Für knapp 2 Monate hatte ich leihweise eine
Nikon D5200. In dieser Zeit bin ich leider nicht allzuviel zum Fotografieren gekommen. Entweder hat das
Wetter nicht mitgespielt, oder aber die ganze Familie lag wegen Grippe flach. Dieser Erfahrungsbericht wird also im Laufe der nächsten Monate immer ein wenig mehr
erweitert, sobald ich vielleicht nochmal die Möglichkeit habe, mir die Kamera auszuleihen. Aber kommen wir jetzt zur Kamera und meinen ersten Eindrücken.
Die
Nikon D5200 löst mit ca. 24 MP deutlich höher auf als beispielsweise die
Nikon D7000 oder der direkte Vorgänger, die
Nikon D5100. Kamen die Bilder
der
D7000 noch mit einer Kantenlänge von 4928x3264 Pixeln aus der Kamera, so sind es bi der D5200 auf der längeren Seite schon über 1000 Pixel mehr, nämlich
6000x4000. Dies macht sich in der Praxis in großen Ausdrucken schon bemerkbar. Wer häufig Ausschnittvergrösserungen seiner Bilder macht, wird
sich über die zusätzlichen Pixel freuen.
Auch ansonsten ist die Kamera recht gut ausgestattet. Das AF Modul strotzt mit 39 Fokusmessfeldern, 9 davon sind Kreuzsensoren. Das AF Modul scheint
also dasselbe zu sein, welches auch in der
Nikon D7000 Verwendung findet. Zum Vorgänger, der D5100, also schon ein enormer Fortschritt.
Auch ansonsten bietet die
Nikon D5200 viele Funktionen, die aber leider oft nur umständlich über das Menue erreichbar sind. Was mir persönlich
fehlte, ist eine Masterfunktion des internen Blitzes zur Steuerung von weiteren Blitzgeräten, eine Abblendtaste sowie eine "richtige"
Spiegelvorauslösung, bei der ich mit einem Druck auf den Auslöser den Spiegel hochklappe, und mit einem weiteren Druck dann die Aufnahme tätige. Die D5200
bietet leider nur eine automatische
Spiegelvorauslösung mit ca. 3s zwischen dem Hochklappen des Spiegels und der Aufnahme. Makrofotografen können
also keinen windstillen Moment abwarten, um dann die Aufnahme zu tätigen. Fast schon ein K.O. Kriterium für die Naturfotografie finde ich. All diese
mir fehlenden Features bietet bspw. die
Canon EOS 600D oder 650 D. Auch ein AF Motor für Stangen-AF-Objektive fehlt leider, so dass ich einige meiner alten
Objektive nur im manuellen Fokus an der
Nikon D5200 verwenden kann. Schade.
Der Autofokus der Nikon D5200
Der Autofokus der
Nikon D5200 besitzt 39
AF-Messfelder, wie auch die
Nikon D7000. Es handelt sich um das gleiche AF Modul, wie bei der
Nikon D7000 und man hat auch bei
der D52000 vielfältige Möglichkeiten zur Konfiguration des Autofokus. Hierzu muss man allerdings etwas umständlich in den Menues die
Enstellungen ändern, da für die AF-Konfiguration keine Tasten vorgesehen wurden.
Hatte ich viele Probleme mit dem AF meiner
D7000 (mittlereile zum Glück nicht mehr, da ich von vorher 2 Systemen auf
Canon umgestiegen bin), so "zickt" der AF der
Nikon D5200 bisher nicht herum. Er scheint bei Aussenlicht genauso zu
fokussieren, wie bei Kunstlicht. Meine eigene
Canon 600D fokussiert zwar generell mit einer höheren Trefferquote, aber der AF der
D5200 ist ebenfalls brauchbar.
