Oft ertappe ich mich dabei, wie ich auf meinen Fototouren die
ISO-Empfindlichkeit zwischen ISO100 und 400 einstelle. Und dies
auch bei schlechtem Licht, wo es eigentlich dringend erforderlich wäre, mit höheren ISO-Werten zu fotografieren, um auf die nötigen
Verschlusszeiten
zu kommen. Sicher rührt dieses Verhalten daher, dass ich die Entwicklung der Digitalfotografie von Anfang an miterlebt habe. Meine erste DSLR
war damals die
Canon EOS D60, und bei dieser Kamera war es tatsächlich so, dass die Bildqualität bei ISO-Empfindlichkeiten von über 200
schon deutlich nachließ. Die Bilder wurden dann zunehmend verrauschter (
ISO Rauschen) und auch die die Farbwiedergabe deutlich schlechter. Meine nächste
Kamera war die
Canon EOS10D, hier konnte
ISO 400 schon problemlos verwendet werden, aber bei
ISO 800 ließ die Qualität deutlich nach. Auch
bei den Nachfolgern, der
EOS 20D und später der
EOS 40D, stellte
ISO 800 noch immer mehr oder weniger eine Notlösung dar. Bei all diesen Kameras versuchte ich
also bis maximal ISO400 zu gehen, und irgendwie hat sich das eingebrannt. ISO400 stellt bei mir auch jetzt noch eine Art unsichtbare Schwelle
dar, die es gilt, möglichst nicht zu übertreten. Dabei ist es bei den heutigen Kameras gar nicht mehr nötig, sich derart gegen höhere
ISO-Empfindlichkeiten zu sträuben. Erstens sind die Sensoren um ein Vielfaches besser geworden als damals, insbesondere was das Rauschverhalten angeht, und zweitens
sind die Möglichkeiten der
Bildbearbeitung heute viel umfangreicher. Gerade in der RAW-Entwicklung hat sich hier einiges getan, und auf diese
Möglichkeiten sollte man dann auch auf keinen Fall verzichten, wenn mit höheren Empfindlichkeiten fotografiert werden soll, denn viele
Kameras neigen in diesem Fall dazu, ihre JPG-Dateien kameraintern gnadenlos zu "entrauschen", mit fatalen Folgen für Bilddetails und Schärfe. Es ist dann
zwar kaum noch Bildrauschen zu erkennen, Details aber ebenso wenig.
Die Canon EOS 5D Mark II neigt schon bei mäßig hohen Empfindlichkeiten dazu, die JPEG Bilder stark zu entrauschen. Wenn dann
noch mit einem Objektiv fotografiert wird, welches
eh etwas weiche Ergebnisse liefert, wie hier das alte 400 2,8 in Kombination mit einem 2x Telekonverter, dann macht sich die interne Rauschunterdrückung
besonders bemerkbar. Das JPEG-Bild aus der Kamera erscheint schon fast unscharf, während das über die Bildbearbeitungssoftware Adobe Lightroom entwickelte RAW
wesentlich detailreicher wirkt. Zwar entrauschen lange nicht alle Kameras ihre JPGs intern so detailvernichtend wie die 5 D Mark II,dennoch
empfiehlt es sich fast immer, seine Bilder im RAW-Format zu fotografieren und später per Software detailschonend zu entwickeln.
Die Ausgabegröße und das sichtbare Rauschen
Aktuelle DSLRs liefern riesige Bilddateien von 20-50 Megapixeln und von diesen Dateien können riesige Fotoabzüge von DIN A3 und noch größer
angefertigt werden. Aber sind wir mal ehrlich. Wann machen wir das wirklich. Ich habe in meiner Wohnung einen einzigen Fotoabzug in DINA3 hängen, ansonsten
nur deutlich kleinere Abzüge meiner Bilder. Ich bräuchte also gar nicht die riesigen Auflösungen, welche mir die heutigen Kameras liefern. Und bei kleineren
Ausdrucken wird das Bildrauschen deutlich weniger auffallen als bei großen. Mit ein wenig
Bildbearbeitung kann man das Rauchen dann sogar
völlig eliminieren.
Das am Anfang gezeigte Bild der
Goldammer hat die Originalabmessungen von 5616 Pixel mal 3744 Pixel, also 21 MP. Verkleinere ich das Bild auf 6 MP, also 3000 Pixel x
2000 Pixel, so erhalte ich immer noch ein Bild in der Größe, wie sie mir meine ersten digitalen Spiegelreflexkameras geliefert haben. Und 6 MP reichen
problemlos für Ausdrucke bis DIN A4 oder sogar geringfügig größer. Nach dem Verkleinern habe ich das Bild noch mit NeatImage, einem
kleinen Zusatzprogramm zum Entrauschen von Bildern, bearbeitet. Das Bild wirkt jetzt scharf und absolut rauschfrei und ist somit bereit für den Ausdruck.
Das bereits oben gezeigte Bild einer Goldammer, diesmal allerdings verkleinert, nachgeschärft und mit NeatImage entrauscht.
Ich verwende diese Methode insbesondere dann, wenn ich
APS-C Kameras und noch höheren
ISO-Einstellungen fotografiere, und die entstanden
Bilder dennoch verkaufen möchte. Käufer sehen nur ungern verrauschte Bilder, bringt es doch so einiges an Nachbearbeitung mit sich. Ich liefere
dann lieber ein kleineres, dafür aber rauschfreies Bild. Zwar ist die Druckgröße begrenzt, aber für 99% der Bildanfragen völlig ausreichend. Im folgenden
zeige ich einmal die Unterschiede an einem mit
APS-C Kamera bei
ISO 3200 aufgenommenem Bild.
Selbst ein bei ISO 3200 fotografiertes Bild ist noch für mittelgroße Ausdrucke zu gebrauchen, wenn man es entsprechend nachbearbeitet und
verkleinert.
Allerdings ist beim Entrauschen vorsichtig geboten, denn zeichnet das Entrauschungstool das Bild zu stark weich, können
schnell Farbschlieren entstehen. Dem kann man dann mit einem bewusst über die entrauschten, homogenen Flächen gelegten leichten Bildkorn entgegenwirken.
Bis zu welcher ISO-Empfindlichkeit kann man gehen...
Bis zu welcher
ISO-Empfindlichkeit die Kamera noch brauchbare Bilder liefert, muss letztendlich jeder
Fotograf selber herausfinden. Die
Ansprüche der Fotografen an Ihre Bilder aber auch die High-Iso Fähigkeiten der verschiedenen Kameras sind einfach zu unterschiedlich. Generell kann
man wohl sagen, dass bei
APS-C Kameras um die 24 MP die Qualität ab ISO3200 deutlich nachlässt. Insbesondere Farben werden dann nicht
mehr wirklich brillant wiedergegeben. Bei
Vollformatkameras mit deutlich größerem Pixelpitch kann man problemlos bis
ISO 6400 , teilweise sogar bis
ISO 12800 gehen. Wie gesagt, es kommt immer auch auf die später gewünschte Abbildungsgröße drauf an.
Auf jeden Fall braucht man heutzutage keine Angst mehr zu haben, bei schlechtem Licht die Empfindlichkeit deutlich zu erhöhen, denn fast alle
aktuellen
APS-C und
Vollformatkameras liefern auch bei hohen Empfindlichkeiten brillante Bilddateien.
Artikel erschienen am 30.03.2016