Vor 4 Jahren habe ich über die
Canon EOS R5 Mark I berichtet, welche ich mir seinerzeit auch gekauft habe. Seitdem ist sie mein ständiger Begleiter in fast allen Situationen. Ich verwende sie für die Fotografie von
Landschaften,
Vögeln und
Insekten, decke also nahezu den kompletten Bereich meiner Fotografie mit Ihr ab.
Nun (Stand Juli 2024) hat
Canon den Nachfolger der
R5, die
Canon EOS R5 Mark II, vorgestellt. Mit einigen deutlichen Verbesserungen was Rolling Shutter und Autofokus anbelangt, also Verbesserungen die auch für mich als
Vogelfotograf interessant sind. Ob mich diese Verbesserungen allerdings auch zu einen Upgrade auf die R5 Mark II bewegen, oder ob ich weiterhin bei meiner
R5 Mark I bleibe, dazu gleich mehr. Kommen wir zunächst einmal zu den technischen Daten der Kamera, welche auch im größeren Umfang auf der offiziellen Website zur
Canon EOS R5 Mark II eingesehen werden können.
Technische Daten zur Canon EOS R5 Mark II
Die Canon EOS R5 Mark II bietet wie auch schon das Vorgängermodell eine Auflösung von 45 MP und liefert Bildateien mit den Abmessungen von 8.192 x 5.464 Pixeln, beim Sensor handelt es sich dabei um einen rückwärtig belichteten und gestackten Vollformatsensor.
Die Kamera ist mit einen Sensor-Shift basiertem Bildstabilisator ausgestattet, welcher abhängig vom verwendetem
Objektiv um bis zu 8,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten aus der freien Hand ermöglicht.
Beim Autofokus handelt es sich um einen "Dual-Pixel Intelligent AF". Der
Fotograf kann manuell aus 5850 AF-Feldern auswählen. Die Kamera ist zudem in der Lage, Motive selbstständig zu erkennen und auf deren Auge zu fokussieren. Ebenfalls ist sie in der Lage, gespeicherte Personen bzw. Gesichter zu erkennen, und je nach manuell festgelegter Priorität entsprechend auf diese zu fokussieren. Zudem gibt es eine Aktionspriorität, bei welcher die R5 Mark II automatisch bei Sportaufnahmen auf die Personen fokussiert, welche gerade eine Aktion ausführen bzw. im Ballbesitz sind.
Der Arbeitsbereich des AF erstreckt sich über einen Bereich von -6,5 bis 21 LW, kann also in noch etwas dunkleren und helleren Situationen fokussieren als der Autofokus des Vorgängers (
R5 : -6 bis 20 LW). In extrem dunklen Situationen kann die Fokussierung mit einem integriertem AF-Hilfslicht unterstützt werden.
Für die Belichtungssteuerung stehen verschiedene Messmodi bereit, unter anderem die Mehrfeldmessung in Echtzeit über den Bildsensor (6.144 Zonen),
Mehrfeldmessung (mit beliebigem
AF-Messfeld verknüpfbar), die Selektivmessung (ca. 9,5% des zentralen Bildfeldes), die zentrale Spotmessung (ca. 5,3% des zentralen Bildfelds) und die Mittenbetonte Integralmessung. Eine AF-verknüpfte Spotmessung ist nicht verfügbar.
Standardmäßig bietet die Kamera eine
ISO-Empfindlichkeit zwischen
ISO 100 bis
ISO 51.200, im erweiterten Modus zwischen
ISO 50 und
ISO 102.400.
Es sind
Verschlusszeiten von zwischen 30s und 1/8.000 Sek. mit dem mechanischem Verschluss möglich. Im Bulb-Modus sind auch längere
Verschlusszeiten realisierbar. Der elektronische Verschluss ermöglicht
Verschlusszeiten von 30s bis 1/32.000s, für längere Belichtungszeiten ist auch hier ein Bulb-Modus verfügbar.
