Die
Nikon Coolpix 8400 gehört mittlerweile (Stand Oktober 2008) schon zu den älteren, nicht mehr auf dem Markt befindlichen Modellen der
Coolpix Serie. In englischen
Digiscoping-Foren hatte ich schon viel Gutes über diese Kamera gelesen, konnte Sie mir leider jedoch aufgrund einer längeren Arbeitslosigkeit nicht
leisten. So bin ich leider erst jetzt, nachdem die
Coolpix 8400 schon zum alten "Eisen" gehört, dazu gekommen, mir ein gebrauchtes Gerät zu besorgen.
Sofort als ich die
Coolpix 8400 in Händen hielt, merkte ich, dass ich hier etwas ganz besonderes ergattert hatte. Die
Coolpix 8400 erinnerte mich von vornherein
eher an eine kleine Spiegelreflexkamera als an eine Kompaktknispe. Ein Wählrad, über welches sämtliche Modi, von Vollautomatik, über Programmautomatik bis hin
zu Blenden- oder Zeitvorwahl möglich waren, verstärkten das DSLR-Gefühl.
Blättert man durch die Menüs, so eröffnen sich einem fast unendlich viele Einstellungsmöglichkeiten. Gleich ins Auge stach mir die Einstellungen für die
JPEG-Qualität. Besitzen andere
Kompaktkameras nur die Möglichkeit der JPEG-Qualitätsstufen von Low über Standard bis hin zu Fine, bietet die
Coolpix 8400
noch eine "Extra Quality" Einstellung. Auch die Bilder im Rohdatenformat
RAW (bei
Nikon die Dateiendung NEF) abzuspeichern war vorhanden. Fantastisch.
Zuerst testete ich die Kamera also ohne
Spektiv, um mich mit den Einstellungen und Funktionen vertraut zu machen. Die Schärfe der Bilder war sehr
überzeugend, bei
ISO 50 (ja, leider liegt hier die Nennempfindlichkeit) erinnern die Bilder wirklich an die Ergebnisse von DSLRs. Aber irgendwas
sagte mir beim automatischen Weissabgleich nicht zu. Die Farben wirkten komisch.
Zum Glück bietet die Kamera auch die Möglichkeit, den Weißabgleich manuell einzustellen. So probierte ich also auch die manuellen Einstellungen wie bspw. Sonnenlicht, Bewölt und
Schatten aus. Aber auch hier waren die Farben nicht authentisch und gefielen mir nicht. Wer meine anderen Berichte kennt, weiß, dass ich besonders auf die
Farbwiedergabe der Kameras einen besonderen Wert lege. Die Bilder der
Nikon Coolpix 8400 wirkten allesamt grünstichig, und dies bei allen manuellen Einstellungen. Ich
bastelte die Kamera also vors Sepektiv. Manchmal verändert sich auch dann die Farbwiedergabe noch ein wenig (man kennt dies ja auch bei den DSLRs von
verschiedenen
Objektiven. Dies hat dann wahrscheinlich etwas mit den entsprechenden Vergütungen zu tun, so nehme ich zumindest an. Aber auch durchs
Spektiv (sowohl in Verbindung mit dem
Kowa TSN-884 als auch mit dem
Swarovski ST80HD) wirkten die Bilder grünstichig.
Stiegtlitz, fotografiert mit Nikon Coolpix 8400 durch ein Swarovski ST80HD Spektiv mit dem 20-60x Okular. Deutlich ist hier der Grünstich über das ganze Bild (auch über den Vogel) zu erkennen. Die Einstellung des Weißabgleichs war hier auf bewölkt gestellt.
Ich habe dann versucht mittels nachträglicher
Bildbearbeitung den Grünstich zu entfernen. Nun bin ich kein Meister der Elektronischen Bildverarbeitung und die
Ergebnisse meiner Versuche waren eher ernüchternd. Die Farben wirkten nicht so, wie ich es gerne hätte. Ein wenig verärgert legte ich die Kamera wieder beseite. Ich
hatte mich jetzt eigentlich schon damit abgefunden, dass mit dieser Kamera keine authentischen Bilder möglich sind. Umso ärgerlicher, dass ich ansonsten mit der Kamera
sehr zufrieden war. Der Fokus arbeitete sauber, und die Bilder waren knackscharf. Es hätte die beste Digiscoping-Kamera werden können, welche ich je in Händen
hielt.
Zwei Wochen später entdeckt ich dann zufällig im Internet, dass ein weitere
Digiscoper auf die
Coolpix 8400 umgestiegen war. Schon seit längerer Zeit. Auf seiner Seite
Mike McDowells Birddigiscoping.com fand ich
dann auch die entsprechenden Ergebnisse mit dieser Kamera. Ein Grünstich war auf keinem seiner Bilder zu verzeichnen. Sie wirkten brilliant, authentisch und wirklich messerscharf.
