In der
Makrofotografie hat man, je näher man dem Abbildungsmaßstab 1:1 kommt bzw. je weiter man darüber hinaus geht,
mit extrem kleiner
Schärfentiefe
um oder sogar deutlich unter einem mm zu tun. Bei solchen Aufnahmen kommt es dann auf eine sehr exakte Fokussierung an. Auf den
Autofokus sollte man sich in diesem Bereich besonders beim Phasen-Af der Spiegelreflexkameras nicht mehr verlassen.
Er ist oft zu ungenau und schliesst oft noch Bildteile außerhalb des im Sucher sichtbaren
AF-Messfeldes ein. Auch ein manuelles Scharfstellen am
Fokusring des
Objektivs misslingt häufig, da die Übersetzung am Fokusring bei den meisten aktuellen
Objektiven viel zu grob ist, und man somit unheimlich feinfühlig
drehen muss, damit die Schärfe auch wirklich auf den Punkt genau sitzt.
Entweder man versucht also in diesem Bereich mit dem Kontrast-AF (LiveView AF) der Kamera zu arbeiten, welcher aber auch nicht
weiss, was exakt im AF-Feld fokussiert werden soll, und so meist auf dei Stelle mit dem geringsten Abstand zum
Objektiv
fokussiert, oder aber, und das ist die sicherste Methode, man stellt im LiveView unter Verwendung der Bildschirmlupe (fast alle
aktuellen Kameras haben diese Funktion) mit Hilfe eines Makroschlittens scharf.
Der Makroschlitten Novoflex Castel-Q mit Wechselplatte ist bei mir schon seit etlichen Jahren zuverlässig im Einsatz
Im Gegensatz zu den anderen Scharfstellmethoden verändert man beim Scharfstellen mit einem Makro-Einstellschlitten nicht den Fokus des
Objektivs, sondern
man bewegt die komplette Kamera-Objektiv-Einheit vor oder zurück bis die gewünschte Teil des Motivs im
Fokus liegt. Den Fousring des
Objektivs benötigt man lediglich zum Groben vorfokussieren.
Funktionsweise eines Makroschlittens
Ein Makroschlitten ermöglicht es dem Fotografen die eine auf einem Stativ befesteigte Kamera stufenlos und sehr genau vor und zurückzubewegen.
Dabei wird der Makroschlitten zwischen Stativkopf und Kamera montiert.Hierfür
haben die meisten Makroschlitten eine Vortriebsschraube. So auch der hier im Beispiel abgebildet Novoflex Castel-Q. Mit dieser kann ich die über eine
Schnellwechselplatte auf dem Schlitten angebrachte Kamera wirklich auf den Millimeter genau positioneren. In anderen Worten : Ich stelle
zunächst am Objektivring am besten mit aktiviertem LiveView grob scharf, und bewege die Kamera dann mit Hilfe des EinstellschlittensMillimeter
für Millimeter an den Punkt, wo der gewünschte Bereich in der Schärfebene liegt. Mit dem Novoflex Castel-Q sind hier wirklich Einstellschritte
von unter einem Millimeter problemlos möglich. Wer noch feinstufiger Scharfstellen will, kann hier noch einen Spezialaufsatz
für das Vortriebsrad verwenden, um dann schätzungsweise im 1/10mm Bereich scharfstellen zu können.
Bei einer solchen Aufnahme ist es unerlässlich, die Schärfe absolut exakt zu legen. Dabei gilt, je kleiner das Insekt, desto exakter
muss ich Fokussieren. Die Schärfebene sollte immer auf dem Auge liegen,
und reicht selbst bei dieser noch relativ großen Hufeisen-Azurjungfer noch nicht einmal über das ganze Auge.
Mit Makroschlitten kein Problem.
Neben der Verwendung im Makrobereich kann man den Makroschlitten selbstverständlich auch für die Stereofotografie verwenden. Hierbei wird
die Kamera einfach so montiert, dass man sie mit Hilfe des Schlitten seitlich verschieben kann. Eine weitere Verwendung findet der Makroschlitten übrigens
auch bei der Panoramafotografie, um Prarallaxenfehler zu vermeiden. Die Eintrittspupille wird dann mit Hilfe des Makroschlittens exakt über den Drehpunkt
des Stativs gelegt.
Fokus-Stacking mit Makroschlitten
Seit einigen Jahren kommt das sogenannte
Fokus-Stacking immer mehr in Mode. Im Makrobereich hat man bekannterweise ja mit sehr geringer
Schärfentiefe zu tun. Um diesen
Schärfebereich zu erweitern kann man nun vom gleichen Motiv mehrere Aufnahmen mit leicht versetzter
Schärfeebene machen und diese dann
am Computer mit speziellen Programmen verrechnen lassen. Seit die aktuellen DSLRs mittlerweile Sensoren mit 20 oder mehr Megapixeln aufweisen und dadurch je nach Sensorgröße bereits bei
Blenden
von über 5.6 Beugungsunschärfen zu sehen sind, wird das
Fokus-Stacking verwendet, um auch trotz großen Blendenöffnungen von 5.6 und größer eine akzeptable
Schärfentiefe zu erreichen.
Für den Versatz der
Schärfeebene ist ein Makroschlitten wunderbar geeignet, da man mit ihm deutlich genauer arbeiten kann, als mit dem Schärfering
am
Objektiv. Für das
Fokusstacking gibt es mittlerweile schon vollautomatische Makroschlitten, welche sowohl die Auslösungen der Kamera als
auch den Vortrieb des Makroschlittens steuern können.
Um die neuen, hochauflösenden Sensoren aktueller Kameras perfekt auszunutzen, ist es im Makrobereich
oft notwendig, das sogenannte Fokus-Stacking anzuwenden. Besonders bei kleinen, aber dennoch weit nach hinten auslandenden Motiven, wie
bspw. Pilzen, ist nur so eine durchgehende Schärfe ohne Beugungsunschärfe bei gleichzeitig perfekt freigestelltem Hintergrund möglich.
Beim
Fokus-Stacking wird also zunächst auf den vordersten Bereich des Motivs scharfgestellt. Um Beugungsunschärfen zu vermeiden wird jetzt bei einer großen bis mittleren
Blende
eine Aufnahme gemacht, um danach mit Hilfe des Makroschlittens, die Schärfe etwas weiter in den Hintergrund zu setzen. Dann wird erneut ein Foto gemacht. Dies wiederholt man so lange, bis man jeden
Millimeter des Motivs einmal scharf fotografiert. In Makrofotografe-Menue
links oben finden Sie übrigens einen kompletten Artikel zum Thema
Fokus-Stacking und
DFF.
Welcher Makroschlitten ist der Richtige
Es gibt so einige Makroschlitten am Markt und die Qualität ist recht unterschiedlich. Braucht man einen Makroschlitten um lediglich genau auf ein Motiv
scharfzustellen, so ist es beispielsweise nicht ganz so wichtig, ob die Führung des Schlittens ohne Schluck und ohne Verschwenkung
stattfindet. Es reichen hier auch die günstigeren, wenn der Vortrieb fein genug ist. Will man aber auch
Fokus-Stacking betreiben, so muss der Schlitten ganz exakt in seiner Schiene ohne seitliches
Verschwenken laufen. Ich habe mich deshalb für den stabilen und absolut sauber arbeitenden Novoflex Castel-Q entschieden, welcher im Handel schon ab einem Preis
von ca. 160.- EUR zu haben ist.
Artikel erschienen am 18.08.2014