Canon oder
Nikon ? Wer mich kennt, der weiss, dass ich an beiden Systemen Gefallen finde, und ein notorischer
(aber nie ganz glücklicher, eigentlich zutiefst unglücklicher) Systemwechsler bin.
Vor einiger Zeit hatte ich die Möglichkeit, sehr (!!) günstig an eine
Nikon D2Xs zum kommen. Mein Traum war diese
Kamera eigentlich schon immmer, da ich aber eigentlich immer an Geldmangel leide, konnte ich mir sie mir bisher nie
leisten. Deshalb ist es bei mir eigentlich schon zum Standard geworden, dass ich mir Kameras erst dann kaufe, wenn
ein Nachfolgemodell bereits auf dem Markt ist, oder in Kürze auf den Markt kommt. Das kann ich übrigens nur
jedem empfehlen, da die Modelle mittlerweile eh alle 1-2 Jahre von neuen Modellen abgelöst werden, macht es
eigentlich kaum einen Unterschied, wenn man der Technik immer ein Modell hinterherhinkt. Wohl aber macht
es ein Unterschied im Portemonnaie.
Für die
Nikon D2Xs habe ich mich unter anderem wegen der herrlichen, authentischen Farbwiedergabe aber aus einem
nicht unerheblichen Grund auch aufgrund der hohen Auflösung (und ich meine hier auch die tatsächliche Auflösung, also
das was der Sensor aus den
Objektiven herausholt) entschieden. Die D2Xs hat, im Vergleich zu vielen anderen
DSLRs eine in meinen Augen merklich bessere Detailauflösung, nicht alleine wegen des 12 Megapixel Sensors, sondern
auch deshalb, weil anscheinend der Tiefpassfilter sehr schwach gewählt wurde. In vielen Fällen ein Vorteil, doch ich
feststellen musste, in manchen Situationen auch sehr ärgerlich.
Graugans, fotografiert mit Nikon D2Xs und Makroobjektiv Tamron 180mm 3.5. Deutlich ist hier die Moire-Bildung in den feinen Gefeiederstrukturen zu erkennen. In diesem Fall nützt die hohe Auflösung dann auch nichts mehr.
Denn in manchen Fällen, die Situationen sind zwar nicht sehr häufig, kommen aber doch gelegentlich vor, produziert
die
Nikon D2Xs in Verbindung mit sehr scharfen
Objektiven Moire-Muster ins Bild, welche nur mit viel Stempelei aus dem Bild zu entfernen
sind. Bei kleineren Ausbelichtungen mögen diese Muster noch nicht sonderlich ins gewicht fallen, bei hohen Vergrösserungen
ab A4 fallen diese aber deutlich auf. Sollen die Aufnahmen dann als Poster verwendet werden, so sind die Moire-Muster
fatal, wenn Sie denn nicht durch mühsahmes und aufwendiges Stempeln entfernt werden. Nicht nur in feinen Gefeiederstrukturen,
sondern auch im menschlichen Haar oder Augenbrauen habe ich das Moire-Problem schon öfter beobachtet, und hier
wird es dann auch schon schwerer, sauber nachzubearbeiten, ohne das es im Posterdruck auffällt.
Bleiben wir erst einmal bei den negativen Seiten der Kamera. Und hier kommen wir zu einem anderen Problem, was
gerade in der Natur- oder
Tierfotografie doch nicht ganz ausser Acht gelassen werden kann - das Bildrauschen.
Bei 12 Megapixeln bei einer 1,5x Crop Sensorgröße ist es durch die recht hohe Pixeldichte eigentlich nicht
verwunderlich, dass die
Nikon D2Xs rauscht. Und dies leider auch nicht zu knapp.
Eisvogel, fotografiert mit Nikon D2Xs und 640mm Brennweite. Aufgrund von einem stark bedeckten Himmel musste ich, um Bewungungsunschärfe zu vermeiden, mit der ISO-Einstellung auf ISO640 gehen. Wirklich brauchbar (speziell für grßformatigen Druck) ist das Bild jetzt leider nicht mehr.
Bei der
Nikon D2Xs sind eigentlich nur ISO-Werte bis 200 wirklich gut zu gebrauchen, ISO320 noch mit leichteren Abstrichen. Fotos
welche ich mit ISO400 oder höher aufgenommen habe, sind nut für kleinste Ausbelichtungen, bis maximal 20cm zu gebrauchen. Für eine
Profikamera in meinen Augen nicht tolerierbar, schon gar nicht für eine Kamera, die auch für Sportfotografie
geeignet sein soll.
