Nikon versus
Canon,
Canon versus
Nikon - wohl eines der häufigsten Streitthemen in nicht nur deutschsprachigen
Foren, welche sich mit der DSLR Fotografie beschäftigen. Ein Ausarten dieser Threads in Unsachlichkeit
und Beleidigungen der Benutzer der verschiedenen Hersteller ist schon fast vorprogrammiert, denn keiner
möchte natürlich irgendwelche Mängel oder Nachteile seiner eigenen, meist nicht ganz günstigen,
Ausrüstung
zugeben.
Für den Nikon-User wird seine
Ausrüstung meist das Non-Plus-Ultra darstellen, während die anderen Hersteller
nur mäßige Produkte Herstellen. Für den
Canon User ist seine
Ausrüstung natürlich das Allerheiligste, und er lässt
nichts aber auch gar nichts über seine
Ausrüstung kommen.
Dabei sind beide Systeme absoluter TOP-Level, aber auch jedes System hat seine Vor- und Nachteile was besonders
seit Beginn der Digitalfotografie deutlich wird. Keines der Systeme ist in meinen Augen schon vollständig ausgereift,
bei beiden besteht noch Verbesserungsbedarf. Und das sollte man als Nutzer des entsprechenden Systems auch zugeben, oder
ist man schon so zufrieden, dass eine Weiterentwickung nicht erwünscht ist? - Mit Sicherheit nicht, hoffe ich doch.
Früher war es mehr die Qualität der
Objektive und überhaupt die Objektivauswahl, welche ausschlaggebendes
Kaufkriterium waren, zumindest in der Naturfotografie. Heute, im Digitalzeitalter, ist es zu einem grossen
Teil das, was die Kamera aus dem von den
Objektiven übermittelten Bildern macht. Also die Bildqualität
der Sensoren und der internen Verarbeitung in der Digitalen Spiegelreflexkamera. Natürlich spielen die
Objektive immer noch eine wichtige Rolle, denn auch diese werden regelmässig weiterentwickelt - man denke
hier an die Bildstabilisierung, aber wie gesagt, die Bildqualität ist ebenso ein starkes Argemunt für oder wider
eine bestimmte Kamera.
Ich selber habe seinerzeit mit einer Kompaktkamera in Verbindung mit einem
Spektiv angefangen - auch
Digiscoping genannt. Damals entschied ich mich
für eine
Nikon Coolpix 990, welche ich vor mein
Fernrohr gebastelt habe, und war mit der Bildqualität sehr zufrieden, zumindest
bei eingestellter Lichtempfindlichkeit von ISO100.
Als ich dann nach nicht allzulanger Zeit mehr wollte, und in die Spiegelreflexfotografie einstieg (2003), bin ich
aber aufgrund der (damals) niedrigeren Objektivpreise im DSLR Bereich auf den Canon-Zug aufgesprungen.
Fürs
Digiscoping bin ich aber weiterhin
Nikon treu geblieben, und verwende dafür bis heute noch eine
Nikon Coolpix 5000 (aber auch die
990er kommt
noch häufig zum Einsatz).
Meine erste
Canon DSLR war die
Canon EOS D60, mit der ich eigentlich sehr zufrieden war, im Bereich von 100 und 200
ISO Lichtempfindlichkeit.
Die Farben, welche die Kamera lieferte, schienen mir recht authentisch, der AF war für mich, der nur die Kompakten
kannte, natürlich wahnsinnig schnell.
Nach kurzer Zeit bin ich dann auf die
10D umgestiegen, die
D60 habe ich wieder verkauft. Auch mit dieser Kamera war ich recht glücklich,
die Farben stimmten recht gut, waren manchmal allerdings wenig satt, aber das konnte man in der Kamera korrigieren, oder man
fotografierte die Bilder im Rohdatenformat.
