Vorweg : Nein, ich bin kein Wissenschaftler und nein, meine Testmethoden
und Vergleiche sind keine Labortests, sie sind rein subjektiv und
orientieren sich rein an der Praxis - in der Naturfotografie.
Und trotzdem dürften Sie für die meisten deutlich relevanter sein, als die
vielen Vergleich in Foto-Fachzeitschriften wo die Kameras und Objektive
unter Laborbedingungen getestet werden. Diese Tests haben mir bisher
eigentlich noch nie bei irgendeiner Entscheidung geholfen.
Eher war die Enttäuschung nach einer Anschaffung, die ich aufgrund solcher
Tests gemacht habe, gross, denn in der Praxis erwiesen sich die Ergebnisse
der Tests oft als völlig unbrauchbar oder irrelevant.
Stehen jetzt neue Anschaffungen ins Haus, so kontaktiere ich andere Naturfotografen,
frage diese nach Ihren Erfahrungen, und bitte Sie dann um Originalaufnahmen
direkt aus der Kamera. Dies gilt bei Neuanschaffungen in der Digiskopie aber
auch in der DSLR Fotografie.
Ein Foto mit der gewünschten Ausrüstung aufgenommen - Objektiv-Kamera Kombination oder Spektiv-Kamera-Kombination -
sagt mir dann meist mehr, als tausende von Testergebnissen im Netz oder
in "sogenannten" Foto-Fachzeitschriften.
Aber nun zum eigentlichen Thema :
Nach nun etlichen Jahren DSLR-Fotografie mit AF-Teleobjektiven, ist es an der Zeit, hier mal ein Fazit zu ziehen und die Methoden
Digiskopie und DSLR plus Teleobjektiv direkt zu vergleichen - denn die Unterschiede
sind enorm, die Anwendungsgebiete beider Arten der Natur- und hier insbesondere der Vogelfotografie
unterscheiden sich doch erheblich.
Kleiber fotografiert mit DSLR und 560mm (umgerechnet auf Kleibild ca. 896mm) Verwendet wurde Canon DSLR + 400mm Teleobjektiv + 1,4x Telekonverter + Stativ + Kabelfernauslöser + Tarnzelt + angefüttert
Als erstes sei da die Brennweite gennant. Verwende ich mein Swarovski Spektiv ( mit 20-60x Okular) und meine mittlerweile
schon "veraltete" Nikon Coolpix 5000, so fängt meine Brennweite bei 1600mm an, drehe ich am Zoom des Spektivs auf 30x
so bin ich 2400mm im Vergleich zu Kleinbild. Mit dieser Vergrösserung sind noch gestochen scharfe Aufnahmen
möglich. Ist der Vogel noch weiter entfernt, so drehe ich auf 40-fache Vergrösserung am Okular
des Spektivs und erreiche dann 3200mm Brennweite bei noch guter Bildqualität.
Nehme ich meine DSLR mit APS-C Sensor komme ich mit meinem 400mm Objektiv auf 640mm, nehme ich
noch einen 1.4x Telekonverter zu Hilfe, dann komme ich auf 896mm Brennweite, und nehme ich mit
Qualitätseinbussen den 2x Telekonverter, so komme ich auf 1280mm.
Da hört der Kompromiss von Brennweite und Qualität bei DSLR schon auf, wenn ich das 400er + 2xTC verwende, bei der Digiskopie
geht es jetzt noch nicht einmal richtig los, und das bei atemberaubender Qualität !
Verwende ich ein 600er an der DSLR, so sieht die Rechnung so aus : Verwende ich das 600er, dann habe ich umgerechnet
960mm, verwende ich es mit 1.4x Telekonverter, dann 1344mm, verwende ich es mit 2x Konverter
dann habe ich eine Brennweite von 1920.
