Mit der
Canon EOS R6 und der
Canon EOS R5 hat
Canon zwei neue spiegellose Profimodelle auf den Markt gebracht. Für den Bereich der
Makrofotografie und
Fokusstacking
ist insbesondere die
Canon EOS R6 interessant, welche mit 20MP Auflösung relativ gering auflöst, und so der Speicherplatzbedarf selbst bei umfangreicheren Fokusreihen
im Rahmen bleibt. Auch für die Low Light Fotografie bietet sich die
R6 mit ihren relativ großen Pixeln an, da auf die einzelnen Pixel auf dem Sensor im Verhältnis zu Kameras
mit deutlich höherer Pixelzahl merklich mehr Licht fällt, und somit das Bildsignal deutlich weniger verstärkt werden muss. Weniger Bildrauschen ist die Folge.
Für Aufnahmen, welche großformatig gedruckt werden sollen, und welche in der Regel in relativ gutem Licht aufgenommen werden können, bietet sich hingegen eher die
hochauflösende
Canon EOS R5 an.
Landschaftsfotografen aber auch Studiofotografen werden also eher zur
R5 greifen. Auch für mich stellt die
Canon EOS R5 eine
sehr interessante Kamera dar. Da ich in der
Vogelfotografie meine Motive eher portraitiere, als dass ich Actionfotografie betreibe, stört mich hier die etwas geringere
Lichtempfindlichkeit im Vergleich zur
Canon EOS R6 nicht. Ich freue mich aber über jedes zusätzliche Gefiederdetail und jede zusätzliche Möglichkeit, große Ausschnitte nehmen zu können. Das ich mir in Kürze eine der beiden Kameras zulegen werde steht fest. Nur welche es werden wird, ist noch nicht sicher. Die Entscheidung fällt mir schwer. Es gibt für
beide Kameras Pros und Contras. Bevor ich näher darauf eingehe, kommen wir zunächst einmal zu den technischen Daten der
Canon EOS R5, um welche es hier gehen soll. Die technischen
Daten könnt Ihr wie immer natürlich auch auf der
Canon Website
einsehen.
Technische Daten zur Canon EOS R5
Mit einer Auflösung von 45 MP gehört die
Canon EOS R5 derzeit (Stand September 2020) zu den hochauflösenden spiegellosen Vollformat-Systemkameras. Um bei einer derart hohen
Auflösung auch freihand detailreiche Aufnahmen erreichen zu können, ist die Kamera mit einem bis zu 8 Blendenstufen ausgleichenden Bildstabilisator ausgestattet. Mit 5940
AF-Messfeldern kann nahezu auf jeden Punkt des Bildes fokussiert werden, bis in die äußeren Randbereiche. Die
R5 bietet viele Möglichkeiten, die
AF-Messfelder zu konfigurieren, dazu gehört die Gruppierung mehrerer Messfelder als auch die Größenanpassung einzelner Messfelder. Der Autofokus selbst bietet neben Gesichtserkennung eine Augenerkennung, welche auch Tieraugen erkennen kann. Und zwar nicht nur Augen von
Haustieren, wie
Hund und
Katze, sondern auch Augen von wildlebenden Tieren und
Vögeln werden erkannt. Der Arbeitsbereich
des Autofokus erstreckt sich von LW -6 bis 20, ein Fokussieren in fast völliger Dunkelheit (bezogen auf das menschliche Auge) sollte also kein Problem darstellen. Ein AF-Hilfslicht
hilft beim Fokussieren in schwachem Licht oder völliger Dunkelheit und kann nach Belieben auch deaktiviert werden.
Beim AF der
Canon EOS R5 handelt es sich um einen sehr schnellen Phasen-AF auf Sensorebene (
Dual Pixel CMOS AF).
Für die Belichtungssteuerung stehen verschiedene Messmodi bereit, als da wären die Mehrfeldmessung in Echtzeit über den Bildsensor (384 Zonen), die Mehrfeldmessung (mit beliebigem
AF-Messfeld verknüpfbar), die Selektivmessung (ca. 6,1 % des Suchers in der Mitte), die Spotmessung in 2 Versionen, erstens die zentrale Spotmessung (ca. 3,1 % des Suchers in der Mitte) und zweitens eine nicht mit einem
AF-Messfeld verknüpfte Spotmessung. Und selbstverständlich gibt es auch die mittenbetonte Integralmessung.
Die Kamera bietet dem Fotografen eine Lichtempfindlichkeit von
ISO 100 - 51.200, der ISO-Bereich ist erweiterbar auf
ISO 50 im unteren und
ISO 102.400 im hohen Bereich. Wie auch bei der
Canon EOS R6 sind
Verschlusszeiten von 30s bis hin zu 1/8000s möglich. Im Bulb-Modus können auch längere Belichtungen realisiert werden. Die Serienbildgeschwindigkeit von 12 Bildern pro Sekunde mit mechanischem Schlitzverschluss und 20 Bildern pro Sekunde mit elektronischem
Verschluss ist für den derzeitigen Stand der Technik sehr hoch. In Serie können bei dieser Geschwindigkeit bis zu 350 JPG Bilder oder 180 aufgenommen werden, ohne das die
Serienbildgeschwindigkeit geringer wird.
