Eine gefühlte Ewigkeit mussten Sonys
APS-C Fans auf den Nachfolger der
Sony A6600 warten. Aber nun nach 4 Jahren ist er endlich da. Die Sony A6700 löst die mittlerweile doch etwas in die Jahre gekommene
A6600 ab. Die Erwartungen sind - insbesondere nach so einer langen Wartezeit - extrem hoch, zumindest bei mir. Kann die Kamera
Fokusstacking, wie sieht es mit Vogelaugenerkennung aus? Hat sie einen Joystick und zwei Kartenslots? Ist die Menüführung verbessert worden? Besonders in der letzten Zeit gab es unendlich viele Gerüchte zur A6700. Viele haben sich aber nach dem Erscheinen der Kamera als unwahr entpuppt. Was die A6700 wirklich bietet, und ob sich ein Upgrade von der
A6600 zur A6700 lohnt, dazu gleich mehr. Kommen wir zunächst einmal - wie immer - zu den technischen Daten der Sony A6700, welche auch auf der
Sony Website zur A 6700 einzusehen sind.
Technische Daten zur Sony A6700
Die Sony Alpha A6700 ist eine spiegellose
APS-C Kamera. Der BSI-CMOS-Sensor der Kamera löst 26 MP auf und liefert Bilddateien mit den Abmessungen von 6192 x 4128 Pixeln. Fokussiert wird mittels Phasen- und Kontrast-AF direkt über den Sensor der Kamera. Die Kamera verfügt zudem über einen internen Bildstabilisator, welcher bis zu 5 Belichtungsstufen ausgleichen kann.
Die Sony A6700 verwendet den Bionz XR Sensor zusammen mit einem weiteren Prozessor, welcher für KI gestützte Prozesse, wie beispielsweise die Motiverkennung, zuständig ist. Der AF ist somit in der Lage, Personen und Fahrzeuge aber auch Tiere zu erkennen. Darunter diesmal auch
Vögel und deren Augen sowie
Insekten. Die Kamera bietet 759
AF-Messfelder. Motive können per Touch ausgewählt und verfolgt werden. Der AF arbeitet in einem Umgebungslicht von EV-3 bis EV20.
Im Serienbildmodus kann die Kamera bis zu 11 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Diese Geschwindigkeit kann bei Verwendung von JPEG Extra Fine für 143 Bilder beibehalten werden, bei JPEG Fine L sind es 1000 Bilder, bei
RAW 59 Bilder, bei
RAW & JPG 44 Bilder. Dies gilt sowohl bei Verwendung des elektronischen Verschlusses als auch bei Verwendung des mechanischen Verschlusses. Die kürzeste Verschlussgeschwindigkeit beträgt 1/4000s mit mechanischem Verschluss und 1/8000s mit elektronischem Verschluss, die längste Verschlussgeschwindigkeit beträgt 30s. Im Bulbmodus können längere
Verschlusszeiten als 30s realisiert werden.
Die
ISO-Empfindlichkeit kann auf Werte zwischen
ISO 100 - 32000 eingestellt werden, im erweiterten Modus von
ISO 50 bis
ISO 102.400.
Der Sucher der Sony A6700 löst bei einer Vergrößerung von 0,7x 2.36 MP auf, eine Dioptrienanpassung zwischen -4.0 to +3.0 ist möglich. Der dreh- und neigbare voll touchfähige Rückmonitor bietet eine Auflösung von 1,04 MP.
Einen integrierten Blitz besitzt die Sony Alpha A6700 leider nicht.
Die Kamera hat ein einfaches UHS-II SD Kartenfach.
Die Abmessungen der Sony A6700 betragen 122 x 69 x 64 mm bei einem Gewicht von 493g inklusive Akku.
Der Autofokus der Sony Alpha A6700
Meine größten Erwartungen bei der Sony A6700 betrafen den Autofokus. Und hier wurde ich tatsächlich nicht enttäuscht. Sie besitzt einen KI gestützten Autofokus, welcher vollautomatisch eine Vielzahl an Motiven zu erkennen vermag. Neben Menschen werden
Insekten, Tiere ,
Vögel, Flugzeuge, Autos und Züge erkannt. Und dies funktionierte in der kurzen Zeit, in der ich Gelegenheit hatte, mit der A6700 zu arbeiten, auch wirklich gut.
Ricke, fotografiert mit der Sony A6700 mit Tieraugenerkennung und dem Sigma 150-600 DG DN OS. Die Kamera erkannte das Reh sofort und fokussierte auf das Auge.