Erst mit einem 600er und einem 2x Konverter und dann auch nur bei einer APS-C Kamera komme
ich auf Digiscoping Brennweiten. Durch die Verwendung des 2x Konverters habe ich aber schon mit
geringen Qualitätseinbussen zu rechnen. Bei der Spektivfotografie bin ich hier gerade
im optimalsten Bereich, was die Bildqualität angeht. Der optimale Bereich geht hier nämlich bis 2400mm, das Optimum liegt wohl so bei 2000mm
entsprechend meiner Erfahrungen.
Wie so eine Adaption einer digitalen Kompaktkamera an einem Spektiv (im Film handelt es sich um ein Kowa 884) in etwa funktioniert, können
Sie in folgendem Video sehen :
Bin ich mit meiner Digiskopie-Auzsrüstung mit anderen Fotografen unterwegs, welche
mit DSLR fotografieren, so fängt für mich der Spass erst da an, wo bei ihnen das Motiv
schon zu weit entfernt ist. Klar, das ich mit wesentlich mehr Top-Shots nach Hause
komme. Wo sie die Fluchtdistanz der Tiere unterschreiten müssen, kann ich schon herrliche
Formatfüllende Aufnahmen machen. Ohne das die Tiere mich schon in irgendeiner Weise
beachten. Vögel die der DSLR Fotograf anfüttert und wo er ein Tarnzelt benötigt, fotografiere
ich mit meiner Digiscoping-Ausrüstung im Vorbeigehen.
Kleiber fotografiert mittels Digiscoping unter Verwendung eines Swarovski-Spektivs in Verbindung mit einer Nikon Coolpix 5000 bei einer resultierenden Brennweite von 2800mm - im Vorbeigehen, ohne Tarnung, bei bewölktem Himmel + Stativ + Kabelauslöser
Kommen wir jetzt zur Bildqualität- Die Bildqualität der DSLRs ist, bei idealen Bedingungen, und Nichtverwendung von Konvertern, der
Bildqualität des Digiscoping schon übelegen - zumindest bei meiner alten Coolpix 5000. Digiscoping-Aufnahmen
mit Kameras der neuesten Generation mit 6MP und mehr sind selbst bei einer eingestellten Empfindlichkeit
von ISO200-400 den Aufnahmen der DSLRs fast ebenbürtig. Und das bei mehr als der doppelten Brennweite.
Vorteil der Kompakten : Die Bilder kommen schon knackiger aus der Kamera und müssen nicht
so stark nachbearbeitet werden, wie die der DSLRs. Ausbelichtungen der Originale kommen
in bester Qualität rüber.
Ein weiter Vorteil (ich komme später zu den Nachteilen) der Digiskopie ist die Schärfentiefe. Ich weiss nicht,
ob es ausschliesslich an den kleineren Chips der Kompaktkameras liegt, aber die Motive erscheinen
meist von vorne bis hinten scharf, , ohne weiteres abblenden an der Kamera. So weit kann
ich bei einer DSLR gar nicht abblenden, wenn ich bspw. einen Zaunkönig formatfüllend fotografiere.
Vorher greift schon die Beugungsunschärfe. Warum dies bei den Digiskopie-Aufnahmen fast immer möglich
ist, selbst bei formatfüllenden Aufnahmen fast den ganzen Vogel scharf abzubilden, ist mir ein Rätsel. Ich kenne
mich mit den Gesetzen der Optik nicht sonderlich aus, sehe es aber an den Ergebnissen.
Und trotz der enormen Schärfentiefe sind die Hintergründe der Bilder meist viel weicher, aufgrund
der riesiegen Brennweiten. Das Bokeh der Aufnahen ist wundervoll, weich, ohne störende Blendenreflexe etc., von
sowas träumt man als DSLR Fotograf und bekommt es nur in seltenen Fällen. Bei der Digiskopie
hat man es bei fast jedem Bild...
Zusätzlicher Nebeneffekt der grösseren Schärfentiefe : Ich muss nicht zwingend auf das Auge
des Motivs fokussieren. Ich fokussiere irgendwo in den mittleren Bereich des Motivs, und meist ist
es von vorne bis hinten knackig scharf abgebildet. Auch wenn sich das Motiv kurzzeitig ein
wenig aus dem fokussierten Bereich bewegen sollte, so ist die Schärfe auf dem Motiv meist
immer noch ausreichend.
