Endlich ist die sehnsüchtig erwartete
Canon EOS 5D Mark IV im Handel und löst die mittlerweile über 4 Jahre auf dem Markt befindliche
Canon EOS 5D Mark III ab. Die
Canon EOS 5D Mark IV ist wie die
5D Mark III eine
Vollformatkamera, dies heißt, dass der Sensor in etwa
die Größe eines herkömmlichen Kleinbildnegativfilmes aufweist. Anders als bei den meisten digitalen Spiegelreflexkameras lassen
sich mit einer
Vollformatkamera die Motive besser vor dem Hintergrund
freistellen, die
Schärfentiefe erscheint geringer und in
der Regel fällt auch das Bildrauschen deutlich geringer aus, als bei Kameras mit kleineren Sensoren aber gleicher Pixelanzahl.
Mit einer Vollformatkamera wie der Canon EOS 5D Mark IV oder deren Vorgänger, der Canon EOS 5D Mark III
lassen sich die Motive wunderbar vor dem Hintergrund freistellen. Mit einer APS-C Kamera wie beispielsweise der Nikon D5500, mit welcher
dieses Bild entstanden ist, muss der Fotograf deutlich mehr aufblenden und längere Brennweiten verwenden, um einen ähnlichen
Effekt zu erzielen.
Aber was hat sich jetzt alles im Hinblick auf den Vorgänger, der
Canon EOS 5D Mark III getan. Der Schritt von der Mark II zur Mark III brachte beispielsweise
auflösungstechnisch gar keinen Fortschritt, die mess- und sichtbare Detailauflösung war sogar etwas geringer, als die des Vorgängers.
Auflösung und Bildqualität im Vergleich zur 5D Mark III
Die
Canon EOS 5D Mark IV sieht der
5D Mark III zum Verwechseln ähnlich. Aber unter der Haube bietet sie jetzt satte
30 MP Auflösung im Vergleich zu den 22 MP der
Canon EOS 5D Mark III und der
Canon EOS 5D Mark II. Erste Testaufnahmen
zeigen auch deutlich, dass die Mark IV in der Lage ist, die nominelle Auflösung sehr gut auszunutzen. Beim Wechsel von
der
Canon EOS 5D Mark II zur
5D Mark III war ich seinerzeit nämlich etwas enttäuscht, denn die Aufnahmen an der Mark III waren trotz gleicher
Megapixelanzahl sichtbar weniger hoch aufgelöst als die der Mark II. Mit der neuen
Canon EOS Mark IV wird dem Fotografen endlich einmal
wieder eine neue
Vollformatkamera mit einer tatsächlich höheren Auflösung geboten.
Auch bei der
ISO-Empfindlichkeit hat sich etwas getan, die Mark IV schafft hier standardmäßig
ISO 100 bis
ISO 32000. Und die Aufnahmen bei
ISO 32000 sind
tatsächlich noch zu gebrauchen, wenn die Aufnahmen nicht allzu groß ausgedruckt werden sollen. Für ganz extreme Situationen kann der
Empfindlichkeitsbereich zudem noch bis
ISO 102400 erweitert werden. Die von mir bisher gesichteten Aufnahmen im erweiterten
ISO Bereich
sind aber alle enttäuschend. Der erweiterte ISO-Bereich sollte also wirklich nur in Notsituationen verwendet werden. Schaut man sich
jedoch Aufnahmen bis ISO6400 in einem
RAW Konverter an, so wird man feststellen, dass diese immer noch eine Fülle an Details aufweisen
und durchaus für größere Ausdrucke zu verwenden sind. Bei Bildern, welche mit ISO10000 aufgenommen wurden, überlagert das Bildrauschen
aber schon deutlich die feinen Details, und zumindest mit der Entrauschungsfunktion von
Adobe Lightroom CC ist das Rauschen
nicht mehr problemlos zu entfernen, ohne auch den Detailreichtum des Bildes deutlich zu vermindern. Durch die hohe Auflösung sind
aber immer noch problemlos DIN A4 Abzüge ohne deutlich sichtbare Qualitätseinbußen möglich.
