Im April 2017 hat
Canon die
Canon EOS 800D auf den Markt gebracht, die erste Einsteiger-Spiegelreflexkamera von
Canon, welche
einen
Dual Pixel Sensor verbaut hat, und somit auch im LiveView einen sehr schnellen Phasen-AF bietet. Seit langem mal wieder
eine Einsteiger-DSLR aus dem Hause
Canon, welche auch für mich mich sehr interessant ist. Da die Kamera im LiveView direkt über den
Sensor fokussiert, sind im LiveView Fokusfehler wie Back- und Frontfokus so gut wie ausgeschlossen. Eine Feinjustierung
der einzelnen
Objektive sollte somit nicht mehr nötig sein.
Auch die etwas bessere Dynamik des neuen Sensors ist ein Schritt in die richtige Richtung und war bei
Canon längst überfällig.
Seit einem Monat bei mir im Einsatz, die Canon EOS 800D mit dem neuen Kitobjektiv Canon EF-S 18-55mm f4.0-5.6 IS STM.
Nachdem die Kamera bei mir jetzt einen Monat im Einsatz war, möchte ich hier kurz über meine Erfahrungen mit der Kamera
speziell in der Naturfotografie berichten. Bevor ich allerdings loslege, zunächst einmal die technischen Daten
zu Kamera.
Technische Daten Canon EOS 800D
Die
Canon EOS 800D ist mit einem 24,20 MP Dual-Pixel Sensor ausgestattet und liefert Bilder mit einer maximalen Größe von
6000x3000 Pixeln. Der Dual-Pixel-Sensor ermöglicht es auch im LiveView sehr schnell und vor allem präzise zu
fokussieren. Da das Licht bei dieser Fokusmethode keinen Umweg über den Spiegel zum AF-Sensor nehmen muss, treten keine Probleme
mit Front- oder Backfokus mehr auf. Zudem kann hiermit jetzt auch im Videobetrieb schnell und kontinuierlich
fokussiert werden.
Mit 13,1 x 9,9 cm sind die Abmessungen der Kamera recht klein, auch das Gewicht von 532g fällt für eine Einsteigerkamera
sehr gering aus.
Die
Canon EOS 800D hat im Normalbetrieb 45
AF Messfelder, welche alle Kreuzsensoren sind. Kreuzsensoren arbeiten bei
lichtstarken
Objektiven deutlich schneller und genauer als normale AF Sensoren.
Wie bei bei bisher allen Einsteiger- und Mittelklassekameras von
Canon wurde auch bei der
Canon EOS 800D
ein Tiefpassfilter vor dem eigentlichen Bildsensor verbaut, welcher Moire und Aliasing-Effekte verhindern soll.
Im Gegensatz zu
Canon verzichtet
Nikon bei mittlerweile allen neuen DSLR auf diesen Tiefpassfilter um ein Maximum
an Auflösung und Details in den Aufnahmen zu erhalten.
Die schnellste
Verschlusszeit beträgt 1/4000s, die größeren Modelle von
Canon bieten dem
Fotografen im Vergleich dazu
Verschlusszeiten von 1/8000s. Für Langzeitbelichtungen bietet die 800D
Verschlusszeiten von bis zu
30s im Messbetrieb, im Bulb-Modus können durch dauerhaftes Drücken des Auslösers auch längere
Verschlusszeiten
realisiert werden.
Die
Canon EOS 800D ist mit einem schwenk- und drehbaren Monitor mit einer Auflösung von
1.040.000 Bildpunkten ausgestattet, welcher ideal für Aufnahmen aus besonderen Perspektiven, beispielsweise aus
dem Bodenbereich oder
Makroaufnahmen, ist.
Weitergehende technische Daten zur Kamera gibt es auf der
Website von Canon .
Der Autofokus der Canon EOS 800D im LiveView
Bei der
Canon EOS 800D hat mich insbesondere der Autofokus im LiveView interessiert. Denn anders als bei den meisten anderen
DSLRs arbeitet die
Canon nicht mit einem Kontrasterkennungs-Autofokus sondern mit einem Phasen Autofokus. Die Kamera fokussiert
hiermit genau so schnell, als wenn man den ganz normalen AF, wie auch bei der Fotografie durch den Sucher, verwenden würde.
Da der Phasen-AF im LiveView allerdings direkt über den Sensor arbeitet, kommen Fokusprobleme wie Front- oder Backfokus
nicht mehr vor. Eine Feinjustage der
Objektive ist also nicht mehr nötig.
Der LiveView-AF arbeitet durch den DualPixel Sensor zügig und ist extrem treffsicher
Und tatsächlich, die Fotografie im LiveView ist mit der 800D ein wahrer Genuss und kinderleicht. Mit Hilfe des Touch-Auslöser
kann man während des Livebildes einfach auf die zu fokussierende Stelle auf den Monitor drücken, und schon wird darauf
fokussiert und ausgelöst. Das Ganze gestaltet sich derart einfach, dass ich für die Testaufnahme des
Eisvogels meinen 7-jährigen Sohn
Milan hinter die Kamera gelassen habe - mit großem Erfolg.
