Makroobjektive gibt es von vielen Herstellern, und fast alle
Makroobjektive haben eine sehr gute Abbildungsleistung und bilden
messerscharf ab. Umso schwerer fällt dann, wenn es um den Kauf eines
Makroobjektivs geht, die Entscheidung aus, welches es denn
letztendlich werden soll. Soll ein kleines Motiv möglichst scharf vor dem Hintergrund freigestellt werden, so bieten
sich insbesondere
Makroobjektive mit langen Brennweiten an. Lange Brennweiten bilden einen engeren Bildwinkel ab, dadurch
wirkt der Hintergrund deutlich unschärfer als bei kurzbrennweitigen
Objektiven, wo ein viel größerer Teil des
Hintergrundes mit in das Bild einbezogen wird. Zudem vereinfachen größere Brennweiten die Fotografie von
kleinen Tieren, wie
Libellen oder Eidechsen enorm, da man mit dem
Objektiv nicht so nahe an das Motiv
muss und die Tiere somit nicht verschreckt. Ein Nachteil daran ist allerdings, dass man vor dem
Objektiv etwas mehr
freien Platz benötigt. Sind Gräser oder andere Dinge zwischen Motiv und
Objektiv müssten diese zunächst entfernt
werden, um freien Blick auf das Motiv zu haben.
In diesem Bericht möchte ich Euch das sehr beliebte Tamron SP 180mm f3.5 Di LD IF
Macro etwas näher vorstellen, mit welchem
viele meiner
Makroaufnahmen dieser Seite entstanden sind.
Das 180er Tamron ist mit einem Gewicht von knapp 1kg für ein Telemakro immer noch recht leicht. Die optische Konstruktion
besteht aus 11 Gruppen mit insgesamt 14 Linsen. Mit einer Naheinstellgrenze von 47 Zentimetern bietet es einen Abbildungsmaßstab von
1:1, es handelt sich also um ein echtes
Makroobjektiv. Weitere technische Details findet ihr
auf der
Website von Tamron.
Kommen wir nun aber zum eigentlich Praxistest, und hier fange ich gleich mit dem größten Manko des
Objektivs an.
Autofokus
Der Autofokus des 180er Tamrons ist relativ langsam und zudem hat die Nikon-Ausführung des Tamrons keinen eigenen Autofokusmotor und
wird über den Stangen-AF der Kamera angetrieben, welchen allerdings nur die höherwertigen Nikon-Kameras unterstützen. Der Autofokus funktioniert bei
Nikon
also nicht an den meisten Einsteigerkameras wie beispielsweise der
Nikon D3200, D3300 und
D3400 sowie an den etwas
besseren Einsteigerkameras wie der
Nikon D5200,
D5300 bis D5600. Hier ist man bei Benutzung des Tamrons
leider auf den manuellen Fokus angewiesen.
Dieses Bild des Schwarzkolbigen Dickkopffalters ist mit der Nikon D7000 und dem 180er Tamron Makro enstanden. Verwendet wurde ein Stativ und
es wurde manuell fokussiert.
Aber auch an höherwertigen
Nikon Kameras mit Stangen-AF arbeitet der Autofokus nur sehr langsam, ist aber zumindest relativ treffsicher. Da
dieses
Objektiv von den meisten Besitzern aber wohl hauptsächlich nur für die
Makrofotografie verwendet wird und
hier hauptsächlich manuell fokussiert wird, sollte dem Autofokus deshalb auch keine zu hohe Bedeutung zugemessen werden.
Bildqualität und Auflösung
Die Bildqualität, welche das 180er Tamron
Makro liefert, ist sehr gut. Zwar kann das
Objektiv nach meinen Erfahrungen nicht ganz mit dem
Canon 180mm L USM
Makro mithalten, dafür kostet das
Canon aber auch fast das Doppelte. Selbst kleinste Details, wie das Facettenauge des
Dickkopffalters, werden hervorragend aufgelöst wiedergegeben.
Deutlich ist auf diesem Bild erkennbar, welch hohe Auflösung das Tamron SP 180mm f3,5 Di LD IF
Macro zu liefern in der Lage ist. Die Facettenaugen sind deutlich und scharf erkennbar.
Ein direkter Vergleich des
Canons mit dem Tamron ist mir aufgrund der verschiedenen Systeme (
Canon und Nikon) und durch die
Auflösungsunterschiede der verwendeten Kameras leider nicht möglich, doch groß scheinen die Unterschiede nicht zu sein.
