Mit der
Z8 hat
Nikon neben der
Z9 eine weitere Kamera auf den Markt gebracht, welche hauptsächlich professionelle Fotografen ansprechen dürfte. Viele Features hat die
Z8 von der
Nikon Z9 übernommen, welche derzeit das Flagschiff im Hause
Nikon darstellt. Besonders der gestackte Sensor und der KI-basierte Autofokus machen die Kamera auch für Naturfotografen sehr interessant. Bisher war bei
Nikon nur die
Z9 mit einem entsprechenden Autofokus ausgestattet, während ein KI-basierter AF bei
Canon schon länger auch in kleineren Modellen, wie der
R5,
R6,
R6 Mark II,
R7,
R10 und
R50 zum Einsatz kommt. Eine
Nikon Z8 war also längst überfällig, denn die
Z7 oder auch die
Nikon Z7 II konnten nicht annähernd mit der
Canon EOS R5 mithalten, was den Autofokus betrifft. Die
Z8 ist der
R5 sogar überlegen, denn sie hat einen gestackten Sensor mit welchem Rolling Shutter Effekte der Vergangenheit angehören. Auch die Farbttiefe pro Farbkanal, welche sich bei der
R5 bei Verwendung des elektronischen Verschlusses verringert, bleibt bei der
Z8 immer bei 14 bit. Mit der
Z8 könnte
Nikon also ein ganz großer Wurf gelungen sein.
Kommen wir nun aber zuerst einmal zu den technischen Daten der
Nikon Z8, welche auch auf der
Nikon Website zur Z8 eingesehen werden können.
Technische Daten zur Nikon Z8
Wie auch die
Nikon Z9 besitzt auch die
Z8 einen mehrschichtigen (gestackten) CMOS-Sensor im
Vollformat. Die Auflösung beträgt 45,7 Megapixel, dies entspricht Bilddateien mit den Abmessungen von 8256 x 5504 Pixeln. Ob vor dem eigentlichen Sensor ein Tiefpassfilter verbaut ist, konnte ich bisher nicht sicher herausfinden. In der Regel ist es aber so, dass
Nikon in den neueren Modellen keine Tiefpassfilter mehr verbaut - wahrscheinlich also auch bei der
Z8 nicht. Der Sensor der
Z8 ist beweglich gelagert und mit einem 5-Achsen-Sensor-Shift-VR ausgestattet (IBIS). Die
Z8 arbeitet - wie auch die
Nikon Z9 - mit einem Hybrid AF, dies bedeutet, dass zur Fokussierung sowohl die Kontrasterkennung als auch die
Phasenerkennung verwendet wird. Dem Fotografen stehen 493 Fokusmessfelder bei Verwendung des Einzelfeld-AFs zur Verfügung. Neben dem Standard Einzelfeld AF kann alternativ auch der Pinpoint AF, ein dynamischer Fokusbereich (S, M, and L), ein großer Fokusbereich (S, L, C1, and C2) sowie das automatische Messfeld verwendet werden. Die
Nikon Z8 beherrscht hzudem im Fotomodus das 3D-Tracking, im Videomodus den Subject-Tracking-AF. Zudem verfügt die
Nikon Z8 über eine KI-basierte Motiverkennung, welche eigenständig Fahrzeuge, Tiere (darunter auch
Vögel) und Personen erkennen kann. Der AF der
Nikon Z8 arbeitet standardmäßig in einem Bereich von -7 bis +19 EV, in der Sternenbildansicht sogar von -9 bis +19. Damit ist der AF sogar noch minimal lichtempfindlicher als der der
Z9.
Die Serienbildgeschwindigkeit der
Nikon Z8 beträgt bis zu 120 Bilder pro Sekunde bei auf 11 MP verringerte Auflösung. Bei normaler Auflösung erreicht die Kamera eine Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 20 Bildern pro Sekunde. Verschlussgeschwindigkeiten sind von 1/32000 bis zu 30 Sekunden möglich. Im manuellen Belichtungsprogramm sind bis zu 900 Sekunden möglich. Für noch längere Belichtungszeiten besitzt die Kamera einen Bulb-Modus.
Der Verschluss der
Nikon Z8 ist rein elektronisch. Ein mechanischer Verschluss ist nicht vorhanden.
