Schon beim Test der
Sony Alpha 6600 im Dezember 2019 war klar, dass es nicht das letzte Mal sein würde, dass ich eine Sony-Kamera in meinen Händen halte. Denn
der AF der
A6600 hatte mich so sehr begeistert, dass ich einen Umstieg zu Sony in Erwägung gezogen habe. Dazu ist es bisher zwar noch nicht gekommen,
aber ich habe meinem Sohn, der genau wie ich ebenfalls gerne fotografiert, eine Sony Alpha A6100 zu Weihnachten geschenkt. In Zukunft können wir dann öfter gemeinsam
auf Motivjagd gehen.
Die Sony Alpha A6100 bietet im Gegensatz zur deutlich teureren Sony A6600 einen integrierten Blitz, ist dafür
aber nicht gegen Staub abgedichtet und besitzt keinen Bildstabilisator.
Für die Sony Alpha 6100 habe ich mich aufgrund des relativ günstigen Preises und des ausgesprochen guten Autofokus entschieden; wohl das Beste, was
man derzeit auf dem Kameramarkt findet. Zudem lassen sich viele
Objektive anderer Hersteller wunderbar mittels Adapter an der
Sony verwenden, so dass mein Sohn problemlos auf meinen Objektivpark zurückgreifen kann.
Bevor wir jetzt zum eigentlichen Test kommen, kommen wir noch kurz zu den technischen Daten, welche Ihr natürlich auch auf der
Sony-Website
einsehen könnt.
Technische Daten zur Sony A6100
Die Sony A6100 ist eine spiegellose digitale Systemkamera mit einem 23,5 x 15,6 mm großen
APS-C CMOS-Sensor und einer Auflösung von
24,2 Megapixeln. Die
ISO-Empfindlichkeit kann von ISO100 bis
ISO 32000, im erweiterten Iso-Bereich von
ISO 50 bis
ISO 102.400 gewählt werden. Die
ISO-Automatik deckt den Bereich von ISO100 bis ISO6400 ab.
Beim Autofokus handelt es sich um einen Hybrid-AF, welcher mit 425 AF-Phasendetektionspunkten arbeitet. Er bietet dem Fotografen die Möglichkeit der Gesichts- und Augenerkennung - wahlweise für Menschen oder Tiere. Im Menü können auch bestimmte Gesichter registriert werden, so dass auch in einer Menschengruppe immer auf das gewünschte Gesicht scharfgestellt wird.
Der elektronische Sucher bietet eine Bildfeldabdeckung von 100% sowie eine Vergrößerung von 0,71fach. Die Auflösung des Suchers
beträgt ca. 1,44 MP.
Der 3 Zoll große Monitor der Kamera hat eine Auflösung von 921.600 Bildpunkten. Für einige wenige Funktionen (AF-Feld Wahl bspw.) ist er als Touchscreen ausgelegt. Der Monitor ist
um 180 Grad nach oben und 74 Grad nach unten neigbar. Durch eine 180 Grad Drehung nach oben ist er bedingt auch für Selfies oder Selfie-Videos geeignet.
Verschlussgeschwindigkeiten können von 30s bis zu 1/4000s realisiert werden. Selbstverständlich besitzt die Kamera auch einen Bulb-Modus, in welchem sich
Langzeitbelichtungen realisieren lassen.
Im Gegensatz zur
A6600 besitzt die A6100 einen integrierten Blitz mit einer Leitzahl von 6. Für den Betrieb externer Blitze steht ein Blitzschuh bereit.
Die Reihenbildfunktion ermöglicht Bildserien von 11 Bildern pro Sekunde.
Die Kamera ist mit dem Akku NP-FW50 ausgestattet, welcher ca. 420 Aufnahmen mit einer Akkuladung ermöglicht.
Die Sony Alpha 6100 hat mit Abmessungen von ca. 120mm x 67 mm x 59mm (BxHxT) ein Gewicht von ca. 396g.
Der Autofokus der Sony A6100
Fangen wir gleich mit dem Besten an, dem Autofokus der Sony Alpha 6100. Bei der Portraitfotografie von Menschen aber auch wenn nur ein paar Familienfotos
anstehen, schlägt sich die Sony Alpha 6100 perfekt. Mit der Schärfenachführung und der Augenerkennung werden fast alle Aufnahmen gestochen scharf - aufs Auge. Nur
ab und zu verfängt sich der AF auch mal auf die Augenbraue oder bei Brillenträger den Brillenrand.
