Liebe Leser. Da erscheint heute (am 08.03.2012) in den Pressemitteilungen, das in Kürze die neue
Canon EOS 650D im Handel
erhältlich sein wird. Und mir fällt darauf nichts Besseres ein, zeitgleich einen Praxistest zur jetzt wohl
veralteten
Canon EOS 600D zu veröffentlichen. Nun denn, ein wirkich direkter Nachfolger ist die 650D ja auch nicht.
Die 600D bleibt (vorerst) trotzdem im Handel erhältlich - eventuell in Kürze sogar vielleicht etwas günstiger.
Zudem werden wohl mit dem Erscheinen der 650D in Kürze etliche 600er Modelle (nämlich die der Umsteiger) im
Gebrauchthandel oder in der Bucht zu erwerben sein. Soo schlecht ist der Veröffentlichungstermin meines Testberichtes also
doch nicht (oder : man kann sich halt alles schönreden).
Die
Canon EOS 600D ist seit dem 07.02.2011 im Handel erhältlich. Sie besitzt wie die
Canon EOS 7D und die
Canon EOS 60D einen
18 Megapixel Sensor. Zudem hat Sie einige Funktionen von Ihren größeren Schwestern "geerbt", so zum Beispiel die drahtlose
Steuerung eines externen Blitzes mit Hilfe des eingebauten Blitzes der zu einem Masterblitz umfunktioniert werden oder den
Klappmonitor der 60D, welcher unter anderem für mich das Haupt-Kaufkriterium war, um bei
Makroaufnahmen aus Bequemlichkeit
nicht immer auf dem nassen Erdboden liegen zu müssen. Und schon nach wenigen tagen wusste ich, dass dies die richtige
Entscheidung war. Noch nie konnte ich so leicht bodennahe
Makroaufnahmen machen. Auch war ich neugierig, auf die in so
vielen Testberichten erwähnte leicht bessere Bildqualität der
Canon EOS 600D gegenüber der
Canon EOS 7D, welche ich so, wie
sie in vielen Zeitschriften beschrieben wurde, im Großen und Ganzen nicht bestätigen kann. Die 600D macht gute Bilder,
keine Frage. Aber einen tatsächlichen Auflösungsgewinn konnte ich, nachdem ich die
RAW Bilder gelich entwickelt habe,
nicht mehr feststellen. Beim Rauschenverhalten der
Canon EOS 600D allerdings, scheint es tatsächlich leichte Unterschiede
zur
Canon EOS 7D zu geben, aber dazu später mehr.
Fangen wir jetzt erst einmal mit dem Autofkus der
Canon EOS 600D an.
Der Autofokus der Canon EOS 600D
Die
Canon EOS 600D arbeitet im Sucherbetrieb beim Phasen-AF mit 9 AF-Sensoren, der mittlere ist ein Kreuzsensor. Im Gegenseatz
dazu arbeitet die
7D mit 19 Kreuzsensoren (der mittlere ist sogar ein Doppelkreuzsoensor und noch genauer) und die 60D mit
9 Kreuzsonsoren. Hier ist die 600D also deutlich schelchter bestückt als Ihre größeren Schwestern. In der Praxis macht sich
dies auch deutlich bemerkbar. Besonders im Betrieb meines großen EF 400 2,8 L IS USM Teleobjektivs in Verbindung mit
Konvertern ist die
7D etwas zielsicherer (besonders bei bewegten Motiven) im Fokussieren. Verwende ich das 400er ohne
Konverter ist auch ein merklicher Unterschied in der Fokussiergeschwindigkeit auszumachen. Auch bei schnell
bewegten Aufnahmen hat die
7D klar die Nase vorn. Aber die 600D schlägt sich in allen Disziplinen ebenfalls recht gut, halt
nur ein wenig langsamer.