Trotzdem gefielen mir meine Bilder, welche ich per
Digiscoping aufgenommen habe, insbesondere von den Farben her
deutlich besser. Sie waren wärmer, und irgendwie auch authentischer.
Noch grösser wurde der Unterschied, als dann die
20D auf den Markt kam, welche ich leihweise testen konnte. Mit Sicherheit keine schlechte Kamera, aber die
Farben fand ich persönlich total realitätsfremd. Nie, aber auch nie, war die Farbe so, wie ich das Bild durch den
Sucher gesehen habe.
Auch bei
Portraits fand ich die Hauttöne einfach nur unrealistisch. Sicherlich ist auch das Geschmackssache.
.
Weiterhin ist mir aufgefallen, dass die
Canon EOS 20D, aber auch schon die
10D in geringerem Maße, die Grüntöne mit zuviel
Blauanteil versehen. Gras wirkte, auch wenn es leuchtend grün aussah, auf den Bildern wie Blaugrün.
Fotografierte ich mit der
Nikon Coolpix 5000, so war das grün exakt so, wie ich es mit meinen Augen wahrnahm.
Für viele mag das noch tolerierbar sein, mich hat es aber immer in den Wahnsinn getrieben. Ich habe dann versucht
die Bilder im RAW-Konverter so hinzudrehen, dass die Farben dem entsprachen, was ich mit eigenem Auge gesehen hatte. Leider vergeblich.
Ganz deutlich wurde mir dieses Farbproblem bewusst, als ich den Eisvoel fotografierte. Am liebsten fotografiere ich
Eisvögel frühmorgens, wenn die Sonne das Gefeieder des
Eisvogels streift, und er dadurch grün bis türkis schimmert - anstatt
blau. Viele herrliche Aufnahmen sind mir davon schon mit meiner
Nikon Coolpix 5000 in Verbindung mit dem
Spektiv
gelungen. Mit
Canon kamen in den meisten Fällen wieder fast nur blaue
Eisvögel (manchmal mit einem leichten Grünschimmer) heraus, was nicht
der gesehenen Realität entsprach.
Ich beschloss also auch in der DSLR Fotografie auf
Nikon zu setzen. Meine erste DSLR
Nikon war eine
D200, welche mir für meine Versuche zur Verfügung gestellt wurde
- eine TOP-Kamera. Und tatsächlich, sie lieferte die Farben, die ich als realistisch empfand. Häufig einen Tick zu warm,
aber dies war leicht im Kameramenue oder im
RAW Konverter zu korrigieren. Klasse, dachte ich, jetzt noch lieh ich mir noch
ein 300mm 2,8 VR
Objektiv und dazu einen 2x Konverter für die
Vogelfotografie. Und nun kam meine bittere
Enttäuschung bei
Nikon. Zusammen mit dem 2x Konverter kamen fast nur unbrauchbare Bilder aus dem 300er, obwohl
es einzeln verwendet wohl die schärfste Linse war, die ich je in Händen hatte.
Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, und eigene Fehler auszuschliessen, bin ich mit einem Freund dann
Seite an Seite losgezogen. Er mit
20D 300 2,8 L IS USM + 2x Extender und ich mit der
D200 300 2,8 VR und 2x Konverter.
Und tatsächlich waren seine Ergebnisse deutlich detailreicher. Und es geht hier nicht nur um Nuancen, es war deutlich sichtbar. Kurz darauf
wurde mir dies auch noch von weiteren Nikon-Besitzern berichtet. In Verwendung mit der D70 sind diese Probleme wohl nich
nicht so deutlich zu Tage getreten, mit deren Wechsel auf eine
Nikon D200 war der Spass mit dem 300er + Konverter dann aber vorbei.
