Schon lange war es mein Wunsch auch einmal mit einem Zeiss
Spektiv zu digiscopieren, denn viel Gutes
hatte ich von den
Spektiven aus der Diascope Reihe gehört. Leider kannte ich aber niemanden in der Nähe
welcher Zeiss
Spektiv besass.
Vor kurzem kaufte mein Vater sich jedoch ein Zeiss Diascope
Spektiv, zwar nur ein recht lichtschwaches
mit einem Objektivdurchmesser von 65mm, trotzdem wollte ich doch mal schauen, ob sich dieses
Spektiv eventuell für die
Digiskopie eignen würde.
Einen Adpater haben wir uns dann schnell aus einem Stück Abflussrohr gebastelt, da es uns einfach
zu teuer war, nur für ein paar Versuche gleich einen fertigen Adapter zu kaufen. Zudem sind die
Eigenbaulösungen meist viel besser als die Adpater im Angebot. Mit ein bisschen Geschick hat man
innerhalb einer halben Stunde einen passenden Adapter fertiggestellt, der wirklich bombenfest sitzt und
im Gegensatz zu vielen Kauflösungen lichtdicht zum
Okular abschliesst, und bei dem
das
Objektiv der Kamera auch wirklich parallel zum Spektivokular sitzt.
Das Licht war, wie immer wenn man mal gutes Licht braucht, miserabel. Trotzdem baute ich mein
Tarnzelt auf und fütterte
Grünfinken an. Dann brachte ich das
Spektiv mitsamt Stativ und Kamera
ins Zelt - und hatte mein erste positives Erlebnis mit dem
Spektiv. Im Gegensatz zu meiner DSLR-Ausrüstung aber auch
im Gegensatz zu meinem
Swarovski ST 80 HD Spektiv war das Zeiss Diascope 65 T *FL wirklich ein
Fliegengewicht. Mit diesem
Spektiv mal längere Fussmärsche zu absolvieren, dürfte kein Problem sein.
Ein Grünfink fotografiert mit Zeiss Diascope 65 T *FL. Das Zeiss kann sich wirklich sehen lassen.
Ein Klick aufs Bild öffnet es in der Großansicht.
Zum Fokussieren gibt es am Zeiss gleich zwei Einstellräder. Eines für die Grobfokussierung und eines für die Feinfokussierung,
welches ich persönlich sehr gerne benutzt habe. Sowas fehlte mir noch an meinem
Swarovski.
Die ersten
Grünfinken liessen nicht lange auf sich warten, schnell hatte ich ich sie im Sucher und
auf dem Monitor, und schon die ersten Aufnahmen wurden brillant, denn passend zu meinem Test kam
auch die Sonne kurz hervor.
Im Vergleich zu meinem
Swarovski waren die
Verschlusszeiten aber - wie vermutet - etwas länger. Was aber nicht an der
Qualität des Zeiss liegt, sondern einfach nur daran, dass das Zeiss einen kleineren Objektivdurchmesser hat und
somit einfach weniger lichtstark ist. Aber dafür gibt es ja das Zeiss Diascope 85 ...
Die Farben durch das Zeiss Diascope 65 T FL waren recht autenthisch, eventuell (nach meiner subjektiven Wahrnehmung) einen
kleinen Tick ins Grüne gehend (aber keinesfalls störend).
Die Auflösung scheint für ein 65er Teleskop riesig zu sein, die Bilder kamen detailreich aus der Kamera, wenn auch Unterschiede zu
den
Spektiven mit grösserem Objektivdurchmesser zu sehen sind.
Buchfink durch ein Zeiss Diascope 65 T *FL fotografiert, bei einer Entfernung von ca. 4-5 Metern
Chromatische Abberationen werden recht gut korrigiert und sind nur in wenigen Situationen zu sehen. Die Farbe
der Abberationen liegt im grünen Bereich. Ein wenig zu sehen sind diese Abberationen beim Bild des
Grünfinken in der Grossansicht.
Sie sind in der Regel leicht korrigierbar und stören kaum in der Praxis. Ich selber hatte Sie nur in ganz wenigen Bildern.
Schaut man ohne
Digitalkamera durch das
Spektiv, so bekommt man ein riesiges Sehfeld, brilliante Farben und eine Top Schärfe
bei minimalem Gewicht. Für die Vogelbeobachtung wohl eines der besten
Spektive in der Praxis. Besonders hier kann das
Spektiv seine
Stärken - auch insbesondere bei der Feineinstellung - voll ausspielen.
Fazit : Ein Top Einsteigerspektiv wenn es ums
Digiscoping geht und man noch nicht gleich die sehr teuren
Spektive der 80er Klasse kaufen möchte. Auch mit dem 60er sind problemlos brillante Aufnahmen mit einer
Top-Schärfe möglich. Allerdings muss das Licht dann aber auch perfekt sein.
Die Auflösung des Zeiss Diascope ist sehr gut, kann aber nicht ganz mit den atemberaubenden Ergebnissen der 80er
Spektive der Spitzenhersteller mithalten.
Für sehr gute DinA5 Abzüge und immer noch gute DINA4 Abzüge reicht
die Auflösung aber allemal.
Besonders bei längeren Fußmärschen ist das 60er Zeiss sicherlich besser angebracht, als die deutlichen schwereren 80er
Spektive.
Gerd Rossen
Artikel erschienen am 03.12.2006