Im Frühjahr 2019 hat Canon ein Profi-Weitwinkelobjektiv mit R-Bajonett auf den Markt gebracht, das Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM. Da ich für
Canon bisher nur ein älteres Weitwinkel besaß, welches die Auflösungsanforderungen der neuen
Canon EOS R5 nicht einmal
annähernd erfüllen konnte, habe ich mir das
Objektiv gekauft. Alternativ wäre für mich noch das Canon Objektiv EF 16-35mm F2.8L III in Frage gekommen. Letzendlich habe ich mich aber aufgrund des R-Bajonetts für das RF 15-35 entschieden, da ich über kurz oder lang
auf die Verwendung eines EF-R Adapters verzichten und komplett auf R-Objektive umstellen möchte.
Bevor ich über meine Erfahrungen mit dem Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM berichte, kommen wir zunächst einmal zu den
technischen Daten des
Objektivs, welche ihr auch auf der
Canon Website einsehen könnt.
Technische Daten des Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM
Das Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM hat einen Brennweitenbereich von 15mm bis 35mm bei einer durchgehenden
Blende von f2,8. Der optische Aufbau besteht aus 16 Linsen aufgeteilt in 12 Gruppen. 9 Blendenlamellen sollen für ein angenehmes Bokeh sorgen. Das Canon RF ist mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, welcher bis zu 5 Blendenstufen
ausgleichen können soll. Als AF Motor arbeitet ein Nano USM, welcher nahezu lautlos fokussiert. Zusätzlich zum Fokus- und Zoomring besitzt das
Canon RF 15-35 einen weiteren
Einstellungsring, welcher über die Kamera angepasst werden kann. So können über diesen Ring bspw. die
Blende, oder aber auch der
ISO-Wert angepasst werden.
Mit zwei weiteren Schaltern kann zwischen manuellem und Autofokus gewechselt, sowie der Bildstabilisator ein- und ausgeschaltet werden.
Das
Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM ist mit einem Filtergewinde von 82mm ausgestattet, so das problemlos standardmäßige Schraubfilter aber natürlich auch
Steckfiltersysteme mit entsprechenden Gewindeadapter verwendet werden können.
Zum Lieferumfang des
Objektivs gehört neben einem Stoffetui auch eine Streulichtblende.
Die Abmessungen des
Objektivs sind 88,5mm x 126,8mm bei einem Gewicht von 840g.
Der Autofokus des Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM
Der AF der
Canon EOS R5 arbeitet sehr gut mit dem
Canon RF 15-35mm zusammen. Bei statischen Motiven in Verbindung mit dem Augen AF
schafft es die Kamera fast immer anstandslos mit dem RF 15-35mm auf den Punkt genau zu fokussieren.
Nicht gerade sehr vorteilhaft fotografiert ;-) Mit einem Weitwinkel lassen sich Gesichter und
Tiere recht gut entstellen, so dass witzige Bilder entstehen. Auch in dieser Situation
hat der AF punktgenau auf das Auge fokussiert.
Auch bei
Landschaftsaufnahmen, kann der Fokus ganz exakt gelegt werden, so dass, wenn gewollt, auch die relativ
große Blende von f2,8
problemlos verwendet werden kann.
Bewegtmotive stellen ebenfalls kein Problem dar. Der Nano USM verschiebt den Fokus schnell und sicher, und er klebt förmlich an sich bewegenden
Motiven.
Spielende Kinder, die abwechselnd stehen und dann wieder laufen. Der AF der R5 in Kombination mit dem RF 15-35 sitzt immer.
Und auch Motive, welche sich frontal auf den Fotografen zu bewegen, stellen für die
R5 in Kombination mit dem RF 15-35 kein Problem dar. Der Fokus sitzt nahezu immer
perfekt. Über 90% der Aufnahmen sind perfekt fokussiert.
Die Bildqualität des Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM
Meine Erwartungen an das
Canon RF 15-35 L IS USM waren sehr hoch. Viele Rezensionen, welche ich im Netz gelesen haben, bescheinigen dem RF 15-35 eine außergewöhnlich
hohe Auflösung schon ab
Offenblende, und eine
gute Schärfe bis in die Randbereiche hinein. Und dies bei nahezu jeder Brennweite. Um so verwunderlicher fand ich, dass mir
Portraits, welche ich mit meinem alten EF 17-40 f4.0 L USM fotografiert hatte, etwas schärfer erschienen. Immer und immer wieder habe ich die Aufnahmen
wiederholt. Das RF 15-35 auf
Blende 4
abgeblendet und dann mit dem 17-40 verglichen. Im Zentrum ist mein 17-40 tatsächlich etwas schärfer als das 15-35er, und dies bei etwa einem Fünftel des Preises. Dafür aber kann das RF 15-35 f2,8 L IS USM im Randbereich deutlich punkten. Ich habe bis jetzt mit keinem Weitwinkelobjektiv fotografiert, wo der
Schärfeabfall zum Rand hin so gering ausgeprägt ist, wie bei diesem
Objektiv.
