Seit Weihnachten 2008 besitze ich jetzt schon das
Kowa Prominar 10,5x44mm Fernglas. Es ist ein treuer Begleiter bei Spaziergängen aber auch
auf meinen Foto-Ansitzen geworden. Zuvor verwendete ich ein kleines Zeiss Victory 8x20 B T* , welches für seine Größe ein sehr klares,
scharfes Bild lieferte.
Jetzt wollte ich aber ein etwas lichtstärkeres Fernglas, mit welchem etwas entspannterers Beobachten auch bei schlechteren Lichtverhältnissen
möglich sein sollte. Zudem fehlte mir beim Zeiss ab und an immer mal wieder ein wenig Brennweite. Das neue Glas sollte also ein 10x werden.
Bevor ich mich für das
Kowa Prominar 10,5x44 mit XD-Linse entschied, testete ich vorher einige andere Ferngläser. Unter anderem auch sehr ausgiebig das
Swarovski EL 10x42 meines Vaters, mit welchem ich das
Kowa Prominar 10,5x44 direkt vergleichen konnte. Auch für diesen Erfahrungsbericht habe ich mir nochmals
das
Swarovski EL 10x42 ausgeliehen. Vorweg gesagt, beide Ferngläser sind Spitzenklasse, was die Bildqualität angeht.
Swarovski ist schon seit langem weltweit bekant für seine Spitzenprodukte
in Sachen Fernoptik, während
Kowa vor allem hierzulande noch kaum bekannt war. Dies hat sich allerdings in den letzten Jahren deutlich geändert. Durch die
neuen sehr hochwertigen Produkte der Prominar Reihe von
Kowa spielt
Kowa jetzt ganz vorne mit.
Das Kowa XD44 Prominar Fernglas 10,5x44mm sieht dem Swarovski EL 10x42
recht ähnlich, ist aber einige mm größer und leider auch etwas schwerer.
Beide Ferngläser, sowohl das
Kowa XD 44 Prominar 10,5x44 als auch das
Swarovski EL 10x42, liegen gut in der Hand. Es fällt allerdings auf,
dass das
Swarovski EL 10x42 etwas leichter ist. Nicht nur beim Hindurchschauen, auch bei längeren Touren um den Hals getragen, macht sich dies
schon deutlich bemerkbar.
Schärfe und Farbtreue
Schaut man durch die Gläser, so ist man vorerst bei beiden Gläsern von der Brillianz und Farbwiedergabe überwältigt. Das
Swarovski scheint rein subjektiv einen
Hauch wärmer darzustellen, während
Kowa das Bild für mich völlig farbneutral wiedergibt. Die Unterschiede sind allerdings recht gering.
Bezüglich der Schärfe ist kaum ein Unterschied zu verzeichnen. Manchmal denke ich, das
Swarovski EL 10x42 bringt etwas mehr Details und Schärfe, besonders bei
bestem Tageslicht, ein anderes Mal wiederum bin ich mir da gar nicht mehr so sicher. Sicherlich ist es nur mit hochpräziser Messtechnik möglich,
hier Unterschiede in der Schärfe und Detailweidergabe festzustellen. Vergleicht man die beiden Ferngläser allerdings bei diesigem oder nebligen Wetter und
schlechtem Licht, so hat hier eindeutig das
Kowa XD44 Prominar die Nase vorn. Der Unterschied im Kontrast (und subjektiv auch der Schärfe, wahrscheinlich
durch den höheren Kontrast) ist deutlich mit dem blossem Auge zu erkennen. Das
Kowa liegt in diesen Situationen merklich vorne und es handelt sich hierbei
nicht nur um geringe Unterschiede. Es sind Unterschiede, welche in solchen Situationen zwischen Bestimmen und Nichtbestimmen von
Vögeln entscheidend sein können,
und die Unterschiede sind für jedermann deutlich sichtbar.
Korrektur der Farbsäume
Vergleicht man Ferngläser, so sollte man unbedingt auch einmal auf dunkle Äste vor hellem, bewölktem Himmel schauen. Hier kann man häufig deutliche Unterschiede
in Bezug auf die Korrektur von chromatischen Aberrationen erkennen. Chromatische Aberrationen sind Farbfehler/-ränder an kontrastreichen, harten Hell-Dunkel-Übergängen.