Diese Bild wurde mit dem 105 2,8 VR Mikro-Nikkor freihand
bei ISO100 und einer Verschlusszeit von 1/500s bei Blende f5.0 freihand fotografiert. Der AF sitzt wie bei den meisten Aufnahmen recht genau. Geringe
Unschärfen kommen meist durch Verwackler, welche bei 24MP in der 1:1 Ansicht schon deutlicher auffallen, als beispielsweise noch bei der Nikon D7000 mit "nur" 16 MP.
Auch was die AF-Geschwindigkeit anbelangt, ist der AF der D5200 sehr gut brauchbar und um Lichtjahre schneller als der AF der kleinen Schwester, der
Nikon D3200. Besonders bei nicht ganz so vorteilhaften Lichtverhältnissen, greift der AF der
Nikon D52000 noch, wo der AF
der
D3200 schon längst versagt hätte. Noch vor wenigen Jahren hätte man sich nicht träumen lassen, dass man eine Einsteiger-Spiegelreflex mit einem derart
ausgereiftem AF und zudem für vergleichsweise so wenig Geld bekommen kann. Am Autofokus (Phasen-) der
Nikon D5200 habe ich somit absolut nichts auszusetzen und bin durchweg
begeistert.
Der Kontrast-AF der Nikon D5200 im Live View
Der Kontrast-AF der
Nikon D5200 ist zwar in der Praxis recht langsam, aber brauchbar. Will man den Fokus wirklich auf den mm exakt
legen, so arbeitet der Kontrast AF merklich genauer als der Phasen-AF. Wie auch bei allen anderen von mir
verwendeten
Nikon Kameras, versagt der Kontrast-AF aber einigen Fremdobjektiven. Wer also den
Kontrast-AF nutzen möchte, muss wohl Nikkore verwenden.
Wie auch bei den anderen von mir getetesten
Nikon DSLRs fokussiert die Kamera mit der zuletzt fotografierten
Blende, so dass unter Umständen zu wenig Licht für den AF vorhanden ist. Hier hilft es, den LiveView zu verlassen,
Offenblende einzustellen, um
dann erneut in den LiveView zu wechseln und die Kamera fokussieren zu lassen. Wechseln sie dann in den manuellen Fokus und wählen
Sie die gewünschte
Blende für die Aufnahme aus. Sehr umständlich und eigentlich ein K.O.Kriterium, wenn man die
Kamera häufig mit dem LiveView nutzen möchte.
Der LiveView Modus der Nikon D5200
Wie auch bei der von mir getesteten
Nikon D7000 oder auch der
Nikon D3200 gibt es auch im Live der
Nikon D5200m Probelme über Probleme. Das
Hauptproblem ist hier wieder die nicht verstellbare
Blende. Für den LiveView verwendet die Kamera also die bei der letzten Aufnahme verwendete
oder aber im Suchermodus verwendete
Blende. Sollten Sie die letzte Aufnahme beispielsweise bei
Blende 16 gemacht haben, so wird das
Livebild auch mit
Blende 16 angezeigt. Auch wenn sie die
Blende während des LiveViews verändern, so ändert sich die tatsächliche
Blende des
Objektivs nicht, obwohl die Kamera anzeigt, sie hätten eine andere
Blende gewählt. Erst wenn Sie auslösen und das Bild
aufnehmen, wird die
Blende umgestellt. Das Problem bei der in meinen Augen fehlerhaft funktionierenden Liveblende ist, dass Sie bei
einer Liveblende von f16 den Fokus nicht exakt setzen können. Es erscheint ein größerer Bereich einigermassen im Fokus, wo allerdings die
Ebene der größten Schärfe liegt, ist kaum ersichtlich. Zudem verstärkt die Kamera das Livebild, da bei einer geschlossenen
Blende wie bspw.
Blende f16
nur sehr wenig Licht durch das
Objektiv fällt. Durch das Verstärken wird das Livebild sehr grisselig und verrauscht, so dass ebenfalls
nur schlecht manuell fokussiert werden kann.