Säugetiere wie dieses
Reh, aber auch
Hunde und
Pferde wurden schnell erkannt und auch verfolgt. Dasselbe gilt für
Vögel, wenn die Motiverkennung explizit auf
Vögel eingestellt ist - ansonsten hatte die A6700 hin und wieder Probleme
Vögel sofort zu erkennen. Ist die Motiverkennung aber nur auf
Vögel eingestellt, funktionierte sie sehr schnell nahezu immer problemlos. Auch
Vögel im Flug wurden akkurat verfolgt. Gefühlt "sitzt" der AF sogar noch etwas besser als bei meiner
Canon EOS R7, wo er vor allem im Servo-Mode häufig mal knapp vor oder hinter dem Motiv liegt. Genaueres kommt dann in Kürze in einem ausführlicheren Testbericht.
Alles in allem ist Sony beim Autofokus ein deutlicher Sprung nach vorne gelungen. Der AF ist extrem treffsicher und sogar noch deutlich besser als bei der
A6600 (welche schon einen extrem guten AF hatte).
Die Bildqualität der Sony A6700
Auch bei der Bildqualität hatte ich einen deutlichen Sprung im Vergleich zur
A6600 erwartet. Die A6700 hat eine Auflösung von 26 MP, das sind gerade einmal 2 MP mehr als der Vorgänger.
Damit erreicht die A6700 Bildgrößen von 6192 x 4128 Pixel. Die
A6600 erreichte Bildgrößen von 6000x4000 Pixel. Der Unterschied ist also marginal. Werden nahezu identische Aufnahmen beider Kameras miteinander verglichen, so fällt auf, das der tatsächliche Auflösungsvorsprung zur
A6600 noch niedriger ausfällt, bzw. nicht vorhanden ist. Mir ist es nicht gelungen mit bloßem Auge ein mehr an Details in den Bildern der A6700 ausfindig zu machen. Hier muss man Labormessungen abwarten.
Wenn schon die Auflösung nicht merklich erhöht wurde, so wäre nach 4 Jahren zumindest ein besseres Rauschverhalten zu erwarten gewesen. Aber auch hier konnte ich mit bloßem Auge keinen Unterschied zugunsten der A6700 feststellen. Wenn ich ehrlich bin, so scheint die A6700 in meinen Augen sogar minimal stärker zu Rauschen. Auch hier muss man Laborergebnisse abwarten. Praxisrelevant ist der Unterschied allerdings nicht.
Die Farbwiedergabe wiederum empfinde ich als deutlich angenehmer, insbesondere wenn die JPGs der beiden Kameras miteinander verglichen werden. Aber auch bei der RAW-Entwicklung gefällt mir das Ausgangsmaterial der A6700 in Sachen Farbwiedergabe etwas besser.
Bei der Auslesegeschwindigkeit des Sensors hat sich im Vergleich zur
A6600 einiges getan. Rolling Shutter ist zwar in manchen Situationen noch vorhanden, aber bei weitem nicht
so stark wie noch bei der
A6600. Auch im Vergleich zur
Canon EOS R7 hat die A6700 hier die Nase vorn.
Fokus Bracketing bzw. Fokus Stacking mit der Sony A6700
Lange Zeit gab es keine
Fokus-Bracketing Funktion bei Sony Kameras. Seit der
Sony A1 und der Sony
R7 Mark IV hat diese Funktion nun auch einen festen Platz im Hause Sony gefunden. Nun endlich ist Sony auch wieder für Makrofotografen interessant geworden. Viele dürften bereits in den vergangenen Jahren aufgrund dieser fehlenden Funktion entweder auf ein anderes System gewechselt oder aber andersherum keinen Wechsel zu Sony durchgeführt haben. Alleine ich persönlich kenne schon einige Fotografen, welche mit dem Sony-System geliebäugelt aber einen Wechsel aufgrund der fehlenden
Fokus-Bracketing Funktion letztendlich nicht in Betracht gezogen haben.
Um diese Libelle von vorne bis hinten scharf abzulichten, wurden mehrere Bilder mit verlagerter Schärfeebene zu einem Einzelbild (Fokusstack) mit erweiteter Schärfentiefe verrechnet.
