Endlich tut sich mal wieder was auf dem Spektivmarkt. Mit der Vorstellung vom TSN-554 Prominar hat
Kowa ein Kompaktspektiv der Oberklasse auf den Markt gebracht. Wie auch schon das Kowa TSN-884 Prominar ist auch das
Kowa TSN-554 mit Linsen aus Fluoritkristall ausgestattet, um ein Maximum an optischer Qualität zu liefern - und dies bei geringstmöglichem
Gewicht und sehr kleinen Abmessungen.
Mit dem Kowa TSN-554 Prominar hat Kowa ein wirklich
kompaktes und leichtes Spektiv, mit der von Kowa gewohnten Spitzenqualität auf den Markt gebracht.
Das Kowa TSN-884 Prominar, also das lichtstärkste Kowa-Spektiv, ist Spitzenklasse - keine Frage. Und wenn es um Digiscoping
geht, ist es meine erste Wahl und dies wird auch so bleiben. Aber wie oft habe ich das große Spektiv auf meinen Fototouren schon
zu Hause gelassen, weil neben meiner Fotoausrüstung einfach kein Platz mehr für ein Beobachtungsfernrohr war. Oft
habe ich mir dann ein wirklich kompaktes und leichtes Spektiv gewünscht, welches problemlos neben meinen Objektiven und
Kameras in den Fotorucksack passt.
Das Kowa TSN-554 erfüllt genau diese Ansprüche, weshalb ich es mir auch kurzerhand einmal näher angeschaut und ausprobiert habe.
Schon jetzt steht fest, dass ich dieses Spektiv nicht mehr her gebe. Kommen wir jetzt aber zu den Details.
Technische Daten des Kowa TSN-554 Prominar
Das Kowa TSN-554 Prominar ist mit einer maximalen Länge von ca. 288mm und einem Gewicht von nur 800g sehr kompakt und leicht. Um
höchste optische Qualität zu gewährleisten, besteht die Objektivlinse, welche einen Durchmesser von ca. 55mm hat, aus Fluoritkristall, welches
im Gegensatz zu normalem Glas chromatischen Aberrationen (Farbsäume, welche besonders an harten Kontrastkanten entstehen können)
entgegenwirkt. Um optimal Fokussieren zu können, besitzt es vor dem großen Fokussierrad noch ein weiteres Rad für die Feinfokussierung.
Eine Streulichtblende soll auch bei seitlichem Licht optimale Kontraste liefern.
Über eine Stativfuß lässt sich das Spektiv problemlos auf einem Stativ befestigen.
Das fest integrierte Zoomokular bietet 15- bis 45-fache Vergrößerung.
Die verstellbare Augenmuschel ermöglicht es auch Brillenträgern problemlos mit dem Spektiv zu arbeiten.
Das Kowa TSN-554 ist selbstverständlich stickstoffgefüllt, so dass es auch in feuchten Umgebungen verwendet werden kann, ohne
Schaden zu nehmen.
Die optische Qualität vom Kowa TSN-554 Prominar
Das beste Spektiv was ich je in Händen gehalten habe, ist für mich das Kowa TSN-884. Besonders in schwierigen Lichtsituationen,
wo andere Spektive Probleme mit Farbrändern hatten oder aber flaue Kontraste geliefert haben, glänzt das Kowa. Aber ist dies
auch mit einem so kleinen, kompakten Spektiv möglich? Zuerst war ich etwas skeptisch, ob auch dieses "Minispektiv" meine
doch schon recht hohen Anforderungen erfüllen könnte. Aber schon nach den ersten paar Minuten war klar, dass meine Bedenken
völlig unbegründet waren.
Auch das Kowa TSN-554 liefert in grenzwertigen Situationen ein sehr klares und kontrastreiches Bild. Im direkten Vergleich mit
dem Leica Televid 65 lieferte es das bessere Bild, obwohl das Leica einen deutlich größeren Objektivdurchmesser hat. Dies ist schon
sehr erstaunlich, und ich hatte es so nicht erwartet.
Das Kowa liefert dem Beobachter kontrastreiche, brillante Bilder, mit einem
unglaublichen Detailreichtum - trotz seiner kompakten Abmessungen
Ein Schärfeabfall hin zum Rand ist beim bloßen Beobachten kaum auszumachen. Erst wenn man sehr genau hinschaut, fällt
einem ein dezenter Schärfeabfall im äußersten Randbereich auf, der in der Praxis aber überhaupt nicht störend wirkt.
Ein Blick auf eine Amsel auf einem kahlen Ast vor hell bedecktem Himmel brachte die zweite positive Überraschung. Auch beim
TSN-554 hat Kowa chromatische Aberrationen perfekt im Griff. Wenn überhaupt, dann sind Andeutungen von Farbsäumen
im äußersten Randbereich zu erkennen. Kein Vergleich zum 65er Leica, welches hier schon nahe der Bildmitte Farbsäume zeigte.
Mittels zusätzlich erhältlichem Digiscoping-Adapter ist theoretisch sogar Digiscoping möglich, also die Fotografie mit einer
Kompaktkamera durch das Spektiv. Dennoch empfehle ich für das ernsthafte Digiscoping die großen Spektive (883 oder 884), ganz einfach
deshalb, weil diese schnellere Verschlusszeiten ermöglichen, und die großen Frontlinsen neben dem Mehr an Licht auch merklich mehr Details
an die Kamera liefern können.