An der Canon EOS 5D Mark II hat mich insbesondere der Detailreichtum der Bilder fasziniert, wenn
hochwertige Linsen verwendet werden. Bei der Canon EOS 5D Mark III konnte trotz gleicher nomineller Auflösung einen
leichten Detailverlust im Vergleich zur 5D Mark II erkennen. Aus diesem Grund bin ich damals von der 5D Mark III wieder zurück
zur 5D Mark II gewechselt. Die 5D Mark IV bietet nun einen wirklichen Detailgewinn. Einem Umstieg steht jetzt in Bezug auf
die Bildqualität jetzt nichts mehr im Wege.
Dual Pixel CMOS Sensor der 5D Mark IV
Die für mich persönlich interessanteste Neuerung der
5D Mark IV zur Mark III und Mark II ist der verbaute Sensor. Wie bei der
Canon EOS 70 D wurde bei der
5D Mark IV ein
Dual Pixel Sensor verbaut. Die Kamera kann also im LiveView mit Hilfe des Sensors
über einen Phasen-AF fokussieren. Herkömmliche Spiegelreflexkameras arbeiten im LiveView mit einem Kontrasterkennungsautofokus,
welcher deutlich langsamer arbeitet als ein Phasen-AF. Mit der
Canon EOS 5D Mark IV kann im LiveView nahezu gleich
schnell fokussiert werden, wie es im Sucherbetrieb der Kamera der Fall wäre.
Der Phasen-AF auf Sensorebene hat zudem noch einen weiteren Vorteil. Ein häufiges Problem des Phasen-AFs im Sucherbetrieb
ist nämlich dessen Ungenauigkeit. Da das Bild für den Fokusvorgang über Umwege auf das AF-Modul umgeleitet wird, sind hier
viele Fehlerquellen möglich. Ist auch nur ein Bauteil nicht millimetergenau justiert, kann es zu Fehlfokussierungen kommen.
Diese Fehlfokussierungen treten im LiveView mit Phasen-AF kaum noch auf, der Fokus sitzt in nahezu allen Fällen perfekt. Gerade
bei hochauflösenden Kameras ist dies extrem wichtig, da kleinere Fehlfokussierungen in Pixelansicht sofort sichtbar wären.
Aber auch im Videobetrieb ist der
DualPixel Sensor ein Traum. Denn jetzt kann kontinuierlich und nahezu ruckelfrei
während des Videodrehs fokussiert werden. Mit einem Kontrasterkennungsautofokus ist dies nicht möglich, da dieser sich
über ein Try and Error Verfahren pumpenderweise an den perfekten Fokus herantastet. Aus diesem Grund dürfte die
Canon EOS 5D Mark IV insbesondere auch für Fotografen, welche gerne zwischendurch auch Videoaufnahmen von
Ihren Motiven machen, äußerst attraktiv sein.
Der
Dual Pixel Sensor bietet dem Fotografen laut
Canon aber noch weitere Vorteile. Da die einzelnen Sensorelemente
zweigeteilt sind, also ein Pixel quasi aus zwei versetzten Pixeln besteht, kann der Fokus nachträglich bis zu einem gewissen Grad
verschoben werden. Leicht defokussierte Aufnahmen können also in der canoneigenen Software nachträglich
feinfokussiert werden. Wie praxistauglich diese Methode ist, müsste man noch in etlichen Versuchsreihen ausprobieren.
Auf der Website
Traumflieger.de hat
Stefan Gross allerdings noch eine andere Anwendungsmöglichkeit vorgestellt. Es lässt sich
wohl mittels Software auf einem Einzelbild ein 3D-Bild erstellen. Stereofotografie ist mit der
Canon EOS 5D Mark IV also bis zu einem gewissen Grad möglich.
Der Autofokus (AF) der 5D Mark IV
Die
Canon EOS 5D Mark IV besitzt dasselbe Autofokusmodul wie die
Canon 1DX, also das Profimodell von
Canon.