Dies ist insbesondere bei formatfüllenden Aufnahmen oder sogar Porträts
von Vögeln mit DSLR kaum möglich. Hier muss ich exakt auf das Auge fokussieren, damit
das Auge auch entsprechend scharf ist. Etwas weiter in Richtung zum Betrachter oder etwas weiter in den Hintergrund
beginnt schon der unscharfe Bereich. Der Fokus muss also zu 100% exakt sitzen.
Kohlmeise fotografiert mittels Digiskopie. Auf den Bauch fokussiert und trotzdem von
der Schnabelspitze bis zum Schwanzende scharf, der gar nicht so weit entfernte Hintergrund aufgrund der hohen Brennweite perfekt
aufgelöst.
Aber wann hat denn jetzt endlich die DSLR + Supertele mal die Nase vorn, werden sie sich fragen.
Ganz einfach : Wenn es schnell gehen muss und bei sich bewegenden Motiven. Denn der Fokus der
Kompaktkameras in Verbindung mit Spektiven ist meist recht langsam (dafür aber genau). Und Motive
verfolgen mit Spektiv und Kamera ist kaum möglich. Zudem reichen die Verschlusszeiten nur in den
seltensten Fällen aus, um Motive die in Bewegung sind, scharf abzubilden. Zudem ist
jeder kleinste Verwackler bei derartigen Brennweiten tödlich. Das Bild wird in den
allermeisten Fällen komplett unscharf wirken.
Quirlige, sich dauernd in Bewegung befinden Vögel, sind mittels
Digiscoping kaum zu erwischen. Hier ist die DSLR-Fotografie der eindeutige Gewinner. Der Autofokus ist schneller, und man kann dem
Vogel, fotografiert man freihand, wesentlich schneller folgen. Bei höheren Brennweiten ist hier dann aber ein Bildstabilisator ein Muss.
Nun werden Sie sich wahrscheinlich fragen, wie es in Lichtsituationen aussieht, die
nur sehr langsame Verschlusszeiten zulassen. Da wird doch mit Sicherheit die DSLR
haushoch gewinnen ? - Falsch. Auch hier liegt man in den meisten Fällen mit der Digiskopie
weit vorne. Und zwar lässt sich dies auch ganz einfach begründen :
Die DSLRs, also digitale Spiegelreflexkameras, arbeiten mit Spieglen, die während der
Aufnahme hochgeklappt werden müssen, damit das Licht vollständig auf den Sensor fällt. Hier
entstehen Vibrationen, die sich besonders bei längerer Belichtung auf die Bildschärfe
auswirken. Bei Teleaufnahmen wird dies noch verstärkt.
Vögel in Bewegung. So schnell komme ich nur mit DSLR hinterher, mit Hilfe eines
schnellen kontinuierlichen Autofokus. Auch ein Motiv, wo das Spektiv in den allermeisten
Fällen versagt.
Vögel zu fotografieren mit 1 - 1/30 Sekunde Belichtungszeit sind mittels Digiskopie kein
Problem. Hier wackelt rein gar nichts, es sei denn der Vogel. Bei der DSLR wirken sich aufgrund des
Spiegelschlages derartige Verschlusszeiten oft verheerend auf die Bildschärfe aus. Ich kann da
ein Lied von singen.
In der Anfangszeit habe ich die Unschärfe dann immer auf die Bewegungen des Vogels
geschoben, mittlerweile bin ich der Meinung, das in den meisten Fällen der Spiegelschlag
schuld ist. Denn mittels Digiskopie gelingen mir fast alle Aufnahmen mit dieser Verschlusszeit.
Denn vor allem Vögel bewegen sich nicht kontinuierlich. Sie bewegen sich fast immer ruckartig, und
zwischen diesen Bewegungen verharren Sie fast bewegungslos. Meist trifft man bei diesen Verschlusszeiten
die Phasen wo sie regungslos verharren.
