Die Fotografie mit einer digitalen Kompaktkamera durchs Okular eines Spektivs, Digiscoping oder Digiskopie genannt,
erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit.
Neuerdings findet man aber auch immer mehr
Aufnahmen, die auf einem anderen Weg - aber ebenfalls durchs Spektiv - entstanden sind. Und zwar mit digitalen
Spiegelreflexkameras welche mit Photoadaptern der Spektivhersteller mit dem Spektiv verbunden sind.
Diese Art der Fotografie weicht erheblich von der Digiskopie ab, wird aber immer noch häufig mit Ihr verwechselt. Während
man bei der Digiskopie mittel digitaler Kompaktkamera durch das Okular des Spektivs fotografiert, also eigentlich
das Bid festhält, welches für das menschliche Auge gedacht ist, fungiert das Spektiv bei der Fotografie mittels
DSLR-Adapter als ein manuelles Teleobjektiv. Zu diesem Teleobjektiv wird es aber erst mit Einsatz des Adapters, welcher
auch die Brennweite und Blende vorgibt, mit welcher das Spektiv an der DSLR arbeitet.
Viele Spektivhersteller bieten solche Adapter an. Teilweise mit festen Brennweiten, aber auch Zoom-Adapter findet
man bei einigen von ihnen. Meist bewegen sich die Brennweiten an einer Spiegelreflex dann bei 800-1000mm.
Diese Adapter gab es übrigens schon lange vor der Digitalfotografie, die Spektive konnten somit an analogen Spiegelreflexkameras
verwendet werden.
Von Kowa gibt es ein übrigens ein interessantes Video zum Kowa TSN-PZ Dslr-Adapter, gerne können Sie es sich hier einmal
anschauen :
Was aber nun sind die Vorzüge des, ich bezeichne es mal als DSLR-Scoping, im Vergleich zur Digiskopie. Die klaren Vorzüge
dürften die bessere Bildqualität der DSLRs im Gegensatz zu den meisten digitalen Kompaktkameras, das besssere Rauschverhalten bei
höheren ASA-Einstellungen und auch die angenehmere nachträgliche Bearbeitung der Bilder sein.
Die Nachteile des DSLR-Scoping sind der nicht zu unterschätzende Spiegelschlag, der bei derartigen Brennweiten
schnell mal ein verwackeltes Bild nach sich zieht, die deutlich geringeren erreichbaren Brennweiten (ca. 900mm im Gegensatz
zu ca. 1800-5000mm), sowie das manuelle Fokussieren.
Auch für mich ist diese Art der Fotografie noch recht neu, mir wurde aber zu Testzwecken eines Kowa Spektivs auch ein
entsprechender Adapter für DSLRs zur Verfügung gestellt. Ich hatte zwar mit recht guten Aufnahmen gerechnet, dass
die Qualität aber an die von hochwertigen Spiegelreflex Teleobjektiven heranreicht damit hatte ich nicht gerechnet.
Das manuelle Fokussieren (trotz Blende 8) des Spektivs+Adapter durch die Sucher der Kamera war problemlos. Bei den kleineren Einsteigermodellen
mit extrem kleinen Sucher, muss man sicherlich etwas genauer hinschauen.
Eine Spiegelvorauslösung scheint von Vorteil, wenn man mit Verschlussgeschwindigkeiten von länger als 1/100s fotografieren
möchte. Bei kürzeren Verschlusszeiten habe ich keine Auswirkungen mehr auf die Bildschärfe feststellen können.
Kleiber, fotografiert mittels DSLR-Scoping. Verwendet wurde das Spektiv Kowa TSN-884 und Photo Attachment Adapter Kowa TSN-PZ. Zusätzlich wurde hier ein Aufsteckblitz zum Aufhellen verwendet. Kein problem, selbst bei den grösseren Aufnahmeentfenrnungen nicht.