Serienaufnahmen mit bis zu 12 B/s sind mit dem mechanischem Verschluss möglich, mit dem elektronischem Verschluss sogar bis zu 30 Bilder pro Sekunde. Die Kamera besitzt eine Voraufnahme-Funktion (Pre-Capture), somit können Aufnahmen bereits für eine festgelegte Zeit vor dem eigentlichen Auslösen gespeichert werden.
Der 8cm (3,2 Zoll) Monitor der Canon EOS R5 Mark II ist dreh- und schwenkbar, touchfähig und bietet eine Auflösung von 2,1 Millionen Bildpunkten. Der 0,5 Zoll OLED-Sucher liefert eine Auflösung von 5,76 Millionen Bildpunkten bei einer Vergrößerung von 0,76x.
Die Abmessungen der Kamera betragen 138,5 x 101,2 x 93,5 mm (BxHxT) bei einem Gewicht von 656 g ohne Akku und Speicherkarte.
Der Autofokus der Canon EOS R5 Mark II
Wie auch schon der Vorgänger, so verwendet auch die Canon EOS R5 Mark II einen
Dual Pixel AF, welcher bei der R5 II allerdings noch ein paar weitere KI-Features mehr
zu bieten hat als bei der
R5. Neben einer Motiverkennung, welche Tiere (
Hunde,
Katzen,
Pferde und
Vögel) und deren Augen erkennen kann, ist die R5 Mark II jetzt auch in der Lage bestimmte Situationen im Sport zu erkennen. Bspw. erkennt die Kamera unter anderem, welcher Spieler Ballkontakt hat, und fokussiert dann gezielt auf diesen Spieler. Dies bringt mir zwar in der Naturfotografie keine Vorteile, ich wollte dies hier aber nicht unerwähnt lassen.
Mit dem AF der
R5 war ich ja schon extrem zufrieden. Der AF der R5 Mark II soll diesen aber nochmals übertreffen, was Geschwindigkeit und Motiverkennung angeht. Und glaubt man diversen Berichten im Internet, so scheint der AF tatsächlich unter Extrembedingungen noch etwas besser zu greifen. Für meine Art der Fotografie, also das Portraitieren von ruhig sitzenden
Singvögeln, bringt mir die R5 II in dieser Hinsicht also keinen deutlich Mehrwert im Vergleich zur
R5. Ich fokussiere aus relativ geringer Distanz auf meine
Motive, und hier reicht der AF der
R5 in nahezu allen Fällen schon völlig aus.
Für Naturfotografen, welche gerne
Vögel im Flug oder andere Tiere in Aktion fotografieren, dürfte die Sache dann allerdings schon anders aussehen. Hier bietet die R5 II dann tatsächlich einen Mehrwert gegenüber der
R5. Auch eine relativ gute Pre-Capture Funktion, welche Aufnahmen vor der eigentlichen Auslösung ermöglicht, dürfte für viele
Naturfotografen einen großen Mehrwert darstellen.
Der Bildqualität der Canon EOS R5 Mark II
Die Bildqualität der
R5 war bereits sehr gut und sie lieferte auch bei hohen
ISO-Einstellungen wie
ISO 12.800 bei entsprechender Nachbearbeitung sehr gute und rausacharme Bilder.
Diese Polarlichter konnte ich Anfang August 2024 mit der R5 und dem RF 15-35 2,8 L IS USM über Norddeutschland fotografieren. Das Bild entstand bei einer ISO-Empfindlichkeit von ISO12800 und wurde in Lightroom mit Hilfe der "Verbessern" Funktion entrauscht. Die Bildqualität der alten R5 ist immer noch beeindruckend.
