Gleich vorweg : Dieser Erfahrungsbericht zur Canon EOS
5D Mark III
wird nicht ganz so ausführlich sein, wie die Erfahrungsberichte zu den meisten anderen
Kameras auf meinen Seiten, da ich die
5D Mark III
letztlich nur kurz zur Verfügung hatte. In dieser kurzen Zeit konnte
ich aber dennoch genügend Aufnahmen machen, um mir eine Meinung bilden zu können.
Als Naturfotograf hat man es momentan sehr schwer, da beide Hersteller
derzeit sehr interessante Kameramodelle auf den Markt gebracht haben.
Momentan findet man in fast allen Fotomagazinen und sogar in vielen Computerzeitschriften Artikel über die
Nikon
D800E (bzw. die
Nikon
D800) und die Canon EOS 5D Mark III. Für
eines der beiden Modelle musste ich mich jetzt entscheiden. Denn beide Modelle zu testen, dazu fehlte mir einfach die Zeit.
Bisher testete ich ausschließlich Crop Kameras, das heisst digitale Spiegelreflexkameras, welche einen flächenmäßig kleineren Bildsensor verbaut haben,
als die Filmfläche die man bei einem 35mm Standard Film belichten würde. Als Beispiel sei hier die
7D
oder die
600D
genannt, welche einen Crop-Faktor von
1,6x aufweisen, bei
Nikon
Kameras welche mit dem
DX Format
arbeiten übrigens 1,5x Crop. Nun wollte ich hauptsächlich aufgrund der besseren Bildqualität und besseren
Darstellung feinster Details auch mal das
Vollformat
testen. Bei der
Nikon
D800 bzw. der
Nikon
D800E gefielen mir in fast allen Aufnahmen, auf denen frisches Gras oder
Bäume
zu sehen waren, die Grüntöne nicht - viel zu gesättigt und "giftig". Sie entsprechen einfach nicht meinem persönlichen Farbgeschmack. Ich habe dann versucht,
die Dateien der
Nikon
D800E (welche man sich im Internet zuhauf herunterladen kann) mittels RAW-Konverter so zu optimieren, dass mir die Grüntöne wieder gefallen. Meist gelang dies nicht zu 100% und wenn doch, dann
nur durch sehr viel Probieren und mit größerem Aufwand. Für mich wäre dies zuviel Arbeit gewesen. Auch die
Probleme mit den äußeren AF Feldern würden mich abschrecken. Aber zurück zur
Canon
.
Bei der Canon EOS
5D Mark III
empfand ich dann weniger die Grüntöne, als vielmehr den Preis erschreckend. Was wurde da eigentlich zum Vorgänger, der 5D Mark II, verbessert, das einen solchen Preis
rechtfertigt? Hauptsächlich
wohl der Autofokus, der soll ja überwältigend sein. Da ich hauptsächlich mit dem mittleren AF Feld arbeite, war mir dies nun nicht ganz so extrem wichtig. Weiterhin
sollte das Rauschverhalten laut
Canon
deutlich verbessert worden sein. Auf Beispielbildern im Internet sah ich zwar eine Verbesserung (minimal), ob diese
nun aber auf eine aggressivere Rauschunterdückung vielleicht schon direkt am Sensor oder aber tatsächlich auf irgendwelche bahnbrechenden Erneuerungen am
Sensor zurückzuführen sind, konnte ich nicht beurteilen. Bei den JPGs im Netz fiel mir nur auf, dass die Bilder Kameraintern anscheinend stark weichgezeichnet (entrauscht)
und dann mit einem viel zu großen Radius nachgeschärft wurden. Für mich sind die JPGs der
5D Mark III
so ziemlich das Grauenvollste, was ich bisher aus
DSLRs gesehen habe. Starke Schärfungsartefakte an ansonsten weichgespülten Bildern. Ich konnte nicht verstehen, das die JPGs Out Of Cam überall
so hoch gelobt wurden, während von oft denselben Schreibern zuvor noch ähnliche anmutende Bilder aus
Kompaktkameras
wegen genau dieser Bildanmutung
zerissen wurden. Nur auf der englischsprachigen Seite dpreview.com fand ich bzgl. der JPGs Bestätigung. Siehe hier :
5D Mark III
auf dpreview.com.Nach Betrachten einiger RAW-Dateien der Kamera, konnte ich aber
erkennen, dass die
5D Mark III
aber doch dazu imstande ist, detailreiche Bilder zu liefern, allerdings nur dann, wenn man Sie selbst mittels
RAW
Konverter
entwickelt und hier dann die Rauschunterdrückung deaktiviert und das Bild dezent mit feinem Radius nachschärft.
