Nachdem ich vor Kurzem ja schon die Möglichkeit hatte,
Canons Einsteigermodell der M Serie, die
M200, zu testen, bin ich neugierig auf die höherwertigen Modelle
aus der M-Serie geworden. Besonders die
Canon EOS M6 Mark II stach mir mit Ihren Spezifikationen ins Auge, denn sie bietet fast alles, was der fortgeschrittene
APS-C Fotograf benötigt. Mit einer Auflösung von 33 MP ist sie die derzeit am höchsten auflösende
APS-C Spiegellose auf dem Markt und Ihre
Bilddateien bieten somit reichlich Möglichkeiten für große Ausschnitte oder großformatige Ausdrucke. Auch was Bedienbarkeit und die Performance angeht bewegen wir uns
hier in ganz anderen Welten als bei der
M200. Bevor ich weiter schwärme, kommen wir zunächst aber zu den technischen Daten, welche ihr selbstverständlich auch vollständig auf der
Canon Website einsehen könnt.
Technische Daten zur Canon EOS M6 Mark II
Die
Canon EOS M6 Mark II arbeitet mit einem 32,5 MP
APS-C CMOS Sensor und bietet dem Fotografen die gleiche Auflösung wie auch die
Canon EOS 90 D -
Canons aktuelle
APS-C DSLR für fortgeschrittene Fotografen. Beim Objektivanschluss handelt es sich um das EOS-M Bajonett (nicht zur Verwechseln mit dem EOS-R Bajonett, für die vollformatigen
Spiegellosen von
Canon). Mit Hilfe eines Adapters lassen sich an der
Canon EOS M6 Mark II zusätzlich zu den nativen M-Objektiven auch
Objektive mit dem EF-Bajonett verwenden. Somit
steht dem Fotografen ein riesige Auswahl an verwendbaren
Objektiven zur Verfügung.
Der Autofokus der
Canon EOS M6 Mark II arbeitet mit 143 bzw. 99 Messfeldern, je nach eingesetztem
Objektiv. Der Arbeitsbereich des AF erstreckt sich von LW -5 bis +18. Wie auch bei der
M200 arbeitet der Phasen-Autofokus mittels
Dual Pixel AF System. Scharfgestellt wird also direkt über den Sensor, was für einen äußerst präzisen und schnellen Fokus sorgt. Neben der
Gesichtererkennung beherrscht der AF der M6 Mark II auch die Augenerkennung. Zudem bietet die M6 Mark II einen Spot AF, wessen Messfeld noch einmal
deutlich kleiner ist, als das standardmässige AF Einzelfeld. Insbesondere für die Motivverfolgung steht dem Fotografen auch ein Zonen-AF zu Verfügung, welcher in der Naturfotografie besonders bei Flugaufnahmen von
Vögeln sehr beliebt ist. Auch Fokusreihen für Aufnahmen mit erweiteter
Schärfentiefe sind möglich.
Der ISO-Empfindlichkeitsbereich der Kamera erstreckt sich von 100 bis 25600 (erweiterbar auf maximal 51200).
Verschlusszeiten sind mit mechanischem Verschluss von 30s bis 1/4000s und mit elektronischem Verschluss bis 1/16000 Sekunde möglich. Langzeitbelichtung von mehr als
30 Sekunden lassen sich im Bulb Modus (B-Modus) verwirklichen.
Die
Canon EOS M6 Mark II hat keinen eingebauten Sucher, allerdings kann optional ein aufsteckbarer Sucher verwendet werden.
Ein interner Blitz ist vorhanden, jedoch mit einer recht geringen Leitzahl von 4,6.
Die
Canon EOS M6 Mark II wiegt 406g bei den Maßen von 119,6 x 70,0 x 49,2 mm.
