Mit der Sony Alpha A9 III hat Sony die erste Systemkamera mit einem Global Shutter auf den Markt gebracht. Global Shutter bedeutet, dass die Informationen der einzelnen Pixel zeitgleich ausgelesen werden. Herkömmliche Systemkameras lesen die Pixel nacheinander aus, was je nach Auslesegeschwindigkeit zu Rolling-Shutter Effekten bei Bewegtmotiven führen kann. Die Sony A9 III dürfte also in erster Linie für Sportfotografen interessant sein, welche schnelle Bewegungen gestochen scharf und ohne Bildverzerrungen einfangen müssen. Aber auch in der Naturfotografie dürfte der Global Shutter sich großer Beliebtheit erfreuen, ermöglicht er doch die verzeichnungsfreie Aufnahmen von fliegenden
Vögeln und
Insekten.
Ob durch die neue Technik auch Nachteile entstehen oder ob die Sony A9 III die perfekte Kamera für alle Bereiche der Naturfotografie ist, dazu gleich mehr. Kommen wir zunächst einmal - wie immer - zu den technischen Daten, welche natürlich auch auf der
Sony Website zur A9C III eingesehen werden können.
Technische Daten zur Sony A9 III
Die Sony A9 III ist eine spiegellose Systemkamera mit einem mehrschichtigen Vollformatsensor mit globalem Verschluss (Global Shutter). Der Sensor liefert eine Auflösung von 24,6 Megapixeln, dies entspricht Bildern mit den Abmessungen von 6000x4000 Pixeln und ist mit einem optischen Tiefpassfilter ausgestattet. Die Kamera ist mit einem Bildsensor-Shift-Mechanismus mit 5-Achsen-Kompensation ausgestattet, dies ermöglicht eine Bildstabilisierung welche freihand um bis zu 8 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglicht.
Fokussiert wird über den Sensor mittels Hybrid-Autofokus (Phasen- und Kontrasterkennung), die Kamera verfügt im Fotomodus über 759 AF Punkte. Der Autofokus arbeitet in einer Umgebung von -5 bis + 20 LW und verfügt über eine KI-gestützte Motiverkennung welche Motive wie Menschen, Tiere,
Vögel,
Insekten, Autos, Züge und Flugzeuge automatisch erkennen und verfolgen können soll. Ein Bionz XR Prozessor sorgt für entsprechend schnelle Rechenleistung.
Die Sony A9 III erreicht Verschlussgeschwindigkeiten von 1/80000s bis hin zu 30s. Längere Belichtungszeiten sind im Bulb-Modus möglich. Der Verschluss arbeitet rein elektronisch, ein mechanischer Verschlussvorhand ist nicht vorhanden.
Im Serienbildmosus erreicht die Sony A9 III Bildraten von bis zu 120 Bildern pro Sekunde, abhängig von Aufnahmebedingungen und verwendeter Speicherkarte.
Die
ISO-Empfindlichkeit reicht von
ISO 250–25600 (erweiterbar auf
ISO 125–51200).
Der Sucher der Sony A9 III hat eine Auflösung von 9 437 184 Bildpunkten bei einer Vergrößerung von 0,9x. Der touchfähige dreh- und schwenkbare Monitor löst 2.095.104 Bildpunkte auf.
Die Abmessungen der Kamera betragen ca. 136,1 x 96,9 x 82,9 mm bei einem Gewicht von 702g (inklusive Akku und Speicherkarte).
Der Autofokus der Sony Alpha A9 III
Der Autofokus der Sony A9 III ist extrem schnell und treffsicher. Die automatische Motiverkennung erkennt zudem sicher und schnell die gewünschten Motive, und wenn sie diese erkannt hat, wird sofort zielsicher auf das Auge fokussiert. Dennoch kann es gelegentlich passieren, das ein zuvor erkanntes Motiv plötzlich nicht mehr erkannt wird, wenn es sich dreht, so dass der Kopf nicht mehr eindeutig erkennbar ist. Hier fokussierte die Kamera dann plötzlich auf andere Bereiche im Bild - zumindest in den Standardeinstellungen für den Autofokus. Sobald das Motiv allerdings wieder für die Kamera erkennbar wird, fokussiert die Kamera wieder auf das Motiv. Der AF ist dennoch extrem treffsicher, und wie gesagt schnell. Und solche "Motivabreißer" passieren ebenso bei Kameras anderer Hersteller. Sonys A9 III ist im Gegensatz zu diesen aber extrem schnell wieder am Motiv, wenn alles wieder stimmt. Wie gesagt, hier werde ich noch ausführlicher testen und schauen, ob bestimmte Einstellungen das Problem noch etwas minimieren können.