Ein Schilfrohrsänger im Reet. Ein schwieriges Motiv für den Autofikus, nicht nur weil viele andere kontrastreiche Halme
in der Nähe des AF-Feldes waren und den AF irritierten, sondern weil am Tag der Aufnahme auch ein starker Wind wehte. Der
Vogel bewegte deshalb mitsamt der Halme dauernd von der Kamera weg und wieder zu ihr hin. Der AI SERVO Fokus hat den Vogel
dennoch in etlichen Aufnahmen relativ sauber fokussiert. In der gleichen Situation alerdings hatte die 7D allerdings mit
identischen AF Einstellungen deutlich mehr Treffer.
Bei statischen Motiven sitzt der Fokus bei mir an allen
Objektiven fast immer punktgenau, somit vermisse ich die bei der
600D nicht vorhandene Möglichkeit zum AF-Feintuning auch nicht :-) !
Viele verschiedene Eisntellungen bezüglich des Afs gibt es bei der
Canon EOS 600D wie auch bei den anderen dreistelligen
Canon DSLRs nicht. Entweder man wählt eines der
AF Messfelder manuell oder man überlässt der Kamera die Wahl des
AF-Feldes. Zweiteres würde ich nicht empfehlen, man hat einfach zu wenig Einfluss darauf, was die Kamera fokussiert. Außer
bei einem
Vogel vor blauem Himmel sehe ich nicht viele Verwendungszwecke dieser Funktion.
Die AF Modi wiederum sind wie auch bei den größeren Modellen. Es gibt einmal den Einzel AF, dann den kontinuierlichen Autofkus, sowie
Canons
intelligenten, der ja nach Motiv selbst erkennen soll, ob das Motiv bewegt ist, oder nicht. Ich selber verwende entweder den
ONE SHOT AF oder den AI SERVO AF. Der Kamera überlasse ich die Entscheidung nur ungern.
Der Kontrast-AF der Canon EOS 600D im Live View
Über den Kontrast AF der
Canon EOS 600D liest man in Fachzeitschriften eigentlich durchgehend nur Negatives. Er sei zu langsam und undsicher,
funktioniere bei wenig Licht eigentlich garnicht. Nun hatte ich eigentlich schon damit gerechnet, dass der Kontrast-AF im LiveView der
600D deutlich schlechter als der der
EOS 7D ist. Allerdings konnte ich beim besten Willen an meiner
Canon EOS 600D keinen
wirklich deutlichen Unterschied zum Kontrast AF der
7D feststellen. Beide sind recht (oder besser gesagt ZU) langsam und
in der Praxis eventuell noch zusammen mit der Lupen-Ansicht für sich nicht bewegende Makromotive oder sonstige über mehrere
Sekunden stationäre Motive geeignet.
Sicherlich wird in naher Zukunft der Kontrast AF bald auch bei den DSLRs im LiveView eine ähnliche Geschwindigkeit
besitzen oder sogar merklich schneller sein, wie bei den Kompakten oder es wird, wie jett bei der 650D eine Hybrid-Lösung
verwendet werden. Ob diese AF-Geschwindigkeiten in Zukunft nun auch an alten
Objektiven möglich sein werden oder nur bei
den neuen, gerade zusammen mit der
Canon EOS 650D vorgestellten neuartigen STM
Objektiven wird sich zeigen.
Der LiveView Modus und das schwenkbare Display der 600D
Beim Aufkommen des LiveViews vor einigen Jahren wurde dies noch in sämtlichen Foren belächelt. Heute ist der LiveView
ein fester Bestandteil fast aller aktuellen digitalen Spiegelreflexkameras und wird von vielen Fotografen gerne
verwendet. Er ist in meinen Augen eine nicht mehr wegzudenkende Bereicherung der DSLR-Kameras. In der
Makrofotografie
verwende ich eigentlich ausschliesschlich den LiveView, da ich hier die Schärfe mit Hilfe der 10x Lupe so exakt
legen kann, wie es vorher kaum möglich war. Zudem entfällt beim Auslösen der Spiegelschlag, der in der
Makrofotografie
ansonsten oft für Verwacklungen gesorgt hat, welche nur durch die zeitfressende
Spiegelvorauslösung zu vermeiden
waren.
