Die aktuellen Profi-DSLMs bieten dem Fotografen immer mehr neue Features. Hierzu gehören unter anderem die (Tier-)Augen-Erkennung, kamerainterne Bildstabilisatoren, extrem schnelle Serienbildgeschwindigkeiten und die Möglichkeit, mittels Adapter auch ältere
Objektive der DSLR Kameras zu verwenden. Neben
Nikon mit der
Z7 II und
Canon mit der
Canon EOS R5 hat jetzt im Februar 2021 auch Sony mit der Alpha 1 ein aktuelles Profimodell auf den Markt gebracht. Die Spezifikationen können sich sehen lassen und ich denke,
dass mit Sicherheit der eine oder andere Canon- oder Nikon-Fotograf neidvoll zur Sony aufblickt. Vergessen darf man allerdings nicht, dass eventuell auch von
Canon und Nikon in gar nicht
allzu langer Zeit weitere professionelle spiegellose Systemkameras angekündigt werden. Denn die echten DSLR-Profikameras wie die
Canon 1DX Mark III oder die
Nikon D6 haben noch kein
spiegelloses Pendant. Man darf also gespannt sein, was da noch kommt.
Kommen wir jetzt aber erst einmal zu den beeindruckenden technischen Daten der Sony Alpha 1, welche auch vollständig auf der
Sony Website zur A1 eingesehen werden können.
Technische Daten zur Sony Alpha 1
Die Sony A1 ist mit einem Exmor RS CMOS-35-mm-Vollformatsensor ausgestattet, welcher eine Auflösung von effektiv 50,1 Megapixel liefert. Dies entspricht Bilddateien mit den Abmessungen von 8.640 x 5.760 Pixeln. Für die Speicherung der Aufnahmen bietet die Kamera zwei Steckplätze für SD-Speicherkarten (kompatibel mit UHS-I/II) oder CFexpress-Speicherkarten Typ A. Ein sensorbasierter 5-Achsen Bildstabilisator ermöglicht um bis zu 5,5 Belichtungsstufen längere Belichtungszeiten, je nach verwendetem
Objektiv. Die Sony Alpha 1 arbeitet mit einem Hybrid-Autofokus (Phasendetektions-AF und Kontrastdetektions-AF) welcher vielfältig konfigurierbar ist. Dem Fotografen stehen 759
AF-Messfelder zur Verfügung. Ebenso
verfügt die Kamera über eine Motiverkennung, welche automatisch Gesichter, Tiere,
Vögel und auf Wunsch auch deren Augen erkennen kann und entsprechend darauf fokussiert.
Der AF hat einen Empfindlichkeitsbereich von -4 bis 20 EV.
Der elektronische Sucher der Sony Alpha 1 bietet eine maximale Auflösung von 9437184 Pixeln bei einer Sichtfeldabdeckung von 100% und einer 0,90fachen Vergrößerung. Die Bildrate ist auf Kosten der Sucherauflösung in 3 Stufen einstellbar (60 Bilder pro Sekunde, 120 Bilder pro Sekunde und 240 Bilder pro Sekunde).
Neben dem Sucher verfügt die Sony A1 über einen vertikal schwenkbaren Monitor mit einer Auflösung von 1.440.000 Bildpunkten, welcher auch als Touchscreen fungiert. Mit diesem
lassen sich Fokusmessfelder setzen, Menüeinstellungen vornehmen oder Bilder betrachten.
Der BIONZ XR Prozessor im Zusammenspiel mit dem Exmor RS ermöglicht extrem schnelle Serienbildraten von bis zu 30 Bildern pro Sekunde. Durch den großem internen Puffer können so 155
RAW Bilder (komprimiert) in Serie aufgenommen werden, ohne das es zu Verzögerungen kommt. Auch das AF-Tracking funktioniert während dieser Serienaufnahme ohne Unterbrechungen.
Die Abmessungen der Kamera betragen 128,9 mm x 96,9 mm x 80,8 mm (BxHxT) bei einem Gewicht von ca. 737 g.
Der Autofokus der Sony Alpha 1
Nachdem ich nun seit etlichen Wochen mit der
Canon EOS R5 unterwegs bin, habe ich den Tieraugen-AF dieser Kamera sehr zu schätzen gelernt. Insbesondere der
Augen-AF, welcher auch auf
Vögel reagiert, nimmt mir unglaublich viel Arbeit ab. Nun kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren, die Bildgestaltung. Fast alles andere
übernimmt die
Canon EOS R5. Und genau dies bietet jetzt auch die Sony Alpha 1. Und dabei ist sogar schon der AF der kleineren Sonys, genannt seien hier die
A6100 und die A6400, extrem gut und äußerst präzise im Vergleich zu den Einsteigerkameras der anderen Hersteller. Von der Sony Alpha 7 erwarte ich also einen extrem präzisen und schnellen
Augen-AF, nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Tieren und
Vögeln. Und kann man bisherigen Testberichten glauben, so scheint dies auch tatsächlich der Fall zu sein.