Sogar für Makroaufnahmen konnte ich den LiveView AF verwenden. Auf manuelles Scharfstellen
konnte ich - wie auch bei diesem Bild - fast immer verzichten. Eine enorme Arbeitserleichterung.
Selbst bei
Makroaufnahmen, wo ich ansonsten manuell über den LiveView fokussiert hätte, konnte ich an der
Canon EOS 800D
den AF im LiveView verwenden. Denn im Gegensatz zum Kontrasterkennungs-Autofokus im LiveView bei herkömmlichen DSLRS
kommt der AF der
Canon EOS 800D auch mit wenig Licht und schlechten Kontrasten wunderbar zurecht. Der Fokus saß in den
meisten Fällen exakt dort, wo ich ihn auch haben wollte. Noch nie konnte ich in so kurzer Zeit so viele
Makroaufnahmen
erstellen, wie jetzt.
Überrascht hat mich auch die Qualität des ServoAFs im LiveView. Eigenartigerweise sind Aufnahmen, welche ich im ServoAF im LiveView
Modus gemacht habe, häufig präziser fokussiert als Aufnahmen, welche ich im Sucherbetrieb mit dem ServoAF geschossen habe. Enorm, was
die kleine
Canon EOS 800D hier leistet, sicherlich auch dank des neuen DIGIC Prozessors.
Der Autofokus der Canon EOS 800D im Sucherbetrieb
Die
Canon EOS 800D bietet dem Fotografen 45 AF-Kreuzsensoren. Ein großer Fortschritt zum Vorgänger, der 760D, welcher
mit nur 19 AF Sensoren arbeitet. Aber wie treffsicher ist das neue AF-Modul der
Canon EOS 800D in der Praxis?
Diesen Eisvogel habe ich bei Blende 2,8 mit dem mittleren AF-Messfeld
im Sucherbetrieb fokussiert.
Um die Treffsicherheit zu testen, habe ich einige Bilder vom
Eisvogel mit
Offenblende (an meinem 400mm ist dies f2,8) geschossen.
Hier würde jede
Fehlfokussierung sofort sichtbar werden. Ausnahmslos alle meiner Testaufnahmen an diesem Tag saßen zu 100%. Es waren keine Ausreißer
dazwischen. Das AF-Modul der
Canon EOS 800D scheint eine deutliche Verbesserung zur 760D zu sein, bei der es zumindest hin
und wieder einmal zu einem Ausreißer kam. Auch mit meinen anderen
Objektiven, sowie bspw. dem 180er
Makro und dem Kitobjektiv
Canon EF-S 18-55mm f4.0-5.6 IS STM, arbeitet die Kamera einwandfrei.
Etwas geschwächelt hat die Kamera allerdings bei Bewegtmotiven, welche ich mit dem kontinuierlichen
Fokus (Servo AF) fotografieren wollte. Eigenartigerweise hatte ich mehr Treffer, wenn ich ähnliche Szenen im LiveView mit dem
Servo AF festhalten wollte.
Alles in allem ist der AF der
Canon EOS 800D aber herausragend, schnell und präzise.
Die Bildqualität der Canon EOS 800D
Ein sehr wichtiges Kriterium bei
Digitalkameras ist für mich die Bildqualität. Und hier nicht nur
die Auflösung, nein, besonders auf die Farbwiedergabe kommt es mir an. Da nützen mir auch keine Testcharts
mit Farbkreisen etwas. Ich muss das Gerät in den Händen halten und praktisch damit fotografieren, um einen
Eindruck von der Bildqualität zu bekommen.
Die tatsächliche Auflösung der Canon EOS 800D ist beeindruckend. Dieses Bild wurde mit dem 400er 2,8 + 1,4 Telekonverter fotografiert. Jedes feine Gefiederdetail ist zu erkennen.
Auch der Autofokus hat sauber auf das Auge fokussiert.
Der 24MP Sensor bringt an guten
Objektiven eine sehr gute Auflösung. Die Bilder sind scharf und detailreich. Was die tatsächliche
Auflösung anbelangt, konnte ich zu den 18MP Kameras aber keinen riesigen Unterschied feststellen. Hier müsste dann mit Messcharts getestet werden, da ich aber eher
der "Praktiker" bin, belasse ich es beim praktischen Fotografieren. Der
Grünfink wurde freihand mit der
Canon EOS 800D einem
Canon 1,4x Extender und
dem
Canon EF 400mm f2,8 L IS USM I fotografiert. Die Auflösung ist überzeugend und das Bild wirkt auch in der 1:1 Ansicht
scharf und durchzeichnet. Wenn man die Bilder im
RAW Format fotografiert und dann im
RAW Konverter - ich verwende
Adobe Lightroom CC - entwickelt.
Im Vergleich zu den 24 MP
APS-C Kameras von
Nikon (speziell die
Nikon D5500) ist allerdings bei Verwendung des gleichen
Objektivs ein kleiner Auflösungsvorteil
für die
Nikon D5500 zu verzeichnen.
Wie von Canon gewohnt sind die kamerainternen JPEGs detailarm, zu grob geschärft und
standardmäßig zu stark entrauscht.