Auch die Canon EOS R5 Mark II liefert eine beeindruckende Bildqualität und hat ein sehr gutes Rauschverhalten. Schaut man aber genauer hin, so fallen einem einige Unterschiede auf. Vergleicht man unter identischen Bedingungen entstandene Aufnahmen, zeigt die R5 Mark II etwas mehr Bildrauschen bei höheren ISO-Werten als die alte
R5 (Mark I). Und auch der Dynamikumfang scheint bei der Neuen etwas geringer zu sein. Überraschend ist dies nicht, denn auch bei
Nikon zeigen gestackte Sensoren einen etwas schlechteren Dynamikumfang, was dann insbesondere beim Aufhellen sehr dunkler Bildpartien unter extremen Bedingungen auffallen könnte. Dafür hat man dann bei Bewegtmotiven aber kaum noch einen Rolling-Shutter Effekt. Das schnellere Auslesen des Sensors wird also mit einer minimalen Verschlechterung der Bildqualität erkauft. Ein "reiner"
Landschaftsfotograf wird also vermutlich nicht auf eine R5 Mark II upgraden wollen. Für einen Fotografen hingegen, der viel Action fotografiert, wird sich ein Umstieg wegen des besseren AFs und des kaum noch vorhandenen Rolling-Shutter-Effekts sehr wohl lohnen.
Und es gibt gibt noch einen weiteren Unterschied bzgl. der Bildqualität. Die "alte"
R5 lieferte bei Verwendung des elektronischen Verschluss nur Bilder mit einer
Farbtiefe von 12-Bit anstatt 14-Bit wie bei Verwendung des mechanischen Verschlusses. Diese Einschränkung fällt jetzt bei der R5 II weg. Hier haben auch die mit elektronischem Verschluss aufgenommenen Bilder eine Farbtiefe von 14 Bit. Und hier wird es dann auch für mich wieder interessant. Denn um möglichst scharfe Aufnahmen von den
Vögeln zu machen, verwende ich bei der
Vogelfotografie fast ausschließlich den elektronischen Verschluss. Unter diesen speziellen Umständen ist die Bildqualität der R5 Mark II dann wiederum etwas besser als die der alten
R5.
Und auch beim
Fokus-Stacking - wo ja der elektronische Verschluss verwendet wird - ist eine Verbesserung der Bildqualität vorhanden.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Bildqualität der R5 Mark II unter einigen Bedingungen etwas besser, und unter anderen Bedingungen minimal schlechter ist, als bei der
R5 - je nach Einsatzgebiet der Kamera.
Fokus Bracketing bzw. Fokus Stacking mit der Canon EOS R5 Mark II
Wie mittlerweile alle neueren Kameras von
Canon beherrscht auch die Canon EOS R5 Mark II das
Focus-Bracketing. Hierbei werden mehrere Aufnahmen mit verlagertem Fokus gemacht, welche später zu einem Einzelbild mit erweiterter
Schärfentiefe verrechnet werden können. Wer mehr über das
Fokus-Stacking bzw.
Fokus-Bracketing wissen möchte, findet hier auf meinen Seiten viele weitere Informationen. Aber zurück zur Kamera. Zwischen der Bracketing-Funktion der alten
R5 und der neuen R5 Mark II gibt es nämlich einige Unterschiede. Um Erschütterungen aber auch den Verschleiß des mechanischen Verschlusses zu vermeiden, arbeiten beide Kameras beim
Fokus-Bracketing ausschließlich mit dem elektronischen Verschluss. Und dieser liefert bei der Mark II eine Farbtiefe von 14bit anstatt 12bit. Die Bildqualität ist bei also bei der R5 Mark II beim
Stacken etwas besser. Und noch etwas: Durch die schnellere Auslesezeit kommt es bei den Einzelaufnahmen weniger zu Rolling-Shutter Effekten (beispielsweise wenn durch Wind das Motiv leicht schwankt). Ein enormer Vorteil, Rolling-Shutter Effekte verhindern nämlich nahezu immer das korrekte Verrechnen der Bildserien und führen oft zu nicht mehr korrigierbaren Artefakten im
Stack.
