Eigentlich war die Flarup Au immer für Ihre gute Wasserqualität bekannt. Neunstachlige
Stichlinke, Bachflohkrebse, junge Bachforellen und Flussbarsche sowie neuerlich auch Signalkrebse
fühlten sich in dem glasklaren Wasser zuhause.
Der Bodengrund war seit meiner Kindheit soweit ich mich zurückerinnern kann, immer
sauber. Oft hatten wir am oder im Bach gespielt, und sogar in ihm gebadet.
In den letzten Jahren war auch ein Eisvogelpärchen regelmässiger Brutvogel in Flarup, im Winter
traf man häufig auf die
Wasseramsel
, welche sich die Bachflohkrebse aus dem Wasser fischte.
Als leidenschaftlicher Aquarianer habe ich regelmäßig auch die Wasserwerte der Flaruper
Au gemssen. Immer mit besten Ergebnissen. Die Nitratwerte lagen seit mindestens
10 Jahren immer unter 5mg/l, waren teilweise auch mit meinen Messmethoden gar nicht
nachweisbar.
Seit ca. 2 Jahren nun verschlechtert sich die Wasserqualität der Flaruper Au dramatisch,
häufig sieht man Schaumkronen auf dem Wasser, die sich an einigen Stellen regelrecht
auftürmen. Der Bodengrund ist nicht mehr sauber, sondern mit den verschiedensten
Algenarten bedeckt. Zudem riecht das Wasser häufig unangenehm muffig, häufig
auch nach Gülle, so dass wir am Haus die Fenster schliessen müssen.
Bachflohkrebse gibt es seit ca. 1 Jahr keine mehr in der Flaruper Au, im Jahr davor
wurden Sie auch schon deutlich weniger.
Auch der Bestand an Stichlingen
ist deutlich weniger geworden.
Im September 2007, in der typischen Güllezeit, verschlechterte sich die Wasserqualität
dramatisch. Das Wasser stank förmlich nach Gülle. Die Signalkrebse verließen
über mehrere Wochen dass Wasser, wir fanden Sie hunderte Meter vom Bach entfernt
auf einem Wanderweg, auf der verzweifelten Suche nach Ersatzgewässern.
Im Wasser
fanden wir tote Signalkrebse.
Der Nitratwert hatte im September einen Höchstand (wenn ich denn den Höchststand erwischt habe)
von 80mg/l, durchschnittlich lag er im September bei 50mg/l. Dagegen hat die Elbe
im Mündungsgebiet mit 10x niedrigeren Werten Trinkwasserqualität !!
Der Nitritwert (Nitrit ist hochgiftig für
Fische
) lag bei 0,1. Nitrit dürfte in
funktionierenden Bächen eigentlich gar nicht nachweisbar sein, da es nur eine
kurze Zwischenstufe im Stickstoffkreislauf im Wasser darstellt !!
Der Phosphatwert lag bei 0,25, Ammonium oder Ammoniak konnte ich zum Glück keines
nachweisen, denn das hätte in der Flaruper Au, deren Wasser ein sehr hohes Säurebindungsvermögen
(KH10) aufweist, fatale Folgen. Da der pH sich in der Flaruper Au um die 8 befindet, wäre
demnach fast das gesamte Ammonium in Ammoniak umgewandelt worden, was für fast alle Lebewesen
im Bach fatale Folgen gehabt hätte.
Natürlich wurde diese Verschmutzung den Naturschutzbehörden gemeldet. Was daraus
geworden ist - ich sage dazu mal jetzt nichts - kann jeder mit den
entsprechenden Messreagenzien selbst nachmessen.
Die Flaruper Au ist auch jetzt, Ende Oktober 2007, noch mehr ein Abwasser
als ein Bach !
Die Industrie sowie die Firmen zum
Abwassermanagement
,
also Unternehmen die Kläranlagen betreiben, müssen immer mehr Auflagen
erfüllen, um umweltschonend zu produzieren, in der
Landwirtschaft
scheint dies aber noch nicht genügend der Fall zu sein,
beziehungsweise umgesetzt zu werden.
So sieht der Bußgeldkatalog bei Verstößen gegen das
Wasserhaushaltsgesetz
für Niedersachsen vor, das beim Einleiten von Abwasser
über einen längeren Zeitraum
lediglich 75 - 2.500 Euro Strafe anfallen. Wären hier die Strafen höher würde sich gewiss
der ein oder andere
Landwirt
überlegen seine Gülle in die Flaruper Au einzuleiten, wenn es denn auf direktem Wege
geschehen würde. Allerdings wird die Gülle und Jauche auf die Felder aufgebracht, versickert und düngt den Boden,
wird dann aber mit dem Grundwasser vermischt und tritt in der Flaruper Au wieder an die Oberfläche. Durch übermäßige
Düngung kommt es dann zu den erhöhten Belastungen des Gewässers, ohne einen Verstoß gegen das Wasserhaushaltsgesetz
zu verursachen. Bürokratie wie sie leibt und lebt.
Wer die Flaruper Au bspw. im Oktober einmal betrachtet hat, hatte kaum 30cm Sicht ins Wasser und
deutlich war Güllegeruch aus dem Wasser zu vernehmen. Und das in einer gerade zu einer
Zeit, in der es nicht geregnet hat. Regen konnte die Gülle also nicht ins Wasser gespült haben, wie
sich so manche Herren gerne herausreden !