Wenn Sie des englischen mächtig sind, so sollten Sie überhaupt einmal auf seiner Seite , insbesondere auf dem
Birding Blog von Mike McDowell vorbeischauen. Dort kann man
sich stundenlang aufhalten, so kurzweilig ist sein Online-Tagebuch.
Zurück zur Sache. Ich kontaktierte also
Mike McDowell und fragte Ihn, ob er ähnliche Probleme mit seiner
Coolpix 8400 hatte und, wenn ja, ob er eine Lösung
des Problems für mich hatte. Und tatsächlich, auch er war anfänglich nicht von der Farbwiedergabe der
Nikon Coolpix 8400 begeistert. Er hatte genau dasselbe
Problem mit grünstichigen Bildern wie ich. Allerdings hatte er nicht so schnell aufgegeben und eine Lösung gefunden. Man misst einfach manuell die Farbtemperatur. Die
Nikon
Coolpix 8400 hat hierfür Extra eine Funktion. Man dreht einfach am Wählrad auf WB (dies steht für White Balance) und stellt den Weißabgleich auf PRE, nun kann man mit
den Auswahltasten einen Weißabgleich messen. Man dreht das
Spektiv einfach auf ein weisses Blatt Papier (natürlich in dem Licht, in welchem man fotografieren möchte)
und misst die tatsächliche Farbtemperatur. Hier wird nun von der Kamera die Grünstichigkeit automatisch herausgerechnet. Warum dies nicht bei den
Voreinstellungen wie bewölkt oder sonnig automatisch herausgerechnet ist, ist mir ein Rätsel.
Kleiber, fotografiert mit Nikon Coolpix 8400 und Kowa TSN-884 Spektiv. Bei dieser Aufnahme wurde der Weißabgleich mit der PRE Funktion manuell gemessen. Das Bild wirkt brilliant und authentisch von den Farben her. Die Gesamtqualität des Bildes kann sich locker mit Bildern einer DSLR messen.
Mit der manuellen Meßmethode waren jetzt auch bei mir die Ergebnisse perfekt. Die Farben wirkten sehr authentisch, die Schärfe Top ohne jedoch überschrärft
zu wirken. Die
Nikon Coolpix 8400 lieferte jetzt auf einmal eine bessere Bildqualität, als wie ich Sie von allen bisher von mir getesteten
Coolpix Kameras kannte. Die
Coolpix 8400
hat jetzt also das Zeug dazu, meine
Coolpix 990 oder auch die
Coolpix 5000, welche in letzter Zeit häufig von mir genutzt wurde, zu ersetzen. Und zwar mit
einem deutlichen Qualitätssprung nach oben!
Natürlich besteht die Eignung zur
Digiskopie einer Kamera nicht nur aus der Bildqualität und Schärfe. Wichtig ist natürlich, wie der Autofkus bei der Fotografie durchs
Spektiv
arbeitet. Und bei der
Nikon Coolpix 8400 gibt es auch hier keine Beanstandungen. Besonders in Verbindung mit dem sehr kontrastreichen
Kowa TSN-884 Spektiv arbeitete die Kamera
schnell und zuverlässig. Bei dem 30x
Okular des
Spektivs noch etwas besser, als bei den Aufnahmen, wo ich das 20-60x
Okular verwendet hatte.
Sumpfmeise, fotografiert von Herrn Tessarek, einem Teilnehmer meines Digiscoping-Workshops, mit der Nikon Coolpix 8400 und dem Kowa TSN-884. Authentische Farben und Top-Schärfe. Und dies bei einem 8 MP Sensor, mit welchem auch riesige Bildabzüge möglich sind.
Die
Nikon Coolpix 8400 schlägt, wenn man den vorherigen etwas umständlichen Weißabgleich einmal außer Acht lässt, also alle meine anderen Coolpix-Modelle in Sachen
Bildqualität und Autofokus. So verwendete ich die Kamera auch erstmals in meinen
Digiscoping-Workshop. Zuerst war ich unsicher, ob dies auch die richtige Entscheidung sei, da ich
selbst noch nicht allzu lange mit dieser Kamera gearbeitet habe. Die Entscheidung stellte sich später aber als goldrichtig heraus. Die Kamera arbeitete perfekt, und in meinen
Digiscoping-Kursen wird ab jetzt nur noch diese Kamera verwendet.
