfalls für
359 € mit Kitobjektiv, die sonstige Ausstattung ist
so gut wie identisch mit der
Canon EOS 1200D.
Für alle die häufig große Ausschnitte aus Ihren Bildern entnehmen, ist
Nikon D3400 mit Ihren 24 MP Auflösung die richtige Wahl. Sie ist mit
571,19 € inkl. Kitobjektiv
aber merklich teurer. Die Ausstattung der
Nikon Einsteiger-Kameras ist denen der Canon-Einsteigerkameras recht ähnlich. Bei
Nikon
ist allerdings zu beachten, dass die Einsteiger- und Mittelklassekameras ältere Nikon-Objektive mit Stangen-AF nicht mehr unterstützen. Wer
also noch
Nikon Objektive aus Analogzeiten liegen hat, und aus diesem Grund in digitale Spiegelreflexfotografie einsteigen möchte, müsste
auf Semiprofessionelle Kameras wie die
Nikon D7200 ausweichen.
Artikel erschienen am 11.10.2016