Hat man sich erst einmal an die Vorzüge eines Augen-AFs für Tiere gewöhnt, möchte man nicht mehr darauf verzichten. Diese Aufnahme entstand mit der Canon EOS R5 + 2x Extender + 400mm f2,8 L IS USM
Auch der Servo-AF der Sony A1 soll überwältigend sein. Selbst während einer schnellen Aufnahmeserie von 30 Bildern pro Sekunde ist er in der Lage, das Motiv
kontinuierlich zu verfolgen - ein Traum für Naturfotografen. Hier kommt meine
Canon EOS R5 zumindest in Verbindung mit meinem alten 400er nicht ganz hinterher.
Generell muss ich sagen, dass der Autofokus der neueren Sony
DSLM Kameras extrem präzise ist. Ich denke, dies hat auch mit der langjährigen Erfahrung im Bereich
spiegelloser Systemkameras zu tun. Und dieses Wissen jetzt zusätzlich kombiniert mit künstlicher Intelligenz und einem sehr schnellen Prozessor ist von der Konkurrenz nur
schwer zu schlagen.
Die 759 AF - Felder der Sony Alpha 1 decken zudem 92% des Sucherbildes ab, so dass Motive bis fast direkt an den Rand per AF Tracking verfolgt werden können. Auch bei statischen Motiven kann durch die große Auswahl an Messfelder der Fokus punktgenau gelegt werden, ohne die Kamera verschwenken zu müssen.
Fokusstacking mit der Sony Alpha 1
Und wieder einmal eine weitere Sony Kamera, welche keine
Fokus-Bracketing Funktion bietet. Warum Sony nicht einmal dem Flagschiff der Alpha-Serie keine solche Funktion mit auf den
Weg gibt, ist mir ein Rätsel. Gerade bei einer Auflösung von 50 Megapixeln ist die geringe
Schärfentiefe bei
Makroaufnahmen sofort zu sehen. Und dort, wo man nicht weiter
abblenden
kann (oder aufgrund eines unruhigen Hintergrundes möchte), werden von vielen Fotografen
Stacks angefertigt. Wo früher der Fokuspunkt manuell mit Hilfe eines
Makroschlittens verschoben werden und man jede Aufnahme händisch auslösen musste, erledigen dies die meisten aktuellen Kameras von selbst. Nur die Sonys nicht.
Insbesondere bei Stacks von Insekten, welche sich gerne mal zwischendurch bewegen, kommt es auf Schnelligkeit an. Manuell bräuchte man einige Minuten, bis man genügend Aufnahmen im Kasten hat. Kameras mit automatischer Fokus-Bracketing Funktion sind dort erheblich schneller, und schaffen den Stack in wenigen Sekunden.
Sollte ich mich für die Sony A1 entscheiden, so bräuchte ich auf jeden Fall noch eine weitere Kamera für meine
Makroaufnahmen, welche automatische Schärfereihen aufnehmen kann. Da dies momentan keine Kamera von Sony wäre, bräuchte ich zudem noch weitere
Makroobjektive. Und dies nur wegen einer fehlenden Funktion, welche wahrscheinlich softwareseitig problemlos zu implementieren wäre.
Wenn Sony bei einem Firmwareupdate in naher Zukunft eine
Fokus-Bracketing Funktion anbieten würde, so könnte man tatsächlich über einen Wechsel nachdenken, so aber fehlt mir eine für mich unverzichtbare Funktion.
Die Bildqualität der Sony Alpha 1
Sony Kameras sind für Ihre exzellente Bildqualität bekannt. Die Sony Alpha 1 scheint alle vorangegangenen Modelle in Bezug auf die Bildqualität noch zu toppen. Die Kamera liefert
einen Dynamikumfang von sage und schreibe 15 Blendenstufen und dies bei einer Auflösung von 50 MP. Stöbert man im Netz nach Beispielbildern, welche mit der A1 entstanden sind,
so fällt einem zudem das sehr geringe Rauschen bei einem enormen Detailreichtum auf. Obwohl die Kamera 50MP auflöst, so erscheinen die Bilder auch in der 100% Ansicht mit guten
Objektiven rattenscharf.