Das Rauschen der D2Xs geht auch sehr stark zu lasten der Details, beim Mitbewerber
Canon ist mir dies nicht so stark
aufgefallen. Dort sind beispielsweise bei der Mark II N aber auch bei der 10MP Kamera
40D die Aufnahmen mit
ISO 800
noch problemlos verwertbar. Das Rauschen macht sich bei den Canon-Kameras eigentlich nur in dunklen, weichen Hintergründen
bermerkbar, während es bei der
Nikon D2Xs auch im Vordergrund die Details vernichtet. Die neue D3 soll da ja
deutlich besser arbeiten.
Das Rauschen versucht
Nikon intern mit einer Rsuchunterdrückung zu bekämpfen. Dieses ist aber derart detailvernichtend,
dass diese in vielen Fällen nicht brauchbar ist. Aber auch hier ist dies wieder stark davon abhängig, wie groß
man die Bilder später ausbelichten lassen will.
Nun aber auch mal zu den positiven Eigenschaften der D2Xs. Und das ist in meinen Augen die Überzahl.
Sicher ist dies nur meine subjektive Meinung, aber besonders bei der farbwiedergabe ist die
Nikon D2Xs einfach
ungeschlagen. Ohne viel Nachbearbeitung kommen völlig authentische Bilder aus der Kamera. Sei es nun bei Naturaufnahmen
oder aber auch bei
Portraits.
Haussperling, fotografiert mit Nikon D2Xs und Kowa Prominar TSN-884. Man beachte die natürliche Farbwiedergabe der Grün- und Brauntöne. Die Farben wirken nicht übersättigt, trotzdem wirkt das Bild keineswegs zu flau. Natürlich ist dies mein rein subjektives Empfinden.
Was bei den Naturaufnahmen noch nicht einmal soll stark ins Auge sticht, fällt insbesondere aber bei
Portraits auf.
Nikon schafft es
bei
Portraits sehr angenehme Hauttöne zu fabrizieren, während ich mit Kameras anderer makrne oft katastrophale Ergebnisse hatte.
Jeder Pickel und jede noch so kleine Rötung wurde bei meinen Canon-Aufnahmen irgendwie verstärkt und viel deutlicher als in
der Realität. Bei
Nikon kamen die Gesichter dann so aus der Kamera, wie ich sie kenne. Für
Portraits kommt bei mir bisher
nur noch die
Nikon D2Xs zum Einsatz. Bei der Naturfotografie ist mir dies nicht ganz so wichtig, da wirken manchmal auch
die knalligen Farben anderer Hersteller recht gut, auch wenn das Bild dadurch nicht unbedingt authentischer wird.
Der Autofokus der
Nikon D2Xs ist sehr gut. Sehr schnell und absolut zuverlässig. Vor allem bei Bewegtaufnahmen
hat er mich bisher noch nicht im Stich gelassen, und präzise scharfgestellt.
Die Bedienelemente und auch die Menueführung der
Nikon D2Xs sind einfach unschlagbar gut, mit keiner Kamera
habe ich schneller alles perfekt eingestellt. Die
Spiegelvorauslösung ist sofort am Programmrad einzustellen, ohne
sich, wie bei anderen Herstellern durch ellenlange Menüs zu wursteln, die
ISO-Empfindlichkeit ist auf der Rückseite
eingeblendet, und somit ein versehentliches Fotografieren mit dem falschen
ISO-Wert eigentlich ausgeschlossen.
Natürlich liegt die LKamera auch perfekt in der Hand und besitzt im Gegensatz zur Mark II N (dem gegenspieler der D2Xs) einen
leichten, zeitgemäßen Lithium-Ionen Akku.
Noch einmal Abschliessend zur Bildqualität : Wären die Bilder ab
ISO 200 nicht so verrauscht, wäre die D2Xs
mit Sicherheit die Spitzenkamera schlechthin. Die tatsächliche Auflösung ist enorm, besonders bei
Makroaufnahmen
ist es der Wahnsinn, was man mit dieser Kamera und einem guten
Objektiv dem Motiv für Details entlocken kann, und
das bei herrlicher Farbwiedergabe.
Nur würde ich dies auch gerne mal bei schlechtem Wetter mit wenig Licht ausprobieren können, doch
dazu reicht die Qualität der oberen
ISO Empfindlichkeitsstufen leider nicht aus.
Gerd Rossen
Artikel erschienen am 10.12.2008