Nachdem
Canon im Februar 2019 die
Canon EOS RP als günstigen Einstieg ins spiegellose
Vollformat auf den Markt gebracht hat, hofften auch die
Nikon Fotografen
auf ein günstiges Einsteigermodell. Zwar hatte
Nikon seinerzeit gleich zwei spiegellose
Vollformatkameras im Programm, aber auch das kleinere Modell von beiden, die
Nikon Z6, war immer noch deutlich teurer als die
Canon RP - für viele Vollformat-Einsteiger zu teuer.
Erst jetzt im späten Sommer 2020 war es dann auch bei
Nikon soweit. Mit Erscheinen der Z5 bringt
Nikon eine ausgereifte Vollformat-Systemkamera auf den Markt, welche die
Canon EOS RP
in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit weit hinter sich lässt. Und dies zu einem sehr guten Preis. Wer also ins Nikon Vollformat einsteigen möchte, und sich bisher aufgrund
der hohen Preise nicht dazu durchringen konnte, der sollte sich die Z5 unbedingt einmal näher anschauen.
Die technischen Daten, welche auch auf der
Nikon Website zur Nikon Z5 zu finden sind, können sich sehen lassen.
Technische Daten zur Nikon Z5
Die
Nikon Z5 ist mit einem 24 Megapixel auflösenden
Vollformat CMOS-Sensor (kein BSI) ausgestattet. Als Bajonett verwendet sie das noch relativ neue
Nikon Z Bajonett, mittels
Adapter können allerdings auch die meisten
Objektive mit
Nikon F-Bajonett verwendet werden. An Speicherkarten können SD, SDHC (UHS II kompatibel) oder SDXC (UHS-II-kompatibel)
verwendet werden. Die Kamera bietet dem Fotografen 2 SD-Kartenfächer. Unter der Haube der
Nikon Z5 arbeitet der Expeed 6 Prozessor, welcher auch schon in der
Nikon Z7 und Z6 verwendet wurde.
Der elektronische 0,5 Zoll OLED-Sucher löst 3,69 Megapixel auf und kann automatisch oder manuell in 11 Stufen in seiner Helligkeit angepasst werden. Die Bildfeldabdeckung des Suchers
beträgt ca. 100% bei einer 0,8-fachen Vergrößerung. Selbstverständlich gibt es auch eine Dioptrienanpassung von -4 bis +2 Dioptrien.
Beim Fotografieren kann zwischen einem mechanischen Schlitzverschluss, einem Verschluss mit elektronischem ersten Vorhang oder einem vollelektronischem Verschluss
gewählt werden. Es werden
Verschlusszeiten von 1/8000s bis zu 30s ermöglicht. Im Bulb-Modus lassen sich noch längere
Verschlusszeiten realisieren.
Die maximal mögliche Serienbildgeschwindigkeit beträgt 4,5 Bilder pro Sekunde.
Die
Nikon Z5 besitzt keinen integrierten Blitz, mit einem Aufsteckblitz erreicht sie eine Blitzsynchronzeit von bis zu 1/200s. Eine
FP-Kurzzeitsynchronisation ist mit entsprechenden Blitzgeräten möglich.
Standardmäßig liefert die
Nikon Z5 eine
ISO-Empfindlichkeit von ISO100 bis ISO51200, im erweiterten Modus sind Empfindlichkeiten von
ISO bis zu ISO102.400 möglich.
Der Hybrid-AF (Phasen- und Kontrasterkennung) ermöglicht eine Fokussierung im Bereich von -3 bis + 19 LW. Dem Fotografen stehen 273 Fokusmessfelder zu Verfügun.
Die Kamera ist mit einem Sensor-Shift Bildstabilisator ausgestattet, welcher auch zusammen mit VR-Objektiven arbeitet.
Die manuelle Belichtungskorrektur reicht von -5 bis +5 LW ind 1/3 oder 1/2 Schritten.
Die
Nikon Z5 wiegt 675g (mit Akku und Speicherkarte) bei Abmessungen von 100,5 x 134 x 69,5mm.
