Die gehobenen Einsteiger-Spiegelreflexkameras vieler Hersteller haben mittlerweile
einen so riesigen Funktionsumfang und eine solche Ausstattung, dass sie den "Großen" in nicht mehr
viel nachstehen. Einige Leistungsmerkmale sind vielleicht etwas gedrosselt, um den Profimodellen
nicht den Rang ab zu laufen. Dennoch sollte jeder Hobbyfotograf mit den neusten Einsteigermodellen
für ambitionierte Hobbyfotografen glücklich werden.
Für April 2017 hat
Canon jetzt gleich zwei neue Modelle aus diesem Segment angekündigt. Die
Canon EOS 800D und die
Canon EOS 77D. Die beiden Kameras sind fast identisch, was Leistung und auch
Abmessungen angeht, nur das die 77D zusätzlich ein LCD Schulterdisplay und eine Kopfhörerbuchse aufweist.
Erstmalig im Einsteigersegment wurde hier der Dual-Pixel AF verbaut, der es auch im Live View
ermöglicht, schnell und präzise zu fokussieren. Dazu später mehr. Kommen wir jetzt erst einmal
zu den technischen Daten der Kameras.
Technische Daten Canon EOS 800D bzw. Canon EOS 77D
Da die beiden Modelle fast identisch ausgestattet sind, fasse ich die technischen Daten hier einmal zusammen. Sowohl die
77D als auch die 80D sind mit einem 24,20 MP Sensor ausgestattet und liefern somit Bilder mit den
Abmessungen von 6000x3000 Pixeln. Es handelt sich beim verbauten Sensor um einen
Dual Pixel Sensor, welcher
auch im LiveView bei hochgeklapptem Spiegel mit einem Phasen AF schnell und treffsicher fokussieren kann. Auch
während des Videobetriebs sollte so ein schneller AF möglich sein.
Die Abmessungen der Kameras betragen bei beiden Kameras 13,1 x 9,9 cm. Im Gewicht gibt es kaum einen Unterschied,
die 800D wiegt 532g, die
Canon EOS 77D 540g. In der Praxis ist dieser geringe Gewichtsunterschied nicht
relevant.
Beide Kameras haben im Phasenbetrieb 45
AF Messfelder, welche alle hochempfindliche Kreuzsensoren sind. Im
LiveView arbeitet ein Dual-Pixel Phasen AF, wodurch die Kamera auch im LiveView und
im Videobetrieb schnell und sicher fokussieren kann.
Im Gegensatz zu den 24 MP
Nikon Kameras ist in der
Canon EOS 800D und der
Canon EOS 77D ein Tiefpassfilter verbaut, dieser
soll Moire-Effekte in den Bildern vermindern, geht aber auch ein wenig auf Kosten der Details.
Die
Canon EOS 800D und die
Canon EOS 77D bieten beide
Verschlusszeiten von 1/30s bis 1/4000s. Dies unterscheidet
sie deutlich von den semiprofessionellen Modellen wie der 80D und 70D, welche
Verschlusszeiten von bis zu
1/8000s ermöglichen. Für Langzeitbelichtungen kann der Bulb Modus aktiviert werden.
Der optische Sucher beider Modelle hat eine Bildfeldabdeckung von ca. 95% und eine Vergrößerung von
0,82fach. Der rückseitige Monitor ist dreh- und schwenkbar und somit gut für Aufnahmen aus ungewöhnlichen
Perspektiven geeignet, 1.040.000 Bildpunkte sorgen hierbei für ein gestochen scharfes und hochaufgelöstes Bild.
Weitere technische Daten gibt es auf der
Canon-Website zur Canon EOS 800D beziehungsweise zur
Canon EOS 77D.
Der Autofokus der Canon EOS 800D bzw. Canon EOS 77D
Im Hinblick auf die Vorgängermodelle hat sich beim Autofokus eine Menge getan. Die 700D hatte nur 7 Kreuzsensoren,
diese wurden bei der 800D auf 45 Kreuzsensoren aufgestockt, womit sich jetzt punktgenau auf Bereiche auch außerhalb der Bildmitte
Fokussieren lässt. Zudem sind Kreuzsensoren deutlich empfindlicher
als normale AF Sensoren, was zu einem deutlich schnellerem und sicherem Fokussieren mit lichtstarken
Objektiven
führt. Auch der Nachführungs-AF dürfte mit dem neuen Autofokus-System um ein Vielfaches schneller und
treffsicherer arbeiten, was die Kamera auch für Hobby-Sportfotografen interessant machen dürfte.
Was mich als Naturfotograf aber am meisten begeistert, ist die Dual Pixel Technologie, welche mit dem
Bildsensor verbaut wurde. Damit ist auch im LiveView ein Fokussieren mit schnellem Phasen-AF möglich. Beim Vorgänger, der
EOS 700D,
war man auf den Kontrasterkennungs-Autofokus angewiesen, welcher nur sehr langsam arbeitete und den LiveView mit
AF für die meisten Situationen unbrauchbar machte. Bei der 750D wurde ein Hybrid-AF verbaut, der schon etwas schneller arbeitete, aber
noch lange nicht auf dem Niveau der in der 800D verbauten richtigen Dual Pixel Technologie angekommen war.