Geht man einmal über die gegüllten Felder am Bachufer entlang, so fällt einem häufig auf,
dass die Gülle bis ins Wasser ausgebracht wird. Es wird also nicht nur das Feld gegüllt, sondern
auch der Bach gleich mitversorgt.
Und das bei dem Wissen, das Gülle, da sie sich
mit dem Wasser wunderbar vermischt (im Gegensatz zu bspw. Öl, Diesel), absolut
tödlich für die Wasserorganismen ist.
Da die Flaruper Au zu einem Natura 2000 Schutzgebiet gehört, ist es mir unbegreiflich,
das da von behördlicher Seite nicht mehr passiert, zudem hier auch selte Bachneunaugen
und Quappen vorkommen sollen.
Ich bitte somit jeden, der eventuell selbst in der Lage ist, die Wasserqualität zu messen und
der Auffälligkeiten (Güllegeruch, Schaumbildung) in der Flaruper Au bemerkt, ebenfalls
Anzeige zu erstatten. Wer jemanden bemerkt, der den Bach verschmutzt, sollte dies sofort den entsprechenden Behörden melden.
Ich selber werde, wenn sich die Wasserqualität nicht deutlich bessert, weitere Behörden einschalten. Da
der Bach zu einem Natura 2000 Gebiet gehört, sehe ich da noch geringe Chancen, weiter zu kommen.
Wasserwerte Stand 08.09.2003 :
- KH : 10 (OK) (Karbonathärte 10 ist üblich für den Bach und hat mit der Verschmutzung nichts zu tun)
- Nitrat : 2 mg/l (OK)
- Nitrit : unter der Nachweisgrenze (kleiner 0,025mg/l) (OK)
- Ammonium/Ammoniak : 0 (OK)
- Phosphat : 0,0 (OK)
- pH : ca. 8
- sens. : glasklar - keinerlei Schaumkronen - neutraler Geruch - sauberer Bodengrund
- sehr hohe Dichte an Bachflohkrebsen
Wasserwerte Stand 24.09.2007 :
- KH : 10 (OK) (Karbonathärte 10 ist üblich für den Bach und hat mit der Verschmutzung nichts zu tun)
- Nitrat : 80mg/l (+++) (ca. 15x so hoch wie in der Elbe)
- Nitrit : 0,1mg/l (++) (starkes Fischgift - kommt in Fliessgewässern eigentlich nie in messbaren Größen vor)
- Ammonium/Ammoniak : 0 (OK)
- Phosphat : 0,0 (OK)
- sens. : sehr trübe, braune Schaumkronen - beissender Gülleähnlicher Geruch - veralgt
- keine Bachflohkrebse nachweisbar
Wasserwerte Stand 26.10.2007 :
- KH : 10 (OK) (Karbonathärte 10 ist üblich für den Bach und hat mit der Verschmutzung nichts zu tun)
- Nitrat : 20mg/l (++)
- Nitrit : 0,1mg/l (++) (starkes Fischgift - kommt in Fliessgewässern eigentlich nie in messbaren Größen vor)
- Ammonium/Ammoniak : 0 (OK)
- Phosphat : 0,25 (+) (leicht erhöht)
- sens. : leicht trübe, Schaumkronen - leicht muffiger Geruch - stark veralgt
- keine Bachflohkrebse nachweisbar
Info : Durch die hohen Nitratwerte ist auch mit Sauerstoffmangel zu rechnen. Die Mengen
an Nitrat, die ununterbrochen den Bach entlanglaufen, benötigen ja bei der Entstehung aus
Sticktoffprodukten Sauerstoff um letztendlich zum Nitrat zu werden. Somit ist
auch mit mäßigem bis sehr starken (bei 80mg/l) Sauerstoffmangel im Bach zu rechnen.
Interessant wären auch noch viele weitere Werte, die ich aber selbst nicht
in der Lage bin zu messen.
Wasserwerte Stand 15.01.2008 :
- KH : 10 (OK) (Karbonathärte 10 ist üblich für den Bach und hat mit der Verschmutzung nichts zu tun)
- Nitrat : 35mg/l (++)
- Nitrit : 0,1mg/l (++) (starkes Fischgift - kommt in Fliessgewässern eigentlich nie in messbaren Größen vor)
- Ammonium/Ammoniak : 0,1 (+))
- Phosphat : nicht nachweisbar
- sens. : leicht trübe, Schaumkronen - leicht muffiger Geruch
- keine Bachflohkrebse nachweisbar
Wasserwerte Stand 23.04.2008 (über 1 Woche trockenes Wetter, durch Regen in den Bach gespülte
Gülle ausgeschlossen) :
- Nitrat : 55mg/l (+++)
- Ammoniak : 0,4 mg/l (++)
- sens. : geringe Sichttiefe, Schaumkronen - leicht muffiger Geruch
- Grund : Bodengrund jetzt mit dunkler Schicht überzogen, fast durchgehend
- keine Bachflohkrebse nachweisbar
Insgesamt eine mehr als deutliche Verschlechterung der Wasserqualität.
Eisvögel
jagen ausschliesslich
an der Böeler Au, in der Flaruper Au keine Nahrung mehr für die
Vögel
vorhanden.
Noch kein Bescheid von der Wasserbehörde, trotz mehrmaligen Kontakts in der Vergangenheit. Morgen werde
ich nochmals anrufen.
Ein Artikel für die Lokalpresse ist in Vorbereitung. Hier möchte ich gerne die Ergebnisse und
Bemühungen der Wasserbehörde (wenn es denn welche gibt) mit einbringen.
Gerd Rossen
Artikel erschienen am 01.10.2007