Neben der Augenerkennung für Menschen besitzt die
Sony Alpha 6100 auch eine Augenerkennung für Tieraugen. Auch hier schlägt sich die Sony Alpha 6100 sehr gut. Selbst bei schnell aus der Hand geschossen Hundeaufnahmen sitzt
der AF.
Ich hatte ja ein wenig die Hoffnung, dass der AF auch automatisch auf die dunklen Augen kleiner
Singvögel scharfstellt. Leider erkennt er diese aber nicht als
Augen, so dass hier der Fokus manuell auf das Auge gelegt werden muss. Aber auch dies funktioniert über den Touchscreen des Monitors sehr zügig und der AF sitzt auch hier in den meisten Fällen perfekt, selbst bei Verwendung von Fremdobjektiven mittels Adapter.
Rotkehlchen mit der Sony A6100 und adaptiertem Canon EF 400mm f2,8 L IS USM I fotografiert. Selbst mit dem Fremdobjektiv
und einem Mount-Adapter sitzt der Fokus fast immer perfekt. Auch in diesem Beispiel hat der AF perfekt das Auge scharfgestellt.
Auch bewegte Motive, wie bspw. ein
Hund, welcher auf den Fotografen zuläuft, stellen für den AF der Sony kein Problem dar. Im Vergleich zu meiner
Nikon Z7 und der
Canon EOS RP schlägt die Sony hier beide Kameras, die
Nikon sogar deutlich.
Die Bildqualität der Sony A6100
Wer die A6000 kennt, der kennt auch in etwa die Bildqualität der Sony A6100. Zumindest gilt das für die RAW-Bilder, bei den JPEGs direkt aus der Kamera
ist hier bei der A6100 eine deutliche Verbesserung der Farbwiedergabe zu sehen. Die Bilder der Sony A6000 konnten mich nie so wirklich überzeugen, sie wirkten irgendwie
flau. Die A6100 liefert knackige und sehr authentische Farben und besonders Hauttöne werden im JPG viel besser dargestellt als noch bei der A6000.
Ein Gimpelweibchen mit der Sony A6100 fotografiert. Die Farben werden sehr naturgetreu wiedergegeben. Genau so, wie
ich diese Szene auch in Erinnerung hatte.
Generell musste ich bei der RAW-Entwicklung kaum eingreifen, was die Farbwiedergabe angeht. Das kenne ich von vielen Kameras anders, besonders bei der
Nikon Z7 sitze ich relativ lange am PC, bis die Bilder dann endlich meiner Vorstellung entsprechen. Dann aber sind sie perfekt.
Die Sony A6100 liefert Bilder mit einer Auflösung von 24 MP, genau wie auch bspw. die
Nikon D5500, ebenfalls eine
APS-C Kamera. Dennoch, die Bilder der
Nikon
scheinen noch einen Hauch detailreicher zu sein, wahrscheinlich aufgrund des fehlenden Tiefpass-Filters bei den
Nikon Kameras. Es handelt sich hier aber nur um Nuancen und
in der Praxis merkt man es nicht.
Was mir an den JPEG-Bildern der Sony A6100 negativ auffällt, ist die interne Rauschunterdrückung. Besonders bei weichen Hintergründen ist klar zu erkennen, wie
die Rauschunterdrückung arbeitet. Sie hinterlässt dort nämlich deutlich sichtbare Spuren, die für mich mindestens genau so unschön sind, wie das eigentlich Rauschen.
Die interne Rauschunterdrückung der Sony A6100 arbeitet vor allem in den unscharfen Bereichen unsauber. Ein deutliches
Helligkeitsrauschen bleibt sichtbar.
Die JPEG Bilder der ebenfalls mit 24MP bestückten
Nikon D5500 wirken deutlich rauschfreier und das bei ähnlichem Detailerhalt in den scharfen Bereichen.
Aber auch das Rauschen in den RAW-Bildern wirkt anders als bei
Nikon. Das Rauschen erscheint bei der Sony A6100 grobkörniger als bei
Nikon. Bis ISO1600 sind die Aufnahmen
allerdings brauchbar, höher gehe ich mit der ISO-Empfindlich bei meiner
Nikon D5500 auch nur in Ausnahmesituationen. Wer "lichtstärkere" Kameras benötigt, der
sollte eh auf
Vollformatkameras setzen.
Haptik, Handling, Funktionen
Die Sony A6100 liegt gut in der Hand. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich relativ kleine Hände habe. Da die Kamera relativ klein
ist, liegt der kleine Finger unterhalb der Griffmulde der Kamera. Dies stört aber in der Praxis überhaupt nicht.
