Nachdem
Canon im Februar 2022 das Canon RF 800mm f5.6 L IS USM angekündigt hat, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch
Nikon ein entsprechendes Supertele auf ankündigen würde. Und tatsächlich mussten die
Nikon Z Fotografen nicht lange warten. Schon im April brachte Nikon sein Nikkor Z 800mm f6.3 VR S auf den Markt. Zwar ist es um 1/3 Blendenstufe lichtschwächer als das Canon Pendant, in der Praxis dürfte dies aber kaum einen relevanten Unterschied machen. Nikon und Canon haben nun also beide ein für Naturfotografen, insbesondere
Vogelfotografen, sehr
interessantes Objektiv im Programm. Ob das Nikon Nikkor Z 800mm f6.3 auch für mich interessant wäre und welches der beiden
Objektive ich bevorzugen würde, dazu gleich mehr. Kommen wir zunächst zu den technischen Daten, welche auch auf der
Nikon Website zum Nikkor Z 800mm f6.3 VR S eingesehen werden können.
Technische Daten des Nikon Nikkor Z 800mm f6.3 VR S
Das Nikon Nikkor Z 800mm f6.3 VR S hat eine feste Brennweite von 800mm bei einer
Offenblende von f6.3 und einer kleinsten
Blende von f32. Neun Blendenlamellen sollen für ein angenehmes Bokeh sorgen. Die optische Konstruktion besteht 22 Linsen welche in 14 Linsengruppen aufgeteilt sind. Die Naheinstellgrenze liegt bei etwa 5 Metern (gemessen ab Sensorebene), somit kann ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:6.3 (0,15x) erreicht werden.
Die Bildstabilisierung erfolgt über eine bewegliche Linsengruppe mit Schwingspulenmotoren. Zusammen mit Kameras, welche Synchro VR unterstützen, können bis zu 5,5 Stufen längere
Belichtungszeiten realisiert werden.
3 ED Linsen, sowie Linsen mit Nanokristallvergütung und eine Frontlinse mit Fluorvergütung sollen für Aufnahmen ohne Geisterbilder oder chromatische Aberrationen sorgen und zudem die Reinigung der außenliegenden Linsen erleichtern.
Das
Objektiv misst 180 x 385mm bei einem Gewicht von 2385g. Zum Lieferumfang gehören eine Gegenlichtblende, eine aufschiebbare Objektivabdeckung, ein Objektivdeckel sowie ein
Trageriemen.
Der Autofokus des Nikon Nikkor Z 800mm f6.3 VR S
Der Autofokus des Nikkor Z 800mm f6.3 VR S ist an der
Nikon Z9 schnell und treffsicher. Zwar konnte ich das
Objektiv bisher nur für einen kurzen Zeitraum zusammen mit einer
Nikon Z9 testen, aber der extrem schnelle und akkurate Autofokus fiel mir sofort ins Auge. Mit zusätzlich aktivierter Motiverkennung ist diese Kamera/Objektiv-Kombination ideal für die Fotografie von fliegenden
Vögeln.
Gerade in der Vogelfotografie kommt es auf einen extrem treffsicheren Autofokus an. Bei der Fotografie von kleinen Singvögeln
ist die Schärfentiefe extrem gering, und der Fokus muss exakt auf dem kleinen Auge des Vogels sitzen. Denn wenn der Fokus das Auge nur ein geringfügig verfehlt, wirkt für den Betrachter der Aufnahme komplette Vogel unscharf.
Denn bei Flugaufnahmen ist neben einem treffsicheren und schnellen Autofokus auch ein geringes Gewicht des
Objektivs von Vorteil. Das Motiv ist hiermit schneller in ins Bild zu bekommen und auch das Mitziehen der Kamera gestaltet sich bei einem leichten
Objektiv deutlich einfacher.
Die Bildqualität des Nikon Nikkor Z 800mm f6.3 VR S
Die Bildqualität des
Nikon Z 800mm f6.3 VR S ist wirklich atemberaubend. Die Auflösung ist sehr hoch und fällt selbst in Verbindung mit einem
Nikon 1,4x Telekonverter nicht ab. Die Bilder wirken kontrastreich und Farben werden sehr neutral wiedergegeben. Auch das Bokeh ist sehr sehr angenehm, insbesondere wenn man das 800er mit Zoomobjektiven wie dem
Tamron 150-600 oder aber auch dem
Sigma 150-600 vergleicht.
Ein Dompfaff-Männchen, entstanden mit der Nikon Z9 bei 800mm Brennweite, einer Blende von 9.0, 1/1600s Verschlusszeit und ISO 800. Bei Portraits wie diesem, blende ich gerne ein wenig ab, um nicht nur das Auge, sondern auch möglichst viel vom Rest des Motivs in den Schärfebereich zu bekommen.
So knackig und kontrastreich das Nikkor Z 800mm f6.3 unter Idealbedingungen auch abbildet, als
Fotograf muss man sich aber auch der Grenzen solch extremer Brennweiten
bewusst sein. Luftflimmern und andere Erscheinungen der atmosphärischen Optik werden durch die große Brennweiten verstärkt und so kann es durchaus sein, dass unter bestimmten Wetterbedingungen mit 800mm Brennweite keine scharfen Aufnahmen mehr möglich sind, wo aber mit 600 oder 500mm Brennweite noch akzeptable Ergebnisse erzielt werden könnten.
Haptik, Handling des Nikon Nikkor Z 800mm f6.3 VR S
Für 800mm Brennweite ist das
Objektiv mit einem Gewicht von 2385g extrem leicht. Dies macht die Arbeit mit diesem
Objektiv zu einem wahren Vergnügen, insbesondere dann, wenn man
über Jahre hinweg mit Teleobjektiven von 4kg und mehr gearbeitet hat. Aber nicht nur das geringe Gewicht, auch der nahe bei der Kamera liegende Schwerpunkt des
Objektivs vereinfachen die Handhabung enorm. Noch nie zuvor konnte ich mit einer so großen Brennweite über längere Zeit freihand fotografieren, ohne dass ich die Kamera alle paar Sekunden absetzen musste. Mit dem 800er Nikkor ist dies problemlos möglich.
Auch die Haptik stimmt, alle Bedienknöpfe sind gut erreichbar und wohl durchdacht angeordnet. Das
Objektiv fühlt sich sehr wertig an, und liegt für ein 800mm
Objektiv perfekt in der Hand.
Fazit
Das Nikon Nikkor Z 800mm f6.3 VR S liefert eine überragende optische Qualität - auch in Verbindung mit einem 1,4x Konverter. Der Autofokus des
Objektivs arbeitet an der
Z9 extrem schnell und zuverlässig. Die Naheinstellgrenze von 5 Metern erlaubt formatfüllende Aufnahmen von kleinen
Vögeln. Durch das geringe Gewicht ist es auch für Flugaufnahmen aus der freien Hand ideal geeignet. Das
Objektiv hat mich derart begeistert, dass es wohl in nicht allzu ferner Zukunft den Weg in meine Kameratasche finden wird.
Mit einem Preis von
7299.- EUR
ist es im Vergleich zu anderen
Objektiven mit ähnlichen Spezifikationen zudem relativ günstig zu haben. Wer also mit dem
Nikon Z System unterwegs ist und noch
kein passendes
Objektiv für die
Vogelfotografie gefunden hat, sollte sich das Nikkor Z800mm f6.3 VR S unbedingt einmal anschauen - auch zusammen mit dem Nikon Z 1,4x Konverter.
Artikel erschienen am 23.05.2022