Die Kamera besitzt einen dreh- und schwenkbaren Monitor. Die Abmessungen der Kamera betragen 138,5 x 97,5 x 88 mm (BxHxT) bei einem Gewicht von 650 g ohne Akku und Speicherkarte.
Der Autofokus der Canon EOS R5
Die
Canon EOS R6 verwendet zur Fokussierung einen sehr schnellen
Dual Pixel Sensor, hierbei handelt es sich um einen Phasen-AF, welcher direkt in den Bildsensor integriert ist. Dies
verringert die Fehleranfälligkeit des Autofokus enorm im Vergleich zu herkömmlichen digitalen Spiegelreflexkameras. Es kommt also nur noch in sehr seltenen Fällen zu
Phänomenen wie Back- oder Frontfokus. Da der Autofokus direkt auf dem Sensor liegt, kann auch bis in der äußersten Bildbereiche fokussiert werden, was die Bildgestaltung deutlich erleichtert. Bei außermittig platzierten Motiven ist ein fehleranfälliges Verschwenken der Kamera also nicht mehr nötig. Beim Fotografieren von Tieren und Personen sorgt
die Augenerkennung in den allermeisten Fällen für einen präzise sitzenden Fokus auf dem Auge. Zudem verfolgt die Kamera das Motiv bzw. das Auge, wenn es sich im Bild
bewegt. Das dies auch in der Praxis der Naturfotografie wunderbar funktioniert, zeigt der australische
Vogelfotograf Jan Wegener in einem seiner YouTube Videos.
Für die Kamera ein schwieriges Motiv. Ein vor einem unruhigen Hintergrund fliegender Vogel im Streiflicht. Die Canon EOS R5 soll
auch solche Situationen problemlos meistern.
Besonders bei Bewegmotiven soll der Autofokus der
Canon EOS R5 seine Stärken voll ausspielen. Bei Tieren und auch beim Menschen klebt er förmlich am Auge und sorgt so für
fast durchgehend scharfe Bildserien. Auch wenn das Motiv das Bildfeld verließe und um kurz darauf wieder im Bildfeld zu erscheinen, registriere die Kamera dies sofort, und der
Fokus säße innerhalb kürzester Zeit wieder auf dem Motiv, ist in ersten Testberichten zu lesen. Fantastische Aussichten also für Naturfotografen....
Die Bildqualität der Canon EOS R5
Die Bildqualität der
Canon EOS R5 soll fantastisch sein. Zumindest was den Dynamikumfang und das Rauschverhalten angeht. Selbstverständlich wird das Rauschverhalten der
Canon EOS R6 noch deutlich besser sein, aber, glaubt man den ersten Besitzern der
R5, so ist auch das Rauschverhalten der
R5 nochmals um einiges besser als beispielsweise das der
Canon EOS 5D Mark IV, welche man wohl am ehesten mit der
R5 vergleichen kann. Und dies bei deutlich größerer Pixeldichte der
R5. Die
5D Mark IV hat im Vergleich zu den 45MP der
R5 nämlich "nur" eine Auflösung von 30 Megapixeln.
Wie sich die Kamera in Sachen Farbwiedergabe schlägt, bleibt abzuwarten. Anhand der Bilder, welche bis jetzt im Umlauf sind, und vor allem, welche ich beim Fotografen
Jan Wegener gesehen habe, will ich mir noch kein Urteil darüber bilden. Bisher fand ich die Hauttöne von
Canon Kameras immer deutlich angenehmer als die von
Nikon. Besonders
dann, wenn die Rohdaten der
Canon Kameras mit der eigenen Software (also Digital Photo Professional) entwickelt wurden. Auch die Grüntöne gefallen mir bei
Canon in der Regel etwas besser. Letztendlich kann ich erst dann etwas zur Farbwiedergabe sagen, wenn ich selbst einige Tage mit der Kamera gearbeitet habe und direkte Vergleiche
anstelle.
Canon ist bekannt für eine sehr knackige Farbwiedergabe, so dass auch ein ansonsten unscheinbares Stockentenweibchen
richtig prachtvoll erscheint. Diese Aufnahme ist vor etlichen Jahren noch mit der Canon EOS 40D entstanden.
Sobald ich also mit einer
Canon EOS R5 gearbeitet habe, werde ich mich hier wieder zu Wort melden, selbstverständlich mit einem ausführlichen Testbericht.