Der Autofokus der Nikon Z5
Die
Nikon Z5 arbeitet mit einem Hybrid-AF (Phasenerkennung und Kontrasterkennung). Dadurch, dass die Fokussierung mittels Phasen-AF direkt auf dem Bildsensor stattfindet, und auch
ein Kontrasterkennungs-AF an der Fokussierung beteiligt ist, sind Probleme wie Front- oder Backfokus, welche oft bei DSLRs auftreten, nur noch sehr selten anzutreffen. Wie auch
schon die
Nikon Z6,
Z7 und Z50 ist die
Nikon Z5 ebenfalls mit einen Augen-AF ausgestattet, welcher sowohl auf menschliche Augen aber auch auf Augen von
Hund und
Katze anspricht. Ein Feature, ohne
welches ich nicht mehr fotografieren möchte. Es vereinfacht und beschleunigt den Workflow extrem und ermöglicht eine deutlich größere Anzahl an korrekt fokussierten
Aufnahmen bei
Portraits von Mensch und Tier. Der
Fotograf kann sich jetzt auf das Wesentliche konzentrieren, das Licht, die Perspektive und den Bildausschnitt.
Der Tieraugen AF der Nikon Z5 erkennt Augen von Katzen und Hunden. Einige andere Kamerahersteller sind da schon etwas weiter, und es
werden auch andere Tierarten erkannt. Man darf natürlich auf Firmware-Updates hoffen, welchen den Tieraugen-AF auf zusätzliche Arten erweitern ;-)
Auch ansonsten bietet der Autofokus diverse Konfigurationsmöglichkeiten. Bei der Portraitfotografie von
Vögeln bietet sich beispielsweise der Nadelspitzen-AF an. Mit diesem
kann man ganz gezielt auf das Auge des
Vogels fokussieren, da das
AF-Messfeld extrem klein ist. Auch für viele Makromotive ist der Nadelspitzen-AF das Mittel der Wahl, da hier
die
Schärfentiefe extrem gering ist, und der Fokus exakt sitzen muss.
Die Geschwindigkeit und Treffsicherheit des Continuous-AF dürfte ähnlich der
Z7 und Z6 sein. Genauere Aussagen hierzu kann ich aber erst machen, wenn ich die Kamera selber über einen längeren Zeitraum in Verwendung habe. Für Actionmotive wäre die Z5 ohnehin nicht die erste Wahl, da die Serienbildgeschwindigkeit mit 4,5 Bildern pro Sekunde recht gering ist.
Fokus-Stacking mit der Nikon Z5
Kann sie
Fokus-Bracketing oder kann sie es nicht? Auf der
Nikon Website sind keine Angaben darüber zu finden. Warum dieses nicht in den technischen Daten erwähnt wird, ist mir
ein Rätsel, denn für viele professionelle Makrofotografen ist die Funktion mittlerweile essentiell. Aber man darf beruhigt sein, im Gegensatz zur
Nikon Z50, bei welcher eine
Fokus-Bracketing Funktion fehlt, hat die
Nikon Z5
genau wie auch schon die Z6 und
Z7 eine solche.
Nikon hat glücklicherweise auch in die Z5 eine Fokus-Bracketing-Funktion implementiert, so dass Makroaufnahmen mit erweiterter Schärfentiefe , so wie dieser Stack einer Halmwespenlarve bestehend aus 50 Bildern, problemlos möglich sind. Wer genau hinschaut, erkennt auf diesem Stack einer Halmwespenlarve noch weitere Tiere.
Die Z5 kann also Bilderserien aufnehmen, bei welchen der Fokus zwischen den Einzelbildern jeweils leicht verlagert wird. Diese Bildserien lassen sich dann im Anschluss mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen wie bspw.
Helicon Focus oder Adobe Photoshop zu einem Einzelbild mit erweiterter
Schärfentiefe verrechnen.