Da sich der Ein-/Ausschalter, Auslöser und das Einstellrad auf der rechten Seite befinden, lässt sich die Kamera wunderbar mit einer Hand bedienen. Umständlich ist die
Belichtungskorrektur, welche man über die drehbare Steuerwippe auf der Kamerarückseite vornehmen muss. Zuerst muss die Wippe nach unten gedrückt werden, um die Belichtungskorrektur aufzurufen,
dann muss sie nach rechts oder
links gedrückt (oder gedreht) werden, um die
Belichtung zu ändern. Wer von
Canon oder
Nikon kommt, wird sich erst einmal stark umgewöhnen
müssen. Vor allem im dunklen Tarnzelt hat mich dies in den ersten Tagen wirklich Nerven gekostet.
Das Menü ist im Vergleich zu
Nikon oder
Canon absolut chaotisch angeordnet. Ich habe mich wirklich gefragt, ob überhaupt irgendein System hinter dem Menü steckt. Die Antwort darauf scheint
nein zu sein, ich konnte tatsächlich keinerlei System im Aufnahmemenü entdecken. Viele Menüpunkte sind zudem eine Aneinanderreihung von Abkürzungen, wo kein
Mensch dahinter kommen würde, worum es sich handelt.
So unübersichtlich das Menü auch ist, es lässt sich dort unglaublich viel konfigurieren. Immerhin handelt es sich bei der Sony A6100 ja nur um eine Einsteigerkamera. Nur eine
Funktion fehlt mir im Menü, das
Fokus-Bracketing. Besonders bei der
Makrofotografie ist
Fokus-Bracketing häufig ein Muss. Olympus,
Nikon und
Canon haben solche
Funktionen bei den meisten ihrer neueren Kameras integriert, warum nicht auch Sony? Vielleicht wird eine solche Funktion ja mit einem Firmware-Update
nachgeliefert.
Für das Sony E-Mount System gibt es eine Vielzahl von Adaptern, so dass die Kamera auch mit Fremdobjektiven betrieben werden kann. Diese Aufnahme wurde
mit einem Canon EF 400mm f2,8 L IS USM fotografiert. Als Adapter wurde ein Sigma MC-11 Mount Adaptor verwendet. Kameraeinstellungen : ISO2500 f4,5 1/500s
Positiv an der Sony A6100, bzw. am ganzen Sony E-Mount System, ist die Vielzahl an verfügbaren Mount Adaptern. Somit können unglaublich viele Fremdobjektive
an den Sony Kameras verwendet werden, teilweise sogar mit relativ flott funktionierendem Autofokus. Dies macht die Sony besonders für Umsteiger
interessant. Mit etwas Glück können sie so ihre besten
Objektive einfach behalten und an der Sony weiter verwenden. Für mich war genau dies einer der Hauptgründe,
es auch mit Sony zu probieren, bzw. die Kamera meinem Sohn zu schenken.
Zum neigbaren Monitor möchte ich zu guter Letzt noch ein paar Worte verlieren. Der Monitor ist zwar als Touchscreen ausgelegt, anders als bei
Canon
oder
Nikon lassen sich aber keinerlei Einstellungen im Menü über den Toucscreen vornehmen. Dieser scheint ausschließlich zur Wahl der Fokusmessfelder
ausgelegt zu sein. Schade auch, dass der Monitor nur neigbar ist, und nicht wie bspw. bei der
Nikon D5500 oder der
Canon EOS 800D dreh- und schwenkbar. Im "Selfie-Mode" ragt der Monitor so noch nicht einmal ganz über den
Sucher hinaus. Bei einem größeren
Objektiv könnte es sein, dass das Montorbild im Seflie-Modus unter Umständen vom
Objektiv bzw. der Sonnenblende verdeckt
wird.
Fazit
Die Sony A6100 bietet einen großen Funktionsumfang für relativ wenig Geld. Die Bildqualität ist vor allem im niedrigen ISO-Bereich hervorragend, Farben
werden sehr authentisch wiedergegeben. Der Autofokus ist sehr gut, Motivverfolgung und Schärfenachführung arbeiten sehr sauber, der AF mit Augenerkennung
ist äußerst schnell und treffsicher. Abzüge gibt es für das sehr unübersichtliche Menü und den leider nur neigbaren Monitor. Derzeit ist die Sony A6100 für einen Preis von
749.- EUR
im Handel erhältlich. Wer auf einen internen Blitz keinen Wert legt, dafür aber einen integrierten Bildstabilisator sowie ein staubgeschütztes Gehäuse benötigt, sollte sich auch unbedingt einmal
die
Sony A6600 anschauen, über welche ich ebenfalls einen kurzen Bericht geschrieben habe.
Artikel erschienen am 10.01.2020