Ein Weibchen der Hufeisen-Azurjungfer fotografiert bei Blende 6,3. Die relativ offene Blende war möglich, da ich die Libelle mit Hilfe des LiveViews exakt parallel zur Schärfebene ausrichten konnte. Nur mit dem kleinen Sucher der Canon EOS 600D wäre dies (für mich zumindest) nicht ohne weiteres möglich gewesen. Da man im LiveView mit Hilfe der Lupenfunktion viel exakter Fokussieren kann als durch den Sucher, verwende ich bei Makroaufnahmen deshalb nur noch den LiveView.
Das Arbeiten im LiveView hat noch einen weiteren Vorteil. Ich benötige nicht zwingend die
Spiegelvorauslösung, da der Spiegel im
LiveView dauerhaft hochgeklappt ist. Somit bin ich ein wenig schneller. In einigen Situationen ist die Spieglvorauslösung allerdings
auch im LiveView nötig. Nämlich dann, wenn man mit einem Blitz das Motiv aufhellen möchten. Für den Messblitz nämlich, der
kurz vor der Aufnahme ausgesendet wird, wird nämlich der Spiegel kurz heruntergeklappt (sofern man den Blitzstärke nicht manuell
eingestellt hat). Also, bei Blitzaufnahmen im Makrobereich in der Regel trotz LiveView die
Spiegelvorauslösung aktivieren. Der LiveView
der
Canon EOS 600D ist ansonsten recht ausgereift und unterschiedet sich eigentlich nicht vom LiveView der
7D oder der 60D.
Von der
7D unterschiedet sich die 600D allerdings druch ddas schwenkbare Display. Und dies war auch der Hauptgrund für den
Kauf der 600D. Da ich bei
Makroaufnahmen, wie eben gesagt, fast ausschliesslich mit dem LiveView arbeite, musste ich bei der
7D bei bodennahen Aufnahmen immer im Gras liegen und mir dann abends massenweise Zecken vom Körper sammeln. Dies hat jetzt
ein Ende, denn mit dem Klappmonitor bringt das Fotografieren von bodennahen Motiven wieder Spass. Aus der Hocke kann
ich sämtliche Einstellungen vornehmen, ohne mich in sonderlich unbequeme Positionen begeben zu müssen. Der Monitor der
600D ist also rundum gelungen.... Nein das ist er leider doch nicht ganz, denn...
Im Sonnenlicht ist der Monitor der 600D fast nicht abzulesen. Weder beim Fotografieren noch beim Betrachten der gemachten
Aufnahmen ist ausser Spiegelungen etwas auf dem Monitor zu erkennen. Leider...
Bildqualität und Farbwiedergabe
Die Bildqualität der
Canon EOS 600D würde ich als sehr gut bezeichnen. Die JPGs direkt aus der Kamera wirken sogar noch einen
Tick schärfer als die aus der
Canon EOS 7D, was aber unter anderem auch an der anderen kamerainternen Aufbereitung der
Bilder liegt. So werden die Bilder in der 600D anders nachgeschärft als in der
7D. Entwickelt man
die RAW-Bilder allerdings gleich (im beiliegenden aktuellen Programm DPP 3.10 aknn man jetzt zusätzlich die Art der Schärfungsmethode auswählen),
so konnte ich mit dem bloßen Augen keinen deutlichen Auflösungsvorteil der 600D feststellen.
Kurz gesagt : Auch wie die
7D liefert wie die 600D bei Verwendung guter Optiken eine enorme Detail-Auflösung.
