Lichtstarke Festbrennweiten bieten zwar beste optische Qualität, sind aber groß und zumeist auch relativ schwer - auf Reisen also oftmals ungeeignet. Somit habe ich mich auch während unserer Lapplandreise im Oktober 2022 für das Sony FE 200-600 entschieden. Ein relativ kompaktes Zoomobjektiv, welches mit adaptierter
Sony A6100 sogar perfekt in meinen
Reisekoffer zwischen die normale Kleidung passte. Denn in erster Linie sollte unsere Lapplandreise einen Familienurlaub darstellen, und nicht wie von mir gewohnt, in eine Fotosafari ausarten.
Das Sony FE 200-600 G OSS liefert Brennweiten von 200 bis 600 Millimetern und das bei durchgängig konstanten Produktabmessungen, egal welcher Zoombereich gerade verwendet wird. Mit seinem internen Zoom ist das Sony FE 200-600 G somit etwas ganz Besonderes im Vergleich zu Objektiven anderer Hersteller mit ähnlichem Brennweitenbereich.
Ob ich mit dem Sony FE 200-600 G OSS zusammen mit der
Sony A6100 glücklich war, oder ob ich mir zwischendurch mein 600er herbeigesehnt habe, dazu komme ich später. Zunächst kommen wir wie immer zu den technischen Daten des
Objektivs, welche auch auf der
Sony Website zum FE 200-600 G OSS eingesehen werden können.
Technische Daten zum Sony FE 200-600mm f5.6-6.3 G OSS
Das Sony FE 200-600mm f5.6-6.3 G OSS ist ein Zoomobjektiv mit einer Brennweite von 200-600mm und einer maximalen
Blendenöffnung von f5.6 bei 200mm sowie f6.3 bei 600mm. Das 200-600er besteht aus 17 Linsengruppen mit insgesamt 24 Elementen. 11 Blendenlamellen sollen für ein angenehmes Bokeh sorgen. Die Naheinstellgrenze liegt bei 2,4 Metern, hiermit kann eine
maximale Vergrößerung von 0,2 erreicht werden.
Das
Objektiv besitzt einen optischen Bildstabilisator welcher Freihandaufnahmen auch in schlechtem Licht bei großer Brennweite ermöglichen soll.
Ein asphärisches Linsenelement und fünf ED-Glaselemente sollen über den gesamten Brennweitenbereich für
scharfe Bilder ohne erkennbare Bildfehler sorgen. Eine Nano-Vergütung vermindert zudem Geisterbilder und andere Lichteffekte.
Im Vergleich zu vielen anderen
Objektiven mit ähnlichem Zoombereich besitzt das FE 200-600mm einen internen Zoom, so dass die Größe des
Objektivs über den gesamten Brennweitenbereich konstant bleibt.
Das
Objektiv hat die Abmessungen von 111,5 x 318 mm ( BxL ) und wiegt 2115g. Der Filterdurchmesser beträgt 95mm.
Der Autofokus des Sony FE 200-600mm f5.6-6.3 G OSS
Während unseres Lapplandurlaubes hatte ich viele Gelegenheiten, den AF des
Objektivs in Verbindung mit einer
Sony A6100 zu testen. Die Tiere dort oben im hohen Norden
zeigen nicht die extreme Scheu wie die
Vögel hier bei uns in Mitteleuropa.
Weidenmeisen beispielsweise fraßen uns ohne Scheu aus der Hand. Aber auch nordische
Kleiber vertrauten uns nach einiger Zeit vollkommen.
Die in Lappland sehr häufigen Weidenmeisen sind sehr zutraulich und fraßen uns nach kurzer Zeit aus der Hand. Während ich dieses Foto von der Meise auf der Hand meines Sohnes machte, saß eine weitere Meise auf meinem Kopf und eine andere vorne auf dem Objektiv.
Obwohl die kleinen
Meisen sehr zutraulich waren und kaum Scheu zeigten, so waren sie doch immer in Bewegung. Für den Autofokus waren sie also trotz Ihrer Zutraulichkeit eine Herausforderung. Und in Verbindung mit meiner
Sony A6100 war die Trefferquote doch etwas enttäuschend. Mit kontinuierlichem AF hatte ich einen Ausschuss von über 60%, nur wenige Bilder waren wirklich perfekt fokussiert. Allerdings war die Lichtsituation alles andere als perfekt. Der Himmel war meist stark bewölkt und zum Footgrafieren kam ich erst am späten Nachmittag, wo die Sonne schon sehr tief am Horizont stand. Die meisten Bilder sind bei
ISO 3200 entstanden, für die
A6100 ist dies m.E. schon die Obergrenze und das Bildrauschen noch so gerade eben tolerabel.
Weidenmeisen waren in Finnland nahezu überall anzutreffen und zudem recht zutraulich. Perfekt also, um den Autofokus zu testen. Da die kleinen Meisen recht wuselig waren, entschied ich mich für den Servo-AF. Die Nahführung klappte aber leider aber nicht immer problemlos, viele Aufnahmen waren nicht exakt im Fokus. Ob dies jetzt mehr an der kleinen A6100 oder aber am Objektiv lag, mag ich nicht beurteilen. Wenn der Fokus aber korrekt saß, wie bei dieser Aufnahme, so ist die Bildqualität überzeugend.
Ganz anders sah es wiederum bei statischen Motiven aus. Hier fokussierte die
Sony A6100 perfekt mit dem Sony FE 200-600mm f5.6-6.3 G OSS. In solchen Fällen habe ich allerdings auch
den Einzelautofokus anstatt des kontinuierlichen verwendet.
