Wer mich kennt, der weiß, dass mir die Naturbeobachtung mindestens genauso wichtig ist, wie die Naturfotografie. Hierbei hilft mir jetzt seit schon
über 13 Jahren das Kowa Prominar XD 44 10,5 x 44, ein Fernglas, welches wirklich auf jedem Streifzug durch die Natur und in jedem Urlaub mit dabei ist. Kommt es mir auf jedes feinste Detail an, so ist auch noch mein Spektiv, das Kowa Prominar TSN-884, mit dabei. Und dies jetzt auch schon seit 13 Jahren. Besonders bei schlechten Lichtbedingungen, feuchter und diesiger Luft hat es seine Stärken voll ausgespielt : Keine chromatischen Aberrationen und ein kontrastreiches, extrem
brillantes Bild.
Nun hat Kowa ein noch lichtstärkeres Spektiv mit einem Objektivdurchmesser von 99 Millimetern entwickelt, welches ich in den letzten Monaten ausgiebig ausprobieren durfte - das Kowa TSN-99A Prominar. Meine Erwartungen waren sehr hoch, und ich wurde nicht enttäuscht, dies möchte ich an dieser Stelle schon einmal vorweg nehmen.
Das Kowa Prominar TSN-99A im Einsatz, hier auf meinem über 15 Jahre alten Manfrotta Videoneiger montiert, welcher mir bei
der Fotografie durchs Spektiv ein absolut vibrationsfreies Bild liefert.
Bevor ich jetzt aber über meine Erfahrungen mit Kowa TSN-99A berichte, kommen wir zunächst einmal zu den technischen Daten, welche auch auf der Kowa Website eingesehen werden können.
Technische Daten zum Kowa TSN-99A Prominar
Das Kowa TSN-99 Prominar gibt es in 2 Ausführungen. Das Kowa TSN-99A Prominar hat einen Schrägeinblick, das TSN-99S einen Geradeinblick. Die Objektivlinse hat einen Durchmesser
von 99mm und ist aus purem Fluoritkristall gefertigt (nicht aus Glas!!). Fluoritkristalle brechen das Licht extrem gleichmäßig und sorgen somit - verglichen mit herkömmlichen Linsen aus Glas - für äußerst detailreiche Abbildungen nahezu ohne Farbsäume (chromatische Aberrationen).
Die Naheinstellgrenze des Kowa TSN-99A liegt bei 6 Metern. Fokussiert wird mit einem Dual-Fokus-Mechanismus, welcher sowohl sehr feines und bei Bedarf auch sehr schnelles
Fokussieren ermöglicht. Der Spektivkörper ist stickstoffgefüllt und wasserdicht. Die Frontlinse besitzt zudem eine Kowa-KR Vergütung, welche feuchtigkeits- und schmutzabweisend ist.
Das Kowa TSN-99A ist mit 378mm Länge und und einem Gewicht von 1810g für ein Spektiv mit einem Objektivdurchmesser von 99mm relativ leicht und kompakt gehalten.
Die optische Qualität des Kowa TSN-99A Prominar
An dieser Stelle muss ich aufpassen, dass ich sachlich bleibe und nicht ins Schwärmen gerate. Schon mein Kowa TSN-884 zaubert mir jedes mal ein Grinsen ins Gesicht, wenn ich
Vögel beobachte. Detailfülle und Klarheit des Bildes sind einfach enorm. Und das neue Kowa TSN-99A Prominar toppt das 884er noch, insbesondere in der Morgen- und
Abenddämmerung wird der Unterschied deutlich.
Mit dem Kowa TSN-PZ DSLR Adapter lässt sich das Spektiv wie ein manuelles Telezoom an Kameras mit APS-C Sensor verwenden. Hier wurde die Sony A6100 , eine spiegellose Systemkamera, verwendet. Die Details, welche diese Kombination liefert, wissen zu beeindrucken. Der TSN-PZ kann übrigens mit Hilfe entsprechender T2-Adapter mit Kameras verschiedener Hersteller kombiniert werden.
Wie auch schon mein Kowa TSN-884 Prominar, so ist auch das Kowa TSN-99A Prominar ganz stark bei Nebel und diesiger Luft. Das sehr kontrastreiche Bild lässt nämlich auch dann noch anspruchsvolle
Vogelbestimmungen zu, wenn bei anderen Spektiven Brillanz und Auflösung unter diesen Wetterbedingungen nicht ausreichen.
Auch die Randschärfe des Kowa TSN-99A Prominar ist wieder beeindruckend. In der Praxis ist nichts von einer Randunschärfe zu bemerken, nur wenn man bewusst darauf achtet,
ist im äußersten Randbereich eine minimale Verringerung der Schärfe zu bemerken.
