Im Februar 2019 erhielt ich meine erste spiegellose Systemkamera, die
Nikon Z7
, kurz darauf dann die
Canon EOS RP
. Beide spiegellosen
Kameras verwende ich seitdem parallel zu meinen älteren Spiegelreflexkameras. Hier werde ich kurz darüber berichten,
welche Erfahrungen ich in dieser Zeit mit den spiegellosen Kameras gemacht habe und mit welchen Kameras ich derzeit
am liebsten unterwegs bin.
DSLM - was ich an den Spiegellosen liebe...
Die Spiegellosen sind leise. Ja, das ist es, was ich am meisten an Ihnen liebe. Während viele andere Fotografen sich an dem
Sound des Spiegelschlags gar nicht satt hören können, so liebe ich das fast lautlose Auslösen der spiegellosen Systemkameras. Ich komme
dadurch an viele Motive deutlich näher heran als mit einer Spiegelreflexkamera und kann mir sicher sein, dass ich sie nicht in Ihrem natürlichen Verhalten
beeinflusse. Das ist es auch, was ich bspw. an der
Digiskopie
so mag. Die Tiere bemerken mich in keinster Weise. Und dies sieht man den Bildern oft auch an.
Die Motive wirken einfach entspannter.
Eisvogel
aus nächster Nähe mit Canon EOS RP
+ EF 400mm f,28 L IS USM + 2x TC fotografiert. Ohne lauten Spiegelschlag, welcher die Vögel
oftmals erschreckt und dank
Fokussierung über den Sensor mit exakt auf den Augen sitzendem Fokus.
Aber die Spiegellosen haben noch einen weiteren Vorteil. Sie fokussieren direkt über den Bildsensor und benötigen somit keinen eigenen
AF Sensor, welcher am Boden der Kamera unterhalb des eigentlichen Bildsensors liegt. Da die Umlenkung des Bildes auf den AF-Sensor bei
herkömmlichen Spiegelreflexkameras bei nicht ganz exakter Justierung zu Fokusfehlern führen kann, kommt es deshalb bei Spiegelreflexkameras
gelegentlich zu den berüchtigten Front- oder Backfokusproblemen, so dass Kamera und
Objektiv
evtl. nachjustiert werden müssen. Bei Spiegellosen
tritt Front- oder Backfokus hingegen deutlich seltener auf, da hier direkt über den Bildsensor die AF-Messung stattfindet. Ich schreibe hier bewusst "seltener" und
nicht "nie", denn unter gewissen Umständen, kann es auch bei Spiegellosen zu Fehlfokussierungen kommen, wenn der von der Kamera berechnete
Weg zur Fokussierung vom
Objektiv
nicht 1:1 umgesetzt wird. Deshalb findet man z.B. auch bei einigen
DSLM
die Möglichkeit, eine
AF-Feinjustage vorzunehmen. An meiner
Nikon Z7
benötige ich beispielsweise eine Feinjustage für mein
Sigma 150-600 Contemporary
.
Eine Uferschnepfe
, mit Nikon Z7
in Verbindung mit dem Sigma 150-600 Contemporary
fotografiert. Wenn das
Motiv stillhält, sitzt der Fokus der Spiegellosen in der Regel auf den Punkt genau.
Aber auch in der
Makrofotografie
bevorzuge ich die
DSLM
. Es ist viel genauer mit Hilfe der Bildschirmlupe manuell auf das Motiv zu
fokussieren, als durch den Sucher einer Spiegelreflexkamera. Deshalb habe ich, wenn möglich, auch schon an den Spiegelreflexkameras
den LiveView bei
Makroaufnahmen
verwendet, um den Fokus exakt zu setzen. Zudem entfällt hier ebenfalls der Spiegelschlag, der durch seine
Erschütterung häufig für Unschärfen bei
Makroaufnahmen
mit längeren
Verschlusszeiten
sorgt.
Gerade bei Makroaufnahmen
ist die Schärfentiefe
äußerst gering. Deshalb fokussiert
man bei Makromotiven meist manuell, da der Autofokus die Schärfe gar nicht so exakt setzen könnte. Über den Monitor der Nikon Z7
ließ sich bei
dieser Raubfliege
der Fokus millimetergenau aufs Auge legen.
Nicht alle, aber die meisten spiegellosen Systemkameras unterstützen mittlerweile einen rein elektronischen Verschluss. Gerade in der
Makrofotografie
verhindert dieser jegliche Art der Erschütterung und ermöglicht somit gestochen
scharfe Bilder
. Nur bei bewegten Motiven sollte
man auf rein elektronischen Verschluss verzichten, da hier der Rolling Shutter Effekt zu Bildverzerrungen führen kann.
Wo ich digitale Spiegelreflexkameras bevorzuge...
Aber nicht alles schaffen meine beiden Spiegellosen so gut wie meine Spiegelreflexkameras. Wenn es um bewegte Motive geht, versagen die
Nikon Z7
aber auch die
Canon EOS RP
in den meisten Situationen. Die Schärfenachführung funktioniert bei den
digitalen Spiegelreflexkameras einfach viel exakter.
Auf die Schärfenachführung der meisten DSLR ist Verlass. Bei solchen Aufnahmen versagen
meine DSLM
leider kläglich.
Deshalb nehme ich, wo immer ich auch mit Actionaufnahmen rechnen muss,
eine
Spiegelreflexkamera
mit
auf Fototour.
Aber auch die elektronischen Sucher reichen bei Weitem (Stand 2019) noch nicht an die optischen Sucher der Spiegelreflexkameras heran. Die Verzögerung
des elektronischen Sucherbildes mag zwar sehr gering sein und in den meisten Situationen kaum stören, dennoch wirken die Sucherbilder der
von mir verwendeten Systemkameras immer noch irgendwie sehr digital. Schaut man durch den Sucher einer Spiegelreflexkamera, so ist es in etwa, als
wenn ich durch ein Fernglas oder ein ein
Beobachtungsfernrohr
(
Spektiv
) schaue. Es fühlt sich so an, als wäre man beim Geschehen tatsächlich dabei. Bei den
Systemkameras ist es anders - distanzierter. Vielleicht bin ich da auch einfach nur irgendwie altmodisch.
Auch bei Mitziehern möchte ich auf den analogen Sucher der Spiegelreflexkameras einfach nicht verzichten, denn Ruckler oder Verzögerungen gibt es
hier definitiv keine.
Fazit :
Momentan können die Systemkameras die Spiegelreflexkameras noch nicht ganz ersetzen. Zumindest ich werde deshalb auch weiterhin Spiegelreflexkameras
verwenden, bzw. auch hin und wieder noch ein neueres Modell kaufen, wenn die technischen Daten mich überzeugen. Für viele
Anwendungen sind Spiegellose vielleicht die bessere Wahl (leiser, erschütterungsfreier), aber in manchen Disziplinen, wie Fokusnachführung, hat derzeit immer noch die gute alte DSLR ihre
Nase vorn.
Artikel erschienen am 25.10.2019