Erstaunlich ist die extrem hohe Trefferquote, wenn das Motiv erkannt wurde. Der AF sitzt dann bei nahezu 100% der Aufnahmen exakt auf dem Auge des
Vogels oder des
Hundes.
Der AF der Sony A9 III trifft nahezu immer perfekt auf das Auge, wenn das Motiv korrekt erkannt wurde. Der Ausschuss aufgrund von Fehlfokussierungen ist extrem gering bis fast nicht existent.
Auch bei bewegten Motiven zeigt der AF keinerlei Schwächen und führt die Schärfe sicher und präzise nach und dies auch bei nicht gleichförmigen, völlig unkontrollierten Bewegungen. Der Fokus scheint am Motiv zu kleben.
Die Bildqualität der Sony A9 III
Trotz Global Shutter solle es keine Abstriche in der Bildqualität gegeben haben - so wurde die Kamera angekündigt. Leider kann ich dies nicht ganz bestätigen. Zwar ist die Bildqualität sehr gut, kann aber nicht mehr ganz mit
Vollformatkameras ähnlicher Auflösung mithalten. Das Bildrauschen wirkt deutlich prominenter. Um dies festzustellen braucht
man die Kamera noch nicht einmal selber besitzen. Hier reicht ein Blick auf die Testchart-Aufnmahmen von dpreview.com. In den niedrigen
ISO Bereichen (Basis
ISO ist übrigens
ISO 250 bei der A9 III) liegt die A9 III vom Rauschverhalten in etwa gleichauf wie die A6400 - und as ist im Gegensatz zur A9 eine
APS-C Kamera mit 24 MP. In den höheren ISO-Bereichen ab
ISO 1600 liegt die A9 III dann wieder vorne - allerdings nur, was das Bildrauschen angeht. Die Bilder der alten
APS-C A6400 scheinen hier etwas mehr Details zu liefern. Liegt es am Tiefpassfilter, welcher bei der A9 III zum Einsatz kommt? Oder wird schon kameraintern in den RAW-Dateien recht aggressiv Bildrauschen entfernt? Ich vermag es nicht zu beurteilen, hier sind weitere Tests abzuwarten.
Der Dynamikumfang der Bilder ist etwas kleiner als bei anderen aktuellen
Vollformatkameras. In den meisten Fällen ist dies nicht störend, aber in der
Landschaftsfotografie könnte es hin und wieder zu Problemen führen, wenn dunkle Bereiche aufgehellt werden sollen. Allerdings würden die meisten
Landschaftsfotografen wahrscheinlich eh eine Kamera mit höher Auflösung als 24 MP bevorzugen.
Was die Farbwiedergabe angeht, gefallen mir die Aufnahmen der Sony A9 III sehr gut. Die Farben wirken authentisch und die Farbabweichungen dürften nur sehr gering ausfallen.
Kommen wir nun zu den Vorzügen des Global Shutters. Da alle Pixel des Sensors nahezu gleichzeitig ausgelesen werden, lassen sich extrem kurze
Verschlusszeiten von bis zu 1/80000 Sekunde erreichen. Ob dies jetzt für die Naturfotografie relevant ist, kann ich nicht sagen. Mir fielen jetzt keine Anwendungsgebiete dafür ein.
Insekten im Flug eventuell. Viel interessanter ist aber, das dank des Global Shutters Rolling Shutter Effekte nicht mehr auftreten können. Dazu zählen beispielsweise verzerrte Flügel von
Vögeln im Flug, gebogen wirkende Propeller bei Flugzeugen usw. ! Während manche Fotografen diese kamerabasierten "Bildfehler" als Kunst verkaufen, bin ich froh, dass fliegende
Vögel bald wieder so aussehen, wie sie es auch in der Realität tun.
Fokus Bracketing bzw. Fokus Stacking mit der Sony A9 III
Wie auch schon in der Sony A7R V oder der
Sony A6700 wurde auch in der Sony A9 III eine
Fokus Bracketing Funktion implementiert. Sony scheint mittlerweile begriffen zu haben, dass diese Funktion für viele Makrofotografen ein Muss ist.