Die
ISO Empfindlichkeit kann zwischen
ISO 64 und
ISO 25600 gewählt werden, im erweiterten Modus sogar von
ISO 32 bis
ISO 102400.
Der elektronische Sucher deckt 100% des Bildes bei einer 0,8-fachen Vergrößerung ab und löst 3,69 Millionen Bildpunkte auf. Die Sucherhelligkeit kann manuell geregelt werden. Der touchfähige Monitor ist sowohl senkrecht als auch waagerecht neigbar und hat eine Auflösung von 2,1 Millionen Bildpunkten. Die
Nikon Z8 ist mit 2 Speicherkartenslots ausgestattet, welche für jeweils eine CF-Express Type B bzw. XQD und eine SD , SDHC (UHS-II) oder SDXC (UHS-II compliant) ausgelegt sind.
Die Abmessungen der Kamera betragen ca. 144 x 119 x 83 mm bei einem Gewicht (inkl. Akku und Speicherkarte) von 910 g.
Der Autofokus der Nikon Z8
Nachdem
Canon auch schon in der Einsteigerklasse den für Naturfotografen mittlerweile fast unerlässlichen Tieraugenautofokus (mit Vogelerkennung) integriert hat, wurde es auch bei
Nikon Zeit, das sich in diesem Bereich etwas tut. Denn bisher erkennt nur
Nikons Flaggschiff - die
Z9 - auch
Vögel und deren Augen.
Nikon hatte der
R5 oder auch der
R6 also bisher nichts entgegenzusetzen. Denn die
Z7 II oder auch die Z6 haben einen deutlich schwächeren AF als die
R5 oder
R6 von
Canon. Mit der
Nikon Z8 hat
Nikon nun ein ernstzunehmendes Pendant zur
R5 auf den Markt gebracht, denn die
Z8 kann jetzt auch
Vögel automatisch erkennen und auf das Auge fokussieren. Dies erhöht die Trefferquote in der Naturfotografie um ein Vielfaches.
Der Tieraugen-AF der Nikon Z8 erkennt Vögel und deren Augen und erleichtert dem Naturfotografen die Arbeit enorm.
Aber auch die Geschwindigkeit erhöht sich durch die automatische Motiverkennung erheblich. Das Setzen des Fokuspunktes entfällt und der Auslöser kann betätigt werden, sobald das Motiv im Sucher erscheint. Mehr Bilder bedeuten meist auch mehr Treffer, und es ist zudem unwahrscheinlicher, dass man den richtigen Moment verpasst.
Aber die beste Motiverkennung nützt nichts, wenn der Fokus nicht sauber arbeitet. Leider gab es bei der
Nikon Z7 und im geringeren Umfang auch bei der
Nikon Z7 II insbesondere bei bewegten Motiven doch deutlich Probleme. Bei der
Nikon Z9 soll dies nicht mehr der Fall sein. Da die
Nikon Z8 das Autofokussystem der
Z9 nahezu 1:1 übernommen hat, erwarte ich auch hier keine größeren Probleme.
Die Bildqualität der Nikon Z8
Die Bildqualität der
Z8 dürfte nahezu identisch mit der der
Z9 sein, denn bei beiden Kameras kommt derselbe Sensor zum Einsatz. Besonders die Wiedergabe auch feinster Details zeichnen die aktuellen Nikon-Kameras aus. Dies begründet sich im Fehlen eines Tiefpassfilters vor dem Bildsensor, welcher in Normalfall die Bildung von Moire-Artfeakten verhindern soll, aber auch als negativer Nebeneffekt das Bild leicht weichzeichnet.
Nikon nimmt hierbei die Gefahr von Moire-Bildung in Kauf, die Bilddateien sind dafür aber in der 100%-Ansicht sichtbar schärfer. Wie sieht es aber in der Praxis mit der Bildung von Moire-Artefakten aus? Denn diese treten trotz Tiefpassfilter auch bei Kameras von anderen Herstellern auf. Meiner Erfahrung nach ist ein Unterschied bezüglich Moirebildung zwischen Bildern mit und ohne Tiefpassfilter bei den heutigen hochauflösenden Kameras kaum mehr nachweisbar.
Nikon geht hier meines Erachtens also den richtigen Weg - nämlich mehr "natürliche" Schärfe - und trotzdem kaum mehr störende Artfeakte.