Fokus Bracketing bzw. Fokus Stacking mit der Canon EOS R5
Genau wie auch mit der
Canon EOS R6 ist auch mit der
Canon EOS R5 Fokus-Bracketing möglich. Und dies auch mit einer sehr hohen Geschwindigkeit, zumindest dann, wenn man
mit
Offenblende arbeitet. Denn sobald man das
Objektiv abblendet, wird die
Blende nach jeder Aufnahme geöffnet, und dann wieder bei der nächsten Aufnahme wieder geschlossen. Dies
haben andere Hersteller besser gelöst. Hier bleibt die
Blende zwischen den Aufnahmen auf dem eingestellten Wert. Dadurch wird viel Zeit eingespart und eventuell
auch geringste Erschütterungen durch die Mechanik der Blendenlamellen vermieden. Vielleicht behebt
Canon dieses Problem ja noch in einem der nächsten Firmware-Updates, denn
gerade bei sich unter Umständen bewegenden Motiven oder in unruhigen Lichtverhältnissen ist ein schnelles
Fokus-Bracketing oft nötig.
Ansonsten ist die
Fokus-Bracketing Funktion sehr gut umgesetzt. Fokusreihen können auf Wunsch in bestimmte Bildordner gelegt werden, auf dem Kameramonitor kann zudem der
Fortschritt der Fokusreihe jederzeit eingesehen werden, so dass die Reihe bei Erreichen des Zielpunktes jederzeit beendet werden kann.
Fokusstacking ist nicht nur für Pilzfotografen interessant. Auch sich ansonsten bewegende Motive, wie dieser Frosch, können als Fokusreihe fotografiert werden, wenn sie sich innerhalb der Aufnahmeserie relativ ruhig Verhalten. Je schneller eine Kamera also in der Lage ist, einen Reihe aufzunehmen, desto
eher wird der Fokusstack auch gelingen.
Bei im Wind schwankenden Motiven kann die
Stacking Software diese Bewegung in vielen Fällen ausgleichen, wenn die Kamera einen möglichst kleinen oder gar keinen
Rolling Shutter Effekt aufweist. Die
R5 als auch die
R6 lesen Ihre Sensoren äußerst schnell aus, so dass es nur in Extremsituationen zu einem Rolling Shutter Effekt kommt. Die
R5
ist also auch in diesem Punkt bestens für Fokusreihen geeignet.
Alleine die riesigen Dateigrößen bei einer Auflösung von 45 MP verlangen einen riesigen Speicherbedarf und auch eine enorme Rechenpower beim Verrechnen der Einzelbilder
am PC.
Bedienung und Haptik der Canon EOS R5
Die Bedienung der
Canon EOS R5 ist wie von den Profimodellen von
Canon gewohnt erstklassig. Für die wichtigsten Funktionen gibt es eigene Bedienknöpfe. Viele Bedienknöpfe können
zudem konfiguriert werden. Die Kamera liegt perfekt in der Hand und wirkt sehr hochwertig.
Für die Wahl des Fokusmessfeldes hat die Kamera einen kleinen Joystick auf der Kamerarückseite, ein Feature, welches mir bei so vielen anderen
Kameras fehlt. Denn die Auswahl des Fokusmessfeldes muss schnell und intuitiv ohne Umwege vonstatten gehen. Und dies ist mit der
R5 (sowie auch mit der
R6) problemlos möglich.
Vergleicht man die Kamera mit der
Z7, fällt auf, dass die
R5 einen dreh- und schwenkbaren Monitor besitzt, während der der
Nikon Z7 nur nach oben und unten neigbar ist. Für Hochformataufnahmen in Bodennähe also unbrauchbar. Der dreh- und schwenkbare Monitor ist der
R5 hingegen ermöglicht Aufnahmen aus den unterschiedlichsten Perspekten, ob nun Hochkant am Boden, über Kopf, oder aus der Selfie Perspektive.
Die Menüs der
Canon EOS R5 sind gut strukturiert, allerdings füllen sie sich von Modellreihe zu Modellreihe mit mehr Funktionen. Irgendwann wird man also auch
bei
Canon die Menüstruktur neu überarbeiten wissen. Aber auch bei den anderen Kameraherstellern wird es langsam aber sicher unübersichtlicher. Und bei manchen war es das schon immmer, man kann sich denken, von welchem Hersteller ich hier spreche...
Fazit :
Mit der
Canon EOS R5 hat
Canon eine erstklassige professionelle Systemkamera entwickelt. Mit einer sehr guten Bildqualität, was das Bildrauschen und den Dynamikumfang angeht, einer
extrem hohen Serienbildrate und einem extrem vielseitigem AF dürfte die
R5 viele Profifotografen von DSLR auf Systemkamera wechseln lassen. Mit einem Preis von
derzeit
4385,00 €
ist sie allerdings noch relativ teuer. Wer eine ähnliche Leistung haben möchte und auf die 45MP der
Canon EOS R5 verzichten kann, der sollte sich unbedingt einmal die
Canon EOS R6 anschauen, welche deutlich günstiger zu haben ist. Oder aber abwarten, denn erfahrungsgemäß sinken Preise von neu auf den Markt gekommen Kameras innerhalb des ersten Jahres
noch deutlich.
Artikel erschienen am 28.09.2020