Wer kleine Tiere in größeren Entfernungen fotografieren möchte, braucht meist jeden Millimeter an Brennweite. Und wer jetzt - mit Erscheinen
der spiegellosen
Vollformatkameras
- von einer
APS-C Kamera
auf eine Kamera mit Vollformatsensor umgestiegen ist, der wird sich wundern, wie hilfrech
der Crop-Faktor bei der
Tierfotografie
doch war. Mit einer
Vollformatkamera
muss ich noch näher ans Motiv, um es formatfüllend abzulichten. Schaffe
ich es nicht, näher ans Motiv zu kommen, so sind alle Vorteile der
Vollformatkamera
wieder dahin. Die Motive sind dann weder besser freigestellt,
noch ist die Auflösung höher, noch gibt es merkliche Unterschiede im Rausch-/Detailverhältnis, wenn man sich den selben Auschnitt ansieht.
Zudem hat man, wenn man als Beispiel hier die
Nikon Z7
und die
Nikon D5500
verwendet, noch nicht einmal einen Auflösungsvorteil, wenn man den
gleichen Bildausschnitt an der
Z7
wie an der
D5500
verwenden möchte. Im
DX Format
hat die
Z7
sogar noch einen leichten Auflösungsverlust
im Vergleich zu den 24 MP der
Nikon D5500
. Und noch etwas bedenken viele nicht. Der Naheinstellgrenze der
Objektive
ändert sich nicht, wenn sie
anstatt an
APS-C
jetzt an Kleinbild verwendet werden sollen. Heisst, wenn ich vorher mit
APS-C
so gerade eben einen
Vogel
formatfüllend
ablichten konnte, ohne die Naheinstellghrenze des
Objektivs
unterschreiten zu müssen, so ist dies mit
Vollformat
dann nicht mehr möglich. Ich muss das
Motiv dann zwangsläufig mit mehr Drumherum ablichten.
Es gibt nun mehrere Lösungen. Entweder ist die Naheinstellgrenze noch des
Objektivs
noch nicht erreicht, dann muss ich näher an das Motiv heran. Oder ich
verwende einen Telekonverter, was bei lichtstarken Superteleobjektiven meist auch kein Problem ist. Aber wie sieht es mit den kostengünstigen Superzooms aus. Die im
Telebereich meist erst mit einer Lichtstärke über f6 starten. Hier habe ich einfach mal einen Versuch gestartet.
Ein Versuch : Nikon Z7
+ Kenko 1,5x TC + Sigma 150-600
C
Ich habe kurzerhand einen günstigen Telekonverter - den Kenko 1,5x - genommen und ihn zwischen
Objektiv
und Kamera gesetzt. Dann hab ich mich damit ins Tarnzelt gesetzt und ein paar
Vögel
fotografiert. Besonderes Interesse galt hier
auch dem Autofokus. Konnte er es schaffen, bei einer Mindestblende von rechnerisch 9,45 ( 1,5 x f6,3) noch akkurat zu fokussieren? In ca. 50
Prozent saß der Autofokus so gut, dass die Aufnahmen verwendet werden konnten. Der Pinpoint-AF der
Nikon Z7
war hier am genauesten, war aber auch extrem langsam und
neigte zum Hin- und Herpumpen, wenn der fokussierte Bereich nicht genügend Licht und Kontraste aufwies. Mit dem kontinuierlichen Autofokus
der
Z7
war leider kein einziges Bild scharf, egal, welche Messfeldart ich verwendet habe. Der Einzelfeld AF war relativ schnell, sass aber nur bei ca. 10%
der Aufnahmen wirklich punktgenau.
Ich habe mich also für den Single-AF und das Pinpoint-Messfeld entschieden. Das Wetter war sonnig und auch Motive waren ausreichend vorhanden. Als
erstes wollte ich herausfinden, ob überhaupt druckfähige Bilder mit der Kombi
Z7
+ 1,5x Konverter +
Sigma 150-600
möglich waren, und ob
die verwendete
Blende
Einfluß auf die Bildqualität hat.
