Bisher habe ich immer aus den großen
Ameristep Doghouse
oder ähnlich großen Tarnzelten heraus fotografiert. Die Fotografie
aus einem großen Tarnzelt hat wesentliche Vorteile gegenüber der Fotografie aus kleinen Zelten oder Tarnüberwürfen. Der
Fotograf
hat viel Bewegungsfreiheit, was insbesondere bei längeren Fotoansitzen ein
Verspannen der Muskulatur
aufgrund unbequemer Haltungen
verhindern kann.
Aber auch wenn mehrere Kameras verwendet werden sollen, oder zwischenzeitlich ein Objektivwechsel anliegen sollte, ist
man mit einem großen Tarnzelt besser bedient. Dennoch haben die kleinen 1-Personen-Zelte ebenso ihre Berechtigung und viele
andere Vorzüge, wie bspw. ein geringeres Transportgewicht. Aus diesem Grund habe ich mir vor Kurzem
ein 1-Personen Tarnzelt mit integriertem Campingstuhl zugelegt. Wie sich das Zelt in der Praxis schlägt, darüber
werde ich hier kurz berichten.
One Man Chair Hide (Tarnzelt)
Mittlerweile gibt es 1-Mann Tarnzelte mit integriertem Klappstuhl von verschiedenen Herstellern. Bei den verwendeten Klappstühlen
handelt es sich fast ausschließlich um die wohl jedem Naturfotografen bekannten Campingstühle, welche für ca. 10.- EURO in fast allen Discountern
oder Baumärkten zu finden sind. An einen solchen Klappstuhl wurde dann einfach ein bewegliches Gerüst aus Stahlreifen und
Tarnplane befestigt. Das Material ähnelt dem von Ameristep verwendeten Zeltmaterial verblüffend.
So sieht das 1-Personen Tarnzelt im aufgebautem Zustand aus. Klein, aber dennoch groß genug
für Stativ und Kamera.
Wie auch die Tarnzelte von den meisten anderen Herstellern, ist auch das Stealth Gear One Man Chair Hide mit einer Innenbeschichtung
versehen, welche keine Körpergerüche nach außen durchdringen lässt. Das Zelt ist so gut wie lichtundurchlässig, so dass der
Fotograf
im Dunkeln sitzt und somit nicht von seinen scheuen Motiven wahrgenommen werden kann.
Der Campingstuhl ist mit dem Tarnzelt fest verbaut
Der Aufbau des Tarnzeltes gestaltet sich mehr als einfach. Der Campingstuhl wird aufgestellt, man setzt sich drauf und zieht die
Zeltplane mit Hilfe der Stahlreifen über sich hinüber. Und schon sitzt man im Tarnzelt und kann mit dem
Fotografieren beginnen. Beim Aufbau springt es nicht auseinander wie die größeren Tarnzelte und für den Zusammenbau wird auch keine
spezielle Falttechnik benötigt.
Da es mit dem Stuhl verbunden ist, können auch kleinere Windböen dem Zelt nichts anhaben, wenn man drinnen sitzt. Auch Regen stört
den Fotografen nicht, denn dieser läuft einfach ab, ohne dass man, wie beispielsweise beim
Doghouse
, noch zusätzliche Fieberglasstangen
am Zelt anbringen muss.
Zusammengefaltet ist das Tarnzelt nur wenig größer als ein Campingstuhl.
Das zusammengefaltete Tarnzelt ist nur etwas größer als der Campingstuhl, und somit sehr platzsparend im Auto und relativ leicht zu
transportieren. Mit einem Gurt mit Klickverschluss wird verhindert, dass das Zelt sich während des Transports von
selber entfaltet.
Die beiliegende Transporttasche kann auf den Rücken geschnallt werden
Auch der Transport gestaltet sich sehr einfach, dass Tarnzelt wird mit einer Tragetasche geliefert, welche wie ein Rucksack
auf dem Rücken getragen werden kann. Und, nicht zu vergessen, es braucht keine extra Sitzgelegenheit mit auf die Fototour
genommen werden, diese ist werksseitig in das Zelt integriert.
Der Platz ist wirklich sehr begrenzt, sodass man sich auf das Nötigste beschränken sollte. Etwas zu essen und zu trinken sollte dennoch auf keiner Fototour fehlen, vor allem nicht, wenn diese mehrere Stunden andauern soll. Ich empfehle das Mitnehmen mindestens einer mit Wasser gefüllten Feldflasche, da diese über eine ordentliche Dichtung verfügt, welche das Eindringen von Schmutz oder
Insekten
verhindert, und unkompliziert an der Tasche befestigt werden kann. Gerade bei wärmeren Temperaturen muss einer Dehydrierung unbedingt vorgebeugt werden. Außerdem sollten haltbare Snacks, die nicht gekühlt werden müssen, eingepackt werden.