Neben den Bildern der
5D Mark III
schaute ich mir aber auch Bilder der 5D Mark II an, insbesondere beim
RAW
Vergleich beider Kameras auf
dpreview.com (siehe hier :
RAW
5D2 vs.
5D3
) fiel mir auf, das die Bilder der 5D2 etwas detailreicher und knackiger waren. Ich schob das zunächst
auf Fehler (vielleicht ein leichter Fehlfokus) in der Versuchsanordnung von dpreview.com. Da ich aber nichts dem Zufall
überlassen wollte, und besonders bei meinen Vogel- und
Makroaufnahmen
auf kleinste Details Wert lege, bestellte ich mir
lieh ich mir beide Kameras zeitgleich. Also werde ich in diesem Praxisbericht auch immer mal wieder ein wenig mit der
Canon
5D Mark II
vergleichen.
Der Autofokus Canon EOS 5D Mark III
Fangen wir gleich mit dem Besten an. Der Autofokus der Canon EOS
5D Mark III
ist überwältigend. Mit 61 AF Sensoren welche über einen relativ weiten
Bereich des Suchers verteilt sind, kann man die Schärfe punktgenau dort platzieren, wo man sie auch benötigt. Und dies ohne ein Verschwenken der Kamera,
welches schnell mal leicht defokussierten Bildern führen kann. Von diesen 61 AF Sensoren sind zudem 36 Sensoren Kreuzsensoren und 5 Doppelkreuzsensoren mit
einer extremen Genauigkeit. Arbeitet man mit Festbrennweiten, so ist hiermit der AF extrem schnell und zuverlässig.
Wie auch schon bei der
Canon EOS 7D
kann man auch bei der Canon EOS
5D Mark III
die AF Felder im Menue zu SPOT-AF-Feldern verkleinern,
so dass man die Schärfe auch punktgenau auf kleinere Motive im Bild setzen oder bspw. noch gezielter auf das Auge des Hauptmotivs
fokussieren kann.
Aber die
5D Mark III
kann noch mehr. Sie können die AF Felder gruppieren und auch eine AF Verfolgung ist möglich. Die Kamera merkt also, wenn
sich das Motiv aus dem AF Feld herausbewegt und verwendet dann die entsprechend neuen AF Felder, in die sich das Motiv hereinbewegt hat. Ideal bspw.
bei Flugaufnahmen oder sich schnell bewegenden Motiven im Zusammenspiel mit dem AI-Servo AF.
Der AI-SERVO AF und die AF Verfolgung haben zudem noch vielseitige Einstellmöglichkeiten hauptsächlich bzgl. Ihrer Reaktionsschnelligkeit.
In meinen ganzen Testversuchen saß der AF eigentlich fast immer, so gut kannte ich dies bisher von keiner anderen Kamera, weder
Nikon
noch
Canon
.
Der Kontrast-AF der Canon EOS 5D Mark III
im Live View
Ich habe den Kontrast AF des 5D mark III nur kurz angetestet. Er war im Vergleich etwas schneller als der meiner
Canon EOS 7D
.
Der LiveView Modus der Canon EOS 5D Mark III
Wie von
Canon
gewohnt, enttäuscht auch der LiveView Mode der 5d Mark III nicht. Mit Hilfe des brillianten und klaren Monitorbildes
in Verbindung mit der 10x Lupe lässt sich die Schärfe bei
Makroaufnahmen
punktgenau legen.
Bildqualität und Farbwiedergabe der Canon EOS 5D Mark III
Gleich nachdem ich die
5D Mark III
in Händen hielt wurden sofort die ersten Bilder geschossen. In der Wohnung bei Glühlampenlicht
konnte ich problemlos mit der
5D Mark III
arbeiten. Sie fokussierte schnell und die Bilder wirkten bei einer Empfindlichkeit
von ISO6000 als JPG verhältnismäßig rauschfrei. Allerdings fehlt mir irgendwie eine gewisse Grundschärfe der Bilder. Sie
wirkten alle irgendwie weichgezeichnet mit einer darauf folgenden starken Schärfung per Unschärfemaske. Und dies nicht
nur in höheren
ISO
Bereichen, sondern auch schon ab
ISO
100. Bei ISO400 ist es dann schon recht deutlich...
Ich schaute mir die Bilder nun im
Canon
eigenen
RAW
Konverter DPP an. Gleich fiel mir auf, das die Bilder Standardmäßig extrem stark nachgeschärft
werden, und dies zudem mit einem viel zu hohen Radius. Dies sorgt für einen enormen Verlust an feinen Details im Bild. Nachdem ich
den Schärfe-Algorithmus dann von der Unschärfmaske auf Schärfe umgestellt hatte, waren die Ergebnisse schon deutlich
besser. Alternativ kann man auch bei der Unschärfemaske die Feinheit auf 2 einstellen. Dies bringt einem dann auch deutlich detailliertere
Bilder. Treshold sollte ebenfalls nicht über 1-2 liegen. Die Stärke der Schärfung kann man meist sogar auf 2 herunterregeln.