Side by Side aufbauten meiner DSLR und der Digiskopie-Ausrüstungen haben mir dies bestätigt.
Einen ganzen nachmittag habe ich bei schlechtem Licht angefütterte Vögel fotografiert. Mit DSLR
und Digiskopie. Über 80% der Digiskopie-Aufnahmen waren gut, mittels DSLR keine einzige.
Schlechteste Bedingungen. Regenwetter im Winter macht den Tag zur Nacht. 1 Sekunde wurde diese Blaumsie belichtet, und das obwohl sie nicht ruhig sass. Vögel (insebsondere Singvögel) haben die Eigenart, sich ruckartig zu bewegen, in den Zwischenphasen sitzen sie absolut still. Mit DSLR sind mir in dieser Situation keine Aufnahmen gelungen. Die Digiskopie lieferte über 80% rattenscharfe Bilder.
Als ich dann die Spiegelvorauslösung benutzte, war das Ergebnis anders. Hier waren dann auch
einzelne DSLR Bilder scharf. Aber meist nicht auf dem Auge, da sich in der Zeit von der
Auslösung bis zur eigentlichen Aufnahme der Vogel schon aus dem sehr geringen Schärfenbereich der
DSLR herausbewegt hatte. 100%ig auf dem Auge des Vogels war keine Aufnahme scharf.
Für mich hat hier eindeutig auch die Digiskopie gesiegt, auch wenn dies die DSLR Fotografen immer nicht wahrhaben wollen (obwohl sie sich mit
der Digiskopie meist noch nie ernsthaft auseinandergesetzt oder gar selbst über einen längeren
Zeitraum auf diese Weise fotografiert haben).
Nun, jeder Vergleich muss zu einem Fazit führen. Für mich hat hier eindeutig die
Digiskopie die Nase vorn. Und zwar aus folgenden Gründen. Aufnahmen in miserablem Licht
sind besser möglich (bevor ich nicht mit DSLR footgrafiert habe, wollte ich das auch nicht glauben). Ohne Tarnung
lassen sich auch scheue Vögel aus grösserer Distanz fotografieren - bei Ihrem natürlichen Verhalten,
ohne dass sie auf den Fotografen in grösserer Entfernung reagieren. Die Vögel lassen sich
von vorne bis hinten knackscharf ablichten, auch wenn sie nicht parallel zu Schärfeebene sitzen, und trotzdem
bekommt man aufgrund der Brennweite leichter einen schönen homogenen Hintergund. Die Vögel bewegen sich nicht
so leicht aus der Schärfenebene, da diese grösser ist, die Bildqualität der Kompakten wird immer besser,
ich habe Digiskopie-Aufnahmen von 6MP und 8MP Kameras der neuesten Generation bei ISO400 gesehen und
war überwältigt.
DSLR lohnt sich also nur bei bewegten Motiven, Flugaufnahmen und quirligen Vögeln, wo man schnell
reagieren muss.
Oft habe ich mir auf meinen Fototouren schon gewünscht : "Hätte ich jetzt bloss das Spektiv dabei", der
umgekehrte Wunsch nach der DSLR war eher selten, wenn ich mit dem Spektiv unterwegs war.
Von meinen Spektivtouren (auch wenn Sie nur 15 Minuten hier ums Haus führen) bin ich eigentlich noch
nie ohne eine gute Aufnahme nach Hause gekommen, bei DSLR ist Tarnung fast zwingend notwendig, wenn
man Singvögel fotografieren möchte.
Mit Spektiv gehe ich raus, sehe, fotografiere, fertig...
Nachtrag : Bitte bedenken Sie, dass dieser Artikel schon etwas in die Jahre gekommen ist. Mittlerweile
gibt es viele neuere Kompaktkameras. Leider besitze ich keine digitalen Kompaktkameras der neueren Generationen,
mit diesen dürfte die Qualität der Digiskopie-Aufnahmen aber nochmals gesteigert worden sein.
Artikel erschienen am 22.05.2013
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