Nach nun 8 Jahren Erfahrung im Bereich
Digiscoping und
Digiskopie mit
Nikons älteren digitalen
Kompaktkameras, hier insbesondere
der
Nikon Coolpix 990 und
Nikon Coolpix 5000, war es nun langsam mal an der Zeit, neuere Modelle auszuprobieren.
Ich entschied mich für die 12MP-Kamera, die
Coolpix P5100. Von vornherein war ich schon etwas skeptisch, was die
vielen Pixel auf engstem Raum angeht. Besonders das Bildrauschen bei höheren ISO-Empfindlichkeiten und die
interne Rauschunterdrückung machten mir schon vor dem Kauf Sorgen.
Als die Kamera dann eintraf, wurden zuerst einmal ein paar Standardaufnahmen gemacht, ganz ohne
Spektiv, da die Kamera
auch als Schnappschusskamera dienen sollte. Und schon beim Sichten dieser Aufnahmen wurde ich enttäuscht. Nur
im perfekten Licht und bei der Grundeinstellung von ISO64 lieferte die Kamera einigermaßen brauchbare Aufnahmen. Durch die
niedrige Grundempfindlichkeit wurden viele Aufnahmen verwackelt, entweder durch den Fotografen oder durch sich bewegende
Motive. In nicht ganz idealem Licht tat sich zudem der Autofokus oft schwer, korrekt zu fokussieren.
Um nun die Verwacklungen zu vermeiden, stellte ich die Empfindlichkeit auf
ISO 100. Hier sahen die
Verschlusszeiten schon
etwas besser aus, und die Kamera war dann, bis auf den eigenwilligen Autofokus, auch als Schnappschusskamera zu gebrauchen. Zumindest
wenn man die Bilder nach der Aufnahme auf dem Monitor der Kamera betrachtet. Die große Enttäuschung kam aber dann... Nach dem Überspielen der Bilder
auf die Festplatte des PCs. In der Ansicht auf dem PC-Bildschirm sahen die Bilder nämlich alles andere als gut aus. Schon bei
ISO100 scheint eine enorme Rauschunterdückung notwendig zu sein, denn die Bilder wirkten flau und weichgezeichnet. Genau, wie ich
es bei einer 12MP Kompaktkamera befürchtet hatte.
Als ideale Schnappschusskamera war diese Kamera also schon denkbar ungeeignet. Bei der Standardempfindlichkeit von ISO64
kommt man nur selten auf Verschlussgeschwindigkeiten, wo Bewegungen der Motive nicht gleich in Unschärfe entschwinden.
Aber kommen wir nun zum
Digiscoping, wofür ich die Kamera ja eigentlich auch verwenden wollte. Kameras mit 3 oder maximal 4x Zoom
sind ja in der Regel am besten geeignet.
Eisvogel, fotografiert mit Nikon Coolpix P5100 durch ein Kowa TSN-884 Spektiv mit dem TE-17W 30x Wide Okular. ISO-Empfindlichkeit an der Kamera : ISO64
Wenn wirklich alles stimmt, heisst, das Motiv sich nicht bewegt, das Licht in Ordnung ist, kein Wind vorherrscht, dann, aber auch
nur dann, sind mit der
Nikon Coolpix P5100 brauchbare Ergebnisse zu erwarten. Denn bei genannten Bedingungen kann man die Empfindlichkeit
auf ISO64 belassen.
Leider sind dies genau die Situationen, die wir in der Natur nur sehr selten antreffen. Nicht jeder
Vogel sitzt so ruhig
wie ein
Eisvogel auf seinem
Ansitz. Sobald wir aber, dies gilt natürlich fürs
Digiscoping als auch für die normale Schnappschussfotografie, die
Empfindlichkeit erhöhen, erhöht sich auch das Rauschen und die interne Rauschunterdrückung der Kamera schlägt gnadenlos zu.
Gefiederdetails werden dann rigoros mitentfernt. Warum nur dieser Megapixelwahn bei den Kompakten
Digitalkameras frage ich mich da.