Fokus-Bracketing ermöglicht es dem Fotografen vollautomatisch von einem Motiv eine Reihe von Bildern mit verlagertem Fokus aufzunehmen, um diese dann später mit einer
Stacking Software zu einem
Fokusstack mit erweiterter Schärfe zu verrechnen. Einige Kameras sind sogar in der Lage, die Bilder kameraintern zu verrechnen und einen fertigen
Stack auszugeben. Die A6700 beschränkt sich allerdings nur auf die Aufnahme von Fokusreihen. Profis werden ihre Fokusreihen aber meist eh mit externen Programmen wie bspw. Helicon-Focus verrechnen, da sie hier bessere Möglichkeiten haben, in die Verrechnung einzugreifen (überflüssige Bilder zu entfernen, andere Parameter für die Verrechnung zu verwenden etc.). Die A6700 liefert also alle Funktionen, die der ambitionierte Makrofotograf benötigt.
Bedienung und Haptik der Sony A67000
Das Sony Kameras vom Bedienkomfort nicht immer das Nonplusultra darstellen, setze ich einmal als bekannt voraus. Insbesondere die
APS-C Modelle, wie auch der Vorgänger der A6700, fielen durch ein unübersichtliches Menü, eine gewöhnungsbedürftige Ergonomie, einen mäßigen Sucher und einen kaum brauchbaren Touchscreen auf. Der AF der Sony-Kameras hingergen war dem AF der meisten anderen Kameras merklich überlegen. Das war es dann aber auch schon. Für mich war dies allerdings tatsächlich der Grund, meinem Sohn seinerzeit eine Sony A6400 zu schenken. Der AF sitzt nämlich nahezu immer punktgenau. Richtig Spaß bringt die Kamera aber im Vergleich zu den
APS-C Kameras anderer Hersteller nicht. Ab jetzt stellt die A6700 die
APS-C Oberklasse im Hause Sony dar. Wollte man mit der
APS-C Oberklasse anderer Hersteller vergleichen, so wäre dies momentan (Stand 07/2023) im Hause
Canon die
EOS R7 und im Hause
Nikon die Z50. Die
EOS R7 hat von allen dreien den ausgereiftesten Body. Einen Joystick, einen integrierten Bildstabilisator, einen klasse Sucher sowie Monitor und viele Funktionen wie
Focus-Stacking , Precapture und so weiter. Auch die Z50 hat einen ergonomischen Body, der aber nicht mit dem der
R7 mithalten kann. Es fehlt zudem der Joystick und auch eine
Fokus-Stacking Funktion. Im Gegensatz zur
R7 hat die Z50 eine deutlich geringere Auflösung. Sowohl die Z50 als auch die
R7 haben aber ausgereifte Menüs, in denen man sich schnell zurecht findet. Und nun betritt die Sony A6700 das Spielfeld, welche momentan mit Abstand die teuerste Kamera von den dreien ist. Die Erwartungen sind also auch hier extrem hoch. Und einige Dinge haben sich tatsächlich zum Positiven hin verändert. Das Menü wurde völlig überarbeitet und ist jetzt deutlich übersichtlicher. Auch ein weiteres Einstellrad vorne wurde ihr spendiert. Beim internen Bildstabilisator gleicht die A6700 allerdings nur 5 Blendenstufen aus, und liegt somit etwas hinterher. Der Monitor ist jetzt voll dreh- und schwenkbar, so wie auch bei der
R7. Für Vlogger und Makrofotografen (auch für Hochformat) ist die Kamera jetzt deutlich interessanter als die
A6600 geworden. Aber auch an der Ergonomie wurde merklich gearbeitet. Die Kamera liegt jetzt viel besser in der Hand. Den Sucher wiederum finde ich persönlich für diese Preisklasse etwas schwach, auch das Fehlen eines zweiten Kartenslots. Alles in allem ist die Kamera aber ein würdiger Nachfolger der
A6600. Die vielen negativen Kritiken, welche man derzeit im Netz liest, kann ich diesbezüglich nicht ganz nachvollziehen. Für mich reiht sich die Kamera wunderbar zwischen der Z50 und der
R7 ein. Nur den Preis empfinde ich als grenzwertig.
Fazit :
Auch wenn Auflösung und Bildqualität nicht deutlich gesteigert wurden, bietet die A6700 doch einiges mehr im Vergleich zum Vorgänger. Einen wirklich beeindruckenden Autofokus (mit KI gestützter Motiverkennung), eine
Fokusbracketing Funktion, endlich ein brauchbares Menü - und einen ergonomischen Body. Die Auflösung reiht sich im Mittelfeld der anderen APS-Kameras ein. Wer auf einen Joystick verzichten kann und wem eine Auflösung von 26MP ausreicht, der sollte mit der A6700 sehr glücklich werden. Mit einem Preis von derzeit
1699,00 EUR ist sie allerdings merklich teurer als die
APS-C Kameras der meisten Mitbewerber.
Artikel erschienen am 25.07.2023