Mit der Canon EOS R100 hat
Canon eine weitere
APS-C Kamera mit R-Mount auf den Markt gebracht. Mittlerweile (Stand Juni 2023) gibt es also 4
APS-C Kameras mit R-Mount aus dem Hause
Canon. Die Canon EOS R100 richtet sich dabei an Fotografie-Einsteiger. Um die Kosten für die Kamera so gering wie möglich zu halten, hat
Canon bei der R100 viele Komponenten älterer Kameras verwendet und auf etliche Features aktueller Kameras aus dem R-System verzichtet. Ob sich die Canon EOS R100 dennoch für die Naturfotografie eignet, dazu später mehr. Kommen wir zunächst zu den technischen Daten, welche auch auf der
Canon Website zur EOS R100 einzusehen sind.
Technische Daten zur Canon EOS R100
Doe
Canon EOS R100 ist eine spiegellose Einsteigerkamera mit R-Mount und
APS-C Sensor. Der auch schon in der EOS M 50 (2020) verbaute Sensor löst 24,1 Megapixel auf und liefert Bilddateien mit den Abmessungen von 6000x4000 Pixeln. Fokussiert wird direkt über den Sensor der Kamera mittels Phasenerkennung. Einen integrierten Bildstabilistor hat die
Canon EOS R100 nicht.
Der Autofokus ist in der Lage Personen und der Augen zu erkennen und zu verfolgen. Eine AF-Funktion zur Erkennung weitere Motive wie Tiere und deren Augen ist nicht integriert. Dem Fotografen stehen im Fotomodus maximal 3.975 und im Videomodus maximal 3.375 AF-Positionen zur Verfügung. Der AF kann vielfältig konfiguriert werden und arbeitet in einem Umgebungslicht von -2 - 20 LW (im Vergleich die
R50 mit -4 bis 20LW). Eine
Fokus-Bracketing Funktion hat die Kamera meines Wissens nicht.
Die Kamera verfügt über einen Serienbildmodus mit welchem im Einzel-AF Modus bis zu 6,5 Bilder in der Sekunde aufgenommen werden können. Diese Geschwindigkeit kann die Kamera für 97 JPEGs, 6
RAWs, 17 C-RAWs und 6
RAWs (+ L JPEG) aufrecht erhalten. Im Servo-AF-Modus reduziert sich die
Serienbildgeschwindigkeit auf 3,5 Bilder pro Sekunde. Die Bildverarbeitung übernimmt ein DIGIC 8 Prozessor, welcher auch schon der
Canon EOS M50 II Verwendung findet.Als Verschluss arbeitet ein elektronisch gesteuerter Schlitzverschluss (Rolling Shutter), Elektronischer 1. Verschlussvorhang, mechanischer 2. Vorhang. Es können Verschlussgeschwindigkeiten von bis zu 1/4000s erreicht werden. Die Kamera ermöglicht Langzeitbelichtungen von bis zu 30s. Im Bulb-Modus können noch längere
Verschlusszeiten realisiert werden.
Die
ISO-Empfindlichkeit kann zwischen
ISO 100 und 12.800 eingestellt werden, im erweiterten Modus bis zu
ISO 25600.
Die
Canon EOS R100 ist mit einem elektronischem 0,39-Zoll OLED-Sucher (EVF) ausgestattet, welcher bei einer 0,95fachen Vergrößerung eine Auflösung von 2,36 Megapixel bietet. Der Sucher bietet einen Dioptrienausgleich von -3 bis +1.
Der Kamerabildschirm der
Canon EOS R100 ist fest verbaut (nicht dreh- und neigbar) und bietet keine Touch-Funktion. Er löst 1.040.000 Bildpunkte auf und bietet eine Bildfeldabdeckung von 100%.
Die Belichtungsmessung findet direkt auf dem Bildsensor statt. Es stehen dem Anwender verschiedene Modi zur Verfügung, darunter die Mehrfeldmessung (384 Zonen, 24 x 16), die mittenbetonte Selektivmessung (ca. 5,8% der Livebildansicht) , die Mittenbetonte Integralmessung
und die Spotmessung (ca. 2,9% der Livebildansicht). Sowohl Selektiv- als auch Spot-Messung sind im Movie Modus nicht verfügbar. Eine mit dem AF-Feld verknüpfte Spotmessung ist nicht vorhanden.