Mit der digitalen Spiegelreflexkamera von
Nikon, der
Nikon D3, ist
Nikon schon den richtigen Weg gegangen. Nicht
auf mehr Pixel, sondern auf brauchbare Ergebnisse auch bei höheren Empfindlichkeiten wurde gesetzt. Das ist genau das,
was wir
Digiscoper uns für unsere Kompakten wünschen. 6 MP reichen doch für die meisten Anwendungen völlig aus. Ich
habe in meinem Wohnzimmer sogar 70cm Poster von 3MP Kameras in bestechender Schärfe. Wozu 12MP, wenn dadurch
Unmengen an neuen Problem wie Bildrauschen entstehen ? Wahrscheinlich sind es aber die hohen Auflösungen, die
viele Amateure zum Kauf verleiten. Was hinten wirklich herauskommt, scheint weniger zu interessieren, als das
was vorne auf der Kamera draufsteht. Bei den Kompakten gibt es derzeit in meinen Augen leider eine qualitative
Rückentwicklung...
Eisvogel, fotografiert mit Nikon P5100 und Kowa TSN-884 Spektiv. Hier jedoch wurde die Empfindlichkeit der Kamera auf ISO100 erhöht. Sogar im kleinen Bild kann man schon den Verlust an Details erkennen, welche die Rauschunterdrückung der Coolpix mitverursacht hat.
Also in punkto
Digiscoping bei Empfindlichkeiten über ISO64 ist die P5100 nur bedingt geeignet, und ältere Modelle liefern
wesentlich brilliantere Aufnahmen. Wie sieht es jetzt mit anderen Punkten, bspw. Vignettierung aus. Auch hier kann die
Nikon Coolpix P5100 nicht ganz überzeugen. Vignettierungen entstehen schnell, sobald man nicht den vollen Zoom der
Kamera benutzt. Zumindest an den
Okularen 20-60x von
Swarovski und den
Okularen 20-60x + 30x von
Kowa. Andere Coolpix-Modelle
arbeiten da etwas besser.
Die Farbwiedergabe der
Nikon Coolpix P5100 ist auch etwas gewöhnungsbedürftig. Oft kommen die Bilder etwas zu leuchtend
und trotzdem flau aus der Kamera. Dies gilt in Bezug auf
Digiscoping aber auch bei der normalen Fotografie ohne
Spektiv.
Auch Hauttöne werden in meinen Augen nicht so schön wiedergegeben, wie man es von
Nikon sonst gewohnt ist. Also auch in
dieser Disziplin bin ich etwas enttäuscht worden.
Libelle, fotografiert mit Nikon P5100 und Kowa TSN-884 Spektiv. Nur wenn alles stimmt, so wie hier, kann man mit guten bis sher guten Ergebnissen rechnen.
Noch einmal als Zusammenfassung. Stimmt das Licht, brauchen Sie keinen größeren Spielraum im Zoombereich (Stichwort : Vignettierung), und
bewegen sich die Motive nicht, dann können Sie mit der
Nikon Coolpix P5100 gute Ergebnisse erzielen. Ansonsten sind auf jeden Fall ältere, bwährte Modelle
vorzuziehen, wie beispielsweise die
Coolpix 990,
Coolpix 4500 oder die
Coolpix 5000. Alle liefern in bezug auf
Digiscoping bessere
Ergebnisse als die
Nikon Coolpix P5100.
In einem Satz : Für das Digscoping würde ich die
Nikon Coolpix P5100 nicht empfehlen.
Derzeit wird von mir noch die
Nikon Coolpix 8400 getestet, welche bisher recht ansehnliche Ergebnisse geliefert hat. Unter
vor allem englischen
Digiscopern wird diese Kamera als das Non-Plus-Ultra der
Digiskopie gehandelt. Leider ist dies auch schon ein
älteres Modell, welches neu nicht mehr zu erwerben ist.
Schauen Sie auf jeden Fall in den nächtsten Wochen erneut vorbei, im den Testbericht der
Coolpix 8400 zu lesen.
Viele Grüße,
Gerd Rossen
Artikel erschienen am 13.10.2008