Die Farbwiedergabe der
Nikon Z8 ist wie von
Nikon gewohnt sehr gut. Grüntöne werden sehr gesättigt wiedergegeben. Hauttöne gefallen mir bei der
Canon EOS R5 etwas besser, was aber sicherlich Geschmackssache ist. Das Rauschverhalten bei höheren
ISO-Einstellungen ist sehr gut, wenn auch hier meines Erachtens die
Canon EOS R5 knapp vorne liegt. Sobald ich die Möglichkeit habe, über einen längeren Zeitraum mit der
Z9 zu arbeiten, werde ich diesbezüglich berichten.
Fokus-Stacking mit der Nikon Z8
Wie alle neueren Modelle von
Nikon beherrscht auch die
Nikon Z8 das
Fokus-Bracketing. Hierbei erstellt die Kamera vom Motiv mehrere Fotos mit jeweils leicht verlagertem Fokus. Diese Bilder können dann entweder über die Kamera oder aber zuhause am PC zu einem
Fokusstack verrechnet werden. Dieser
Fokusstack weist dann eine merklich erweiterte
Schärfentiefe auf als ein Einzelbild. Angewendet wird diese Technik hauptsächlich in der
Makrofotografie bei Maßstäben nahe 1:1 oder größer, wo die
Schärfetiefe von Natur nur wenige Millimeter oder weniger beträgt.
Gerade bei Hutpilzen wie diesen beiden Gelborangemilchenden Helmlingen bietet es sich an, eine Schärfereihe aufzunehmen und diese dann zu einem Stack zu verrechnen, um die Hüte von vorne bis hinten scharf abbilden zu können.
Aber auch bei
Landschaftsaufnahmen kommt diese Technik gelegentlich zum Einsatz, wenn sowohl der sehr nahe Vordergrund als auch der Hintergrund in der Schärfe liegen soll.
Haptik, Handling und Performance
Die
Nikon Z8 liegt perfekt in der Hand und ist mit einem Gewicht von 910g nur etwa 200g schwerer als die
Nikon Z7 II aber um ganze 430g leichter als die
Z9 - und dies bei nahezu gleicher Leistung. Wer auf den großen Akku und den Hochformatauslöser der
Z9 verzichten kann und ansonsten die gleich Leistung benötigt, ist deutlich besser mit der
Z8 bedient. Die Menüs sind nikontypisch aufgebaut. Wer mit der Nikon-Menüführung bereits im Vorfelde vertraut ist, der findet sich auch bei der
Z8 sofort zurecht. Das Gehäuse wirkt sehr hochwertig verarbeitet. Für die rückwärtigen Tasten und das Display kann eine Beleuchtung hinzugeschaltet werden, dies ist ideal für den Einsatz im dunklen Tarnzelt oder bei Nacht.
Einzig und allein die Verwendung des doch recht schwachen EN-EL15C Akkus hätte ich an der
Z8 zu bemängeln. Es ist der derselbe Akku, welcher auch schon in der
Z7 und der
Z7 II Verwendung findet. Gerade beim Aufnehmen von
Fokusstacks macht sich dies bemerkbar. Nicht nur einmal musste ich meine Fokusreihen abbrechen, da die Akkus schneller als erwartet leer waren.
Fazit :
Die
Nikon Z8 ist eine professionelle Systemkamera mit einer überragenden Bildqualität. Ein extrem leistungsfähiger Hybrid-Autofokus mit einer ausgereiften Motiverkennung sorgen für scharfe Aufnahmen selbst unter widrigen Bedingungen. Ein integrierter Bildstabilisator und ein rein elektronischer Verschluss verhindern zudem Verwacklungsunschärfen. Rolling Shutter Effekte gehören mit dem gestackten Sensor der Vergangenheit an. Nur der Akku der
Z8 (EN-EL15C) ist etwas schwach bemessen.
Mit einen Preis von derzeit
4599.- EUR ist die
Z8 über 1200 EUR günstiger als die
Z9. Und dies bei nahezu gleicher Leistung. Wer also keine Kompromisse in Sachen Bildqualität und AF Leistung eingehen möchte, aber auf den Hochformatgriff der
Z9 verzichten kann, der macht mit dem Kauf einer
Nikon Z8 alles richgig. Absolut empfehlenswert.
Artikel erschienen am 23.05.2023