Der Autofokus der Canon EOS M6 Mark II
Der Autofokus der
Canon EOS M6 Mark II arbeitet sehr präzise, wie von
Canon gewohnt. An all meinen
Objektiven, auch an den mittels Adapter adaptieren EF-Objektiven,
kam es zu keinen Front- oder Backfokusproblemen. Auch der Servo-AF machte in der kurzen Zeit, in welcher mir die Kamera zur Verfügung stand, einen
soliden Eindruck.
Der Fokus saß bei all meinen Aufnahmen perfekt auf dem Auge des Vogels. Hier wurde mittels Adapter das
Canon EF 400mm f2,8 L IS USM an der Canon EOS M6 Mark II verwendet.
Auch die Gesichtserkennung und der Augen-AF machen exakt das, was sie sollen. Allerdings reagiert die Augenerkennung erst, wenn die Person, bzw. das Gesicht, recht groß
im Bild ist. Da es aber vor allem bei
Portraits auf einem exakt auf dem Auge sitzenden Fokus ankommt und bei Aufnahmen, wo das Motiv weiter entfernt ist, die
Schärfentiefe meist eh groß genug ist, um auch bei einer Fokussierung auf das Gesicht auch das Auge scharf abzubilden, stellt dies in der Praxis kaum ein
Problem dar - selbst bei
Offenblende nicht.
Die Bildqualität der Canon EOS M6 Mark II
Canon war schon immer für knackige Farben und angenehme Hauttöne bekannt. Auch die
Canon EOS M6 Mark II macht hier keine Ausnahme. Die Bilder wissen farblich zu gefallen, auch
die JPEGs direkt aus der Kamera. Zumindest was die Farben anbelangt. Schaut man sich die JPEGs ansonsten an, fällt auf, dass diese meist etwas detailarm und weichgespült
wirken. Selbst bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten. Aber keine Angst. Wie bei
Canon üblich, wird bei den JPGs anscheinend Wert auf Rauscharmut gelegt. Die Details sind aber
in den RAW-Dateien allesamt enthalten. Deshalb gilt auch bei der
Canon EOS M6 Mark II : Wer detailreiche Bilder liebt, sollte unbedingt per
RAW fotografieren und die
Dateien dann später in einem
RAW Konverter entwickeln. Nur so lässt sich das ganze Potential der Kamera nutzen. Die
RAW Dateien enthalten ein Vielfaches an feinen Details im
Vergleich zu den JPEGs aus der Kamera.
RAW ist also für anspruchsvolle Fotografen bei der M6 Mark II (leider) Pflicht.
Das Bildrauschen der
Canon EOS M6 Mark II hält sich für eine 32,5 MP Kamera in Grenzen. Es ist gegenüber den 24MP Modellen gefühlt nicht angestiegen. Werden die 32,5 MP
Dateien auf 24MP heruntergerechnet, so wirken die Bilder sogar schärfer, detailreicher und rauschärmer als die der 24MP Modelle. Auch was den Dynamikumfang
angeht, enttäuscht die
Canon EOS M6 Mark II nicht. Es ist mittlerweile für den Laien kaum noch ein Unterschied zu den Mitbewerben
Nikon und Sony zu erkennen, spätere
Aufhellungen zeigen kein so extremes Rauschen mehr, wie beispielsweise noch bei der
Canon EOS RP oder der 6D Mark II.
Canon hat seine Hausaufgaben also gemacht.
Fokus Bracketing bzw. Fokus Stacking mit der Canon EOS M6 Mark II
Warum
Canon nicht bei jeder neuen Kamera eine
Fokus-Bracketing Funktion implementiert, ist mir ein Rätsel. Sie müsste doch softwareseitig problemlos
in fast alle Kameras implementierbar sein. Während die
Canon EOS RP eine solche Funktion hat, hat die
Canon EOS R wiederum keine, und dies obwohl eher
die
Canon EOS R die Kamera für Fotoenthusiasten ist. Auch die
Canon EOS M200 hat keine
Fokus-Bracketing Funktion. Wohl aber die
Canon EOS M6 Mark II. Und die
Fokus-Bracketing Funktion ist wie bei der
Canon EOS RP und der
Canon EOS 90D
sehr gut umgesetzt.