Nehmen Sie mal ein 20.- EUR Glas aus dem Discounter in die Hand und machen Sie den Test. Jetzt wissen Sie, wo hier unter anderem gespart wurde.
Sowohl das
Swarovski EL 10x42, als auch das
Kowa XD44 Prominar 10.5x44 sind natürlich hochwertig vergütete Ferngläser. Vergleicht man die beiden, so
werden aber dennoch Unterschiede deutlich. Schaut man mit dem
Swarovski auf dunkle Äste gegen hellen Himmel, so erkennt man in extremen Situationen sehr schmale
violette Ränder - auch schon an Ästen in der Bildmitte. Zum Bildrand werden diese Farbsäume mehr. Man kann dies ganz einfach testen, indem das Fernglas so bewegt, dass
derselbe Ast, der vorher in der Bildmitte war, zum Bildrand hin wandert. Bei unserem
Swarovski werden diese Ränder im äußersten 15% Bildrand sehr deutlich und überlagern dann sogar
schon ganze feinere Äste.
Beim
Kowa XD44 Prominar 10,5x44 entstehen bei gleichen Bedingungen in der Bildmitte bei mir keinerlei mit bloßem Auge sichtbaren Farbsäume. Zum Rand hin (in etwa die äußersten 20%)werden
Farbfehler sichtbar, aber in deutlich geringerem Ausmaß als beim
Swarovski.
Da derzeit Schnee liegt, habe ich diesen Versuch natürlich auch an schneebedeckten Ästen und Blättern wiederholt. Auch hier hat das
Kowa eindeutig die Nase vorn.
Schnee vor einer Baumrinde verursachte beim
Swarovski bereits in der Bildmitte einen deutlichen, diesmal grünen, Farbsaum. Bei dieser "Extremsituation" konnte man
allerdings auch beim
Kowa einen grünen Farbsaum erahnen, richtig deutlich war er allerdings nicht, so dass er mir ohne gezieltes Suchen niemals
aufgefallen wäre. Das
Kowa ist in Bezug auf Korrektur der Linsen einmalig, und schlägt das
Swarovski in dieser Disziplin haushoch.
Handling
Beim Handling fällt auf, dass man beim
Swarovski etwas leichter exakt Fokussieren kann. Obwohl das
Kowa eine deutlich nähere Naheinstellgrenze hat, benötigt man nur etwa 1 1/2 Umdrehungen von nah bis unendlich. Beim
Swarovski sind es von nah bis unendlich ganze 2 1/4 Umdrehungen. Dafür ist man mit dem
Kowa natürlich deutlich schneller, und
mit etwas Gefühl bekommt man den Fokus selbstverständlich genauso exakt hin wie beim
Swarovski. Das Fokussierrad des
Kowas läuft sehr weich und ist leicht und gleichmäßig zu bewegen,
beim (allerdings auch etwas älteren (2005))
Swarovskis meines Vaters wird der Widerstand manchmal mitten beim Fokussieren etwas größer. Das Fokussierrad läuft nicht mehr
ganz so rund.
Fazit
Im Vergleich zum in etwa doppelt so teurem
Swarovski EL 10x42 (mittlerweile wird diese Version nicht mehr hergestellt und hat einen direkten Nachfolger, der noch teurer ist) geht das
Kowa XD44 Prominar 10,5x44 eindeutig als Sieger hervor. Bei ungefähr gleichwertiger
Schärfe- und Detailleistung, liefert das
Kowa auch bei widrigen Wetterverhältnissen kontrastreichste und
scharfe Bilder, während das
Swarovski dann deutlich nachlässt.
Auch in der Korrektur von Farbquerfehlern liegt das
Kowa deutlich vorne und schlägt das
Swarovski eindeutig. Einzig beim Gewicht hätte ich mir gewünscht,
dass das
Kowa etwas leichter wäre. Bei sehr langen Touren macht es sich dann doch im Nacken bemerkbar. Ich habe den Kauf des
Kowa XD44 Prominar 10,5x44mm bisher
nicht bereut. Preis/Leistung ist einfach unschlagbar.
Artikel erschienen am 28.01.2012