Fitness Riegel
haben sich als besonders praktisch erwiesen, da sie über einen langen Zeitraum aufbewahrt werden können, sehr handlich sind und den Hunger zwischendurch zuverlässig stillen. Darüber hinaus muss bedacht werden, dass der Körper beim Stillsitzen schnell auskühlen kann. Dementsprechend darf warme Kleidung nicht vergessen werden. So ausgerüstet lässt es sich, wenn nötig, auch viele Stunden im One Man Chair Hide aushalten, schließlich kann es durchaus passieren, dass man ausharren muss, bis man das Zelt von Tieren unbeobachtet verlassen kann.
Das Tarnzelt bei der Arbeit
Zuerst war ich etwas skeptisch, wie sich das Zelt bei der Arbeit schlägt. Es ist immerhin nicht sehr groß. Aber alles gestaltete
sich völlig problemlos. Man setzt sich auf den Stuhl, baut in aller Ruhe sein Stativ auf und zieht dann ganz einfach das
Zelt von hinten über sich und das Stativ. Da es mittig auf der Vorderseite einen Reißverschluss hat, welchen man unten leicht öffnen
kann, gibt es auch keinerlei Probleme mit größeren Stativen. Das Stativbein ragt unten einfach etwas aus dem Zelt heraus. Den
Fotorucksack konnte ich problemlos unter dem Sitz verstauen, und er war während des Fotografierens dennoch leicht für mich erreichbar. Das Zelt ist so
klein wie möglich und so groß wie es gerade sein muss.
Dieses Blaukehlchen
wurde an einem Wanderweg aus dem Tarnzelt heraus fotografiert. Durch die kleinen
Abmessungen konnte ich es direkt am Weg platzieren.
Im Gegensatz zu den großen Tarnzelten kann man das kleine Tarnzelt auch problemlos an Wegrändern platzieren, ohne dabei den ganzen
Weg zu blockieren. Bisher habe ich es immer vermieden, mein Tarnzelt an Wegrändern aufzubauen. Sie wirken einfach zu groß und
blockieren, wenn der Weg nicht verlassen werden darf, fast den ganzen Weg. Der Ärger ist dann oft vorprogrammiert. Spricht mich jemand
auf mein vermeintliches "Zelt" an, was ja so nicht im Naturschutzgebiet am Weg stehen dürfte,
so klappe ich den Tarnüberwurf einfach nach hinten weg und sitze auf meinem Stuhl. Ich sitze nur auf einem Stuhl, den ich mit
einem Tarnüberwurf versehen habe, ist dann die Antwort. Es ist in keinster Weise ein Zelt, es hat keinen Boden und ist
nirgends verankert.
Auch das weiter oben gezeigt
Blaukehlchen
wurde aus einem Tarnstuhl heraus fotografiert. An einem Wanderweg durchs
Moor
. Ohne
Tarnstuhl wäre dieses Bild nicht möglich gewesen.
Fotografiert heraus wird aus dem vorderen Sichtfenster, welches die Möglichkeit bietet, ein kleines Tarnnetz mittels
Magneten vor das Fenster zu spannen. Bei sehr vorsichtigen Tieren nutze ich diese zusätzliche Möglichkeit gerne. Bisher scheint mein
kleines Tarnzelt weniger störend auf die Tiere zu wirken, wie ein mein großes. Zudem kann ich es am Knick oder Waldrand durch seine
kleinen Abmessungen besser in die
Landschaft
einbetten.
An Stellen wo ich wirklich stundenlang ausharre, verwende ich aber weiterhin ein großes 2-Personen Tarnzelt, einfach um mehr
Bewegungsfreiheit zu haben.
Fazit :
Für viele Situationen, wo sich ein großes Tarnzelt nicht eignet, entweder weil ein weiter Fußweg zur Location zurückzulegen ist, oder
aber Platzmangel herrscht, ist das Stealth Gear One Man Chair Hide ideal. Es bietet immer noch genügend Platz für den Fotografen
und beinhaltet zusätzlich einen Stuhl. Aber auch dort, wo es rechtlich Probleme geben könnte, da Zelten nicht erlaubt ist,
kann dieser Stuhl mit "Überwurf" in den meisten Fällen wohl problemlos verwendet werden. Das kleine One Man Chair Hide wird
ab jetzt mein ständiger Begleiter auf Fototouren. Mit einem Preis von
118,99 EUR
ist es zudem relativ günstig. Und man spart sich einen zusätzlichen Stuhl.
Für Fotolocations wo das Tarnzelt längere Zeit fest stehen soll und wo sehr lange Ansitzzeiten notwendig sind, greife ich
aber dennoch auf ein großes Tarnzelt mit mehr Bewegungsfreiheit zurück. Derzeit verwende ich dafür das Stealth Gear Square Hide, welches
im Handel für
132,99 EUR
erhältlich ist. Jedes der beiden Tarnzelte hat seine Vor- und Nachteile. Das One Man Chair Hide ist derzeit bei mir allerdings etwas
häufiger im Einsatz, da es deutlich besser zu Transportieren und noch eine Nuance schneller aufgebaut ist.
Artikel erschienen am 07.07.2017