Im Sommer 2021 hat
Nikon eine Kamera mit Retro-Gehäuse auf den Markt gebracht. Laut einschlägigen Fotowebsites ist sie nicht viel mehr als eine
Nikon Z50 in einem
Gehäuse der
Nikon FM2. Die
Nikon FM2 kam 1982 auf den Markt und war damals eine kleine Sensation, da sie für damalige Verhältnisse mit Ihrem Copal-Verschluss sehr kurze
Verschlusszeiten von bis zu 1/4000s ermöglicht hatte. Wer kein Interesse an einem Retro-Gehäuse hat, könne sich also genauso gut die
Nikon Z50 kaufen und dabei noch etwas Geld einsparen, ist überall zu lesen. Dem ist aber nicht so.
Die Nikon Z fc kommt in einem schicken Retro Gehäuse daher, welches an das Gehäuse der
legendären Nikon fm2 angelehnt ist.
Denn die Nikon Z fc ist eine eigenständige Kamera und für Hobby-Naturfotografen durchaus interessant, wartet sie doch mit
einigen Funktionen und Features auf, welche die
Nikon Z50 nicht bietet. Lediglich einen internen Blitz sucht man bei ihr vergeblich.
Kommen wir zunächst aber erst einmal zu den technischen Daten der Nikon Z fc, welche auch auf der
Nikon Website zur Z fc eingesehen werden.
Technische Daten zur Nikon Z fc
Die Nikon Z fc ist eine spiegellose Systemkamera in einem der legendären Nikon FM2 angelehnten Gehäuse. In der Nikon Z fc ist ein 21 MP
APS-C Sensor mit den Abmessungen
von 23,5mm x 15,7mm verbaut. Die maximale Bildauflösung beträgt 5568 x 3712 Pixel. Einen sensorbasierten Bildstabilisator (IBIS) hat die Nikon Z fc nicht an Bord.
Beim Autofokus der Nikon Z fc handelt es sich um einen Hybrid AF, es wird also mit Hilfe eines Phasen-AFs und der Kontrasterkennung scharf gestellt. Zudem unterstützt der
Autofokus der Nikon Z fc Gesichts- und Augenerkennung bei Menschen und Tieren. Der Arbeitsbereich des AF erstreckt sich über den Helligkeitsbereich von -4,5 bis +19 LW.
Unter der Haube der Nikon Z fc arbeitet (ebenso wie in der
Nikon Z50) ein Expeed 6 Prozessor. Die Z fc erreicht hiermit eine Seriengeschwindigkeit von bis zu 11 Bildern pro
Sekunde.
Der elektronische Sucher der Nikon Z fc löst 2,36 Millionen Bildpunkte auf bei einer Bildabdeckung von 100% und einer Vergrößerung von 1,02. Der TFT-LCD-Touch-Monitor löst 1,04 MP auf und ist (im Unterschied zur Z50) neig- und drehbar und hat einen Betrachtungswinkel von 170°.
Die
ISO-Empfindlichkeit kann zwischen 100 und 51200 eingestellt werden, im erweiterten
ISO Bereich bis zu
ISO 204800.
Die Nikon Z fc bietet hat keinen internen Blitz, bietet dafür aber für ISI-Wert,
Belichtungszeit und Belichtungskorrektur eigene Einstellräder.
Die Kamera wiegt 445g und hat die Abmessungen von 135x94x44 mm.
Der Autofokus der Nikon Z fc
Der AF der Nikon Z fc arbeitet äußerst präzise. Fehlfokussierungen kamen an all meinen
Objektiven so gut wie gar nicht vor. Selbst im Makrobereich, wo es
wirklich auf Nuancen ankommt, ist der AF sehr treffsicher und schnell. Im Vergleich zu meiner
Nikon Z7 scheint er sogar noch etwas akkurater zu sein.
Der AF der Nikon Z fc ist sehr treffsicher. Selbst bei Makros aus der freien Hand, wie bei diesem Weissrandigen Grashüpfer, trifft der AF meist punktgenau.
Auch der Augen-AF erkennt zuverlässig die Augen von Mensch und Tier und fokussiert dann zielsicher auf diese.
Der kontinuierliche Autofokus arbeitet ebenfalls sehr treffsicher, nur in Verbindung mit der automatischen Motivverfolgung kam es hin und wieder vor, dass die Kamera das Motiv verloren und auf den Hintergrund fokussiert hat.
Wie auch schon von den größeren Z - Modellen gewohnt, so hat auch die Nikon Z fc die Möglichkeit, anstatt des normalen
AF-Messfeldes einen Nadelspitzen AF auszuwählen. Hier fokussiert die Kamera dann punktgenau auf den gewünschten Bereich. Der Fokusvorgang dauert in diesem Fall etwas länger.
Die Fokusmessfelder können manuell über eine Einstellwippe auf der Kamerarückseite oder direkt durch Tippen auf den Bildschirm ausgewählt werden (Touch AF). Zusätzlich zum Touch AF
kann über den Kameramonitor auch direkt nach dem Fokusvorgang ausgelöst werden.
Fokusstacking mit der Nikon Z fc
Während die
Nikon Z50 für mich noch eine uninteressante Kamera war, da sie keine
Fokus-Bracketing Funktion hatte, so ist die Nikon Z fc schon jetzt auf meiner "Haben wollen" Liste. Denn Sie hat tatsächlich eine Fokus-Bracketing-Funktion an Bord. Mit einer Aufnahmegeschwindigkeit von 3 Bildern pro Sekunde und einem fehlendem Livebild während der
Aufnahmen ist zwar noch Luft nach oben was die Komfortabilität angeht, aber auch hiermit lassen sich natürlich ansprechende
Stacks relativ einfach erstellen.