Ein weiterer Punkt für die Digiscoping-Tauglichkeit ist die Vignettierung. Hier schneidet die
Nikon Coolpix 8400 leider nicht ganz so gut ab. Eine Vignettierung
trat bei vollem Telezoom bei mir nicht auf. Weder am
Swarovski ST80HD Spektiv mit 20-60x
Okular, noch am
Kowa TSN-884 Spektiv mit 30x bzw. 20-60x
Zoom Okular. Jedoch
beschränkt sich die Vignettierungsfreiheit leider nur auf dem äußersten Telebereich, so dass eine Bildgestaltung mit Hilfe des Zooms kaum möglich ist. Diese Art der Bildgestaltung
hatte ich allerdings auch bei den anderen Coolpix-Modellen kaum genutzt. Aber dort war Sie möglich. Will man mittels Zoomen den Bildausschnitt besser gestalten, so wird
man sich meist eh für ein
Zoomokular am
Spektiv entscheiden, mit welchem dies wieder problemlos ermöglicht wird.
Was gibt es noch zu erwähnen, über die
Coolpix 8400? Da wäre sicherlich die Infrarot-Fernbedienung, von der ich mir anfangs viel erhoffte. Leider ist diese jedoch nur
für Selbstportraits im Zusammenhang mit dem Selbstauslöser der Kamera gedacht. Hier wurde ich also enttäuscht, und ich musste wieder meinen
Eigenbau-Drahtauslöser verwenden, der
mir schon so oft hervorragende Dienste geleistet hat. Drahtauslöser-Adapter gibt es übrigens auch passend für fast alle Kameras im Internet auf der Seite Orniwelt. Er ähnelt
vom Prinzip her meinem Eigenbaugerät, ist aber deutlich flexibler was die Kameraauswahl betrifft.
Feldsperling, fotografiert mit Nikon Coolpix 8400 und Kowa TSN-884 Spektiv. Trotz ISO100 wirkt das Bild brilliant. Das Bildrauschen, welches man bei ISO100 schon sehen kann, ist noch leicht mittels Bildbearbeitung zu entfernen, so dass man diese Einstellung fast als Standard verwenden kann.
Kommen wir nun aber zu weiteren Punkten der
Coolpix 8400. Die
Coolpix 8400 hat 8MP, und dies ist meiner Meinung nach genau die richtige Menge an Bildinformationen
für eine Kompaktkamera. Alles was darüber hinausgeht, äusserst sich, zumindest bei den von mir verwendeten Modellen, in deutlichem Rauschen und sehr verlustbehafteten
Rauschunterdrückungsalgorithmen. Durch den etwas größeren Sensor als bei vielen anderen
Digitalkameras, ist das Bildrauschen bei der
Nikon Coolpix 8400 durchaus noch vertretbar.
Bei ISO50 liefert die Kamera sehr gute Ergebnisse, und bei ISO100 immer noch gute Ergebnisse in Bezug auf Bildrauschen. Eine Empfindlichkeit von ISO100 kann man also
noch recht problemlos verwenden. Alles was darüber hinausgeht ist grenzwertig bis in meinen Augen unbrauchbar (ab ISO400). ISO200 ist für Notsituationen noch verwendbar. Also in
Bezug auf das Rauschverhalten, keine deutliche Verschlechterung zu meiner
Nikon Coolpix 5000, trotz deutlich mehr Bilddetails.
Bei ISO50 und ISO100 sind also Bilder in atemberaubender Qualität möglich, die schon sehr an die digitalen Spiegelrefelxkameras erinnern. Mit 8 Megapixeln (3264x2448) sind
schon herrlcihe Abzüge in DinA4 und DinA3 möglich. Die Bilder eignen sich sogar problemlos zum Verkauf an weitervarbeitende Kunden und für professionellen Druck.
Abschliessendes Fazit :
Mit der
Nikon Coolpix 8400 habe ich die für mich perfekte Digiscoping-Kamera gefunden. Sie schlägt in meinen Augen alle bisher von mir getesteten Kameras aus der Coolpix-Serie.
Die neueren Modelle mit 10 oder mehr Megapixeln rauschen deutlich stärker, oder aber die Bilder wirken durch Rauschreduzierung verwaschen. Die älteren Coolpix-Modelle sind
von der Geschwindigkeit in Bezug auf interne Datenverarbeitung und Bildspeicherung noch deutlich langsamer. Die Bildqualität der
Coolpix 8400 übertrifft, wenn man
vom umständlichen Weißabgleich absieht, die aller anderen von mir getesteten digitalen
Kompaktkameras und liegt fast bei DSLR Qualität.
In einem Wort : TOP Digiscopingkamera.
Artikel erschienen am 15.10.2008