Die in vielen Foren so hochgelobten JPG-Files direkt aus der 5D Mark III
begeistern mich überhaupt nicht. Auf diesem Beispielbild kann man
sehr schön erkennen, wie die Bilder im Vergleich zum Out Of Cam JPG aussehen könnten, wenn man sie in DPP aus einem RAW
heraus entwickelt.
Die Schärfung wurde im Gegensatz zur Standardeinstellung sogar heruntergeregelt auf Stärke 2, Feinheit 2 und Treshold 1. Die Rauschunterdrückung wurde in DPP
deaktiviert. Erst jetzt kann man erkennen, wieviele feinste Details die 5D Mark III
in Ihren JPGs einfach unterschlägt. Achten Sie einmal auf die feinen
Härchen über dem Auge, auf die Iris oder aber auf die Hautstrukturen und feinen Wimpern unter dem Auge. Aus einem leicht unscharfen Bild wurde ein scharfes! Und dies
sogar bei einer geringeren Nachschärfung und aus dem Grund auch weniger Schärfeartefakte.
Vergleicht man mit DPP entwickelte Bilder mit den JPGs Out Of Cam so sind die Unterschiede enorm. JPGs wirken künstlich scharf, sind detailarm und weisen
zudem häufig Schärfeartefakte auf. Ich habe mich ernsthaft gefragt, warum jemand sich eine 22 MP Kamera kaufen soll, wenn die ganzen Bildinformationen,
welcher der Sensor liefert, nicht einmal annähernd in meinen Out Of Cam JPGs landen. Und jedes Familienknipsbild möchte man halt bestimmt auch nicht
im
RAW
Konverter entwickeln müssen, damit es scharf und detailreich wirkt.
Da ich ja nun neben der
5D Mark III
auch die 5D Mark II in Händen hatte, fiel mir auf, dass die JPGs der 5D Mark II in den unteren
ISO
Bereichen
deutlich detailreicher waren, als die der
5D Mark III
. Für Familienknipsbilder war diese Kamera von der Bildqualiät also
deutlich besser geeignet als die
5D Mark III
. Zwar sehen die JPGs Out Of Cam der 5D II auch etwas weicher aus, als wenn ich Sie mit abgeschalteter
Rauschunterdückung im
RAW
entwickeln würde. Aber die JPGs der 5D Mark II weisen trotz der leichten Weichheit deutlich mehr Details auf, als die der
5D Mark III
.
Hauptsächlich scheint dies wohl daran zu liegen, dass die 3er mit einem viel größeren Radius schärft. Schärfe ich die JPGs der 2er leicht nach, so wirken die Ergebnisse
ähnlich detailreich wie die gezielt auf Details entwickelten
RAWs
.
Schärfe ich hingegen ein JPG der Mark III nach, so werden kaum neue Details sichtbar, aber die Schärfeartefakte werden merklich verstärkt. Warum diesen Makel fast nur
die Tester auf dpreview erkennen, und die JPG Qualität der 3er ansonsten überall hoch gelobt wird, bleibt mir ein absolutes Rätsel.
Nach dem Vergleichen vieler Aufnahmen, fiel mir dann zudem noch auf, dass die
RAW
Bilder der 5D Mark II irgendwie etwas mehr feine Details
beeinhalten als die RAW-Bilder der
5D Mark III
. Und dies obwohl die 3er immerhin 1 MP mehr Auflösung bietet. Ich verglich die
RAW-Aufnahmen also bewusst auf Ihren Detailreichtum, und tatsächlich, in allen meinen Bildern wies die 5D Mark II geringfügig mehr feinste Details auf (zumindest kommt es mir so vor). Für meine
Makroaufnahmen
von
Fliegen
und
Schmetterlingen
kommt es mir schon auf jedes noch so feinste Härchen an. Somit stand für mich die Entscheidung
eigentlich schon fest, für mich wäre die IIer der Sieger.
In der Bildern der 5D Mark II fielen mir häufig Moire oder ähnliche Bildfehler auf, was für einen recht schwachen AA-Filter sprechen könnte.Bei der 5D Mark III
hatte
ich unter sehr ähnlichen Bedingungen kaum Moire-Erscheinungen in den Bildern.