Die Kamera hat 61 AF Punkte, davon sind 41 hochsensible Kreuzsensoren. Das mittlere AF Feld kann noch bei einer
Lichtstärke von -3EV fokussieren. Im LiveView mit dem
DualPixel AF kann die Kamera sogar noch bei einer Lichtstärke
von -4EV fokussieren! In Sachen Autofokus dürfte dieser Kamera somit kaum eine andere Kamera Konkurrenz
machen.
Gerade im Makrobereich kommt es auf einen zu 100% sitzenden Fokus an. Und
gerade hier haben die meisten Kameras Probleme mit dem AF im Sucherbetrieb. Im LiveView der Canon EOS 5D Mark IV
sollte der Autofokus sogar bei Makroaufnahmen akzeptable Ergebnisse bringen können. Wie er sich tatsächlich
in dieser Disziplin schlägt, bleibt abzuwarten. Ich werde darüber berichten.
Der Videomodus der 5D Mark IV
Da ich selbst keine Videos mit meinen Spiegelreflexkameras aufnehme, kann ich die Videofeatures
nicht wirklich beurteilen. Aber auch für mich bietet der Videomodus der 5d Mark IV etwas Spannendes.
Da die
Canon EOS 5D Mark IV 4K Videos aufnehmen kann, hat man als
Fotograf die Möglichkeit aus diesen
hochauflösenden Videos einzeln 8MP Bilder abzugreifen. Und dies ist auch für mich als
Fotograf äußerst interessant. Von einem 8MP Bild lassen sich nämlich schon größere qualitativ hochwertige
Abzüge herstellen. Anstatt also den Serienbildmodus zu verwenden, hat man hier die Möglichkeit, sein Motiv
zu Filmen und aus dem Film dann später exakt das Einzelbild heraus zu extrahieren, welches einem am besten gefällt.
Ich denke ich beispielsweise an einen abtauchenden
Eisvogel oder ähnliches. Was vorher eher ein Glücksspiel war,
dürfte jetzt fast problemlos möglich sein.
Der Body der 5D Mark IV
Am Body der
Canon EOS 5d Mark IV hat sich nicht allzu viel getan, von der Form her ist er fast
identisch mit dem der
Canon EOS 5D Mark III. Allerdings kann man jetzt schneller auf den Videomodus
zugreifen. Gerade für mich als Fotografen interessant, wenn ich schnell mal eine 4K Sequenz aufnehmen
möchte um später Einzelbilder herauszuziehen. Ansonsten ist alles wie gewohnt an seinem Platz. Die Bedienknöpfe sind
übersichtlich, und jemand der auch vorher schon mit
Canon fotografiert hat, dürfte
sich schnell zurechtfinden.
Fazit
Mit der
Canon EOS 5D Mark IV ist
Canon ein mehr als würdiger Nachfolger der
Canon EOS 5D Mark III
gelungen. Die Auflösung ist deutlich erhöht worden und die Kamera bietet jetzt zudem 4K Video, aus dem
man hochqualitative 8MP Einzelbilder entnehmen kann. Für mich ist die größte Innovation allerdings der
neue 30MP
DualPixel Sensor, welcher auch im LiveView schnelles Fokussieren bei extrem schwachen Umgebungslicht
ermöglicht. Die
Canon EOS 5D Mark IV ist für alle Vollformat-Fotografen die auf dem neuesten Stand der Technik sein
möchten, ein absolutes Muss und absolut empfehlenswert. Derzeit ist die
Canon EOS 5D Mark IV für
3578,41 € im Handel erhältlich.
Wer auf den
Dual Pixel AF und die 30MP Auflösung verzichten kann, und einfach nur eine sehr gute
Vollformatkamera
benötigt, der sollte sich einmal nach dem Vorgängermodell, der
Canon EOS 5D Mark III umschauen. Sie liefert
ebenfalls eine gute Bildqualität und einen sehr guten Autofokus, ist aber mit
1989,00 € schon deutlich günstiger. Erfahrungsgemäß
dürften die Preise beider Kameras in naher Zukunft noch merklich fallen.
Artikel erschienen am 14.11.2016