Dieser Admiral ist per Digiscoping mit dem Kowa TSN-554 und einer
Sony RX100 Mark IV entstanden. Zwar ist Digiscoping mit dem Kowa problemlos möglich, dennoch empfehle ich für die professionelle
Spektivfotografie die großen Spektive aus der 800er Reihe. Genau wie in der professionellen DSLR-Fotografie
gilt auch bei der Spektivfotografie, dass Lichtstärke durch nichts zu ersetzen ist. Gerade bei den riesigen resultierenden
Brennweiten kommt es auf möglichst kurze Verschlusszeiten an.
Die Sony RX Mark IV arbeitete sauber mit dem Kowa Prominar TSN-554 zusammen, so dass im oberen Brennweitenbereich der Kamera keine
Vignettierungen entstanden sind. Die resultierenden Verschlusszeiten sind aber dann doch merklich geringer, als wenn man ein
Kowa TSN-884 vor die Kamera gesetzt hätte. Auch im Detailreichtum der Bilder sind selbstverständlich kleine Unterschiede zwischen dem kleinen
und dem großen Kowa zu erkennen. Eine große Linse kann einfach mehr Bilddetails liefern, dies ist hier nicht anders als
in der professionellen DSLR-Fotografie mit Objektiven.
Erstaunlich fand ich am Kowa wieder einmal die Farbtreue. Die Farben wirken unglaublich neutral, und schaut man durch das Spektiv, so
kommt es dem Beobachter vor, als wenn er direkt vor dem Motiv stehen würde. Wie Kowa dies hinbekommt, ist mir ein absolutes Rätsel.
Haptik / Handling des Kowa TSN-554 Prominar
Das Kowa TSN-554 fühlt sich sehr wertig an und vermittelt das Gefühl, dass man hier wirklich ein professionelles Spektiv
in Händen hält.
Das Kowa TSN-554 Prominar bietet ein Grob- und Feintrieb zum Fokussieren. Somit kann man gleichzeitig extrem
schnell und exakt fokussieren.
Der Grobtrieb des Fokussierrades ist direkt mit dem Feintrieb verbunden, so dass sehr schnell von Grobfokussierung zur Feinfokussierung
gewechselt werden kann. Schneller ist exaktes Fokussieren kaum möglich.
Die Stativbefestigung ist fest mit dem Spektivkörper verbaut
Die Stativbefestigung befindet sich auf der Unterseite des Spektivs und ist fest mit dem Spektivkörper verbaut. Fürs Digiscoping
wäre natürlich eine Stativschelle etwas komfortabler, insbesondere bei den Schrägeinblick-Modellen. Für das reine Beobachten
aber stört mich das Fehlen einer Stativschelle nicht im geringsten.
Das Kowa TSN-554 verfügt über ein fest integriertes 15-45x Zoomokular
Im Gegensatz zu den großen Modellen von Kowa verfügt das kleine Kowa TSN-554 Prominar nicht über Wechselokulare. Das 554 besitzt ein fest
integriertes 15-45x Zoomokular. Und ehrlich gesagt, so sehr ich beim Digscoping am 884er meine Festbrennweitenokulare liebe,
beim Beobachten habe ich dann doch immer nur ein Zoomokular am Spektiv. Deshalb stört es mich keineswegs, dass beim Kowa TSN-554 ein Zoomokular
fest verbaut wurde. Das Zoomokluar lässt sich sehr geschmeidig und ruckelfrei verstellen, wie es sich für ein Hochleistungsspektiv
gehört. Selbst bei voller Vergrößerung liefert das Kowa ein kontrast- und detailreiches Bild.
Aber das Beste am Kowa ist definitiv die kompakte Bauform. Endlich kann ich auch auf meinen Fototouren das Spektiv mitnehmen. Es hat einen
geringen Platzverbrauch und wiegt zudem nicht viel.
Fazit
Wer den ganzen Bericht gelesen hat, kann getrost mein Fazit überspringen. Dennoch einmal kurz zusammengefasst. Kowa ist mit dem
Kowa TSN-554 Prominar mal wieder ein kleines Meisterstück gelungen. "Klein" diesmal wortwörtlich. Wer kennt es nicht, dass man sich ärgert,
dass man sein Spektiv nicht mit auf eine Wanderung genommen hatte, weil man sich um die Schlepperei drücken wollte. Und dann
hätte man es doch gebraucht, um den einen oder anderen Vogel sicher bestimmen zu können. Diese Ausrede zieht ab jetzt nicht mehr.
Mit dem Kowa bekommt man ein Spektiv mit optischer Spitzenleistung. Und dies in einer Kompaktheit, die man vorher nicht
für möglich gehalten hätte. Die optische Leistung absolut hervorragend und die Verarbeitung top.
Dieses Spektiv ist bei mir ab jetzt auf jeder Tour mit dabei.
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Wer es noch ein wenig kompakter benötigt und wer auf Linsen aus Fluoritkristall verzichten kann, der sollte sich auch einmal
die 500er Serie von Kowa anschauen. Diese sind auch für Naturfreunde mit schmalem Geldbeutel durchaus erschwinglich. Kowa hat
halt für jeden etwas im Programm. Selbstverständlich sind auch diese Spektivestickstoffgefüllt und für jedes
Wetter geeignet - genau wie auch die Profimodelle
Artikel erschienen am 18.08.2017
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