Diese Aufnahme eines einzelnen Krokus wurde aus 15 Einzelbildern mit unterschiedlicher Fokusebene zusammengesetzt. Fokus-Stacking nennt man diese Methode um eine
größere Schärfentiefe vor allem bei Makroaufnahmen zu erreichen.
Ein weiteres Manko der
Nikon D5200 ist die Zeitspanne zwischen zwei Aufnahmen. Nach einer Aufnahme im LiveView dauert es nämlich ca. 5 Sekunden (habe es jetzt nicht gemessen,
sondern geschätzt), bis die nächste Aufnahme im LiveView möglich ist. In 5 Sekunden kann viel passieren, und es ist sehr wahrscheinlich,
dass einem dadurch schonmal der ein oder andere Schuss entgeht, beziehungsweise das Motiv entfleucht ist.
Ich betreibe gerne
Fokusstacking. Um eine größere
Schärfentiefe zu erreichen, mache ich von von meinem Motiv viele Aufnahmen (mit versetztem Fokus) und rechne diese dann später
mit
Helicon Focus zu einer Aufnahme mit erweitertem Schärfebereich zusammen. Je nach Motiv kommen pro fertigem Bild schon einmal 10-100 Einzelbilder zusammen. Bei einer Zeitspanne
von 5 Sekunden zwischen den Bildern - eigentlich ja eher 10 Sekunden, da erst nach 5 Sekunden ein Monitorbild angezeigt wird und ich somit erst dann gezielt den Fokus verändern kann -
dauert es viel zu lange, bis so eine Fokusreihe im Kasten ist. Denn innerhalb einer halben Stunde, können schon wieder ganz andere Lichtverhältnisse
vorliegen, was beim späteren zusammenrechnen der Bilder zu Problemen führen kann. Hinzu kommt auch hier wieder das Problem der
Blende im LiveView.
Positiv für
Makroaufnahmen aus ungewöhnlichen Perspektiven ist ohne Zweifel der schwenkbare Monitor, welchen ich ja schon an meiner
Canon EOS 600D so
liebe. Dort macht er auch Sinn. Da bei der D5200 allerdings der LiveView Modus recht schwerfällig funktioniert, habe ich in den meisten Fällen
auf den LiveView und somit auch auf die Möglichkeit der Monitorverstellung verzichtet. Schade, dass
Nikon es bis jetzt nicht schafft, einen für mich
brauchbaren LiveView Modus in neuen Einsteigerkameras zu integrieren.
Bildqualität und Farbwiedergabe der Nikon D5200
Die
Nikon D5200 liefert eine klasse Bildqualität bei
ISO. Aber schon bei ISO200 ist deutliches Bildrauschen erkennbar (wenn man die
RAWs ohne Rauschunterdückung entwickelt). Bei höheren
ISO Einstellungen als ISO200 dürfte kaum noch ein wirklicher Auflösungsvorteil vorhanden
sein, da das deutliche Rauschen für einen Verlust der wirklichen Details sorgen müsste. Bei längeren Belichtungszeiten ist sogar bei ISO100
schon deutliches Rauschen erkennbar. Und besonders in der
Makrofotografie sind
Verschlusszeiten um und bei 1s keine
Seltenheit. Ich möchte die Bildqualität der D5200 hier nicht schlechtreden, aber die Auflösung dürfte sich wirklich nur in den niedrigsten ISO-Bereichen
positiv Auswirken. Einen Umstieg von der
D7000 auf die D5200 würde also nicht wirklich einen weltbewegenden Vorsprung in Sachen Bildqualität bringen - wohl
aber einen großen Verlust an tollen Funktionen, wie einer echten
Spiegelvorauslösung, Abblendtaste und Verwendung des internen Blitzgerätes als Master.
Und wer zudem häufig unter schlechten Lichtverhältnissen fotografiert, der wird mit den Bildergebnissen der
Nikon D7000 mit Sicherheit glücklicher. Besonders
in ISO-Bereichen 800 und größer finde ich die Ergebnisse der
Nikon D7000 deutlich ansprechender und rauschärmer. Auch wenn ich die Dateien der D5200 auf die
Abmessungen der D7000-Dateien herunterrechne.