Die Bildqualität der Nikon Z5
Die Bildqualität der
Nikon Z5 kann man getrost als sehr gut bezeichnen. Sie reicht allerdings nicht ganz an die Qualität der Z6 heran, wenn es um Kriterien wie
Bildrauschen und High-ISO-Tauglichkeit geht. Die
Nikon Z5 verwendet als Bildsensor nämlich einen 24MP CMOS Sensor in einer non BSI Version, es ist also noch kein rückwärtig belichtender Sensor verbaut worden. Die Unterschiede sind minimal, aber unter schlechten Lichtbedingungen durchaus wahrnehmbar. Übrigens, auch
Canon hat seiner Einsteiger Vollformat-DSLM wahrscheinlich einen älteren Sensor spendiert; zumindest im direkten Vergleich wirken die Bilder der
Canon EOS RP genau wie der der
Canon EOS 6D Mark II. In der Praxis spielt dies aber kaum eine Rolle.
Ansonsten ist die Bildqualität der
Nikon Z5 als sehr gut zu bezeichnen, Farben werden sehr natürlich wiedergegeben, die Schärfe ist bei Verwendung hochwertiger
Objektive enorm, und
ein ISO-Rauschen ist dank geringer Auflösung erst bei sehr hohen
ISO-Einstellungen störend.
Haptik,Handling und Ausstattung der Nikon Z5
Wie bei allen
Nikon DSLRs und
DSLMs ist das Menü der
Nikon Z5 sehr übersichtlich gestaltet. Nach einer kurzen Eingewöhnung findet man in der
Regel schnell die gewünschten Menüpunkte, auch wenn man bisher noch nicht mit
Nikon Kameras gearbeitet hat. Wer vorher schon eine Nikon-Kamera verwendet hat, der wird sich
von vornherein perfekt in den Menüs zurechtfinden.
Die Ergonomie der Kamera ist, wie von
Nikon gewohnt, perfekt. Für die wichtigsten Funktionen gibt es eigene Bedienknöpfe und sogar ein Joystick wurde der Z5 spendiert, standardmäßig für die Auswahl der AF-Felder. Auch wenn die
Nikon Z5 eine Einsteigerkamera für das spiegellose
Vollformat sein soll, so wirkt sie doch viel eher wie eine
professionelle Kamera.
Im Gegensatz zur
Nikon Z50 kann die
Nikon Z5 auch wieder über einen normalen Kabelfernauslöser bedient werden. Das Nichtvorhandensein einer entsprechenden Anschlussbuchse war bei mir
ein Ausschlusskriterium für die Z50, denn für die Landschafts- und
Tierfotografie ist ein unkomplizierter optionaler Fernauslöser mit Kabel unerlässlich. Vieles, was
Nikon also bei der Z50 falsch gemacht hat, wurde bei der Z5 wieder richtig gemacht.
Der neigbare Bildschirm der
Nikon Z5 ist zwar für bodennahe Querformataufnahmen oder Aufnahmen über Kopf zu gebrauchen, sollen aber bodennahe Hochformataufnahmen erstellt werden, so
bietet er keinerlei Vorteile zu einem starren Monitor. Warum
Nikon bei den Z Kameras bisher keine dreh- und schwenkbaren Bildschirme, wie beispielsweise an der
Nikon D5600, verwendet, bleibt mir ein
Rätsel. Sie böten so viele Vorteile, und würden vielen Fotografen den Alltag deutlich erleichtern.
Fazit
Mit der
Nikon Z5 hat
Nikon eine Einsteiger-Vollformat-Kamera mit Profi-Feeling auf den Markt gebracht. Der Body bietet 2 Speicherkartenfächer, einen Joystick zur Wahl der AF-Felder sowie
einen integrierten Bildstabilisator. Auch in Sachen Bildqualität braucht sich die
Nikon Z5 nicht hinter der Konkurrenz verstecken. Auch wenn sowohl die
Z7 als auch die Z6 etwas bessere
Sensoren verwenden, wenn es um LowLight-Fähigkeiten geht, so ist der Sensor der Z5 immer noch um einiges besser, als der Sensor von
Canons Einsteiger
Vollformatkamera, der
Canon EOS RP.
Mit einem Preis von
1397,70 EUR
ist die Kamera für eine Einsteiger-Vollformat Kamera zudem relativ günstig. Wer also auf einen dreh- und schwenkbaren Monitor sowie auf eine hohe Serienbildrate verzichten kann,
der bekommt mit der Z5 Top Kamera zu einem sehr fairen Preis.
Artikel erschienen am 21.10.2020