Auch können nun Brackting-Serien mit Belichtungszeiten von 1s und länger erstellt werden, bei der
R5 waren die
Verschlusszeiten auf Geschwindigkeiten unter 1s begrenzt. Gerade bei unbewegten Motiven, wie beispielsweise
Pilze im Wald, ein enormer Vorteil. Bei niedriger
ISO und bester Bildqualität
Stacks anzufertigen, das hat mir bei der alten
R5 schon das eine oder andere mal gefehlt.
Auch die
Blende wird besser gesteuert als noch bei der
R5. Sie wird zu Beginn des
Stacks geschlossen und erst danach wieder geöffnet. Dies ermöglicht schnellere
Stacks und verursacht zudem weniger Erschütterungen. Es ermöglich schärfere Aufnahmen und bietet durch die schnelle Durchführung zudem auch eher die Möglichkeit, leicht bewegende Motive zu
stacken.
Bedienung und Haptik der Canon EOS R5 Mark II
Die Canon R5 Mark II liegt sehr gut in der Hand. Menü und Bedienung sind sehr gut durchdacht. Wer vorher schon mit einer
Canon gearbeitet hat, wird mit der R5 Mark II ohne sich groß umstellen zu müssen, bestens zurechtkommen. Ein paar kleinere Unterschiede zur
R5 weist die R5 Mark II aber dennoch auf, insbesondere was die Anordnung einiger Bedienelemente angeht. Als erstes möchte ich hier den ON/OFF Schalter nennen, der sich jetzt auch der rechten Schulter der Kamera befindet. Ich kann die Kamera jetzt also einhändig Ein- und Ausschalten. Nur hat der Schalter jetzt noch eine "LOCK"-Funktion, und zwar genau zwischen der Ein- und Aus-Stellung. In meinen Augen nicht ganz ideal, ich hätte mir für die Lockfunktion eine "separate" Möglichkeit gewünscht, um nicht versehentlich die Einstellungen zu blockieren. Des weiteren kann ich die Platzierung des Video/Photo Buttons auf der linken Seite nicht ganz nachvollziehen. Um schnell von Foto auf Video umzuschalten muss ich hier meine linke Hand verwenden, welche bei mir in vielen Fällen ein schweres Teleobjektiv stützt - und somit "vergeben" ist :-). Mag sein, das andere Fotografen dies vielleicht nicht als störend empfinden, mir hat die Möglichkeit über den Mode Button in den Videomodus zu wechseln allerdings deutlich besser gefallen. Alles in allem ist die Bedienung aber wieder nahezu perfekt, wie von
Canon auch nicht anders zu erwarten war.
Fazit :
Die Canon EOS R5 Mark II ist eine Profikamera, welche mit einem extrem guten Autofokus ausgestattet ist, der vor allem für Action-Fotografen eine merkliche Verbesserung im Vergleich zum AF der
R5 darstellt. Die Bildqualität ist ebenfalls sehr gut, wenngleich auch mit minimal weniger Dynamikumfang beim mechanischen Verschluss als bei der
R5. Dies wird aber durch einen nahezu fehlenden Rolling Shutter Effekt und 14bit Farbtiefe beim elektronischen Verschluss ausgeglichen. Auch die
Fokus-Bracketing Funktion wurde besser umgesetzt als noch beim Vorgänger.
Für einen Preis von derzeit
4799,00 € erhält man mit der Canon EOS R5 Mark II einen würdigen Nachfolger zur alten
R5. Ob sich ein Upgrade allerdings wirklich lohnt, hängt tatsächlich von den persönlichen Präferenzen und der Art der Fotografie ab, welche man mit der Kamera betreiben möchte. Der reine
Landschaftsfotograf wird wahrscheinlich kaum einen Mehrwert in dem Nachfolger sehen. Wer aber viel Action fotografieren möchte oder häufig
Fokus-Stacking betreibt, für den lohnt sich ein Upgrade auf die neue Kamera schon deutlich mehr.
Artikel erschienen am 18.08.2024