Kommen wir nun zum Rauschverhalten der 600D. Die 600D rauscht bei niedrigen Empfindlichkeiten (bis ISO400) bei mir merklich
weniger als die
7D. Dies fällt besonders beim Luminanzrauschen auf. Deutlich wird dies vor allem bei längeren
Belichtungszeiten. Für
Makroaufnahmen (wo ich häufig auch auf Belichtungszeiten von 1 Sekunde und mehr komme) verwende ich aus
diesem Grund viel lieber die 600D als die
7D. Die Bilder sind einfach merklich sauberer und daurch leichter zu
Bearbeiten. Bei höheren ISO-Werten ist der Unterschied nicht mehr so deutlich. Bis
ISO 1600 kann man mit der 600D wunderbar fotografieren wenn
man die Bilder nicht allzugroß ausbelichten lassen will, ab
ISO 3200 empfinde ich das Rauschen doch schon als störend und auch
die Wiedergabe der Farben wird deutlich schlechter.
ISO 3200 und höher würde ich nur in absolutuen Notfällen verwenden.
Für Bilder die verkauft werden sollen, bewege ich mich auch bei der 600D bei Empfindlichkeiten bis
max 400
ISO und in seltenen Fällen bis 800
ISO. Wo immer es geht, verwende ich
ISO 100.
Die Farbwiedergabe der
Canon EOS 600D ist ebenfalls deutlich anders als die der
7D. Und dies bei identlischem Bildstil und
sonstigen Einstellungen. Leider gefallen mir die Farben der 600D nicht ganz so gut wie die der
7D, insbesondere die Grüntöne
entsprechen nicht dem, was ich als natürlich empfinde. Dies fällt insbesondere bei bewölktem Himmel auf, bei Sonnenlicht
entsprechen die Aufnahmen dann wieder eher meinem persönlichen Seheindruck. Bei bewölktem Himmel habe ich versucht,
mit Hilfe einer Graularte einen Weissabgleich durchzuführen. Die Ergebnisse kamen dann meinem persönlichen
Seheindruck wieder ein Stückchen näher.
Die Canon EOS 600D liefert in den Standard-Einstellungen knackige und sehr gesättigte Farben. Besonders bei den Rottönen finde ich es persönlich manchmal schon grenzwertig. Auch das Grün z.B. eines Rasen wirkt manchmal etwas
giftig und grell.
Insgesamt würde ich die Bildqualität als sehr gut bezeichnen. Besonders die JPGs wirken schon direkt aus der Kamera
knackig und benötigen kaum mehr einer Nachbearbeitung. Es bringt richtig Spass, sich
die JPEGs direkt nach dem Fotografieren anzuschauen. Auch in der 100% Ansicht. Will man die Bilder allerdings
aufwendig nachbearbeiten, so kann dies dann allerdings auch von Nachteil sein, da die
Bilder sich durch die gesättigten Farben und bereits deutliche Schärfung später im Bildbearbeitungsprogramm etwas schlechter
nachbearbeiten lassen. Hier sollte man dann auf RAW-Bilder zurückgreifen und bei der
RAW Entwicklung vor dem Bearbeiten
etwas dezenter Schärfen und eventuell auch die Sättigung und den Kontrast ein wenig anpassen.
Fazit
Mit der
Canon EOS 600D habe ich mich sehr schnell angefreundet. Sie liefert knackige Bilder, der AF ist für viele Situationen
auch noch schnell genug und zudem bei mir bei all meinen
Objektiven sehr zuverlässig und punktgenau. Die LiveView-Modus ist auch
schon wie bei den anderen
Canon DSLRs sehr ausgereift und das schwenkbare Display ideal für die
Makrofotografie. Bis
auf die nicht immer ganz authentisch wirkenden Farben und den schlecht enstpiegelten Monitor bin ich mit der 600D sehr glücklich.
Wo immer ich auf die schnelle Serienbildgeschwindigkeit oder den ausgereiften AF mit Messfelderweiterungen (und sonstige AF Einstellungen)
der
7D verzichten kann, nehme ich jetzt die kleine 600D.
Artikel erschienen am 08.06.2012