Besonders bei weit in die Tiefe ausladenden Motiven im Makrobereich, wie bei dieser Geweihförmigen Holzkeule, kommt man um das sogenannte Fokusstacking kaum herum, wenn man das Motiv von vorne bis hinten scharf ablichten möchte. Das obere Bild zeigt einen fertigen Stack aus 40 Einzelbildern, das untere ein Eimnzelbild aus der Serie, aus der der Stack berechnet wurde.
Was viele nicht wissen : Auch beim
Fokus-Bracketing bringt ein "Global Shutter" Vorteile. Insbesondere bei leicht bewegten Motiven (hier reicht schon ein leicht schwankender Grashalm) entstehen bei einer Aufnahme schon Verzerrungen. Solche Verzerrungen bereiten den derzeitigen Stacking-Programmen arge Probleme und es kommt häufig auch im Nachhinein nur schwer korrigierbaren Bildfehlern. Ein "normal" schwankendes Motiv - ohne Verzerrungen - hingegen bereitet den meisten Programmen kaum Probleme.
Meine ersten Kamera, welche eine
Fokus-Bracketing Funktion hatte, war die
Canon EOS RP. Diese war leider für ihre Extrem langsame Auslesegeschwindigkeit des Sensors bekannt. Bei statischen Motiven war dies auch beim
Stacken kein Problem. Aber schon bei kleinsten Bewegungen des Motivs oder des
Equipments kam es schnell zu Problemen bei der
späteren Verrechnung.
Die Sony A9 III dürfte die Qualität von gestackten Bildern also nochmals leicht verbessern im Vergleich zu Kameras, welche den Bildsensor zeilenweise auslesen.
Bedienung und Haptik der Sony A7CR
Die Sony A9 III liegt perfekt in der Hand und fühlt sich sehr wertig an. Alle wichtigen Einstellungen können schnell über entsprechende Tasten und
Einstellräder vorgenommen werden. Mit 5 zusätzlichen frei belegbare Funktionstasten lässt sich die Kamera so konfiguieren, dass auch für spezielle Anwendungen entsprechende Einstellungen extrem schnell über diese Tasten angepasst werden können. Wie von Sony gewohnt können aber auch nahezu alle anderen Tasten und Einstellräder individuell konfiguriert werden, und dies mit nahezu jeder beliebigen Funktion, ein großer Vorteil zu anderen Herstellern, bei welchen den einzelnen Tasten oft nur eine kleine Auswahl abestimmter Funktionen zugewiesen werden können.
Der dreh- und neigbare Monitor ist ideal für die Fotografie aus ungewöhnlichen Perspektiven. Er kann nämlich einerseits wie ein ganz normaler neigbarerer Monitor verwendet werden, andererseits bei Bedarf aber auch zur Seite geklappt und gedreht werden. Für mich eine sehr gelungene Konstruktion.
Die Menüführung ist mittlerweile auch bei Sony deutlich durchdachter und logischer als noch vor wenigen Jahren, wenngleich
Canon und Nikon hier noch deutlich bedienungsfreundlicher sind. Manche Bezeichnungen in den Menüs scheinen mehr schlecht als recht aus dem Englischen übersetzt worden zu sein, auch einige sehr irritierende Abkürzungen finden sich in den Menüs. Langjährige Sony-User dürften damit allerdings keine Probleme haben.
Fazit :
Die Sony A9 III ist eine professionelle Kamera, welche vor allem für Sportfotografen interessant sein dürfte. Ein Global Shutter verhindert Bildfehler wie Rolling Shutter Effekte, wird aber leider mit Einbußen beim Rauschverhalten und im Dynamikumfang erkauft. Die Bildqualität liegt hier also etwas hinter Kameras mit herrkömmlichen Verschluss zurück. Der Autofokus ist extrem gut (wenn nicht gar der Beste bei derzeitig verfügbaren Kameras) und arbeitet perfekt mit der KI-gestützen Motiverkennung zusammen. Die Bedienung ist für eine Sony Kamera gut. Mit einem Preis von derzeit
6998,99 EUR dürfte die Kamera aber nahezu ausschließlich für professionelle Sportfotografen interessant sein, welche den Global Shutter für verzerrungsfreie Aufnahmen benötigen. Für Landschafts- und Naturfotografen wäre in den meisten Fällen eine Kamera mit etwas besserem Rauschverhalten, größerem Dynamikumfang und unter Umständen auch einer höheren Auflösung die bessere Wahl. Hier kommt es aber immer auch auf die persönlichen Präferenzen an.
Artikel erschienen am 24.01.2024