Halmwespe - mit Hilfe der Fokus-Bracketing-Funktion wurden über 50 Aufnahmen mit leicht verlagerter Schärfe von
der Halmwespe gemacht und dann nachträglich mit Helicon Fokus zu einem Bild mit erweiterter Schärfentiefe verrechnet (Fokusstack).
Die
Canon EOS M6 Mark II kann Fokusreihen von bis zu 999 Bildern aufnehmen. Die Schrittweite des Fokus kann hier je nach Bedarf eingestellt werden. Zudem kann
die Fokusreihe jederzeit während der Aufnahme abgebrochen werden. Da die Kamera beim Aufnehmen der Einzelbilder ein Livebild anzeigt, kann zudem jederzeit eingesehen werden, ob der
gewünschte Zielpunkt des Fokus schon erreicht ist und somit die Fokusreihe abgebrochen werden kann.
Der Test der Funktion mit meinem
EF 180mm f3,5 USM
Makro lief problemlos. Fokusreihen wurden ohne Aussetzer und ohne Schärfelücken perfekt aufgenommen. Alle
Stacks ließen sich
problemlos verrechnen. Die
Fokus-Bracketing Funktion hat
Canon tadellos umgesetzt.
Bedienung und Haptik der Canon EOS M6 Mark II
Die
Canon EOS M6 Mark II liegt zwar gut in der Hand, Ihre geringe Größe war für mich aber dennoch etwas
gewöhnungsbedürftig. Nur meine kleine
Sony A6100 ist ähnlich klein. Was mir aber wirklich fehlte, ist der Sucher. Sollte ich mich letztendlich für den Kauf
einer
Canon EOS M6 Mark II entscheiden, so wird auf jeden Fall einer der optional erhältlichen Sucher dazu gekauft. Vor allem im grellen Sonnenlicht ist es
nicht immer einfach, die Bildgestaltung über den Monitor vorzunehmen. Zwar reflektiert der Bildschirm meiner
Sony A6100 deutlich mehr, aber unter Extrembedingungen
ist das Monitorbild der M6 ebenso wenig zu erkennen.
Einstellräder und Bedienknöpfe hat die M6 Mark II etwas mehr als die
M200. Besonders das Funktionsrad hat mir sehr gut gefallen. Die Funktionen des
Rades kann man selber festlegen, sowie man auch viele weitere Bedienknöpfe nach seinen speziellen Bedürfnissen konfigurieren kann. Auch die
Sony A6100 bietet
ähnlich viele Konfigurationsmöglichkeiten. Es erleichtert dem Fotografen den Arbeitsalltag doch sehr. Und wer schneller die entsprechenden Einstellungen
vornehmen kann, verpasst auch weniger Gelegenheiten, ein perfektes Bild zu schießen. Dies gilt insbesondere in der Naturfotografie....
Fazit :
Die
Canon EOS M6 Mark II ist eine kleine, reisetaugliche spiegellose Systemkamera. Sie liefert 32,5 Megapixel große Bildateien mit einer sehr guten Bildqualität. Der Autofokus
arbeitet sehr präzise und zügig. Die wichtigesten Funktionen sind schnell über Bedienknöpfe erreichbar, welche fast alle nach Belieben konfiguriert werden können. Durch den
fehlenden Sucher kann es im grellen Sonnenlicht problematisch werden, das Livebild am Monitor zu erkennen. Für Makrofotografen ist die integrierte
Fokus-Bracketing Funktion
eine enorme Erleichterung bei der Erstellung von
Fokus-Stacks. Mit einem Preis von derzeit
859,00 € ist die Kamera zudem relativ günstig und bietet ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Von mir gibt es für die
Canon EOS M6 Mark II
eine absolute Empfehlung, sie wird in Kürze wohl auch dauerhaft in meine eigene Kameratasche einziehen.
Artikel erschienen am 10.06.2020