Durch die aus purem Fluorit gefertigte Objektivlinse dürften Färbsäume keine Rolle spielen. Bei meinem Kowa TSN-884 waren sie selbst in Extremsituationen schon kaum nachweisbar.
Ob dies auch auf das Kowa TSN-99A Prominar zutrifft, wollte ich genau wissen.
Eine Extremsituation : Beobachten bei diesiger Luft, gegen den hellen Himmel, bei vollem Zoom
Das schlechte Wetter in diesem Frühjahr hat mir genügend Gelegenheiten gegeben, dass Kowa auf Anfälligkeit für Farbsäume zu testen. Und was soll ich sagen, Farbsäume sind quasi nicht existent, die
Fluoritlinse leistet also ganze Arbeit. Ich habe mal spaßeshalber mit meinem Smartphone durch das Kowa TSN-99A eine Ringeltaube bei schlechtem Wetter gegen den Himmel fotografiert - und dies bei 70-fachem Zoom. In solchen Situationen erwartet man eigentlich überhaupt keine brauchbaren Bilder mehr. Aber auch in diesem Fall sind keine Farbsäume zu erkennen.
Und für das diesige Wetter immer noch ein kontrastreiches Bild. Sehr beeindruckend.
Was für eine Bildqualität das Kowa mit einer Systemkamera, wie bspw. der Sony A6100, zu liefern im Stande ist, zeigt das Bild des Buchfinken am Anfang dieses Berichtes
recht deutlich. Für Situationen, wo das Spektiv hauptsächlich zum Beobachten mit dabei ist, kann das Phonescoping verwendet werden, um seine Beobachtungen
bildlich festzuhalten. Zwar nicht in einer Brillanz wie in der Digiskopie mit einer "richtigen" Kamera, aber - je nach Smartphonemodell - doch in beeindruckender Qualität. Limitierender Faktor ist hier das Smartphone.
Es sieht wahrlich nicht nach einem Bild aus, welches mittels Phonescoping entstanden ist. Verwendet wurden hier das Huawei P30 Pro, das
Kowa TE-11WZ (25-60x / 30-70x) Okular bei 30-facher Vergrößerung und das Kowa TSN-99A Prominar Spektiv.
Eine großer Vorteil des Kowa TSN-99A Prominars im Vergleich zu anderen Spektiven ist sein großer Objektivdurchmesser von 99 Millimetern. Hierdurch gelangt deutlich mehr
Licht zum Sensor des Smartphones oder der Kamera, so dass geringere ISO-Empfindlichkeiten verwendet werden können, um rauschfreie und brillante Bilder zu erhalten. Auch die
Verschlusszeiten werden bei ansonsten gleichen Einstellungen kürzer. Szenen, in welchen sich die Motive bewegen, können somit schärfer eingefangen werden.
Die sich paarenden Feldsperlinge konnte ich scharf einfangen, ohne die ISO-Empfindlichkeit an der Kamera zu hoch schrauben zu müssen - der großen Objektivlinse
des Kowas sei Dank. Mit meinem Kowa TSN-884 mit seinen 88 Millimetern Objektivdurchmesser hätte ich hier die ISO-Empfindlichkeit an der Kamera erhöhen müssen, was wiederum zu mehr Bildrauschen geführt hätte. Für Actionszenen oder die Digiskopie im schlechten Licht ist das TSN-99A perfekt geeignet.
Bedienung / Haptik
Das Kowa TSN-99A ist sehr hochwertig verarbeitet. Sehr positiv ist mir auf meinen Touren auch das für die Lichtstärke doch moderate Gewicht aufgefallen. Die Bedienung ist
wie auch bei der 880er Reihe gut durchdacht. Der Dual-Fokus-Mechanismus ist perfekt geeignet, um zunächst extrem schnell auf das Motiv zu fokussieren, um dann, mit dem Fein-Fokus das letzte bisschen Schärfe aus dem Spektiv heraus zu kitzeln. Auch in der Digiskopie ist das fein übersetzte Fokusrad sehr hilfreich. Wie von Kowa gewohnt, so kann auch am TSN-99A unglaublich viel Zubehör der älteren Modelle verwendet werden.
Fazit :
Mit dem TSN-99A hat Kowa wieder einmal ein Spektiv der Spitzenklasse entwickelt. Die optische Qualität ist überwältigend, Farbsäume auch unter Extrembedingungen quasi nicht vorhanden, die Schärfe top. Bei diesigem Wetter liefert es ein extrem kontrast- und detailreiches Bild. Und dies ist mir besonders wichtig. Insbesondere bei der Digiskopie, aber auch bei Beobachtungen am Morgen oder Abend zahlt sich die hohe Lichtstärke aus. Das Spektiv wirkt sehr hochwertig und die Bedienung ist top. Ein Spitzenprodukt.
Artikel erschienen am 24.08.2021
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