Das RF 15-35mm f2,8 L IS USM zeigte bei mir in der Bildmitte sogar leicht abgeblendet auf f4.0 nicht die Auflösung, welche ich bei einem knapp 2500.- EUR teurem Objektiv erwartet hätte. Sogar mein günstiges und altes EF 17-40 f4.0 L USM schafft dort mehr bei Blende 4. In der Praxis ist dies jetzt allerdings nicht so
dramatisch, und nur beim "Pixelpeeping" in der 100% Ansicht sichtbar.
Leicht
abgeblendet ist der Schärfeabfall zum Rand bei meinem Exemplar sogar so gering, dass er eigentlich nicht mehr wahrzunehmen ist. Auch scheint mein
Exemplar perfekt zentriert zu sein, denn bei
Offenblende verhält sich der rechte Randbereich exakt gleich wie der Linke. Bei einem Weitwinkelzoom, welches zudem
mit einem Bildstabilisator ausgestattet ist, ist dies nicht unbedingt selbstverständlich.
Drei Tage Oststurm bei eisigen Temperaturen sorgten in Schleswig-Holstein für ein kräftiges Ostseehochwasser, welches in den Küstenregionen
für interessante Eisformationen und Skulpturen gesorgt hat. Diese Aufnahme wurde bei Blende 18 aufgenommen, um einmal zu schauen, ob das Objektiv "Sonnensterne" kann...
Viele
Landschaftsfotografen dürfte interessieren, ob und wie gut das
Objektiv Sonnensterne abbilden kann. Mit dem RF 15-35 sind, wie man am obigen Bild erkennen kann, wunderschöne
Sonnensterne möglich. Bei diesem Bild wurde hierfür auf
Blende 18
abgeblendet, aber auch schon bei deutlich größeren
Blenden sind schöne Sonnensterne möglich.
Hier einmal ein Ausschnitt der Sonnensterne, einmal bei Blende 18 und einmal bei Blende f7.1
Auf die Verzeichnung des
Objektivs gehe ich hier nicht näher ein, da ich mir diese auch nicht näher betrachtet habe. Ich korrigiere diese ganz einfach automatisch schon beim
Entwickeln in Adobe Lightroom, somit stellt dies für mich keinerlei Probleme dar. Die Verzeichnung ist aber besonders im Weitwinkelbereich schon deutlich sichtbar.
Was mir am RF 15-35 aufgefallen ist, dass die Kontraste in den Aufnahmen recht stark sind. Viele werden es mögen, ich selber bevorzuge es aber, wenn die
Objektive nicht ganz so kontrastreich abbilden, und ich die Kontraste dann später bei der Entwicklung der Bilder etwas anhebe.
Haptik, Handling des Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM
Das Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM fühlt sich trotz Kunststoffgehäuse sehr wertig an. Wie fast alle L-Objektive ist auch das 15-35er gegen Staub und Spritzwasser
abgedichtet, so dass auch bei schlechtem Wetter nicht aufs Fotografieren verzichtet werden muss. Zusätzlich zum Fokus- und Zoomring besitzt das RF 15-35 einen Einstellring der
über das Kameramenü mit bestimmten Funktionen belegt werden kann. So ließe sich beispielsweise der
ISO-Wert oder aber die
Belichtung damit anpassen. Ich selber habe den Ring
allerdings noch nicht benutzt, da ich an der
R5 genügend Möglichkeiten habe, jede beliebige Einstellung schnellstmöglich vorzunehmen. Dennoch für den einen oder anderen
Fotografen sicherlich sehr nützlich.
Die Flaruper Au bei eisigen Temperaturen im Winter. Um etwas Ruhe ins Bild zu bekommen, wurde ein 1000ND Graufilter verwendet,
welcher problemlos auf das 82mm Filtergewinde des RF 15-35 geschraubt werden kann.
Im Vergleich zu vielen anderen Superweitwinkelzooms bietet das Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM ein 82mm Filtergewinde, auf welches handelsübliche Filter geschraubt werden
können. Es sind also keine teuren Spezialanfertigungen wie beispielsweise für das Tamron 15-30 nötig, um bspw. Grau- oder Polarisationsfilter zu verwenden.
Und noch etwas soll hier nicht unerwähnt bleiben - der Bildstabilisator des
Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM. In Verbindung mit der
Canon EOS R5 sind mir mit diesem
Objektiv Freihandaufnahmen mit einer
Belichtungszeit von 1/2 Sekunde gelungen. Dies hätte ich nie für möglich gehalten.
Fazit
Das Canon RF 15-35mm f2,8 L IS USM liefert eine sehr gute optische Leistung, leicht
abgeblendet ist es bis an den Rand scharf. In der Bildmitte allerdings könnte die Auflösung m.E. etwas höher sein. Die Verarbeitung ist top und der optische Bildstabilisator in seiner Leistung überwältigend. Ein Filtergewinde sorgt für eine problemlose Verwendung
von Einschraubfiltern. Mit einem Preis von derzeit
2399.- EUR spricht es allerdings wohl hauptsächlich professionelle
Fotografen an.
Artikel erschienen am 16.02.2021