Und der AF im LiveView mittels
Dual Pixel Sensor hat noch einen enormen Vorteil. Da der Fokussiervorgang
direkt über den Sensor geschieht, und nicht über ein AF Modul, welcher das zu fokussierende Bild über
eine Umleitung über den Spiegel erhält, ist der AF über den
Dual Pixel Sensor deutlich präziser. Fehlfokussierungen
durch dejustierte
Objektive oder kleine Abweichungen über den Weg durch den Spiegelkasten gehören
hiermit der Vergangenheit an. Wie oft habe ich mich über Front- oder Backfokusprobleme mancher
Objektive geärgert, und mein komplettes
Equipment einschicken müssen, um es dann häufig immer noch
leicht dejustiert zurück zu bekommen.
Gerade wenn mit großen Brennweiten und hohen Abbildungsmaßstäben gerabeitet wird, ist die Schärfentiefe
sehr gering, und es kommt auf einen sehr exakt sitzenden Fokus an. Das Fokussieren über den Sensor im DualPixel Verfahren ist
deutlich weniger
fehleranfällig und somit perfekt dafür geeignet, die Schärfe punktgenau zu positionieren.
Zudem kann mit dem
DualPixel Sensor im Zusammenspiel mit einem STM
Objektiv ruckelfrei und fast geräuschlos auch
während des Filmens fokussiert werden. Somit eignet sich die Kamera auch für den Dreh fast
professionell wirkender Naturvideos.
Serienbildmodus
Mit der Canon EOS 800D sind im Serienmodus dank des schnellen DIGIC 7 Prozessors 6 Aufnahmen pro Sekunde möglich.
Diese Reihenbildgeschwindigkeit kann im im JPEG-Modus bei einer schnellen Speicherkarte so lange beibehalten werden,
bis die Speicherkarte voll ist. Selbst im
RAW Modus schafft die Kamera 27
RAW Aufnahmen mit einer
Serienbildgeschwindigkeit von 6 Bildern pro Sekunde in Folge.
Im Vergleich zum direkten Vorgänger, der
Canon EOS 750D, sind dies im
RAW Modus 20 Aufnahmen mehr, bevor der
Puffer voll ist und die Kamera die Dateien zunächst einmal auf die
Speicherkarte schreiben muss.
Sport- und
Tierfotografen dürften sich darüber besonders freuen, denn gerade
bei diesen Schwerpunkten werden oft riesige Bildserien geschossen, um auch den richtigen
Moment einzufangen.
Bildqualität der Canon EOS 800D bzw Canon EOS 77D
Wie die Bildqualität der Canon EOS 800D in der Praxis aussieht bleibt abzuwarten. Lieferbar ist die
Kamera ab April 2017. Ich werde die Kamera dann auf jeden Fall ausgiebig testen. Sie wird aller Voraussicht nach
meine
Canon EOS 600D ersetzen.
Von dem 24 MP Sensor der
Canon EOS 800D bzw.
Canon EOS 77D erwarte ich detailreiche Bilder bei geringen
ISO-Rauschen und eine im Vergleich zur
Canon EOS 600D eine
deutlich erhöhte Dynamik, ähnlich wie bei der
Canon EOS 80D bzw. sogar noch leicht besser.
Canon hängt
Nikon und Sony in Sachen Dynamikumfang und Rauschverhalten ja schon seit Jahren etwas hinterher, ich
hoffe, dass die Unterschiede mit der
Canon EOS 800D im
APS-C bzw. DX Segment jetzt nur noch marginal sein
werden. Bisher konnte ich unterbelichtete Bildpartien, welche ich mit meinen
Canon APS-C Kameras
aufgenommen hatte, nicht mehr nachträglich retten, ohne dann ein erhebliches Maß an Rauschen zu erhalten.
Bei meinen
Nikon DX Kameras (bspw. der
Nikon D5500) ist dies überhaupt kein Problem, wodurch ich schon das eine
oder andere zunächst unbrauchbar wirkende Bild nachträglich retten könnte.
Wir werden sehen, inwieweit sich hier jetzt etwas bei
Canon getan hat.
Fazit
Mit der
Canon EOS 800D bzw. der
Canon EOS 77D bringt
Canon endlich mal wieder zwei auch für mich persönlich
sehr interessante
APS-C Kameras auf den Markt. Sie sind beide sehr leicht und handlich, was ich auch schon
an der
Canon EOS 600D so geliebt habe. Und sie haben beide einen schwenk- und drehbaren Monitor, mit welchem
auch aus ungünstigsten Positionen heraus fotografiert und kompositioniert werden kann. Die für mich
allerdings ausschlaggebendsten Merkmale für einen Kauf sind der 24MP
Dual Pixel Sensor mit tollen LiveView AF Möglichkeiten und hohem
Dynamikumfang, sowie die 45 AF Kreuzsensoren im Normalbetrieb.
Auf jeden Fall sind beide Kameras sehr empfehlenswert, und wer immer noch ältere Modelle wie bspw. die
Canon EOS 600D
oder 700D verwendet, sollte alleine wegen der erhöhten Dynamik und den 45 Kreuzsensoren über einen Wechsel nachdenken.
Die
Canon EOS 77D kostet im Handel derzeit
899,00 €,
und ist somit nur geringfügig teurer als die
Canon
EOS 800D, welche mit Kitobjektiv
949,00 €
kostet. Auf das Schulterdisplay der
Canon EOS 77D kann ich persönlich nämlich
verzichten so dass meine Empfehlung hier eher zur 800D mit Kitobjektiv geht.
Auf jeden Fall sind beide Kameras ein riesiger Fortschritt im Vergleich zu Ihren Vorgängern, der
Canon
EOS 750D bzw. 760D.
Artikel erschienen am 19.03.2017