Pflanzen können nicht weglaufen. So sollte man eigentlich meinen, dass Sie daher sehr
einfach zu fotografieren sind. Dem ist aber leider nicht so. Wie oft habe ich schon
vergeblich versucht eine
Blüte, oder ein Blatt oder eine ganze
Pflanze zu portraitieren.
Es ist verdammt schwer, das richtige Licht, den richtigen Hintergrund etc. zu finden.
Aber nicht nur der Hintergrund, der schon sehr schwer zu gestalten ist, sondern auch der
Vordergrund.
Das größte Problem der Fotografie von
Pflanzen sind andere
Pflanzen.
Pflanzen die sich beispielsweise
im Vordergrund vor den zu fotografierenden
Pflanzen in all Ihrer macht präsentieren.
Als Naturfotograf steht man jetzt vor der entscheidenden Frage, ob man die
Pflanzen vor dem
Motiv der Begierde beiseitebiegen soll oder nicht. Das ein ausreißen irgendwelcher
Pflanzen
nicht in Betracht kommt, versteht sich hoffentlich von selbst. Was also tun ? Vorsichtiges
beseitebiegen und ein gutes manipuliertes Bild erhalten, oder einfach so fotografieren, wie
es halt in der Natur ausschaut.
In Fällen wo es einem nicht auf die ganze
Pflanze ankommt, mag die Lösung einfach sein, hier kann
man sich ganz einfach auf ein Detail der
Pflanze konzentrieren. Dann ist es leicht, und man kann durch
geringen Wechsel der Perspektive oft alles problemlos ins beste Licht rücken.
Will man aber aber Domumentationsfoto der ganzen
Pflanze erstellen, welches auch noch ansprechend ausschaut,
wird es schwer. Besonders wenn es sich um eine
Pflanze handelt die nicht in größerer Anzahl vorhanden
ist, so dass man sich die beste Aussuchen kann.
Auch die Wahl des
Objektivs ist nicht immer ganz einfach. Ein Teleobjektiv löst den Hintergrund
besser auf, man benötigt aber ebenso einen grösseren Abstand von der
Pflanze, was wiederum die
Wirkung hat, dass man wahrscheinlich mehr unerwünschte
Pflanzen vor der zu fotografierenden
Pflanze hat.
Bei einem Normalobjektiv wird man dann wieder eher Probleme mit einem zu unruhigen Hintergrund bekommen.
Es dauert also meist wesentlich länger, ein ansprechendes Foto einer
Pflanze zu machen, als einen
Singvogel oder ein
Insekt zu fotografieren. Und oft kommt man gar nicht zu brauchbaren
Ergebnissen.
Eine Rote Lichtnelke fotografiert mit einem 180mm Makroobjektiv. Zur Vergrösserung klicken Sie bitte aufs Bild. Um die Bildwirkung interessanter zu machen, wurde die Blüte zweimal belichtet.
Aber manchmal, wenn alles stimmt, wenn man alles beachtet hat, kommen Ergebnisse
heraus, wo sich die Mühe dann doch gelohnt hat.
Ich selber fotografiere bisher nur selten
Pflanzen, wenn, dann konzentriere ich mich
meist auf Details, und verzichte meist auf Aufnahmen, auf denen die ganze
Pflanze
abgebildet ist. Manipulierte Bilder möchte ich einfach nicht machen, und ohne Manipulation
ist in vielen Fällen nichts ansprechendes möglich.
Das Bild der roten Lichtnelke erschien mir "pur" etwas langweilig. Hier habe ich einfach eine Mehrfachbelichtung
der
Blüten gemacht. So kann man sich mit ein wenig Tricks auch aus der Klemme helfen.
Aber wenn man ehrlich ist, ist auch dies nichts weiter als ein manipulierte Natur. Denn nur äusserst selten
findet man doppelt belichtete
Blüten in freier Natur ;-)
Gerd Rossen
Artikel erschienen am