Die
Canon EOS R100 hat einen integrierten Blitz mit einer Leitzahl von 6 (ISO100) und einer von 5 Sekunden.
Die Kamera besitzt ein Speicherkartenfach für SD Karten (UHS-I).
Die Abmessungen der
Canon EOS R100 belaufen sich auf ca. 116,3 x 85,5 x 68,8 mm bei einem Gewicht von ca. 356 g (ohne Akku und Speicherkarte).
Der Autofokus der Canon EOS R100
Hätte ich diese Einschätzung 2019 geschrieben, so hätte ich den AF durchaus positiv bewertet. Für eine Kamera welche 2023 auf den Markt gekommen ist, leistet mir der AF der R100 nicht genug. Zumindest eine Erkennung von
Haustieren wie bspw.
Hunde und
Katze hätte ich hier erwartet. Selbstverständlich kann ich auch mit einem normalem Autofokus akkurat
fokussieren, es ist aber doch um einiges aufwändiger, insbesondere dann, wenn sich das Motiv bewegt, und man als
Fotograf das Auge des Motivs im Fokus halten möchte.
Bei einem relativ ruhigem Tier, wie diesem Igel, ist es auch ohne Motiv- und Augenerkennung problemlos möglich, das Auge im Fokus zu behalten.
Durch die fehlende Motiverkennung für Tiere dürfte die Rate an guten, korrekt fokussierten Bildern also deutlich kleiner werden, auch wenn der AF ansonsten sehr genau und präzise arbeitet.
Die
Canon EOS R100 hat zwei verschiedeme AF Modi. Den sogenannten Servo AF (Nachführ-AF), welcher den AF immer nachführt, wenn sich das Motiv aus der
Schärfeebene heraus bewegt und den OneShot AF. Hier fokussiert die Kamera bei halb durchgedrücktem Auslöser nur einmalig und behält die Fokusposition dann bei. Bei bewegten Motiven, insbesondere in der
Tierfotografie, liefert in der Regel der Servo-AF die besseren Ergebnisse. Der One Shot AF hingegen empfiehlt sich bei statischen Motiven, wie bspw. in der Produkt- oder
Landschaftsfotografie. Aber auch beim
Eisvogel, der manchmal minutenlang nahezu unbewegt auf seinem Ansitzast verweilt, verwende ich ihn gelegentlich.
Auch wenn ich selber kaum Videoaufnahmen erstelle, möchte ich an dieser Stelle einmal eine Besonderheit des AFs der
Canon EOS R100 hervorheben. Während die R100 im Fotomodus mittels Phasen-AF fokussiert, wird im Videomodus ein Kontrast-AF verwendet. Dieser ist merklich langsamer und wohl etwas weniger zuverlässig.
Die Bildqualität der Canon EOS R100
Die
Canon EOS R100 verwendet den gleichen 24 MP Sensor wie die
Canon EOS M50 Mark II. Auch der in der R100 eingesetzte DIGIC 8 Prozessor findet in der
Canon EOS R100 Verwendung. Die Bildqualität dürfte also nahezu identisch mit der der
R50 MII sein - und die war durchaus gut, zumindest bei niedrigen
ISO Einstellungen. Bei höheren
ISO-Einstellungen gehen aufgrund der recht aggressiven Rauschunterdrückung allerdings schnell Details verloren, wenn man in JPEG fotografiert. Es empfiehlt sich also, seine Bilder in
RAW zu fotografieren. Mit Hilfe von aktuellen Bildverarbeitungsprogrammen wie Topaz Denoise oder
DXO Pure Raw erreicht man selbst bei
ISO 3200 nahezu rauschfreie und dennoch detailreiche Bilder. Auch Bilder welche mit ISO6400 aufgenommen wurden, sind im Notfall noch verwendbar.
Der Dynamikumfang ist mit 11 Blendenstufen bei
ISO 200 für eine
APS-C Kamera beeindruckend hoch.