Auffallend an den Bilddaten, welche das Tamron liefert, ist die durchweg sehr warme Farbwiedergabe. Aufnahmen welche ich nebeneinander
mit der selben Kamera und den gleichen Weißabgleichseinstellungen gemacht habe, fallen beim Tamron deutlich wärmer bis hin zu einem
leichten Braunstich aus. Für Fotografen, welche ihre Bilder durchweg im RAW-Format fotografieren, dürfte dies weniger ein Problem
sein, wer jedoch seine Bilder im JPG Format fotografiert, könnte jedoch bei der nachträglichen Bearbeitung an seine
Grenzen bzw. der Grenzen der Bildbearbeitungssoftware stoßen.
Die Farbwiedergabe des 180er Tamron Makros ist durchweg etwas wärmer als die aller meiner anderen Makroobjektive. Auch auf diesem
Bild erkennt man einen bräunlichen Farbstich.
Es empfiehlt sich daher, den Weißabgleich bei Verwendung des Tamrons manuell einzustellen und zunächst einige Probeaufnahmen zu
machen und diese dann auf eventuelle Farbstichigkeit hin am Kameramonitor zu überprüfen. RAW-Fotografen
können dies natürlich problemlos im Nachhinein beim Entwickeln der Rohdateien korrigieren und müssen sich bei der Aufnahme um den Weißabgleich keine
weiteren Gedanken machen.
Werden die Aufnahmen im Rohdatenformat fotografiert, so kann der warme Farbton - wie bei dieser Aufnahme - nachträglich problemlos im RAW-Konverter
entfernt werden.
Bis auf den warmen Farbton ist die Abbildungsleistung des
Makroobjektivs herausragend und es lassen sich wunderbare
Makroaufnahmen
mit diesem
Objektiv bewerkstelligen.
Handling
Im Vergleich zu anderen langbrennweitigen
Makroobjektiven ist das Tamron mit unter einem Kilogramm recht leicht, was die meisten Makrofotografen
begrüßen dürften. Das geringe Gewicht ist dem Kunststoffgehäuse zu verdanken, welches sich leider nicht ganz so hochwertig
anfühlt, wie die der Konkurrenten.
Etwas gewöhnungsbedürftig aber trotzdem gut durchdacht ist die Umstellung vom manuellen Fokus in den Autofokusbetrieb
durch Vor- und Zurückschieben des Scharfstellringes. Ein kleines Manko ist der kurze Verstellweg beim manuellen Fokussieren, er könnte etwas größer sein,
so dass noch exakter auf das Motiv fokussiert werden kann, denn durch den recht kurzen Verstellweg ist man
beim Drehen des Fokusringes leider schnell über den Schärfepunkt hinaus. Um dies zu vermeiden habe ich das Tamron 180er meist in Verbindung mit
einem
Makro-Einstellschlitten verwendet, durch welchem man auch ohne das Fokusrad auf den Millimeter genau fokussieren kann.
Fazit
Das Tamron SP 180mm f3,5 Di LD IF
Macro ist ein sehr gutes
Makroobjektiv und liefert wie fast alle seine Konkurrenten
hervorragende Bildergebnisse, insbesondere was die Auflösung anbelangt. Die Farbwiedergabe ist nicht ganz neutral
und leicht zum Warmen hin verschoben, was aber leicht
nachträglich in der Bildentwicklung korrigiert werden kann. Ein kleines Manko ist der sehr langsame Autofokus, der beim Modell mit
Nikon Anschluss nur an den höherwertigen Nikon-Kameras mit Stangen-AF-Unterstützung funktioniert. Da der Autofokus
bei
Makroaufnahmen jedoch in der Regel nur selten verwendet wird, dürfte es die meisten Fotografen nicht stören. Insgesamt ist das 180er Tamron sehr empfehlenswert
und mit einem Preis von derzeit
716,90 € zudem verhältnismäßig günstig.
Wer noch etwas mehr Brennweite und noch etwas bessere Abbildungsleistungen benötigt, der sollte sich auch einmal
nach dem
Nikon AF Nikkor Micro 200mm f4.0 D IF-ED umschauen. Es ist mit
1459,00 € allerdings auch doppelt so teuer.
Für
Canon Fotografen empfiehlt es sich zudem, auch einmal einen Blick auf das
Canon EF 180mm L USM zu werfen. Dieses liefert
schon bei
Offenblende messerscharfe Aufnahmen, auch an hochauflösenden Sensoren.
Artikel erschienen am 09.12.2016