Am Bild des
Eisvogels ist gut zu erkennen, wie wichtig es ist, seine Bilder im
RAW Format zu fotografieren. Dies gilt insbesondere für
Canon,
denn die JPEGs direkt aus der Kamera sind mit einem viel zu großen Radius geschärft und besonders bei höheren
ISO Werten
mit einem viel zu großen Detailverlust entrauscht. Besonders in den unteren Bereichen in den 100% Crops ist der Unterschied sehr deutlich
zu erkennen. Das JPEG aus der Kamera sieht schon bei
ISO 800 wie plattgebügelt aus.
Kommen wir jetzt zur Farbwiedergabe. Ich werde hier nicht richtig warm mit der
Canon EOS 800D. Besonders die Rot/Gelbtöne werden manchmal sehr
eigenartig wiedergegeben. Ich habe es nicht geschafft, Bilder von unserem
Hund zu fotografieren, wo ich sage, ja, die Farbe passt, so
sieht er tatsächlich aus. Mit der
Nikon D5500 ist dies kein Problem. Ich kann nur empfehlen, die
Canon EOS 800D selbst auszuprobieren,
vielleicht im Laden, ein paar Bilder zu machen und sich diese dann zuhause am PC anzuschauen. Meinen Geschmack trifft die
Kamera in Sachen Farbwiedergabe jedoch nicht. Und auch nachträglich in Lightroom bekomme ich die Farben nicht so hin, wie
ich sie gerne hätte.
Haptik / Handling der Canon EOS 800D
Die
Canon EOS 800D liegt sehr gut in meiner Hand. Die Menüführung ist, wie bei allen
Canon DSLRs, gut durchdacht. Für Anfänger bietet die Kamera
ein standardmäßig eingestelltes Spezialmenü zu aktivieren, wo wirklich alles haarklein erklärt wird. Eine tolle Sache, die ich selber
natürlich nicht benötige. Auf der Kameraschulter befindet sich ein Extrabutton für die ISO-Einstellung, welcher durch einen kleinen
Pin sogar fühlbar ist. Eine tolle Sache. Schneller konnte ich den Button selbst im dunklen Tarnzelt noch nie finden.
Die Kamera bietet zudem eine drahtlose Steuerung externer Blitzgeräte. Besonders bei der
Pilzfotografie mache ich häufig
Gebrauch davon, wenn ich
Pilze zusätzlich zum Umgebungslicht noch etwas seitlich oder unten aufhellen möchte.
Nikon bietet bei seiner gehobenen Einsteigerklasse leider keine drahtlose Blitzsteuerung.
Auch das Quick Menü über den Monitor ist gut durchdacht. Alle wichtigen Einstellungen lassen sich hier in Sekundenschnelle
vornehmen. Es ist eine Freude mit der Kamera zu arbeiten.
Fazit
Wenn man mit den manchmal etwas eigenartig anmutenden Farben - und dies ist natürlich nur meine subjektive Meinung - klar kommt,
ist die
Canon EOS 800D eine hervorragende Kamera. Sie liefert detailreiche und gestochen
scharfe Bilder, der Autofokus arbeitet
sehr schnell und präzise an all meinen
Objektiven. Die Verwendung des LiveViews ist ein Traum, da mit dem
DualPixel Sensor jetzt
genau so schnell und sicher fokussiert werden kann wie im Sucherbetrieb. Der Autofokus ist hier sogar noch treffsicherer. Das Bedienkonzept
ist sehr gut durchdacht, alle Einstellungen sind im Handumdrehen erledigt.
Wie alle Einsteigerkameras gibt es auch kleinere Einschränkungen, wie zu Beispiel die schnellste
Verschlusszeit von 1/4000s und der sehr kleine
optische Sucher. Wer auf einen größeren Sucher und schnellere
Verschlusszeiten nicht verzichten kann, sollte sich nach der
Canon EOS 80D umschauen, welche derzeit mit
979,00 €
kurioserweise nur geringfügig teurer ist als die
Canon EOS 800D. Dabei handelt es sich bei der
Canon EOS 80D sogar um eine Kamera der gehobenen
Mittelklasse. Die Vorteile der
Canon EOS 800D liegen allerdings beim neueren, schnelleren Prozessor, welcher besonders im LiveView
zu schnelleren Fokusvorgängen besonders im ServoAF führt. Hier muss jeder selbst entscheiden, wo er seine Prioritäten setzt.
Die
Canon EOS 800D ist derzeit jedenfalls für
795,00 €
im Handel erhältlich. Man erhält mit ihr neueste Sensortechnologie und einen sehr schnellen Prozessor, was mir für meine Zwecke
wichtiger erschien als ein größerer Sucher und andere Funktionen der 80D.
Die
Canon EOS 800D gibt es übrigens auch mit einem neuen Kit-Objektiv, dem
Canon EF-S 18-55mm f4.0-5.6 IS STM, über welches
ich auch schon berichtet habe. Das Kitobjektiv hat eine sehr gute Abbildungsleistung. Wer sich die 800D besorgen möchte, der sollte sich auf jeden Fall für die Kitversion entscheiden.
Artikel erschienen am 18.05.2017