Ein weiterer Vorteil des DSLR-Scoping ist die Möglichkeit, Aufhellblitze einsetzen zu können. Während die meisten
Kompaktdigitalkmaeras über keinen Blitzschuh verfügen, hat man bei den DSLRs die Möglichkeit, einen
leistungsstarken Blitz zum Aufhellen verwenden. Die Reichweite von über 10m ist für die leistungsfähigeren
Austeckblitze überhaupt kein Problem, und wenn man mit höheren ASA Werten fotografiert, so reichen auch
schon Blitze mit mittleren Leitzahlen aus. Besonders bei nicht ganz idealem Licht kann man, wo sonst eigentlich
keine Aufnahme mehr möglich wäre, noch gute Ergebnisse hervorbringen.
Kohlmeise. Auch hier wurde, wegen sehr ungünstiger Lichtverhältnisse, ein Aufhellblitz verwendet, um ein Catchlight in den Augen zu erhalten. Bei normalen Digiscoping mit Kompaktkameras nur schwer möglich.
Für Blitze mit schwächerer Leistung gibt es zusätzlich noch sogenannte Televorsätze für die meisten Aufsteckblitze. Durch diese
wird das Licht gebündelt, und somit erreicht der Blitz noch grössere Entfernungen. Solche Televorsätze empfehlen sich ab
Brennweiten von 300mm, also für unser DSLR-Scoping ideal, besonders wenn extrem hohe Verschlusszeiten verwendet werden sollen
absolut empfehlenswert.
Bewegte Motive, die sich kontinuierlich aus der Schärfeebene herausbewegen, sind kaum oder nur sehr schwer mittels Digiskopie oder DSLR-Scoping zu fotografieren. Dafür ist diese Art der Fotografie aber auch gar nicht gedacht. Hier wird zwingend ein Lichtstarkes Objektiv mit schnellem Autofokus benötigt.
Die Nachteile des DSLR-Scoping sind ähnlich wie bei der Digiscopie. Diese Art der fotografie ist hauptsächlich
für die Fotografie von ruhig sitzenden, sich nicht aus der Schärfeebene bewegenden Motive gedacht.
Besonders bei DSLR-Scoping sind wir auf das manuelle Fokussieren angewiesen. Sicherlich, mit etwas Übung bekommt man
dieses Art zu fokussieren schnell in den Griff. Aber bei bewegten Motiven, die sich kontinuierlich nach hinten oder nach
vorne aus der Schärfeebene herausbewegen, wird es dann doch so gut wie unmöglich für den Fotografen, das Objekt der
Begierde exakt in den Fokus zu bekommen.
Eisvogel mittels DSLR und Kowa TSN-884 fotografiert. Der Eisvogel befand sich vollkommen im Schatten, so dass eine Verschlussgeschwindigkeit von 1/50s nötig war. In solchen Fällen empfiehlt es sich, mit Spiegelvorauslösung zu fotografieren, um Verwacklungen durch den Spiegelschlag zu verhindern.
Zum Abschluss noch ein kleines Fazit :
Wenn man die Grenzen seines Equipments kennt, so ist kann man mit dieser Art der Fotografie atemberaubende Aufnahmen
herstellen. Auch von Schärfe, Kontrast und Detailreichtum stehen die Fotos den Aufnahmen, welche mit
einer richtig teuren DSLR-Ausrüstung entstanden sind, kaum nach. Da man manuell fokussieren muss, hat man im
Nachhinein noch mehr das Gfeühl, dass die Aufnahme "handgemacht" ist. Zudem kann man schlecht fokussierte Bilder
dann nicht einfach auf die Kamera schieben ;-).
Mir selbst macht diese Art der Fotografie unheimlich viel Spass und dass auch, obwohl ich sehr gute
AF Objektive mit grosser Brennweite besitze.
Jeder der ein Spektiv hat, sollte sich eigentlich mal einen passenden DSLR-Adapter dfür zulegen, jeder der
gerne Vögel fotografieren möchte, aber das Geld für teure AF Teleobjektive der Oberklasse nicht
aufbringen kann, sollte auch mal den Kauf eines guten Spektivs mit Adapter in Erwägung ziehen, denn dies
ist deutlich billiger, aber die Qualität, zumindest beim von mir verwendeten Kowa, ist überwältigend.
Und wie überall gilt : Übung macht den Meister, besonders was das manuelle Fokussieren angeht. Nicht gleich aufgeben,
sondern weiterüben, wenn die Ergebnisse nicht gleich perfekt sind.
Artikel erschienen am 14.05.2008
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