Bei unserem Hund hatte der AF keinerlei Probleme, perfekt auf das Auge zu fokussieren. Hier half allerdings auch die Verwendung des Tieraugen-AFs zudem saß der Hund ruhig an einem Platz.
Alles in Allem hat das 200-600 bei mir also nur einen mäßigen Eindruck hinterlassen, was die AF-Leistung betrifft. Ob die AF-Probleme bei Bewegtmotiven nun eher vom 200-600 oder doch von der
Sony A6100 herrührten, mag ich nicht beurteilen. Zumindest ist bei dieser Kombination hinsichtlich der AF-Performance noch Luft nach oben.
Die Bildqualität des Sony FE 200-600mm f5.6-6.3 G OSS
Das Sony FE 200-600 f5.6-6.3 G OSS lieferte bei mir eine sehr solide Bildqualität ab. Und dies in allen Brennweitenbereichen. Einen merklichen Auflösungsverlust bei der Endbrennweite, wie es beispielsweise bei dem
Tamron 150-600 G1/G2 oder dem
Sigma 150-600 C der Fall war, konnte ich beim 200-600 nicht feststellen.
Ein nordischer Kleiber ( Sitta europaea europaea ).Das 200-600 von Sony liefert über den gesamten Zoombereich detailreiche Bilder, auch schon bei Offenblende.
Im direkten Vergleich zu
Sigma 150-600 C fällt aber auf, das das Sigma leicht
abgeblendet etwas knackigere Bilder liefert, als das Sony, speziell bei Brennweiten unter 550mm. Insgesamt sind die Unterschiede aber marginal. Auch das Tamron in der G1 Version ist leicht
abgeblendet minimal schärfer, wenn nicht gerade die Endbrennweite verglichen wird, bei welcher dann wieder das Sony vorne liegt.
Etwas negativ sind mir die doch relativ starken chromatischen Aberrationen aufgefallen, welche das Sony an harten Kontrastkanten nahezu über den gesamten Zoombereich und leider auch leicht
abgeblendet aufweist. Und zwar gleich in zwei Farbtönen, in blau und magenta, wobei die Bereiche mit blauen Kanten überwiegen.
Obwohl das Sony 200-600 hochvergütet und gleich mit mehreren ED-Linsen ausgestattet ist, entstehen an harten Kontrastkanten unschöne blaue Farbsäume.
Zwar lassen sich die Farbsäume in der
Bildbearbeitung relativ unkompliziert entfernen, dennoch waren die Erwartungen an ein
Objektiv mit einer UVP 2000 EUR etwas höher. Trotz Farbsäumen liefert das
Objektiv aber ansonsten eine tolle Auflösung, authentische Farben und einen angenehmen Kontrast.
Haptik, Handling des Sony FE 200-600mm f5.6-6.3 G OSS
Vom Handling her ist das Sony FE 200-600 G OSS das beste Supertelezoomobejektiv, welches ich kenne. Es macht einen sehr hochwertigen Eindruck und liegt bei Freihandaufnahmen perfekt in der Hand. Das Highlight ist der interne Zoom. Das
Objektiv behält im gesamten Zoombereich seine Länge bei und wir nicht - wie es bei vielen anderen Zoomobjektiven leider der Fall ist - bei vollem Zoom stark kopflastig. Zudem kann mit 1/4 Umdrehung des Zoomrades der komplette Zoombereich durchfahren werden. So kann der Ausschnitt extrem schnell
angepasst werden. In der Naturfotografie ist dies extrem hilfreich, wenn beispielsweise neben dem Motiv ein weiteres Motiv erscheint und beide ins Bild sollen. Oder aber, falls sich das Motiv spontan nähern oder entfernen sollte.
Ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Zoomobjektiven mit einem ähnlichen Brennweitenbereich ist die Kompatibilität zu Sony Telekonvertern. Denn das Sony 200-600 ist sowohl mit dem 1,4x Telekonverter als auch mit dem 2x Telekonverter voll kompatibel. Somit lassen sich Brennweiten von bis zu 1200mm Brennweite erreichen.
Viele der Aufnahmen aus unserem Lapplandurlaub, wie auch dieses Bild vom nordischen Kleiber, sind freihand entstanden. Dank des guten Bildstabilisators im Objektiv kein Problem.
Auch der Bildstabilisator des Sony 200-600 G OSS muss hier positiv erwähnt werden. Teilweise sind mir Aufnahmen freihand bei 1/40s und 600 Millimetern Brennweite geglückt. Ich hätte nicht erwartet, das dies möglich wäre.
Eine Fokusbegrenzung sowie ein Knopf für das Aufrufen eines gespeicherten Fokuspunktes runden die Bedienung des
Objektivs ab.
Fazit
Das Sony FE 200-600 G OSS liefert eine überzeugende Bildqualität ab, nur in punkto Farbsäume an harten Kontrastkanten schwächelt es etwas. Die Bedienung ist perfekt durchdacht, der interne Fokus ein Traum für jeden Fotografen. Die Verarbeitung des
Objektivs ist überragend, es wirkt extrem wertig. Der Fokus schwächelte leider an der kleinen
A6100 etwas bei der Motivverfolgung, was aber auch kamerabedingt sein könnte. Die Bildstabilisierung arbeitet sehr gut. Für einen Preis von derzeit
1576.- EUR ist es zwar etwas teurer als die 150-600er Zooms von Drittherstellern, übertrifft diese aber in der Haptik und von der Leistung des Bildstabilisators her merklich.
Artikel erschienen am 23.10.2022