Deutlisch auffällig war auch bei den Aufnahmen, welche wir bei höherer Empfindlichkeit gemacht haben, dass deutlich
stärkere Rauschen der
D200. Während man mit der
20D ISO400 fast als Grundeinstellung nehmen kann, um rauscharme, detailreiche
Bilder zu fabrizieren, ist bei der
D200 bei ISO200 Schluss. Verwendet man die interne Rauschunterdrückung, gehen besonders
bei feinen Strukturen, in unserem Fall Gefiederdetails, verloren. Lässt man die Rauschunterdrückung weg, ist das Rauschen mehr als erträglich zu sehen,
und Bedarf immer einer Nachbearbeitung per PC. Besonders in den Schattenbereichen rauschte die
D200 schon bei ISO200.
Mit der Konverterkombi 300 + 2x wurde ich also nicht glücklich.
Details waren mir wichtiger als korrekte Farbe, so blieb ich bei
Canon im Bereich der Telefotografie, und arbeite
bis heute mit der 400er Festbrennweite in Verbindung mit einem 2x Extender, welche Kombi sehr gute Ergebnisse
liefert.
Im Makro- und Landschaftsbereich arbeite ich mit
Nikon, der Farbwiedergabe wegen, ich habe dort die Möglichkeit eine
D2X
zu verwenden, die m.E. sehr natürliche Farben wiedergibt und deren Fotos aufgrund der hohen Auflösung besser hochauflösend
druckbar sind, als die der 8MP Riege, deren Bilder bei doppelseitigem Zeitschriftendruck bei Hochglanzmagazinen
schon nicht mehr gerne gesehen werden.
Fazit des ganzen Geschwafels hier : Beide Systeme sind nicht perfekt...
Ich liste hier noch einmal schnell meine rein
subjetkiven Meinungen zu den Systemen auf :
NIKON (+)
- deutlich authentischere Farbwiedergabe
- Tiefen und Lichter scheinen ausgeglichener
- bessere Objektive im Weitwinkelbereich
- deutlich bessere Bedienbarkeit, durchdachtes Design
- Unmengen von Einstellmöglichkeiten
- Sehr guter AF (D200 und D2x)
- Herrliche Hauttöne
- Bilddateien sind besser weiterzuverarbeiten
- besseres Sucherbild (bei D200 und noch besser bei D2x)
- riesige Bilddaten bei niedriger Empfindlichkeit sehr detailreich (D200 und D2X)
NIKON (-)
- starkes Rauschen über ISO200, über ISO400 nicht mehr zu tolerieren (besonders D2X, D200 etwas besser)
- langsamere technische Weiterentwicklung (auch der Objektive mit Bildstabilisator)
- 2x Konverter nicht empfehlenswert
CANON (+)
- geringes Bildrauschen selbst bei hoher Empfindlichkeit
- kontinuierliche technische Weiterentwicklung
- grössere Auswahl an Objektiven, viele mit Stabilisator
- vernünftiger RAW Konverter wird kostenlos mitgeliefert
- Sehr gute Objektive im Telebereich, gut mit dem 2x Konverter teilweise sogar mit beiden Konvertern verwendbar
CANON (-)
- Farbwiedergabe ist mir nicht authentisch genug
- Manche Einstellungen nur mit Fingerverrenkungen möglich
- Sucherbild der Mittelklassekameras dunkel und klein.
- Bilder scheinen mir intern schon zu stark nachbearbeitet (auch im RAW nicht mehr zu beheben)
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und enstpricht meinen persönlichen Erfahrungen. Punkte wie
Farbwiedergabe sind wahrscheinlich sehr subjektiv, ebenso wie Bedienbarkeit und die interne Bildverarbeitung.
Da die Frage
Canon oder
Nikon aber immer wieder in Foren auftaucht, und auch ich per Mail häufig gefragt wurde,
sind dies meine Erfahrungen und Eindrücke mit diesen beiden Systemen. Wie zu sehen ist, ist ein klarer
Favorit bei mir nicht zu erkennen.... ;-)
Hoffe damit weitergeholfen oder aber den Leser noch weiter vewirrt zu haben :-)
Artikel erschienen am 07.06.2005