Fokus Bracketing bzw. Fokus Stacking mit der Canon EOS R100
Mittels
Fokus-Bracketing lassen sich Aufnahmen mit erweiterter
Schärfentiefe erstellen. Es werden hierbei mehrer Aufnahmen desselben Motivs mit leicht verlagerten Fokus aufgenommen und entweder in der Kamera oder später am PC zu einem Bild mit erweiterter
Schärfentiefe verrechnet. Nahezu alle neuen Kameras verfügen über eine solche
Fokus-Bracketing Funktion, welche besonders in der
Makrofotografie Anwendung findet. Leider wurde bei der
Canon EOS R100 auf eine derartige Funktion verzichtet.
Auch ohne eine Fokus-Bracketing Funktion sind Fokusstacks möglich. Nur viel zeitintensiver und umständlicher. Diese Aufnahme entstand durch Fokusverlagerung mit Hilfe eines manuellen Makroschlittens. Alleine das Erstellen der 70 Einzelaufnahmen hat über 15 Minuten gedauert. Das Bild zeigt einen Scharlachroten Kelchbecherling.
Zwar lassen sich auch ohne eine
Fokus-Bracketing Funktion Schärfereihe erstellen, allerdings deutlich zeitaufwändiger. Wer einmal mit einer Kamera gearbeitet hat, welche selbstständig Schärfereihen aufnehmen kann, der wird eine solche Funktion hier schmerzlich vermissen bzw. sich für eine andere Kamera entscheiden.
Bedienung und Haptik der Canon EOS R100
Die Menüs der
Canon EOS R100 sind übersichtlich gestaltet, wie von
Canon gewohnt. Ungewohnt ist allerdings die Bedienung der Menüs über die Tasten. Denn auf einen Touchscreen wurde bei der
Canon EOS R100 verzichtet. Besonders ein Q-Menue auf dem Bildschirm, wie ich es von anderen Kameras gewohnt bin, fehlt mir doch sehr. Auch der fest verbaut Bildschirm hindert mich daran,
Makroaufnahmen aus ungünstigen Positionen heraus aufzunehmen. Bei bodennahen Aufnahmen muss ich mich flach auf den Boden legen, um den Bildausschnitt festlegen zu können. Für mich als Naturfotograf alles andere als komfortabel, da Boden oftmals auch feucht ist.
Etwas erschrocken war ich über die langsame Serienbildgeschwindigkeit bei Verwendung des Servo-AFs von nur 3,5 Bildern pro Sekunde. Hier den richtigen Moment zu treffen, ist schon eine Kunst - oder besser gesagt Glück.
An Bedienknöpfen wurde der Kamera leider nur das Nötigste spendiert. Neben dem Modus-Wahlrad gibt es zudem nur ein weiteres Wahlrad für die
Blende bzw.
Verschlusszeit - je nach Modus. Ansonsten wirkt die Kamera für Ihre Preisklasse recht wertig.
Fazit :
Die EOS R100 richtet sich an Fotografie-Einsteiger in das EOS R-System von
Canon. Sie liefert für eine
APS-C Kamera eine gute Bildqualität bei niedrigen bis mittleren ISO-Werten. Eine Serienbildgeschwindigkeit von 6,5 Bildern in der Sekunde, welche sich im Servo-AF sogar noch auf 3,5 Bilder /s reduziert, beeindruckt nicht wirklich und verringert die Chance, den richtigen Moment zu erwischen, doch erheblich. Eine
Fokus-Bracketing Funktion für Makrofotografen fehlt leider, ebenso wie ein dreh- und schwenkbarer Monitor. Auch auf ein Touch-Display muss der
Fotograf verzichten. An Bedienknöpfen wurde der Kamera leider nur das Nötigste spendiert. Auch wenn ich ansonsten nichts zu den Videofunktionen von Systemkameras schreibe, so muss ich hier erwähnen, das der AF im Videomodus doch auffällig langsam ist.
Derzeit ist die
Canon EOS R100 im Kit mit dem 18-45mm für
698,90 EUR im Handel erhältlich. Damit ist die R100 zwar günstig, als Naturfotograf wird man mit der Kamera allerdings relativ schnell an seine Grenzen bzw. die Grenzen der Kamera kommen. Wer ernsthaft in die Naturfotografie einsteigen möchte, dem empfehle ich deshalb, sich einmal die
Canon Kameras ab der
Canon EOS R10 etwas genauer anzuschauen.
Artikel erschienen am 25.06.2023