Alle neueren Sony Kameras bieten eine überragende Bildqualität. Diese Aufnahme wurde mit einer Sony A6100 gemacht, der Einsteigerklasse von Sony. Die Alpha 1 bietet ein noch besseres Rauschverhalten sowie einen Dynamikumfang von 15 Blendenstufen und toppt damit alle von mir getesteten Kameras.
Vergleiche ich die Aufnahmen mit Aufnahmen welche ich mit meiner
R5 oder auch der
Z7 gemacht habe, so scheint die A1 beide Kameras zu toppen.
Die Farbwiedergabe ist knackig und sehr authentisch, wie von den neueren Sony Kameras gewohnt, auch die Hauttöne wissen zu gefallen. Dies war insbesondere bei den JPEGs der
älteren Sony Kameras nicht immer der Fall.
Wer also die bestmögliche Bildqualität benötigt, der ist bei der Sony α1 perfekt aufgehoben.
Haptik und Handling und Performance
An dieser Stelle möchte ich gleich mit dem für mich relevantesten Punkt anfangen. Sony hat das Menü im Vergleich zu allen vorangegangenen Sony-Kameras komplett überarbeitet. Und
das war auch bitter nötig, denn ein wirkliches System gab es in den Sony-Menüs bisher leider nicht. Bei der Alpha 1 hat sich dies jetzt aber grundlegend geändert. Mit dem Menü der
A1 dürften jetzt auch Fotografen zurechtkommen, die vorher mit
Canon oder
Nikon gearbeitet haben und somit gut strukturierte Menüs gewohnt sind.
Neben dem aufgeräumten Menüs fallen an der A1 auch die vielen Bedienknöpfe und Räder positiv auf. An der Sony Alpha 1 lassen sich nahezu alle wichtigen Parameter sofort per Knopf oder Wahlrad einstellen, so dass das Menü nur noch für ganz spezielle Funktionen aufgerufen werden muss. Es gibt ein Wahlrad für den Aufnahmemodus (M,A,S,P), ein Wahlrad für den AF (Af-S, AF-C etc.), ein Wahlrad für den Serienbildmodus, eines für die Belichtungskorrektur, eines für die
Blende und letztendlich noch eines für die
Verschlusszeit. Zudem bietet die A1 mehrere frei belegbare Bedienknöpfe, falls dem einen oder anderen Fotografen noch eine direkt anwählbare Funktion fehlen sollte.
Auch der ON/OFF Button ist bei der A1 perfekt platziert. Er liegt auf der rechten Kameraschulter direkt am Auslöser. Die Kamera ist somit einhändig bedienbar. Wie sehr hätte ich mir dies auch an meiner
Canon EOS R5 gewünscht.
Zwei Kartenslots sorgen zudem jederzeit für genügend Speicherplatz. Sobald die eine Karte voll ist, schreibt die Kamera direkt auf der zweiten Karte weiter. Alternativ kann die zweite Karte auch als Sicherungskopie verwendet werden, so dass bei einer defekten Speicherkarte keine Aufnahmen verlorengehen.
Fazit :
Die Sony Alpha 1 ist eine professionelle spiegellose Systemkamera aus dem Hause Sony. Sie liefert eine überragende Bildqualität, mit hervorragendem Detailreichtum und sehr
authentischer Farbwiedergabe. Der Autofokus ist extrem schnell und äußerst präzise. Die Kamera fokussiert auf Wunsch sehr sicher automatisch auf die Augen von vielen Tieren (auch
Vögel) und Menschen. Ein 5-Achsen Bildstabilisator sorgt für verwacklungsfreie Bilder auch bei längeren
Verschlusszeiten. Leider fehlt ihr eine automatische
Fokus-Bracketing Funktion, welche bei
Makroaufnahmen im extremen Nahbereich gerne verwendet wird, um Bilder mit größerer
Schärfentiefe zu erreichen.
Alles in allem ist die Sony Alpha 1 aber eine der besten spiegellosen Kameras auf dem Mark. Mit einem Preis von derzeit
7299,00 EUR dürfte sie aber fast ausschließlich für Profifotografen interessant sein.
Erwähnen möchte ich an dieser Stelle noch, das mittels Automatikadapter verschiedener Hersteller auch viele Fremdobjektive uneingeschränkt an Sony Kameras funktionieren. Wer also
zu Sony wechseln möchte, der kann mit etwas Glück seine alten
Objektive an der Sony weiterverwenden.
Artikel erschienen am 21.03.2021