Die ersten Bilder habe ich mit
Offenblende
aufgenommen. Leider zeigt die Kamera nicht die tatsächliche
Blende
der Kombination an, sondern nur die des
Objektivs
.
Blende
6,3 bei vollem Zoom entspricht also in Wirklichkeit
Blende
f9,45. Die Ergebnisse bei
Blende
f6,3 (f9,45) waren allesamt extrem ernüchternd. Die Bilder
wirkten flau und verwaschen und waren unbrauchbar.
So schlecht die Bilder auch bei Offenblende
waren - durch Abblenden
kann man die
Bildqualität extrem steigern. Ab Blende
9 (also umgerechnet ca. Blende
13) sind die Bilder auch in der Pixelansicht noch
scharf.
Mit jeder Blendenstufe um welche man abblendet, steigt die Bildqualität enorm, so dass die Bilder ab
Blende
9 (umgerechnet
Blende
13) absolut brauchbar sind.
Blende
10 liefert dann die beste Auflösung, danach sinkt die Qualität leider wieder (ich denke durch Beugungsunschärfen).
Aber selbst mit
Blende
8 sind mir einige Aufnahmen in wirklich brauchbarer Qualität gelungen.
Dompfaff
, mit Nikon Z7
, Nikon
FTZ-Adapter, 1,4x Kenko Telekonverter und Sigma 150-600 Contemporary
fotografiert. Diesmal
bei Blende
8 (umgerechnet Blende
12). Auch hier gelingen einem noch brauchbare Aufnahmen. Noch größere Blendenöffnungen bringen allerdings
keine brauchbaren Bilder mehr zustande.
Das Bild des Dompfaff-Weibchens wurde ebenfalls bei
Blende
8 fotografiert. Des Gefieder ist detailraich und die Bildqualität
reicht selbst für größere Ausdrücke noch locker aus.
Ausschnitt aus dem Dompfaff-Bild. Trotz Blende
8 ist hier die Schärfe noch brauchbar
Hat man also mit der
Vollformat-Kamera
keine Möglichkeit näher an das Motiv heranzukommen, so ist der Kenko 1,5x Telekonverter am
Sigma 150-600
mit gewissen Einschränkungen durchaus eine Option. Wer mit einem langsamen Fokus und häufigeren Fehlfokussierungen
leben kann, sollte es einmal probieren. Denn wenn der Fokus sitzt und genügend
abgeblendet
wurde, sind die Aufnahmen
wirklich vorzeigbar. Es ist halt alles etwas langsamer. Wer - wie ich - aus dem
Digiscoping
Bereich kommt, lässt sich davon nicht
abschrecken ;-).
Kleiber
- Portrait
- ebenfalls mit der Nikon Z7
+ Kenko 1,5x Telekonverter und dem
Sigma 150-600mm Contemporary
entstanden...
Die Auflösung des Sigmas 150-600 ist bei Verwendung des 1,5x Konverters aber schon merklich geringer. Es fällt etwas weniger auf, wenn man
sein Motiv bildfüllend fotografiert, aber sobald man das Motiv etwas kleiner im Bild einbinden möchte, fällt sofort auf,
das kleinste Details nicht mehr wirklich vorhanden sind. Für formatfüllende Vogelportraits ideal, aber für Tiere, die man
in Ihre Umwelt eingebettet fotografieren möchte, ist am 150-600er Sigma kein Konvertereinsatz zu empfehlen.
Dennoch bin ich insgesamt positiv überrascht, was mit Konverter und dem Sigma noch möglich ist. Vielleicht ist bei Euch sogar noch
mehr möglich, denn mein Sigma schwächelt auch ohne Konverter schon merklich bei
Offenblende
. Eine gewisse
Serienstreuung
gibt es halt oft bei solchen
Linsen, und ich habe ein Händchen dafür, mir die Montagsmodelle herauszupicken....
Artikel erschienen am 25.03.2019