Für die obere Aufnahme der Langstieligen Ahorn-Holzkeule wurden mit Hilfe der Fokus-Bracketing Funktion 50 Aufnahmen mit einem leicht verlagertem Fokus aufgenommen und danach in der Bildbearbeitungssoftware Helicon Focus zu einem Einzelbild mit erweiterter Schärfentiefe verrechnet. Das zweite Bild zeigt eine Aufnahme der Langstieligen Ahorn-Holzkeule, wie
sie ohne Fokusstacking aussehen würde.
Durch die
Fokus-Bracketing Funktion dürfte die Nikon Z fc für viele Naturfotografen, welche oft im Makrobereich arbeiten, deutlich interessanter sein als die
Nikon Z50, bei der
keine derartige Funktion implementiert wurde. Kameras ohne eine solche Funktion sind meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß. Denn viele Aufnahmen im Makro- aber auch im Landschaftsbereich sind ohne
Fokusstacking nicht zu verwirklichen.
Nur 4mm hoch waren diese Fruchtkörper eines Schleimpilzes. Ohne Fokusstacking wäre kein brauchbares Bild möglich gewesen, da die Schärfentiefe bei diesem Maßstab extrem gering ist.
Denn je kleiner ein Motiv ist und je größer der Maßstab, mit welchem es abgebildet werden soll, desto geringer ist die
Schärfentiefe. Bei Abbildungsmaßstäben von größer als 1:1 beträgt die
Schärfentiefe oft nur den Bruchteil eines Millimeters. Selbst
Abblenden würde hier kaum helfen, um mehr
Schärfentiefe ins Bild zu bekommen.
Die Bildqualität der Nikon Z fc
Die Nikon Z fc liefert extrem detailreiche Bilder. Obwohl in ihr anscheinend der gleiche Sensor verbaut wird als in der
Nikon Z50, so erscheinen mir die RAW-Dateien der Z fc mit
den gleichen Entwicklungseinstellungen in Adobe Lightroom noch etwas detailreicher als die der
Nikon Z50. Die Farbwiedergabe ist sehr gut, wenn es um Naturaufnahmen und
Landschaften
geht. Hauttöne gibt die Kamera allerdings nicht immer ganz nach meinem Geschmack wieder. Zwar kann in der Nachbearbeitung noch einiges herausgeholt werden, aber an die Hauttöne der
meisten
Canon Kameras kommt man leider nicht heran. Da ich meine Motive in den meisten Fällen aber in der Natur suche und finde, ist dies für mich jetzt nicht ganz so dramatisch.
Birnenstäubling, fotografiert mit der Nikon Z fc und dem Sigma 150mm Makro. An der Bildqualität der Nikon Z fc gibt es nichts auszusetzen. Die Bilder wirken sehr detailreich und sind extrem rauscharm.
Wirklich überwältigend ist die High-ISO Performance der Nikon Z fc. Hier könnte man glatt meinen, man hätte eine aktuelle
Vollformatkamera in Händen. Erst ab
ISO 6400 stört mich
das Bildrauschen etwas. Bilder sind aber tatsächlich noch bis
ISO 12800 problemlos verwendbar, wenn sie nicht gerade in DIN A3 ausgedruckt werden sollen.
Haptik und Handling und Performance
Die Nikon Z fc liegt nicht ganz so gut in meiner Hand wie die neueren, ergonomisch geformten Kameragehäuse; was ich aber auch nicht erwartet hatte. Dennoch hat man mit der
Nikon Z fc das Gefühl, etwas ganz Besonderes in Händen zu halten. Die Kamera fühlt sich sehr wertig an. Die Bedienung ist in vielen Punkten einfacher, da für die wichtigsten
Funktionen Drehregler zur Verfügung stehen. Der dreh- und schwenkbare Monitor ist ideal für Aufnahmen aus ungewöhnlichen Perspektiven und dies auch bei Hochformataufnahmen. Der nur
neigbare Monitor der
Nikon Z50 ist hierfür nicht geeignet. Ein interner Blitz wäre schön gewesen, hätte aber nicht mit dem Retro-Gehäuse harmoniert.
Die Kamera reagiert schnell und ist sofort nach Einschalten betriebsbereit. Das Menü ist, wie von
Nikon gewohnt, gut durchdacht. Wer von
Nikon kommt, findet sich sofort
zurecht.
Nur eines fehlt mir wirklich an der
Nikon Z fc. Eine Buchse für einen Fernauslöser. Eine Fernauslösung ist, soweit ich weiß, nur über Smartphone möglich.
Fazit :
Die
Nikon Z fc ist eine
APS-C Systemkamera der Spitzenklasse im Gehäuse der legendären
Nikon FM2. Der AF arbeitet extrem zuverlässig und schnell, die ISO-Performance ist sehr
gut, und die Kamera hat viele nützliche Zusatzfunktionen wie bspw. das
Fokus Bracketing. Vergleicht man die Nikon Z fc mit der Z50, so liegt die Z fc dank ihres Monitors und der
Fokus-Bracketing Funktion deutlich vorne. Mit einem Preis von
888,88 EUR ist die Nikon Z fc zwar etwas teurer als die
Nikon Z50, man erhält dafür aber einen
dreh- und schwenkbaren Monitor und eine für die
Makrofotografie so wichtige
Fokus-Bracketing Funktion.
Artikel erschienen am 27.08.2021
aktualisiert am 10.09.2021