Aber woran kann es liegen. Ich weiß es nicht, aber man hat so seine Vermutungen. Einerseits ist mir bei einigen Aufnahmen der 5D Mark II aufgefallen, dass diese
schnell mal in fein strukturierten Flächen Moire erscheinen lässt, viel schneller als dies bei der
5D Mark III
der Fall ist. Dies könnte
für einen stärkeren AA-Filter der Canon EOS
5D Mark III
sprechen. Denn diese AA-Filter oder auch Tiefpassfilter lassen das Bild
leicht unscharf wirken und verhindern so Moire oder Aliasing und andere Bildfehler. Beim genauen Betrachten der Bilder beider Kameras ist
mir zudem noch etwas aufgefallen. Das Bildrauschen beider Kameras unterscheidet sich erheblich.
Alle Bilder sind gleich in DPP entwickelt worden. Der Rauschfilter wurde deaktiviert. Die oberen Bilder (5D Mark III
) wirken
rauschärmer, oder besser gesagt, sie wirken schon wie entrauscht. Die Bilder der 5D Mark II unten, zeigen ein sehr feinkörniges
Rauschen, so wie man es von einem Sensor eigentlich erwartet.
Haben Sie sich das Rauschen beider Kameras gut angeschaut ? Die 5D II liefert Bildrauschen, so wie man es bei abgeschalteter Rauschunterdrückung
erwarten würde, nämlich absolut feinkörnig. Die
5D Mark III
liefert ein Bild, was in etwas so aussieht, als wenn ich es
in meiner
Bildbearbeitung
entrauscht hätte. Überhaupt kein feines Korn mehr, dafür eine Art flächigeres Rauschen. Vielleicht werden die
Bilder der
5D Mark III
also schon direkt am Sensor deutlich entrauscht ? Und eventuell gehen dadurch schon feinste Details verloren. Oder
aber DPP hält mich hier zum Narren, und entrauscht die Bilder der Mark III trotz deaktivierter Rauschunterdrückung in der RAW-Entwicklung. Oder aber etwas
ganz anderes. Aufgrund der in meinen Augen besseren Detailwiedergabe im Low-ISO-Bereich (bei
RAW
Aufnahmen) und der
angenehmeren JPG Bilder gewinnt für mich hier die 5D Mark II.
Eines möchte ich an dieser Stelle aber nicht unerwähnt lassen. Im High-ISO Bereich sind dann die JPG Bilder der
5D Mark III
wieder
deutlich detailreicher als die der IIer, da die IIer hier dann gnadenlos entrauscht ohne Rücksicht auf Verluste. Ab
ISO
ca. 1000 sind also die JPGs der
5D Mark III
der Gewinner.
Bzgl. der Fabwiedergabe bin ich bisher mit beiden Kameras nicht so 100%ig glücklich. Vielleicht werde ich mich hierzu später noch einmal äußern.
Fazit
Kommen wir jetzt zum Fazit. Ich selber habe von der
5D Mark III
deutliche Verbesserungen der Bildqualität auch im LOW-ISO Bereich erwartet. Diese Erwartungen
wurden leider nicht erfüllt, die Qualität ist in etwa gleich geblieben, evtl mit einem kleinen Auflösungsvorteil für die 5D Mark II. Die JPG Qualität finde ich einfach nur grauenvoll. Ich mag diese interne aggressive Aufbereitung der Bilder nicht. Haben vor Jahren nicht noch alle Profifotografen
die aggressiv aufbereiteten JPGs der Einsteiger-DSLRs belächelt. Nun auf einmal wird die OOC JPG Qualität der
5D3
überall hochgelobt, obwohl Sie den
der Einsteigermodelle fast identisch ist. Nun denn, wer an die 3000.- EUR für eine Kamera ausgibt, mag wohl kaum einräumen, dass seine
Kamera nicht in allen Belangen perfekt ist. Dies merkt man derzeit auch in vielen Foren und das gilt für das Canon- und ebenso für das Nikon-Lager. Sobald jemand
eine Schwäche seiner Kamera entdeckt und diese auch publiziert, stürzt sich der ganze Mob aus Fanboys auf diese Personen und stellt Sie als unfähige
Knipser dar. Da werden die Kameras verteidigt, wie das eigene
Kind
. Schon irgendwie krank, oder ? Aber immerhin unterhaltsam zu lesen.
Neben einer verbesserten JPG Qualität hatte ich mir auch einen deutlich verbesserten Dynamikumfang erhofft. Aber auch hier hat sich nicht viel getan, und
Nikon
ist hier mit der D800(E) schon viel weiter.
Einzig der Autofokus war für mich eine erfreuliche Neuerung. Die Schnelligkeit und Zielsicherheit ist enorm, letztendlich zählt für mich aber
immer die Bildqualität.
Artikel erschienen am 27.11.2012