Der automatische Weissabgleich der Nikon D5200 lässt besonders im Innenbereich - auch in Verwendung mit einem Aufsteckblitz - zu wünschen übrig und stellt die Farben viel zu warm dar.
Was die Farbwiedergabe angeht bin ich mit der D5200 auch nicht so gänzlich glücklich. Wie auch schon bei den anderen Kameras geschrieben, ist dies ja immer sehr
subjektiv. Aber ich persönlich kann mich mit den Farben der D5200 nicht so ganz anfreunden. Egal weclhe Einstellung ich verwende, ich komme
nicht auf Ergebnisse, die mich vollends befriedigen. Sogar die Farbwiedergabe der
D3200 finde ich da deutlich angenehmer.
Auffallend auch, dass der automatische Weissabgleich häufig daneben liegt, insbesondere bei Situationen, wo es eigentlich problemlos
möglich sein sollte. Schauen Sie sich die beiden geblitzten Katzenbilder an. Die Einstellungen waren identisch, und die Aufnahmen sind innheralb weniger Sekunden
mit gleichem
Objektiv entstanden. Hauptlichquelle war hier der Blitz. Während die
Nikon D5200 die Farben viel zu warm (schon braunstichig) darstellt, so
bringt die
Nikon D3200 neutrale Farben, so in etwa wie sie auch die
Nikon D7000 gebracht hätte. Bei einer Aufnahme, wo also Hauptlichquelle ein
Blitz eingesetzt wird, sollte die Kamera es doch eigentlich problemlos schaffen, den Weissabgleich vernünftig hinzubekommen.
Übrigens, bei Blitzaufnahmen hat sich bei mir an der 5200 der manuelle Weißabgleich mit der Eistellung "Sonne" als am natürlichsten erwiesen.
Fazit
Ein wirklich abschliessendes Fazit möchte ich an dieser Stelle noch nicht veröffentlichen, betrachten Sie es also als einen vorläufigen
Gesamteindruck. Ich werde dieses Fazit ergänzen oder abändern, sobald ich noch mehr Aufnahmen im Makrobereich mit der Kamera gemacht habe.
Mein erster Eindruck : Die
Nikon D5200 ist eine brauchbare Kamera, die allerdings in etlichen Bereichen etwas schwächelt. Als
erstes sei hier die Trägheit der Kamera während des LiveViews genannt, welche im Einzelbildmodus zwischen zwei Bilder mehr als 5 Sekunden verstreichen lässt. Auch das
Blendenproblem im LiveView hat
Nikon noch nicht gelöst - warum nict, wenn sich doch jeder darüber beschwert? Mir fehlt ebenfalls ein integrierter Blitz, der als Master einsetzbar ist, sowie eine Abblendtaste. All dies
gibt es beispielsweise bei der
Canon 650D (mit einem zudem perfekten LiveView Modus). Auch was das Rauschen angeht, bin ich etwas enttäuscht. In den Standardeinstellungen wird bei den JPGs schon häufig bei
ISO100 kameraintern entrauscht, und es gehen die gerade durch die hohe Auflösung gewonnenen zusätzlichen Details wieder verloren.
RAW ist also ein Muss, um das
letzte bisschen aus der Kamera herauszuholen. Auch sollte man möglichst bei
ISO 100 bleiben, um die Auflösung voll auszukosten. Bei
ISO Einstellungen über
ISO200 sehe ich eigentlich keinen großen Auflösungsvorteil gegenüber der
D7000 mehr. Insgesamt sehe ich die
D7000 als die deutlich bessere Kamera an, auch von der Bildqualität her. Insbesondere
gilt dies für Aufnahmen unter schlechten Lichtverhältnissen.
Artikel erschienen am 03.04.2012